WRC-7-02Entwickler Kylotonn weiß auf jeden Fall, dass sie alle Kräfte mobilisieren müssen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Allein in diesem Genre sind mit Klassenprimus Dirt Rally und dem vor kurzem erschienenen Dirt 4 ganz starke Rivalen mit im Rennen. Und auch abseits davon erscheinen derzeit eine Vielzahl von großartigen Rennspielen, um mit Project Cars 2, F1 2017 und Forza Motorsport 7 nur ein paar zu nennen. Außerdem lauert Gran Turismo Sport in den Startlöchern.
Wer bereits Erfahrungen im Vorläufer gemacht hat, dem wird der Einstieg recht leicht fallen, ist dieser ja sehr ähnlich ausgefallen. Beim ersten Start gelangen wir in eine Art Einführungsetappe, in der man kurz und knapp die Steuerung des Spiels erklärt bekommt. Wer sich mit dem Rallyesport ein wenig auskennt der weiß, dass man hier nicht direkt gegen die Konkurrenz antritt, sondern nur deren ihre Zeiten. Eine Rallye besteht aus mehreren Etappen, die die Fahrer nacheinander abschließen. Zum Ende hin werden dann die gefahrenen Minuten und Sekunden addiert und der Sieger gekürt. Wie gesagt erhält man im Tutorial Erklärungen zu den Steuermanövern und kann bereits einen ersten Eindruck von dem Gameplay erhaschen. Allerdings wird diese Einführungsrunde vom Game auch dazu genutzt, den Spieler in Sachen Können einzustufen und bietet am Ende des Rennens bestimmt Einstellungen an. Natürlich kann man diese nach eigenem Gutdünken verändern.
Im Hauptmenü selbst ist alles beim Alten. Hier hat man offensichtlich alles von WRC 6 recyclet. Neben dem Solomodus kann man online seine Runden drehen oder in asynchronen Wettbewerben seine Zeiten mit der Community vergleichen. Die Wettkämpfe sind zeitlich begrenzt und richten sich nach dem offiziellen WRC-Kalender. Ihr werdet also immer eine Etappe fahren, die auch in der WRC-Saison gerade aktuell ist. Beim Solomodus bildet natürlich die Karriere wieder das Herzstück, in der wir wie gewohnt in der Junior WRC beginnen und uns mit konstant guter Leistung bis in die WRC hinaufarbeiten. Dabei wählen wir zu Beginn eines von drei Teams aus. Jedes davon hat seine eigenen Prioritäten, die vom Teamchef gesetzt werden. Das eine legt Wert auf eine besonders vorsichtigere Fahrweise, das andere auf Geschwindigkeit, bei dem mögliche Schäden keine Rolle spielen.
Dies ist dahingehend wichtig, da mit dem Erfolg und der passenden Fahrweise auch die Motivation im Team steigt und somit die Instandsetzung leichter von der Hand geht. Allgemein ist eine Saison in mehrere Rallyes aufgeteilt, die wiederum in verschiedene Einzeletappen unterteilt sind. Zwischen diesen Etappen ist es möglich, Reparaturen am Fahrzeug durchzuführen, allerdings dürfen diese eine bestimmte Zeit nicht überschreiten, da ansonsten empfindliche Strafen drohen. Hier kann natürlich der Mechaniker konsultiert werden, um etwaige Anpassungen am Fahrwerk vorzunehmen. Insgesamt fühlt sich die Fahrphysik der Boliden sehr authentisch an, auch wenn in der Standardeinstellung das Spiel eher arcadelastig ist, aber es werden sämtliche Lenkräder unterstützt, um die Authentizität zu verstärken.
Optisch hat man einiges draufgepackt. So sieht man vereinzelt wirklich schöne Lichteffekte und merkt spürbar den Unterschied zwischen den verschiedenen Belägen. Allerdings ist eines ziemlich unverständlich und das ist die Framerate, die man bei 30 FPS belässt. Mittlerweile haben sich vor allem im First Person Shooter- und Rennspielbereich die 60 Frames pro Sekunde durchgesetzt, da es ein actionreicheres Gameplay unterstreicht. Insbesondere bei einem Rallyespiel sollte die Grafikengine zu so etwas in der Lage sein, da man ja keine weiteren Kontrahenten berechnen muss. Dafür wissen die Rennstrecken deutlich besser zu gefallen. Hervorstechend sind die neuen Epic Stages: Diese sind dabei bis zu 20 km lang, so kann es durchaus passieren, dass eine Etappe schon mal 15 Minuten in Anspruch nimmt.
Beim Onlinemodus hingegen ist alles beim Alten. Hier kann man sich mit der Welt in Einzeletappen oder in einer kompletten Rallye messen. Eine vollständige Meisterschaft ist jedoch nicht möglich. Dafür gibt es die eingangs erwähnten Wertungsprüfungen nach dem aktuellen WRC-Kalender. Ein weiteres großartiges Feature, das heutzutage mittlerweile wirklich Mangelware ist: ein Offline-Mehrspielermodus! Neben dem Zwei-Spieler-Splitscreen beinhaltet WRC 7 auch einen Hot Seat Modus in dem bis zu acht Spieler eine Etappe nacheinander fahren und der Sieger erkoren wird. Das gefällt den gemeinsamen Couchpotatoes!
Alles in allem wird WRC 7 die Rallyewelt nicht in seinen Grundfesten erschüttern und auch Dirt Rally nicht vom Thron stoßen. Allerdings steigert sich das offizielle Rallyespiel zu einer ernsthaften Konkurrenz. Zwar bekommt man nahezu denselben Content zur letztjährigen Veröffentlichung, dafür hat man technisch ordentlich an der Schraube gedreht. Die Strecken wirken frischer und stimmiger, das Fahrgefühl authentischer. So macht es Spaß in seinem Vehikel über Stock und Stein zu fahren. Störend war für mich nur die Einschränkung auf 30 Frames pro Sekunde, zumindest auf Konsole. Dies wirkt in 2017 doch nicht mehr zeitgemäß. Hier hoffe ich im nächsten Jahr auf Besserung. Dennoch ist WRC 7 ein Spiel, dass man sich als Rennspielfan durchaus gönnen sollte.