
Daraus ergibt sich gameplaytechnisch ein »Charakter-wechsel-dich«-Prinzip. Kommen wir einmal mit unserer Zauberin nicht weiter, wechseln wir einfach zu dem frisch verschlungenen Baumelementar und heizen den eben noch überstarken Feinden ein. Ein schönes System, welches uns immer die Freiheit lässt, wen wir zum Austauschen dabeihaben, nur unseren Verschlinger können wir nicht ersetzen. Dieser ist auch der Einzige, der die materielle Welt nicht beeinflussen kann. Er schwirrt in der parallelen Schattenwelt umher, was ebenfalls sehr praktisch sein kann. Wir kommen einmal nicht über einen Abgrund? Kein Problem, schnell in die Schattenwelt gewechselt, wo wir über die Kluft hinwegschweben können.

Es fehlt dem ganzen Kampfsystem irgendwie an Wucht und Bums. Wer Diablo 3 oder Torchlight kennt und liebt, dem wird dieser Makel sofort auffallen. Das Trefferfeedback leidet ebenfalls darunter, was bei größeren Gegnerhorden schnell zu Frust im Gameplay führen kann. Außerdem mangelt es dem Spiel an Balance. Muss ich bei Diablo meine Ressourcen jederzeit im Auge behalten, knalle ich bei Shadows einfach eine Attacke nach der anderen raus. Mana-Management? Fehlanzeige! Des Weiteren sind die verschiedenen Charaktere nicht gut ausbalanciert. Sobald man andere Seelen findet, verspürt man keine Motivation, mit seinem Hauptcharakter weiterzuspielen. Wieso auch, wenn der Elementar oder Zombie viel stärker ist als die Magierin und dabei auch noch mehr Angriffe aushalten können?

Das Lootsystem ist ein schlechter Witz, bei dem man nur hoffen kann, dass es noch gepatcht wird. Klar, man findet auf höheren Stufen auch Waffen und Rüstungen mit einem besseren Wert, aber legendäre Items mit speziellen Effekten oder gleichwertige Items mit unterschiedlichen Statusänderungen suchen wir mit der Lupe. Das ist sehr schade, verliert das Game dadurch enorm an Anreiz, weitergespielt zu werden, um eine noch hochwertigere Ausrüstung zu finden. Durch das Lootsystem, gekoppelt mit dem mäßigen Gameplay, will nicht so recht die Sammel- und Levelfreude aufkommen, wie es ein Diablo schafft. Dieser »Nur noch die Quest«- oder »Nur noch der Boss«-Funke will einfach nicht rüberspringen.
Ich hatte eine Menge von Shadows: Heretic Kingdoms erwartet, wurde allerdings in vielen Belangen enttäuscht. Das Spiel ist bei weitem kein Totalausfall und bringt eine Menge guter Ansätze und versucht, die Story Hack ‘n‘ Slay-untypisch gut zu erzählen und den Spieler damit bei der Stange zu halten. Bei mir hat es leider nicht ganz funktioniert, sind mir das dann doch zu klischeehafte Storyansätze und teils verwirrende Hintergrundgeschichten. Wenn dann auch noch Makel im Gameplay dazukommen, dann können selbst die besten Intentionen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Game an einem spielerischen Grundgerüst mangelt. Wer nicht genug von Diablo und Co. kriegen kann, der darf sich Shadows: Heretic Kingdoms gerne einmal anschauen. Alle anderen sind mit einem Torchlight oder Diablo besser bedient.