Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass Sonic the Hedgehog die Jump & Run Szene nachhaltig beeinflusst hat. Teil 2 wurde Anfang ´92 heiß erwartet. Das Magazin Gamers veranstaltete mit SEGA sogar einen Wettbewerb, bei dem drei Leser das fertige Modul vorzeitig anspielen konnten. Was habe ich die Jungs damals beneidet! Ein paar Monate später war‘s dann auch für mich so weit. Die Fortsetzung wartete. Und ich war begeistert.
In Sonic the Hedgehog 2 tauchte erstmal Tails auf. Sonics bester Kumpel. Anders als am Game Gear wird er nicht entführt, sondern begleitet euch durch die bunten Levels und hilft beim Aufsammeln der Ringe. Der Gag: Ein menschlicher Spieler kann jederzeit ein zweites Pad anstöpseln und Tails Steuerung übernehmen. Dank unendlicher Leben kann Tails im Falle seines Todes sofort zurück in die Action. Oder wenn er aus dem Bildausschnitt fliegt. Denn der folgt nur Sonic. Trotzdem, ein Hauch von kooperativem Gameplay. Alternativ treten zwei Spieler im versus Modus gegeneinander an. Gespielt wird per Split-Screen, damals ein Novum. Und den Mega Drive ausreizend - hier kommt es zu Slowdowns, in denen die Geschwindigkeit massiv abnimmt. Besonders in der Mystic Cave Zone, Spaß macht‘s trotzdem. Selbst wenn mit vier Levels der Umfang arg begrenzt ist.
Gegenüber Sonic the Hedgehog wurde nichts am grundlegenden Spielprinzip verändert. Immer noch brettert ihr mit Karacho durch die Levels. Manchmal ist aber auch präzises Timing bei Sprungpassagen gefragt. Sonic the Hedgehog 2 ist vielseitig, was den Reiz erklärt. Außerdem steigerte sich SEGA beim Leveldesign. Stellvertretend sei die Casino Zone hervorgehoben, in der ihr auf bumper und Flipper trefft. Hüpft ihr in Slots, könnt ihr sogar am einarmigen Banditen spielen und Ringe sowie Extraleben einsacken. Aber auch Altbekanntes, wie Loopings, Korkenzieher und Trampoline finden sich im Modul. Insgesamt ist die Spielwelt detaillierter geworden. Man mag darüber streiten, ob die Innovationen zu kurz gekommen sind. Bei der Story rund um Dr. Robotnik, seinen Welteroberungsplänen und den sieben Emeralds ist diese Kritik berechtigt. Andererseits wurden Fähigkeiten wie der Spin Dash (Sonic beschleunigt mit Affenzahn) hier eingeführt. Und die 3D-Stages, bei der ihr durch eine Röhre lauft und am Ende einen Chaos Emerald einsacken könnt. Damals sehr beeindruckend. Insofern keine Revolution, aber eine gesunde Evolution.
Wer keinen Mega Drive besitzt, aber diesen Klassiker dennoch genießen will: Sonic the Hedgehog 2 wurde etliche Male recycelt befindet sich auf zahlreichen Compilations. Angefangen bei der Sonic Mega Collection für Xbox & GameCube hin zur SEGA Mega Drive Ultimate Collection für PlayStation 3 und Xbox 360. Auch Wii Besitzer können sich den Titel per Virtual Console ziehen, zahlen aber einen vergleichsweise hohen Preis. (Die Compilations kostet nur wenig mehr, haben aber größeren Umfang)
Dieser Autor wartete anno 1992 tagtäglich auf seine postalische Gewinnbestätigung, hatte die SEGA-Zeitschrift GAMERS seinerzeit doch einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem man bereits vorab bei SEGA in (damals noch) Hamburg Sonic 2 anspielen konnte. Mit dem Gewinn wurde es nichts, das Sonic 2 Modul kam aber trotzdem wenige Wochen später in die Sammlung und war eine echte Wucht. Vor allem die 3D-Multiplayer Level waren für uns junge Nasen beeindruckend, aber auch der höllische Speed war atemberaubend. Für den Verfasser dieser Zeilen definitiv einer der ganz großen Klassiker der 90er Jahre!