Assassin's Creed Shadows im Test

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Auf Assassin’s Creed Shadows ruhen hohe Erwartungen. Denn entweder wird sich das Game gut genug verkaufen, um den leckgeschlagenen Kahn Ubisoft zu retten. Oder aber es sorgt dafür, dass das Schiff umso schneller untergehen wird. Es sind Spiele schon an geringeren Erwartungen gescheitert.

Assassin s Creed Shadows neXGam 103Ich liebe das Internet und auch die sozialen Medien. Aber ich liebe es nicht, wenn schon wieder irgendeine Person, die in ihrem Meinungsspektrum eher rechts und konservativ einzuordnen ist, sich über einen bestimmten Film oder Spiel aufregt, weil es nicht seiner Meinung entspricht. Wenn entweder das Quellenmaterial nicht haargenau adaptiert wurde oder wenn angeblich die Geschichte nicht respektiert wird und man eine farbige Person steuert, bei der die Archäologen sich nicht sicher sind, ob sie so wirklich existiert hat.

Assassin’s Creed Shadows ist ebenfalls von diesem unschönen Trend betroffen worden. Als nämlich bekannt wurde, dass man in diesem Game auch den farbigen Samurai Yasuke steuert, ist ein unschöner Shitstorm losgebrochen. Im Prinzip wurde hier ein Titel schlecht gemacht, weil er dem Gamer eine Wahl bot, die manche nicht wollten. Hierdurch lastete auf die Entwickler und ihr Werk ein noch höherer Druck, als ohnehin schon.

Denn bei Ubisoft hatte sich in den letzten Jahren eine bedenkliche Schieflage entwickelt. Man hatte sich übernommen, zu häufig auf bekannte Spielprinzipien gesetzt, musste Studios schließen, Leute entlassen. Die Tatsache, dass anschließend auch noch einige Spiele wie Prince of Persia: The Lost Crown hinter den Erwartungen zurückblieben, sorgte für zusätzliche Spannung. Es war dann sogar die Rede davon, dass der Konzern, sollte Assassin’s Creed Shadows floppen, zerschlagen werden würde.

Da war es dann auch nicht eben hilfreich, dass das Spiel immer wieder und wieder verschoben wurde. So wurde das lukrative Weihnachtsgeschäft verpasst und es sollte auch nicht mehr im fiskalischen Jahr erscheinen. Also alles in allem keine guten Voraussetzungen für das Spiel. Ein Flop wäre da nur passend zu dieser unschönen Kette an Ereignissen.

Assassin s Creed Shadows neXGam 151Bevor ich gleich mit der Hauptrezi anfange noch ein paar Worte zu der Spielweise: Du kannst vor eigentlichem Spielbeginn nicht nur auswählen, welches Game du gerade spielen möchtest (Es gibt eine nette Leiste, die bis Origins zurückreicht). Sondern ebenso kannst du Einstellungen machen, die die Spielweise betreffen. Und so habe ich die Dialogoptionen in den Cutscenes ausgeschaltet und das immersive Spielen ein. Letzteres bedeutet, dass die Sprachausgabe nicht in Deutsch ist, sondern Japanisch und Portugiesisch, was sich gleich positiv spürbar auf die Atmosphäre des Games auswirkt.

Mit Assassin’s Creed Shadows begibt sich Ubisoft zum ersten Mal seit Assassin’s Creed Chronicles: China nach Asien. Dieses Mal ist der Handlungsschauplatz Japan im 16. Jahrhundert, gegen Ende der Sengoku Periode. Das war eine Ära, in der das Land in einem intensiven Bürgerkrieg zerfallen war. 

Du steuerst erstmals seit Assassin’s Creed Syndicate wieder zwei unterschiedliche Figuren, zwischen denen du ab dem zweiten Drittel des Spiels hin- und herwechseln kannst. Auf der einen Seite steuerst du die Ninja Nanoe, eine Iga, die letzte Lebende ihres Clans und gleichzeitig auch eine Assassine. Auf der anderen Seite den farbigen Ex-Sklaven Yasuke, der von Oda Nobunga zum Samurai gemacht wurde. Es geht wieder um einen verräterischen Geheimbund und um ein mysteriöses Kästchen mit rätselhaftem Inhalt.

Zugegeben: Die Hauptstory lockt jetzt nicht den Hund hinter dem Ofen hervor. Im Prinzip hat Ubisoft hier denselben Aufbau nahezu aller letzten Assassin’s Creed-Titel seit Origins übernommen. Eine Gruppierung von maskierten Übeltätern, die der Spieler einer nach dem anderen anhand von Hinweisen identifizieren und zur Strecke bringen muss. Das ist nicht neu, das ist bekannt und ehrlich gesagt auch ein wenig langweilig.

Assassin s Creed Shadows neXGam 52Und doch schafft es Assassin’s Creed Shadows, dass du am Haken bleiben wirst - dass du unbedingt weiterspielen möchtest. Und zwar nicht wegen der Antagonisten, sondern wegen der Protagonisten!

Zu Beginn wirst du noch überwiegend Nanoe steuern. Du erfährst viel über sie, über ihren Werdegang und ihre Beziehung, nicht nur zu ihrem Vater, sondern auch zu ihrem Klan. Du siehst, wie sie das erste Mal jemanden tötet und daran schwer zu knabbern hat. Du siehst, wie sie dann voller Hass später die Leute umbringt, die sie für den Tod ihres Vaters verantwortlich macht. Aber ebenso siehst du, wie sie einsieht, wenn sie Fehler macht. Und daraus lernt.

Yasuke stößt dann erst später zum Spiel hinzu. Du kannst ihn kurz im Prolog steuern, doch erst ab dem Ende des ersten Akts wird er richtig zur Spielfigur. Er ist jemand, der geradlinig ist. Er begegnet Land und Leuten offen und ist dankbar dafür, dass er nicht wieder als Sklave arbeiten muss. Er ist ruhig und besonnen, vielleicht auch ein wenig langweilig, doch am Ende der perfekte Gegenpol zu Nanoe.

Dabei steuern sich beide sehr unterschiedlich. Nanoe ist die typische Assassine, wie du sie aus vielen anderen Spielen des Franchise her kennst. Sie ist flink und sehr geschickt und kann mit dem typischen Adlerauge Feinde vorab identifizieren. Was Yasuke fehlt. Er ist auch nicht sonderlich gewandt. Er kann zwar klettern, doch ist es für Stealth nicht eben die geeigneteste Person. Besser ist es, wenn er zu Fuß unterwegs ist und seine Fertigkeiten im Kampf ausspielen kann. Und so haben beide ihre Vor- und Nachteile.

Wobei ich ehrlich sein will: Ich habe lieber Nanoe als Yasuke gespielt. Es hat mir mehr Spaß gemacht, mich in ein feindliches Camp rein zu schleichen, und dann alle Feinde einen nach dem anderen heimlich auszuschalten. Yasuke wäre vorne hineingestürmt und hätte mit seinen Waffen alle Feinde einen nach dem anderen eliminiert. Kann man machen, macht aber längst nicht so viel Spaß, wie das typische Stealth-Gameplay.

Assassin s Creed Shadows neXGam 91Allerdings treten hier auch wieder einige Dinge zu Tage, die leider Assassin’s Creed typischer Standard sind. Mitunter ist die Steuerung sehr hakelig und die Spielfiguren tun nicht das, was man will. Sie bleiben an den kleinsten Kanten hängen oder springen daneben. Genauso, wie die gegnerische KI immer noch zu Aussetzern neigt. Mir ist es mehr als einmal passiert, dass ich die Feinde aufgeschreckt hatte und die dann mechanisch immer wieder zwischen zwei Punkten hin und her gingen und dabei bestimmte Aktionen abspulten. Zum Glück ist Letzteres eher die Ausnahme, als die Regel gewesen. Aber es wäre wirklich wünschenswert, dass Ubisoft endlich mal diese Mankos, die ja im Prinzip schon seit dem ersten Assassin’s Creed existieren, angehen würde.

Überwiegend orientiert sich das Gameplay an dem, was du seit Origins her kennst. Sprich, es gibt unterschiedlichen Loot, der dann im Laufe des Games immer besser wird. Es werden verschiedene Stats wie Leben oder Adrenalinerneuerung angesprochen und manchmal haben sie auch bestimmte Boni, wie beispielsweise, dass sie Giftschaden beim Feind verursachen. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Ausrüstungsgegenständen sind zwar manchmal eher marginal, aber das lässt sich verschmerzen.

Du levelst auf, in dem Feinde besiegt, Missionen erfüllt oder auch nur neue Gegenden entdeckt werden. Die Skillpunkte, die du so kriegst, kannst du in entsprechende Skilltrees (Bei jedem Charakter sechs Stück) investieren. Wobei die jeweils nächsten Stufen erst dann verfügbar werden, wenn du entsprechende Wissenspunkte erlangt hast. Und zu diesem Zweck gibt es auf der ganzen Karte orangene Punkte, die häufig für Tempel oder Orte stehen, in denen du innehalten kannst. Wobei du diese Punkte häufig erst dann erlangst, wenn du bestimmte Voraussetzungen erfüllst, wie eben, an vorgegebenen Schreinen zu beten oder verlorene Seiten zu finden.  

Wobei du die Tempel nicht dadurch entdeckst, dass du auf den nächstbesten Turm kletterst, mit dem du die nähere Umgebung enthüllst. Das enthüllt nur die Karte sowie jede Menge Fragezeichen. Detailliert wird es erst, wenn du entweder Späher ausschickt, von denen du maximal drei Stück hast, die nach Gebrauch bis zur nächsten Season erstmal verschwinden. Oder aber du erkundest die Umgebung per pedes und hoffst, sie dann schnell zu entdecken.

Assassin s Creed Shadows neXGam 133Tempel sind nicht die einzigen Orte, die du so entdeckst. Ebenso gibt es Festungen mit Schätzen und Banditenlager. Das sind dann die Momente, wo du es genießt Nanoe zu spielen. Denn sich mit ihr in eine Burg einzuschleichen, die Gegner nach und nach zu eliminieren, dabei auch die Voraussetzung dafür zu erfüllen, dass du die finale Truhe mit den richtigen Schätzen öffnen kannst: Das macht am meisten Spaß. Es erfordert wirklich gutes Abwägen zwischen Risiko und Wagnis, um hier Fortschritt zu machen.

Das sind aber zum Glück nicht die einzigen Aufträge, mit denen du es hier zu tun hat. Es gibt jede Menge Quests, die jetzt auch in dieser Einflusssphärenübersicht dargestellt werden, wie die Antagonistenmissionen. Es gibt jede Menge dieser Missionen, die sich ebenfalls sehr unterschiedlich spielen. Mal musst du für einen Meister der Teezeremonie verschiedene Teeservices zusammensuchen, die über der ganzen Karte verteilt sind. Oder einem weiblichen Widerstandskämpfer helfen, für sich einen neuen Weg des Widerstands zu entdecken. Es gibt Aufträge, die führen in die Vergangenheit der Protagonisten. Derweil du bei anderen Missionen dann auch nur mit Tieren zu tun hast, wie beispielsweise Hunden. Und ja, du kannst die Hunde und Katzen, denen du unterwegs begegnen wirst, streicheln!

Leider ist die Gegenwartsstory mal wieder zu vernachlässigen. Im Prinzip gibst du den anonymen Animusnutzer, der in der Simulation wiederholt auf Anomalien stößt. Hinter denen er, wenn er durch sie hindurchgeht, eine mysteriöse, weibliche Stimme hört. Und auch, wenn die Gegenwartsstorys schon immer im Vergleich zu den Ausflügen in die Vergangenheit nicht so überzeugend waren, war es dieses Mal so schlimm wie noch nie. Im Prinzip existieren diese Momente nur, um das Spiel Teil der Assassin’s Creed-Lore sein zu lassen. Und das haben die vorherigen Games besser gelöst.

Grafisch ist das Spiel umwerfend. Es ist das erste Assassin’s Creed-Game, das exklusiv auf der aktuellen Konsolengeneration rauskommt. Und das merkt man. Die Landschaft ist abwechslungsreich und wirkt lebendig. Das Wetter wechselt immer wieder. Es scheint die Sonne, es stürmt, es regnet. Im normalen Gameplay hat das keine Auswirkungen, das merkt man daran, dass die NPCs ungestört ihrem Handwerk nachgehen, wenn es aus allen Eimern gießt. Aber in den Stealthmissionen macht es sich bemerkbar, da schlechtes Wetter entsprechend viele Geräusche schlucken kann, während ungünstiger Wind Feinde eher auf dich aufmerksam macht. Auch die Jahreszeiten wechseln sich ab, weshalb beispielsweise Nanoe, wenn sie stillsteht, sichtbar zittert, weil ihr kalt ist.

Erfreulich ist, dass das Game weitestgehend ohne irgendwelche Bugs daherkommt. Das Schlimmste, was ich einmal während meiner Testsession hatte, war ein Charakter, der, obwohl ich ihn getötet hatte, immer wieder aufstand, weshalb ich ihn erneut umbringen musste. Erst beim dritten Mal und nachdem ich seine Leiche geplündert hatte, blieb er endgültig liegen. Ansonsten ist mir nur einmal ein Grafikfehler untergekommen, als eine Textur für einen Moment lang sehr langgezogen wirkte. Aber das war auch alles.

 

Götz meint:

Götz

Vielleicht war es ein Fehler seitens Ubisoft, dass sie mit Assassin’s Creed Mirage zuletzt ein Assassin’s Creed rausbrachten, dass sich wie eine Rückkehr zu den Wurzeln anfühlte. Assassin’s Creed Shadows hatte es da im Vergleich schwer, sich zu behaupten, eben weil es wieder mehr wie die Spiele seit Origin ist. Weshalb das Spiel am Ende zwar ein gutes, aber kein überragendes Assassin’s Creed Game ist.

Es gibt jetzt auch nicht den einen Fehler, der sich negativ auswirkte. Die Gegner sind einmal mehr eine mysteriöse Organisation, die Steuerung ist hakelig, die gegnerische KI verbesserungswürdig und die mangelhafte Gegenwartsstory enttäuschend. Aber auf der anderen Seite hat man unterhaltsame Antagonisten, eine lebendige und bunte Welt und viele unterschiedliche Missionen. Mich hat beim Spielen, trotzt aller Fehler, wieder das übliche AC-Feeling erwischt, sprich ich bin von Turm zu Turm gezogen, habe jede Nebenmission mitgenommen, die auf dem Weg war und habe die Atmosphäre des Spiels genossen. 

Hoffentlich ist dies nicht das letzte Assassin’s Creed-Game, das von Ubisoft rauskommt. Wobei bis zum nächsten Teil hoffentlich noch etwas Zeit vergeht, in der ein wenig Feinpolitur an allem betrieben wird. Das wäre wünschenswert.

Positiv

  • Sympathische Protagonisten
  • Viel zu tun, nicht nur Antagonisten jagen
  • Sieht fantastisch aus

Negativ

  • Wieder eine mysteriöse Organisation als Gegner
  • Hakelige Steuerung
  • Gegnerische KI mit Aussetzern
Userwertung
5.6 2 Stimmen
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Forum
  • von fflicki:

    Nein, steht ja schon auf Normal, gehe da nicht weiter runter Hab es aber mit vielen Versuchen dann doch geschafft den einen Typen zu erledigen, nur um danach zu erkennen der gehört gar nicht zu den Zielpersonen Hab mich dann noch mal etwas genauer in der Burg umgesehen und die Zielpersonen...

  • von PatrickF27:

    Pass doch einfach den Schwierigkeitsgrad an, so dass es dir passt. Ist doch kein Vergehen den easy oder casual mode zu nutzen, wenn es dann mehr bockt!

  • von fflicki:

    Das Kämpfen ist einfach das aller letzte in dem Spiel. Kommt es zum Kampf bin ich generell nach wenigen Sekunden Game Over, einfach weil man immer gleich von mehreren Gegnern umringt wird und dann das Kampfsystem mit "im richtigen Moment Ausweichen bzw im richtigen Moment Parieren" um...

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Assassin's Creed Shadows Daten
Genre Actionadventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 4k
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2025-03-20 22:57:15
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.4
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neXGam YouTube Channel
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