Natürlich stand eine kalkulierte Strategie dahinter. Man wollte den Platzhirsch Street Fighter II den Markt streitig machen. Und die Rechnung ging für Midway auf. Während Capcoms 16 Bit-Prügler eher mit guter Spielbarkeit und toller Grafik von sich reden machte, war es der Gewaltfaktor, der Mortal Kombat so viel Popularität einbrachte.
Ich erinnere mich auch anden Umschwung in der Gesinnung der Spieler zu dieser Zeit: SEGA stellte ihren Mega Drive als coole Videospielkonsole hin. Weg vom kindischen Image das Nintendo viele Jahre geprägt hatte. Da kam Mortal Kombat genau richtig. Und nahezu jeder Besitzer einer Konsole bzw. Handheld wurde bedient. Ob Super Nintendo, Mega Drive, Master System, Commodore Amiga, Game Gear oder der Game Boy. Für alle aktuellen Systeme war das blutige Turnier zu haben.
Angeheizt durch den hohen Gewaltfaktor kam es in Deutschland einer bundesweiten Berichterstattung, die in einer Indizierung und Beschlagnahmung des Spiels mündeten. Als einige der wenigen Ausnahmen blieb, die Game Boy-Version verschont. Die Portierung wurde durch Probe Software bewerkstelligt.
Wenn euch diese Firma nichts sagt, werden vielleicht Titel wie Alien Trilogy, Die Hard Tilogy oder Forsaken ein Begriff sein. Wenigstens hat sich das damals in Cheltenham UK ansässige Studio viel vorgenommen, die Fighter von den großen Konsolen auf die limitierte Hardware des Handhelds zu zuschneiden. Leider ist dies nicht gelungen. Erst zwei Jahre später sollte Capcom zeigen, wie man einen Prügler für den Game Boy programmiert.
Vom Kämpferfeld haben es nur Kano, Sonya, Raiden, Scorpion, Sub-Zero und Lui Kang bis ins Turnier geschafft. Der amerikanische Schauspieler Jonny Cage und der versteckte Reptile haben sich für diese Tortur Urlaub gekommen. Ist der Startbildschirm durchwandert, wählt ihr einen der sechs Fighter aus und kloppt euch gegen alle Kontrahenten durch. Doch wer glaubt dann sofort bei Shang Tsung und seinem Haustier Goro zu landen, wird schnell eines Besseren belehrt. Sind alle anderen Gegner erledigt, bilden sich nämlich Zweiergruppen und ihr müsst auch diese besiegen. Ist ein Teamkollegen eliminiert fällt sein Kumpel aus heiterem Himmel zu Boden und ihr müsst mit der verbleibenden Lebensenergie nun diesen erledigen. Das wirkt nicht nur unfair, es spielt sich leider auch so.
Erschwert werden die Kämpfe durch ein ungenaues Gameplay. Generell reagiert jeder Fighter zeitverzögert. Bei komplexen Tastenkombinationen spielt mehr Glück eine Rolle als Können. Somit wundert euch nicht wenn ihr, wie blöd auf die Aktionstasten des Game Boys hämmert, um einen Feuerball oder dergleichen auszulösen.
Dynamik ist auch nicht wirklich ein Wort, welches die Gefechte bei der Game Boy-Portierung von Mortal Kombat beschreiben würde. Durch die Limitierung der Knöpfe gibt es nur wenige Standardattacken und zudem finden sich genügend Framerateneinbrüche, die sich noch negativer auf das Gameplay auswirken. Als Krönung obendrauf dudelt ein nerventötender Soundtrack aus dem Lautsprecher des Handhelds. Von Sprachsamples oder dem bekannten Sprecher der euch nach jedem Fight immer auffordert den Gegner mittels Finishing Moves niederzustrecken fehlt jegliche Spur.
Apropro Fatalities: Diese sind in abgemilderter Form auch hier vertreten. Doch im Vergleich zum Original in keinster Weise erwähnenswert. Von der Präsentation her kann man aber nicht meckern. Jeder Fighter ist gut erkennbar und besitzt eine ausreichende Größe. Die Hintergründe hingegen sind detailarm und „protzen“ mit geringer Abwechlsung. Street Fighter II hat sowohl spieltechnisch als auch grafisch einen kilometerweiten Vorsprung.
Unser Let's Play-Video zu Mortal Kombat
Seid ihr Prügelspielfan und wollt für den kleinen grauen Kasten Futter in diese Richtung, kann ich euch die Game Boy Version von Mortal Kombat nicht empfehlen. Vielmehr hat es eine Rolle als Sammlerstück im Schrank verdient, weil es nicht, wie die anderen Versionen vom Markt genommen wurde.