Gears of War: Judgment im Test

Xbox 360

Mit Gears of War erschuf Epic Games seinerzeit einen optischen Leckerbissen, der Fachpresse und Spieler mit bombastischer Action überzeugte. Ein ganzes Universum wurde gesponnen und die Geschichte um Marcus Fenix und Co. neben zwei Nachfolgern auch mit Comics und Romanen ergänzt. Und obwohl 2011 die Locust besiegt wurden, steht seit dem 22. März ein neuer Ableger in den Händler Regalen.

Bei Gears of War: Judgment handelt es sich um ein Prequel. Die Geschehnisse spielen zeitlich kurz nach dem E-Day, also dem Tag, an dem die Locust auf den Straßen erschienen und die Menschen und Angst und Schrecken versetzten. Judgment bringt zudem einige Änderungen mit sich, auf die ich gerne eingehen möchte.

So wurde das Spiel nicht direkt von Epic Games entwickelt. Eher zeichnen sich dafür die Jungs und Mädels von People can fly verantwortlich, die schon den schrägen Ego-Shooter Bulletstorm ins Leben riefen. Leider war dieser hierzulande stark geschnitten und bekam von der deutschen Presse nur seichte Wertungen. Glücklicherweise ziert die hiesige Version des neuen Gears-Teil ein »100% Uncut« Stempel, was mit sich bringt, dass hier die Locust serientypisch zerschossen und zersägt werden können, ohne, dass wir im Nachteil wären. Unserer Variante liegt sogar ein Code bei, der uns 400 MS Points spendiert. Toll, oder? Schauen wir auf unsere europäischen Nachbarn und ihre Fassung des Action Shooters, werden wir feststellen, dass dort der erste Titel der GoW Serie mit dem Code geladen werden kann. Wieso bekommen wir also »nur« 400 MS Punkte? Ganz einfach! Gears of War wurde seinerzeit bei uns indiziert.


Die Änderungen, die das Spiel mit sich bringt, wirken sich auch auf das Gameplay aus. So steuern wir in der Kampagne keinen Marcus Fenix oder Dom Santiago. Eher sind wir mit dem Kilo Squad unterwegs, angeführt von Damon Baird. Der stämmige Augustus Cole, genannt Cole Train, ist allerdings ebenfalls hier mit dabei. Dazu gesellen sich die hübsche Sofia Hendrik und der raue Garron Paduk, ein ehemaliger Soldat des verfeindeten Garosnaya, der aber jetzt gemeinsam gegen den übermächtigen Feind aus den Tiefen der Erde kämpft.

Das Team bringt eine nette Abwechslung zu den bekannten Gesichtern aus Gears of War 1-3 mit, obwohl ja nur Sofia und Paduk neue Charaktere darstellen. Zumal dürfen wir auch jeden der Vier in der recht kurzen Kampagne steuern. In der Anfangssequenz werden wir Zeuge, wie das gesamte Kilo Squad vor ein Kriegstribunal gestellt wird. Nach und nach verlangt man von den einzelnen Mitgliedern eine Aussage. Und genau der Inhalt dieser wirft uns spielerisch zurück, sodass wir die vorangegangenen Ereignisse nachspielen können. So weit, so gut!
 

Leider ist die aus Flashbacks bestehende Kampagne des Spiels ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wirkt diese so actiongeladen wie immer, was positiv ist und an gute alte Gears of War Sessions erinnert. Doch fehlt es dem neuen Ableger an Momentum, an großen Ereignissen, die die Geschichte voranbringen. In der Haut von Baird, Cole, Paduk oder Hendrik schießen wir uns von Level zu Level, wobei jeder nur wenige Minuten dauert und nach ein und demselben Muster abläuft. Endbosse gibt es keine, wenn wir vom letzten Endgegner absehen.

So stellt sich schnell Monotonie ein! Ein Beispiel: Wir gelangen mit unserem Team auf ein Dach. Die Aufgabe ist, uns den Weg zum nächsten Treppenhaus zu bannen. Locust tauchen auf und erschweren uns den Fortschritt. Zwei Gegnerwellen später herrscht Ruhe, ein Marker taucht auf, und sobald wir der angezeigten Tür näherkommen, ist das Level beendet und wir bekommen Statistiken zu sehen, bevor es weiter geht. Dauer des Spielabschnitts: 5 Minuten. Im darauffolgenden Abschnitt sind wir eingesperrt und müssen unsere Stellung halten. Drei Feindeswellen stürmen auf uns zu. Wir verteidigen unseren Standort, sammeln Munition, schießen Feinde über den Haufen, zersägen Körper. Sind alle Locust Geschichte, geht es weiter. Zuerst werden aber erneut Statistiken eingeblendet und das neue Level lädt. Spieldauer: 5-7 Minuten.

So läuft die gesamte Kampagne ab. Abschnitte, die den Spielfluss lockern, wie etwa der Tauchgang mit dem Uboot aus Teil 3, gibt es hier nicht. Es wird strickt das beschriebene Muster abgespielt. So entsteht ein Gefühl, als ob es sich bei GoW Judgment um einen Arcade Third Person Shooter handelt. Dieser zelebriert das bekannte und actionorientierte Gameplay aus Schusswechseln und Deckungssuche, ohne auch nur ansatzweise etwas Anderes zu bieten. Ein wenig mehr hätte es schon sein können!


Einen Hauch Abwechslung bringt die Option der Deklassifizierten Missionen mit sich. »Was ist das denn?«, werdet ihr euch jetzt sicher fragen. An Anfang eines jeden Abschnitts entdecken wir ein großes rotes Gears of War Logo an der Wand. Gehen wir darauf zu und drücken den X-Knopf, werden uns optionale Missionsverläufe vorgeschlagen, die wir annehmen können, aber nicht müssen. So sollen wir beispielsweise die Locust nur mit Gnashern und Longshots bekämpfen oder uns unter Zeitdruck durch das Level ballern. Nehmen wir die Herausforderungen an, stellt uns das Spiel vor neue Hürden, die uns fordern und eine Brise der besagte Abwechslung mit sich ziehen.

Darüber hinaus kommen wir auf diese Weise schneller an die begehrten Sterne. Drei von ihnen können pro Abschnitt abgestaubt werden. Wie das geht? Ganz einfach! Wie schon in Bulletstorm werden besondere Manöver belohnt. Sprengen wir mithilfe von Splittergranaten mehrere Gegner gleichzeitig in Fetzen, füllt sich unsere Stern-Anzeige flotter. Bei Hinrichtungen, Kopfschüssen oder anderen ähnlichen Aktionen steigt unser »Punktestand« ebenfalls rasanter und uns winken die besagten Auszeichnungen. Ab einer gewissen Anzahl der begehrten Dinger schalten wir neue Waffenskins frei, bekommen Zugang zu multiplayerrelevanten Optionen oder können das sogenannte »Nachspiel« angehen.
 

Dabei handelt es sich um eine separate Kampagne, die parallel zu den Ereignissen von Gears of War 3 stattfindet. Erinnert ihr euch, wie Marcus Fenix Cole und Baird ausschickt, um ein Boot zu organisieren? Ja, genau diese Suche spielt ihr im »Nachspiel«. Der Zusatz besteht aus sechs weiteren Levels und trägt knappe 2 Stunden zur Spielzeit bei. Halten wir an dieser Stelle fest, dass der eigentliche Story Modus schon kurz ist, bekommen wir mit dem zweiten Schnipsel eine nette Dreingabe, die sich so spielen lässt, wie der 2011 erschienene Ableger. Konkret heißt es, dass wir hier zusammenhängende Spielabschnitte betreten, die nicht alle fünf Minuten unterbrochen werden. Auch lassen sich keine überdimensionalen Gears of War Logos erkennen, die uns optionale Herangehensweisen anbieten wollen. Im Endeffekt hatte ich sogar mit dem Nachspiel mehr Spaß an mit der eigentlichen Judgment Kampagne.

Die starken Parallelen zum Vorgänger finden sich ebenso im Multiplayer. Dieser ist gewohnt gut und bietet all das, was wir an den Gears of War Online Schlachten lieben lernten. Nur den Horde Modus vermisste ich. Oder auch nicht, wenn man bedenkt, dass dieser in der Kampagne alle paar Levels vorkommt und uns mit den bekannten Gegnerwellen konfrontiert. Bei GoW Judgment gibt es dafür den neuen Overrun Modus. Hier werden wir in eins von zwei Teams geworfen und müssen von nun an bestimmte Dinge (meist Generatoren) entweder verteidigen oder zerstören. Eine Art Team based Tower Defense Spielchen, was frischen Wind in den Multiplayer bringt und das Altbekannte mit neuen Konzepten würzt.


Ein ähnliches Bild macht sich in der Präsentation bemerkbar. Vor allem optisch merkt man deutlich, dass People can fly die Unreal Engine 3 voll im Griff haben. Gears of War 3 sah bereits gut aus, doch Judgment legt noch eine Schippe drauf, was verstärkt anhand der Außenareale auffällt, die mit satten Farben glänzen. Dazu kommen tolle Charaktermodelle, feinste Partikel- und Feuereffekte und schnittige Explosionen. Gears of War Judgment ist der schönste Ableger der gesamten Serie.

Auf die Ohren gibt es stimmige Klänge, die das Geschehen immer perfekt untermalen, sowie geniale Waffen- und Soundeffekte. Auch die deutsche Sprachausgabe ist solide und gefiel mir besser als noch im dritten Teil. So ist GoW Judgment optisch und akustisch ohne Fehl und Tadel und zeigt, was aus die mittlerweile betagte Xbox 360 alles auf dem Kasten hat. Nicht auszudenken, was die Jungs auf der Nachfolgerkonsole mit der Unreal Engine 4 zaubern werden!

 



Andrej meint:

Andrej

Ich freute mich sehr auf das neue Gears of War. Im Vorfeld entsagte ich allen Screenshots, Infos und Trailern, um mich selbst vom Spiel zu überzeugen. Nachdem ich das Game komplett durchspielte, muss ich gestehen, dass ich vom Story Modus mehr erwartete, als nur stupide und kurzatmige Ballerabschnitte. Dafür ist der Multiplayer Part so gut wie eh und je.

Positiv

  • Gewohnt gute Action
  • Neuer Overrun Online Modus
  • Grafisch top!

Negativ

  • Sehr kurze Kampagne
  • Kurze Level unterbrechen Spielfluss
  • Monotones Gameplay
Userwertung
8.15 2 Stimmen
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Forum
  • von bbstevieb:

    So beide Campaigns beendet. Wirklich sehr nettes Game. Gameplay ist ja bestens bekannt, Technik ist top! Fand am Judgement Campaign die Erzählweise der Story ganz nett gemacht. Aftermath hätte ich gar nicht so umfangreich erwartet. Insgesamt bekommt man schon im SP ordentlich viel Spiel fürs...

  • von bbstevieb:

    Höhöhö habe auch mal damit angefangen und es gefällt mir ziemlich gut. Technisch richtig nett. Alleine die Sache mit dem Declassified Missions finde ich fühlt sich ein bisschen aufgesetzt an.

  • von Allrightythen:

    Schon schlimm oder? Aber hier MUSS man ja sogar Skins kaufen. Das ist ja das dreiste. KANN gibt's schon. Mit den Erfahrungs-Erfolgen, man kann sich XP Booster kaufen, packt man aber auch locker ohne. Grad mal auf einer der Achievement-Whore Seiten gekuckt, das juckt viele überhaupt nicht......

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Gears of War: Judgment Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 1080p
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2013-03-22
Vermarkter Microsoft Game Stud
Wertung 7.5
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