Was vor langer Zeit auf dem GameCube begann, mauserte sich zu einem waschechten Wii Abenteuer. Nach dem umstrittenen Zelda: Wind Waker waren die Erwartungen der Fans an ein neues Zelda im Stile des unvergesslichen Ocarina of Time verdammt hoch. Ob Zelda: Twilight Princess diesem Druck standhalten kann?
Was es mit dem Nachbarn aus der Einleitung auf sich hat? Selbiger hört auf den Namen Zanto und ist ein fieser Herrscher der Schattenwelt. Wie es böse Diktatoren so an sich haben, sind sie extrem expansionistisch und an neuen Eroberungen interessiert. Zuletzt fiel das Auge des Fieslings auf das idyllische Hyrule. Es dauert nicht lange, bis die Leibwache Prinzessin Zeldas die Waffen strecken muss. Von den unerklärlichen Vorgängen überrascht, ist der junge Link aus dem Dörfchen Ordon, als Auserwählter der Gottheiten berufen, gegen das Böse zu Felde zu ziehen. So banal, wie die Story zunächst erscheinen mag, ist sie gar nicht. Auch wenn das Prinzip „Gut gegen Böse“ wieder Bestand hat, so bietet die Geschichte ausreichend Wendungen und Nebenschauplätze, um die gesamte Spieldauer hinweg zu begeistern. Beispielsweise seid ihr bald nach Spielbeginn in Form eines Wolfes in der Schattenwelt unterwegs und versucht dort, die Vorfälle in Hyrule aufzuklären. Nicht nur auf vier Pfoten durchwandert ihr Hyrule - auch in der Rolle Links (in der Lichtwelt) sind eine Reihe ausgeklügelter Dungeons zu bestehen und Rätselnüsse zu knacken.
Die Hinweise sind rarer gesät als noch bei Ocarina of Time, wo Fee Navy mit Rat und Tat zur Seite stand. Das resultiert in einem höheren Schwierigkeitsgrad. Übertrieben hat man es glücklicherweise nicht und letztlich stehen auch dieses Mal eine ganze Reihe hilfreicher Items bereit, das Abenteurerleben zu vereinfachen. Neben alten Bekannten wie dem Boomerang, Pfeil & Bogen oder der Öllampe auch neue Gegenstände. Wobei selbst alte Items mit zusätzlichen Fähigkeiten ausgestattet wurden. Pfeil & Bomben können z. B. kombiniert als todbringendes Geschoss eingesetzt werden. Neugierig war ich auf die exklusiven Features der Wii-Fassung. Kollege Kai testete bereits die GameCube-Fassung und war begeistert. Ist das kämpfen mit Wiimote besser als per Pad? Ermüdet man dabei nicht schnell?
Sowohl in Sachen Look als auch Bedienbarkeit hat sich Nintendo an Ocarina of Time angelehnt. Was Kennern einen schnellen Einstieg ermöglicht. Neu sind die Schwertkämpfe, deren Bewegungsabläufe ihr mittels Wiimote imitiert. Genaues Fechten ist allerdings nicht drin - die Wii registriert lediglich eure Bewegung und führt anschließend einen Standardhieb aus. Gleiches gilt für den Nunchuck, mit dem sich die bekannte „Platzmach-Wirbelattacke“ ausführen lässt. Pfeil & Bogen setzt ihr in Ego-Shooter -Manier ein, zumindest sofern ihr den Gegner nicht vorher mit dem Z-Button automatisch anvisiert habt. Witzig auch die Möglichkeit, auf Epona reitend die Gegner mit einem Pfeilhagel einzudecken. Da kommt Wild West / Indianer Feeling bei auf :-)
Weniger erfreulich - die Optik. Ein Problem, mit dem der eine oder andere Wii Launchtitel zu kämpfen hat. Letztlich merkt man Zelda: Twilight Princess an, dass es sich im Grunde um eine GameCube-Portierung handelt. Die Nintendo nachher rasch auf das neue Baby portierte. Die Texturen wirken unscharf und detailarm. Zwar fehlt es nicht an bombastischen Landschaften und speziell die Mimik von Link und anderen Charakteren ist gelungen - macht euch trotzdem auf Hänseleien eurer Xbox360-Freunde gefasst.
Allerdings schafft es die altbackene Grafik nicht, die grandiose Zelda-Atmosphäre zu zerstören. Wer sich im bunten Wind Waker nicht zurecht fand, freut sich über die Optik im Stile eines Ocarina of Time oder Majora´s Mask. Gemein mit den beiden Vorgängern hat Zelda: Twilight Princess die Sprachlosigkeit der handelnden Protagonisten. Diese verständigen sich nur auf Textbasis und einzig wenige Sprachsamples dringen während des Spiels an eure Lauscher. Für Fans nichts Neues, aber Neueinsteiger in die Serie werden etwas vermissen, das sie aus anderen Games gewohnt ist. Ebenso fehlt der orchestrale Soundtrack, von dem während der Entwicklung von Twilight Princess noch die Rede war. Die Melodien sind zwar allesamt stimmig und es befinden sich viele altbekannte Midis aus älteren Zelda-Teilen darunter, zum monumentalen Abenteuer mit Bombast-Akustik fehlt es aber ein ganzes Stückchen.
Nintendo schafft es einfach immer wieder. Twilight Princess bringt genau so wenig neue Elemente mit sich wie die The Legend of Zelda-Titel davor. Und doch ist man dem Spiel spätestens nach einer Stunde verfallen und kann den Controller einfach nicht mehr aus der Hand legen. Warum das so ist? Story und Charme - auch der erste Wii-Vertreter der Reihe kann in diesen beiden Bereichen wieder unglaublich punkten. Man will einfach wieder mit Link ein spannendes Abenteuer bestreiten, in Dungeons Karten, Kompasse und Schlüssel benutzen und die Schemen zur Vernichtung eines Bossgegners herausfinden. Hinzu kommt, dass die Wiimote clever und spaßig genutzt wurde und mir gefallen in dieser Hinsicht besonders die kleinen altbekannten Sounds, die nun durch den Lautsprecher der Wiimote ertönen. Twilight Princess ist wie erwartet der definitiv stärkste Titel des Wii Launch-Lineup und meiner Meinung nach auch der einzige, der ein zufriedenstellendes Singleplayer-Erlebnis bietet. Alleine deshalb handelt es sich hierbei schon um einen ganz klaren Pflichtkauf.