Dabei dachten sich die Entwickler sogar eine Rahmenhandlung aus, die dem Singleplayer Modus eine Daseinsberechtigung geben soll. In Shatter Bay herrscht Chaos. Die Gesellschaft ist gespalten. Wohlhabende und Reiche wohnen in der Innenstadt, während sich in den unterentwickelten Randbezirken die untere Schicht herumtreibt. Dieser Entwicklung müde, treibt sich eine Gang mit dem Namen "The Unbounded" in den Straßen herum, angeführt von einer Frau namens Kara Shindo. In Form von high-speed Rennen kämpft sie gegen die herrschende Ungerechtigkeit an. An ihrer Seite fahrt ihr in der Haut eines neuen Rekruten mit. Bevor ihr aber was zu sagen habt, müsst ihr euch in verschiedenen Events beweisen.
Außer der Introsequenz werdet ihr von der Story im Verlauf des Spiels nicht mehr viel mitkriegen. Nur in den Ladebildschirmen bekommt ihr handlungsrelevante Texteinblendungen zu sehen. Aber mal ehrlich? Ist eine Geschichte so wichtig in einem Rennspiel? Laut EA (siehe die Need for Speed Reihe) sicherlich schon, aber bei Unbounded können wir uns getrost nur auf die Rennen konzentrieren.
Serienveteranen werden trotz Neuausrichtung einige Parallelen zu den Vorgängern finden. So müsst ihr immer noch driftend um die Kurven flitzen. Nitro, hier Power genannt, wird immer noch durch Drifts, Luftsprünge und Fahren im Windschatten des Gegners gesammelt. Außerdem werdet ihr die Rennen immer in der hintersten Reihe starten, egal, wie gut ihr im Rennen davor gefahren seid. So weit, so gut! Das waren nämlich alle Gemeinsamkeiten mit früheren Ridge Racern. Eine der größten Änderungen betrifft die Drift Mechanik. Früher leitete man das Driften per kurzem Knopfdruck ein und lenkte mit dem Analogstick in den Kurven gegen die Fahrtrichtung. Ein System, das zwar anfangs eine gewisse Eingewöhnungszeit in Anspruch nahm, aber recht schnell in Fleisch und Blut überging und Ridge Racers Markenzeichen wurde.
Bei Unbounded funktioniert das Ganze anders. Hier müsst ihr den Knopf (B in der Xbox 360 Variante) länger gedrückt halten. Zudem spielt Timing eine entscheidende Rolle. Drückt ihr den Drift-Knopf nur kurz, kann es passieren, dass ihr euren Wagen abbremst und euch so einen Nachteil im Rennen verschafft. Haltet ihr ihn zu lange gedrückt, kommt ihr mit dem Gegenlenken nicht mehr parat, kracht in ein Gebäude oder dreht euch mit rauchenden Reifen im Kreis. In Zusammenhang mit den verschiedenen Attributen der Fahrzeuge ist die Eingewöhnungszeit hier viel länger und kratzt zuweil gehörig an den Nerven. Nämlich dann, wenn ihr glaubt, das System verstanden zu haben, und trotzdem unkontrolliert in euer Verderben kracht.
Wo wir auch schon beim Thema wären. In Ridge Racer Unbouded findet ihr nur einen einzelnen großen Singleplayer Modus: Shatter Bay. Die Stadt ist dabei von Anfang bis Ende ein einziger Spielplatz. Aufgeteilt in verschiedene Bezirke, müsst ihr eine Reihe von Events bestehen, um so neue Rennstrecken freizuschalten und voran zu kommen. Die Domination Events werdet ihr am häufigsten bestreiten müssen. Das sind Rennen, wo ihr am besten unter den ersten drei ins Ziel fahren solltet. Unterwegs könnt und müsst ihr die Umgebung und eure Gegner zermürben. Time Attack erklärt sich von selbst. Gegen die Zeit rast ihr der Ziellinie entgegen. Unterwegs sind Symbole verstreut, die euch einige Sekunden gutschreiben. Fleißiges Sammeln ist hier also angesagt, um die bestmögliche Zeit einzufahren. Frag Attack steht für reines Chaos auf der Piste. Holt so viele Frags wie nur möglich, bevor die Zeit abläuft. Hier macht ihr Jagd auf eure Gegner und benutzt neben eurem Wagen die Umgebung, um eure Widersacher zu schrotten.
Vorletztes Event nennt sich Drift Attack. Hier gehts ums Driften. Eine Uhr läuft ab, während ihr um die Kurven fegt. Legt ihr einen gelungenen Drift hin, werden wertvolle Sekunden gutgeschrieben. Am Ende zählt die Distanz, die ihr erfolgreich "gedrifted" seid. Last but not least wären da noch die Shinto Rennen. Diese Rennevents erinnern am ehesten an Ridge Racer, denn hier gehts ohne Schnickschnack auf die Piste. Nur ihr und die Gegner. Keine Zerstörung.
Zudem kam es in meiner Testphase vor, dass gegnerische Fahrzeuge willkürlich vor mir auf der Strecke erschienen. Crasht ihr (ob Eigenfehler oder KI-Rempler), so werdet ihr zurückgesetzt und könnt euren Gegnern nachjagen. Hier gilt es, die Kurse in- und auswendig zu kennen, die Driftsteuerung zu verinnerlichen und sich von der harten KI nicht unterkriegen zu lassen. Sonst kann das Spiel sehr schnell demotivieren, noch bevor ihr den zweiten Bezirk erschließt.
Die Rennen neustarten solltet ihr aber in keinem Fall! Egal, wie es steht: Fahrt die Rennen zu Ende! Ridge Racer Unbounded belohnt euch mit Punkten, die es nach jedem Rennen aufs Konto gibt. Dadurch werden neue Wagen und Bauteile für den Streckeneditor freigeschaltet. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil der Online Komponente. Ihr könnt eurer Fantasie freien Lauf lassen und eigene Kurse bauen. Dabei ist der Editor kinderleicht zu bedienen. Im Bauklötzchenstil heftet ihr einfach ein Bauteil ans andere und erschafft so eure eigene Stadt. Absolviert ihr erfolgreich ein Testrennen, könnt ihr eure Kreationen online mit anderen Mitspielern teilen. Und genau das ist ein großer Pluspunkt des Spiels. Ähnlich wie in TrackMania oder ModNation Racers werden kontinuierlich neue Strecken hinzugefügt, sodass ihr online mit ausreichend Content vorsorgt werdet, um euch in Domination Rennen mit anderen menschlichen Gegnern zu messen. Das Erobern der erstellten Städte, wie auch das Rasen mit bis zu acht Gegenspielern, macht online ordentlich Laune und läuft flüssig und lagfrei. Sehr gut!
Zumindest stellt der Sound beide Seiten zufrieden, Fans wie auch Neulinge. So gibt es einige Tracks aus den Vorgängern, wie auch komplett neue, lizenzierte Musik, die passend zum Renngeschehen eingespielt wird. Dem nervigen Sprecher wurde glücklichweise gekündigt, obwohl so auch das berühmte Ridge Racer Flair verloren geht. Motorengeräusche und weitere Soundeffekte gehen ebenfalls in Ordnung.
Ich habe lange über die endgültigen Wertung von Ridge Racer Unbounded nachgedacht. Legt man das Spiel als Serien Fan ein, macht sich schnell Ernüchterung breit. So bei mir geschehen. Betrachtet man Unbounded aber als reinen Arcade Racer, bekommt man einige Stunden Spielspaß im Singleplayer und genügend Motivation im Online Modus dank Streckeneditor. Trotzdem hinterlassen der harte Schwierigkeitsgrad, der Gummiband Effekt der KI und die abwechslungsarme, grafische Präsentation bei mir einen faden Nachgeschmack. So bleibt Namcos neuester Streich ein guter Arcade Racer für geduldige Genrefans.