So wurde das Spiel nicht direkt von Epic Games entwickelt. Eher zeichnen sich dafür die Jungs und Mädels von People can fly verantwortlich, die schon den schrägen Ego-Shooter Bulletstorm ins Leben riefen. Leider war dieser hierzulande stark geschnitten und bekam von der deutschen Presse nur seichte Wertungen. Glücklicherweise ziert die hiesige Version des neuen Gears-Teil ein »100% Uncut« Stempel, was mit sich bringt, dass hier die Locust serientypisch zerschossen und zersägt werden können, ohne, dass wir im Nachteil wären. Unserer Variante liegt sogar ein Code bei, der uns 400 MS Points spendiert. Toll, oder? Schauen wir auf unsere europäischen Nachbarn und ihre Fassung des Action Shooters, werden wir feststellen, dass dort der erste Titel der GoW Serie mit dem Code geladen werden kann. Wieso bekommen wir also »nur« 400 MS Punkte? Ganz einfach! Gears of War wurde seinerzeit bei uns indiziert.
Das Team bringt eine nette Abwechslung zu den bekannten Gesichtern aus Gears of War 1-3 mit, obwohl ja nur Sofia und Paduk neue Charaktere darstellen. Zumal dürfen wir auch jeden der Vier in der recht kurzen Kampagne steuern. In der Anfangssequenz werden wir Zeuge, wie das gesamte Kilo Squad vor ein Kriegstribunal gestellt wird. Nach und nach verlangt man von den einzelnen Mitgliedern eine Aussage. Und genau der Inhalt dieser wirft uns spielerisch zurück, sodass wir die vorangegangenen Ereignisse nachspielen können. So weit, so gut!
So stellt sich schnell Monotonie ein! Ein Beispiel: Wir gelangen mit unserem Team auf ein Dach. Die Aufgabe ist, uns den Weg zum nächsten Treppenhaus zu bannen. Locust tauchen auf und erschweren uns den Fortschritt. Zwei Gegnerwellen später herrscht Ruhe, ein Marker taucht auf, und sobald wir der angezeigten Tür näherkommen, ist das Level beendet und wir bekommen Statistiken zu sehen, bevor es weiter geht. Dauer des Spielabschnitts: 5 Minuten. Im darauffolgenden Abschnitt sind wir eingesperrt und müssen unsere Stellung halten. Drei Feindeswellen stürmen auf uns zu. Wir verteidigen unseren Standort, sammeln Munition, schießen Feinde über den Haufen, zersägen Körper. Sind alle Locust Geschichte, geht es weiter. Zuerst werden aber erneut Statistiken eingeblendet und das neue Level lädt. Spieldauer: 5-7 Minuten.
So läuft die gesamte Kampagne ab. Abschnitte, die den Spielfluss lockern, wie etwa der Tauchgang mit dem Uboot aus Teil 3, gibt es hier nicht. Es wird strickt das beschriebene Muster abgespielt. So entsteht ein Gefühl, als ob es sich bei GoW Judgment um einen Arcade Third Person Shooter handelt. Dieser zelebriert das bekannte und actionorientierte Gameplay aus Schusswechseln und Deckungssuche, ohne auch nur ansatzweise etwas Anderes zu bieten. Ein wenig mehr hätte es schon sein können!
Darüber hinaus kommen wir auf diese Weise schneller an die begehrten Sterne. Drei von ihnen können pro Abschnitt abgestaubt werden. Wie das geht? Ganz einfach! Wie schon in Bulletstorm werden besondere Manöver belohnt. Sprengen wir mithilfe von Splittergranaten mehrere Gegner gleichzeitig in Fetzen, füllt sich unsere Stern-Anzeige flotter. Bei Hinrichtungen, Kopfschüssen oder anderen ähnlichen Aktionen steigt unser »Punktestand« ebenfalls rasanter und uns winken die besagten Auszeichnungen. Ab einer gewissen Anzahl der begehrten Dinger schalten wir neue Waffenskins frei, bekommen Zugang zu multiplayerrelevanten Optionen oder können das sogenannte »Nachspiel« angehen.
Die starken Parallelen zum Vorgänger finden sich ebenso im Multiplayer. Dieser ist gewohnt gut und bietet all das, was wir an den Gears of War Online Schlachten lieben lernten. Nur den Horde Modus vermisste ich. Oder auch nicht, wenn man bedenkt, dass dieser in der Kampagne alle paar Levels vorkommt und uns mit den bekannten Gegnerwellen konfrontiert. Bei GoW Judgment gibt es dafür den neuen Overrun Modus. Hier werden wir in eins von zwei Teams geworfen und müssen von nun an bestimmte Dinge (meist Generatoren) entweder verteidigen oder zerstören. Eine Art Team based Tower Defense Spielchen, was frischen Wind in den Multiplayer bringt und das Altbekannte mit neuen Konzepten würzt.
Auf die Ohren gibt es stimmige Klänge, die das Geschehen immer perfekt untermalen, sowie geniale Waffen- und Soundeffekte. Auch die deutsche Sprachausgabe ist solide und gefiel mir besser als noch im dritten Teil. So ist GoW Judgment optisch und akustisch ohne Fehl und Tadel und zeigt, was aus die mittlerweile betagte Xbox 360 alles auf dem Kasten hat. Nicht auszudenken, was die Jungs auf der Nachfolgerkonsole mit der Unreal Engine 4 zaubern werden!
Ich freute mich sehr auf das neue Gears of War. Im Vorfeld entsagte ich allen Screenshots, Infos und Trailern, um mich selbst vom Spiel zu überzeugen. Nachdem ich das Game komplett durchspielte, muss ich gestehen, dass ich vom Story Modus mehr erwartete, als nur stupide und kurzatmige Ballerabschnitte. Dafür ist der Multiplayer Part so gut wie eh und je.