Test 1: Rhythmische Handgelenk-Gymnastik
Natürlich lege ich den Gürtel, der trotz meiner gottgegebenen Mopsigkeit groß genug wäre, nicht an und stehe auch nicht vom Sofa auf. Während sich die Vortänzerin auf dem Bildschirm verausgabt, richte ich den Lichtball auf das Playstation Eye und bewege nur die Hand im Takt der Musik. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn auf Anhieb schaffe ich über 90 Prozent der Manöver mit perfekter Bewertung und bekomme meine erste Trophy für die virtuelle Vitrine.
Test 2: Zumba mit verdeckten Karten
Test 3: Der Cocktail-Mixer
Es wäre doch gelacht, wenn ich dieses Game nicht dazu bringen könnte, mich für meine Faulheit zu bestrafen! Mit dem Rücken zum Fernseher schüttele ich zwei Minuten lang mein Sony-Zubehör ohne auf die Musik zu achten und endlich... ich bin nicht mehr super, sondern nur noch sehr gut.
Muss ich diesen Bericht weiter tippen? Könnt ihr euch nicht bereits denken, welches Urteil am Ende gefällt wird? Na gut, weil ihr es seid! Der Lerneffekt ist bei einem Fitnessprogramm, dass fast jedes Zucken als gute Aktion interpretiert, natürlich mäßig. Dennoch wäre es möglich gewesen, mit einem guten Tutorial dafür zu sorgen, dass die vielen Tanzschritte, die bei einer Zumba-Session zum Einsatz kommen, verinnerlicht werden. Dummerweise lassen sich die Anweisungen der Profis auf den Satz: “Mach einfach genau das, was ich mache!“ reduzieren. So werden Einsteiger ihre Fehler garantiert nicht bemerken und die oberflächlichen Lektionen sorgen dafür, dass Zumba Fitness höchstens für Menschen interessant ist, die bereits über Grundkenntnisse verfügen.
Gibt es etwa gar nichts Gutes über dieses Produkt zu sagen? Glücklicherweise doch! Wer dazu in der Lage ist, großzügig über die vielen Macken hinweg zu sehen und sich viel Mühe gibt, den Einstieg zu schaffen, wird mit äußerst fordernden Trainings belohnt. Bereits eine 20-minütige Einheit auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade bringt Menschen mit durchschnittlicher Ausdauer an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Wenn das Produkt also nüchtern als Werkzeug zur Verbesserung der Fitness betrachtet wird, erfüllt es tatsächlich seinen Zweck.
Es fällt schwer, die Grafik zu bewerten, da es sich bei dem Geschehen auf dem Bildschirm größtenteils um Videoaufnahmen handelt, die durch simple aber dennoch schicke Effekte aufgepeppt wurden. Da die beiden Damen und der Herr ihr Handwerk verstehen, sind die Bewegungsabläufe perfekt. Von guten Animationen darf aber aufgrund des angewendeten Tricks trotzdem nicht gesprochen werden. Die diversen Kulissen sind äußerst unspektakulär, was aber kaum stört, der der Blick automatisch auf die Vortänzerinnen bzw. den Vortänzer gerichtet ist.
Wer lateinamerikanische Musik mag, wird natürlich bestens bedient. Merengue, Salsa, Mambo, Rumba, Flamenco und Calypso sind nur einige der Stilrichtungen, die als Untermalung für die Workouts dienen. Etwas merkwürdig mutet hingegen die Sprachausgabe an. Immer wieder kommt es vor, dass sich englische Sätze in die deutsche Synchronisation einschleichen. Ob das ein Fehler ist oder cool wirken soll, bleibt ein Geheimnis.
Ich habe kurzzeitig überlegt, das kleine bisschen Macht, das ich in dieser Welt besitze zu missbrauchen und Zumba Fitness eine Wertung von 0.0 zu verpassen, weil es weder ein echtes Game, noch ein guter Ersatz für eine Workout-DVD oder gar eine Trainingseinheit in einem Studio ist. Glücklicherweise habe ich dann aber doch eingesehen, dass es sowohl dem Move-Titel als auch Plumbers Don´t Wear Ties gegenüber unfair wäre, den neXGam-Preis für das schlechteste Spiel aller Zeiten neu zu vergeben. Trotzdem fällt das endgültige Urteil vernichtend aus, da es für ein Produkt dieser Art praktisch keine Zielgruppe gibt. Zocker, die sich ein wenig bewegen möchten, werden von der schlechten Steuerung abgeschreckt. Menschen, die eine neue Form des Workouts kennenlernen wollen, verzweifeln an den miesen Tutorials und dem wenig aussagekräftigen Feedback. Es bleiben also nur fortgeschrittene Zumba-Enthusiasten, denen Punkte egal sind und die lieber vor dem Fernseher schwitzen als im Fitness-Studio. Gibt es die überhaupt? Ich kenne jedenfalls keine...