Ok, vielleicht war das übertrieben. Denn der Super Nintendo konnte bis satten 32.768 Farben auf den Bildschirm zaubern. Zudem machte der glasklare Sound des Sony SPC700, der im Inneren der Konsole schlummerte, aus jedem Spielsoundtrack ein kleines Orchester. Doch wie für viele war auch mir der Preis der Heimkonsole anfangs zu hoch und so blieb ich weiter dem Nintendo Entertainment System treu.
Belohnt wurde meine Treue mit einer Umsetzung von Final Fight, das sich anno 1992 allerdings zu einem kleinen Debakel für Capcom entwickelte. Direkt zum Launch des Super Nintendo stand Final Fight in den Läden - mit Einschränkungen.
So fielen gegenüber der Arcade Version ein Zwei-Spielermodus, ein Hauptcharakter sowie ein Levelabschnitt samt Endgegner der Schere zum Opfer. Zum Glück wurde die Nintendo Entertainment System-Version von diesen Problemen (fast) nicht belastet.
Auf dem 8-Bitter NES hatte Capcom mit einem anderen Problem zu kämpfen: Die technische Limitierung der Hardware. Und so war früh klar, dass Mighty Final Fight wie die Urversion eine reine Einzelspielererfahrung bleiben sollte. Doch als Wermutstropfen sind alle drei spielbaren Charaktere mit von der Partie.
Storytechnisch bleibt die Geschichte dieselbe: in Metro City treibt die Mad Gear Gang ihr Unwesen und entführt kurzerhand die Tochter des Bürgermeisters Mike Haggar. Das hierbei die Diplomatie auf der Strecke bleibt, ist wohl jedem klar.
Bei seiner fünf Stages-Odyssey unterstützen Mike Haggar der Ninjutsu-Meister Guy und der Brawler Cody, der noch in einem weiterem Dilemma steckt, weil die entführte Jessica seine Freundin ist. Wie erwähnt müsst ihr euren Couch-Kollegen wieder ausladen, denn der Rachefeldzug durch die Slums, Old Town, Factory, Riverside und Bayarea von Metro City kann nur alleine durchlaufen werden.
Das realistische Setting der Arcadeversion wurde in der Nintendo Entertainment System-Umsetzung kindgerechter gestaltet. Jeder Charakter, sowohl die guten wie auch die bösen Jungs, wurden im Chibi Artstyle, also zwergenhaft mit großen Köpfen, gestaltet. Werdet ihr von zwei Kontrahenten aufgemischt, zieht euer Held teils lustige Grimassen.
Ein Feature, das nur in der 8 Bit-Version zu finden ist, hat mehr Einfluss auf das Spielgeschehen: Durch den Schlagabtausch mit Gegnern steigt ihr dank eines Erfahrungspunktesystems im Rang nach oben und könnt euren Lebensbalken wie auch eure Kampfstärke bis Level 6 steigern. Das Schlagrepertoire der Helden ist fast eine 1:1-Umsetzung des Originals. Auch alle Würfe und Spezialattacken, wie der Hurrican-Kick von Guy oder die Running Clothesline von Haggar sind enthalten. Auch hier solltet ihr den Gebrauch weise dosieren, weil dieser an der Lebensenergie knabbert. Doch waren die Entwickler fair und nach jedem Levelaufstieg wird der Lebensbalken wieder aufgefüllt.
Die technischen Einschränkungen am NES haben leider noch weitere Verlustmeldungen zur Folge: In den unterschiedlichen Schlauchlevels werdet ihr immer nur auf zwei Gegner gleichzeitig treffen - und dies wird auch nur durch heftiges Spriteflackern erkauft.
Ich schätze, wenn Capcom hier noch einen Koop-Modus eingebaut hätte, alle Sprites wären nach kurzer Zeit kaum noch zu sehen gewesen. Doch glaubt nicht, dass die Klopperei deswegen schneller vonstatten geht. Wo es der Mad Gear Gang an Personal mangelt, machen sie diese durch größere Lebensbalken wieder wett und „kloppt“ man lange an einen Gegner hin. Leider ist auch der Gebrauch von Waffen recht begrenzt.
Am Levelende wartet immer ein Endgegner, der im Vergleich zu den anderen Pixelfeinden ein ganz dicker Brocken ist. Solltet ihr eure fünf Leben ausgehaucht haben, startet Mighty Final Fight vom Levelanfang und ihr müsst denselben Spaß von vorne machen. Aber das kennen wir Videospiel-Veteranen zu Genüge! Für ein bisschen Abwechslung im Prügelalltag sorgen zudem zwei Bonuslevels in denen ihr euch mit Lebensenergie und Extraleben eindecken könnt.
Unser Let's Play-Video zu Mighty Final Fight:
Nach der Charakterauswahl bei Mighty Final Fight musste ich doch schwer staunen, als ich musikalisch ein großes Deja Vu Gefühl hatte: Was macht ein Mega Man-Soundtrack in einem Final Fight-Spiel? Aber egal! Die Grafik ist ok, die Action geht in Ordnung und der Spielspaß liegt auf einem hohen Niveau. Woran hapert es? Einen Koop-Modus! Wäre dieser vertreten, würde Mighty Final Fight ein guter Sidescrollbrawler im 8 Bit-Kostüm sein. So bleibt er für mich hinter den drei NES Double Dragon zurück.