Geheimtipp oder gescheitertes Experiment?
Schein oder Sein?
Abwechslungsreich kommt der Prügler daher. Zumindest auf dem Papier. Ganze zwölf Kampfsportexperten buhlen um eure Gunst – vom flotten Karateka, über den brachialen Kickboxer bis hin zum Mixed Martial Arts-Allrounder. Mit Judokas und Wrestlern werden auch Freunde der Griffe und des Bodenkampfes bedient. Leider gestaltet es sich, für Nicht-Experten, nahezu unmöglich, die verschiedenen Kampfkünste auseinanderzuhalten. Ein Jab, Uppercut oder Roundhouse sieht hüben aus wie drüben. Und die Tatsache, dass sich jeder Recke vergleichbar steuert, trägt nicht eben dazu bei, diesen Eindruck zu schmälern. Kennt ihr einen der Charaktere in- und auswendig, könnt ihr im Grunde mit allen umgehen.
Controller-Rabatt
Wo findet sich hier also eine Verbindung zum Thema Controller-Misshandlung? Setzt man einen Bodengriff an, oder wird Opfer eines solchen, muss sowohl einer erfolgreichen Ausführung als auch Flucht eben jene vorausgehen. Das Spiel verlangt nämlich, den linken Analogstick wie ein Geisteskranker hin- und herzureißen. Seid ihr dabei zu langsam, darf sich der Kämpe eurer Wahl von 15% seiner Gesundheit verabschieden. Und da ihr euch, vor allem im Kampf gegen menschliche Opponenten, oftmals bereits in den ersten Sekunden auf dem Boden wiederfindet, bleiben nur zwei Optionen: Fortwährend euer Eingabegerät quälen - oder jedes Gefecht verlieren.
Weder Fisch noch Fleisch
Kung Fu Factory lag viel daran, ihr Machwerk zu simplifizieren, aber dennoch authentisch zu halten. Ein 2D-Prügler mit der Möglichkeit zum Sidestep und ohne komplizierte Special Moves. Einige anspruchslose Buttonkombinationen, mit mehr müsst ihr euch nicht herumschlagen. Supremacy MMA versucht, ein 2D-Fighter mit leicht verdaulichem 3D-Gameplay zu sein. Leider vergaßen die Entwickler, die positiven Merkmale beider Subgenres mitzunehmen. Weder Raffinesse noch spezielle Taktiken werden hier benötigt. Wenn sich die beiden Kontrahenten ausnahmsweise nicht auf dem Boden keilen, ist wildes Buttonmashing angesagt. Mit zwei Attack-Buttons und keinerlei Spezialmanövern gibt das Spiel schlicht nicht mehr her.
Finish Him
Gewalt und Blut stellten bereits in der Vergangenheit beliebte Mittel dar, um diverse Käufergruppen anzuziehen. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Entsprechend spart auch SMMA nicht mit rotem Lebenssaft. Nach einer Partie kann der Kampfring schon einmal aussehen, wie der örtliche Schlachthof. Passend dazu tragen die Kontrahenten Beulen, blaue Flecken und jede Menge Cuts davon. Allerdings lies sich Kung Fu Factory nicht lumpen und integrierte, neben kosmetischen Verletzungen, ebenfalls Varianten mit spielerischer Substanz. Unmittelbar neben dem Gesundheitsbalken wird eine schematische Darstellung eures Charakters angezeigt. Diese zeigt sich anfangs grün, ändert in diversen Schlüsselbereichen (Kopf, Arme, Beine, Torso) aber die Farbe - je nachdem, wie viel dort bereits eingesteckt wurde. Strahlt ein Bereich rot, besteht eine geringe Chance, den angeschlagenen Kampfsportler mit einem weiteren sauberen Treffer zu verletzen und damit die Auseinandersetzung vorzeitig zu beenden. Dies wird recht spektakulär in Szene gesetzt – so stellt sich, beispielsweise bei einem gebrochenen Knöchel, der Fuß in einen unnatürlichen Winkel zum Bein. Zwar bekommt man hier keine enthaupteten Körper, wie bei anderen Genrevertretern, zu sehen, jedoch dürfte zart Besaitete auch dieser Gewaltgrad nicht kalt lassen.
Girls Story

Karate-Dojo oder Nachtclub?
Um zu unterstreichen, dass es sich bei SMMA um keine konservative Simulation handelt, prügeln sich die Streithähne nicht ausschließlich in den typischen Hallen oder Arenen. Alternativ werden düstere Nachtclubs angeheizt oder staunenden Schwarzgurtträgern in einem klassischen Karate-Dojo veranschaulicht, wie ein echter Martial Arts-Kampf auszusehen hat. Nicht lumpen ließen sich die Entwickler bei der Anzahl der verschiedenen Schauplätze. Ganze 13 warten darauf, von euch mit roter Farbe angestrichen zu werden. Vom exotischen Muay Thai-Ring bis hin zum klassischen Käfig findet sich alles – hier bleiben keine Wünsche offen. Leider wird dieser, durchaus positive, Ansatz durch die technische Komponente radikal zunichtegemacht. Animationen sucht man im Großteil der Arenen mit der Lupe – selbst Objekte, welche geradezu prädestiniert wären, einen Hintergrund mit verschiedensten Aktionen abwechslungsreicher zu gestalten, regen sich nur alle Jubeljahre. Unterstrichen wird dieser negative Eindruck durch schwammige, verwaschene Texturen und eine merkwürdige Tiefenunschärfe, die mehr an einen Weichzeichner-Filter erinnert.
Technischer Rohrkrepierer

Schwere Klänge
Aus Gründen, die wohl nur Kung Fu Factory nachvollziehen kann, bekommt ihr hier keine typisch anpeitschende Beat 'em Up-Hintergrundmusik, sondern völlig unpassendes Heavy Metal auf die Ohren. Es gibt da draußen mit Sicherheit Spieler, die damit etwas anfangen können. Jedoch lehne ich mich vermutlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass es sich bei jenen lediglich um einen geringen Prozentsatz handelt. Warum man sich nicht etwa an den verschiedenen Hintergründen orientiert hat, ist mir schleierhaft. Beispielsweise hätte thailändisch anmutendes Gedudel, aus nachvollziehbaren Gründen, dem Muay Thai-Ring um einiges besser gestanden, als harte Gitarren-Riffs. Zumindest klingen Schläge und Tritte, wie man es sich vorstellt. Ein heller Schimmer in dieser allumfassenden qualitativen Dunkelheit. Ich hätte erwartet, im Nachklang jedes Treffers ein Rauschen zu vernehmen, dass den Niagara-Fällen Konkurrenz macht.
Online-Sahara

Abzockable Content
Satte vier herunterladbare Inhalte stehen dem geneigten Daddler zur Verfügung. Zwei Charaktere und zwei Stages. Um genau zu sein, taten sie das bereits am Erscheinungstag. Mit meiner Meinung zu diesem Geschäftsgebaren halte ich an dieser Stelle einmal hinter dem Berg. Es sei nur gesagt, dass sich der DLC nicht lohnt. Er wertet das Spiel in keiner Weise auf. Spart euch eure Punkte. Was rede ich – spart euch das Geld für dieses üble Machwerk von einem Videospiel!
Dinge, die die Welt nicht braucht. Supremacy MMA bewegt sich hier auf ungefähr demselben Level wie der USB-Kaffeetassenwärmer. Die Idee ist freilich gut, jedoch hapert es dermaßen an der Umsetzung, dass man besser damit beraten ist, den Mantel des Vergessens über diesem Machwerk auszubreiten. Actionorienterte MMA-Fans warten weiter oder greifen, wenn es denn partout keine Simulation sein soll, eher zur 2,5D-Konkurrenz. Dieses Spiel taugt maximal als Bierdeckel-Ersatz.