Need for Speed SHIFT im Test

Je nachdem welche Art von Rennspielen ihr bevorzugt, kann der Start von Need for Speed SHIFT ein großer Erfolg werden – oder eben vollkommen in die Hose gehen. Zu Beginn der Karriere werdet ihr nämlich ins eiskalte Wasser geschmissen und findet euch kurze Zeit nach dem Einlegen der Disc schon in eurer ersten Fahrrunde. Eure Leistung in dieser Runde beeinflusst die Standard Einstellung des Schwierigkeitsgrades für eure Laufbahn. Um die Gegner müsst ihr euch an dieser Stelle keine Sorgen machen, denn die erste Herausforderung ist die Steuerung von Need for Speed SHIFT.

Statt klarer Simulationsschiene oder fetzigem Arcade Gameplay vereint der Titel Aspekte aus beiden Genres zu einem spaßigen Fahrerlebnis. Wie in einer Simulation ist es empfehlenswert, frühzeitig vor Kurven zu bremsen und nicht all zu weit von der Ideallinie abzuweichen, während ihr euch an die sehr sensible Lenkung gewöhnt. Gleichzeitig belohnt euch das Spiel aber, eben mehr wie ein Arcade Racer, für Drifts durch Kurven, Anecken mit Gegnern und selbst für „Abschüsse“ auf der Strecke. Need for Speed SHIFT fährt also, für Racinggames ungewöhnlich, auf der mittleren Fahrbahn, statt sich per se für die linke oder rechte Spur zu entscheiden. Wer aufgeschlossen genug ist, darf sich auf viele spaßige Rennstunden freuen.

Im Singleplayer habt ihr die Wahl zwischen den Menüpunkten Schnelles Rennen und Karriere. Im Ersteren lassen sich sowohl normale Autorennen als auch Zeitfahren- und Drift-Events veranstalten. Dafür habt ihr 36 verschiedene Kurse zur Wahl und könnt außerdem diverse Variablen einstellen, wie z.B. dass nur eine bestimmte Fahrzeugklasse antreten darf. Natürlich lassen sich ebenfalls die Anzahl der Runden und der gegnerischen Fahrer nach Belieben editieren.

Herzstück von Need for Speed SHIFT ist aber der Karriere Modus: Hier stellt euch das Spiel vor über 150 Events, die nach vorgegebenen Themen sortiert sind. Als zusätzliche Gliederung gibt es die sogenannten Stufen, die sowohl eure als auch die Fähigkeiten eurer Fahrzeuge symbolisieren. Zum Beginn der Karriere seid ihr ein Stufe 1 Fahrer mit einem entsprechenden Wagen. Das langfristige Ziel ist es, bis auf Stufe 4 aufzusteigen und letztlich die alles entscheidende World Tour freizuschalten, das ultimative Event mit 10 Rennveranstaltungen, welches den Höhepunkt eurer Entwicklung darstellt. Vor euch liegt also ein ordentliches Stück Arbeit.

Um dieses ultimative Ziel zu erreichen, müsst ihr euch als Fahrer natürlich verbessern und möglichst viele Rennen gewinnen. In der Praxis sieht es in Need for Speed SHIFT so aus, dass ihr für den Aufstieg in die nächste Stufe Sterne sammeln müsst. Diese kriegt ihr für eure Position in einem Wettrennen (Sieg: 3 Sterne, 2. Platz: 2 Sterne, 3. Platz: 1 Stern). Das ist aber noch nicht alles, denn es kommen weitere drei mögliche Sterne pro Autorennen hinzu. Zwei davon erhaltet ihr, wenn ihr bestimmte Summen von Erfahrungspunkten in einem Rennen sammelt. Der insgesamt Sechste kann durch das Erledigen einer Bonus Aufgabe errungen werden. Zu diesen gehören u.a. Vorgaben wie „Fahre eine saubere Runde“, „Meistere jede Kurve der Strecke“, „Erreiche 180 km/h“ usw. Besonders diese Bonus Missionen taten es mir sehr an, denn um sie erfolgreich abzuschließen konzentriert man sich im Rennen plötzlich auf ganz andere Aspekte, die man ansonsten eventuell ignoriert hätte. Ihr könnt jederzeit jede Veranstaltung wiederholen und werdet dabei nie Sterne verlieren – die, die ihr schon einmal gewonnen habt, bleiben ebenfalls auf eurem Konto.

An das Wiederholen von Rennen könnt ihr euch recht früh im Spiel gewöhnen, denn selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad sind eure Kontrahenten gerissen unterwegs und sorgen so oftmals für hoch spannende Rennverläufe. Dabei greifen sie gerne mal zu nicht unbedingt legalen Mitteln und drücken euch, wenn es sein muss, rücksichtslos von der Strecke runter. In diesem Fall hilft die Back-Taste des Xbox 360 Pads, womit ihr zurück auf die Runde gehoben werdet, nur marginal weiter. Denn ihr könnt sicher sein, dass euch in der Zwischenzeit einige Gegner überholten. Die Strafe ist schon ok. Kombiniert man sie jedoch mit der Aggressivität der gegnerischen Fahrer und der Tatsache, dass eine schnelle Erholung wegen der sensiblen Steuerung quasi unmöglich ist, kann hier durchaus Frust entstehen. Richtige Racer werden dadurch natürlich nur weiter angespornt und brennen auf Rache im nächsten Rennen...

Wer das authentischste Rennerlebnis aus Need for Speed SHIFT heraus kitzeln will, der sollte sich am Online Multiplayer Modus orientieren. Hier gibt es natürlich auch mehrere verschiedene Spielvarianten wie z.B. den Fahrer Duell Turniermodus, in dem ihr in einer Reihe von Rennen gegen ein und denselben Fahrer antretet. Der ausschlaggebende Punkt ist der, dass ihr beide in exakt den gleichen Wagen sitzt und, insofern es sich nicht um einen Witzbold handelt, der auf Risiko geht und euch von der Strecke rammt, so ein wirkliches Duell der Skills entsteht. Natürlich sind klassische Ranglistenspiele ebenfalls mit von der Partie, die mit bis zu 8 Gamern gefahren werden können. Die einstellbaren Variablen orientieren sich dabei an denen aus dem Schnellen Rennen-Modus im Singleplayer.

Sobald ihr euch mit euren Gegnern in der Lobby befindet, habt ihr genügend Zeit, um zu sehen, was auf euch zukommt und dementsprechend ein passendes Vehikel für das bevorstehende Autorennen auszuwählen. Egal ob aus eurer Karriere Garage oder aus dem generellen Sortiment des Spiels. Die Online Matches, die wir im Rahmen unseres Tests fuhren, liefen wunderbar flüssig und insofern diese Veranstaltungen mit der richtigen Mentalität angegangen werden, kommt hier großer Spielspaß auf. Wer auf ein komplett sauberes Rennen hofft, dürfte in den meisten Fällen enttäuscht werden. Denn wie in der Karriere werden euch auch online Erfahrungspunkte in den beiden Hauptpunkten „Präzision“ und „Aggression“ verliehen. Sprich bestimmte Aktionen während des Rennens, z.B. Gegner drehen für Aggression, werden direkt durch den Erhalt von XP belohnt. Wer also mit Gegenspielern auf der Strecke ist, die eine andere Meinung darüber haben, wie SHIFT gespielt werden sollte, kann es durchaus dreckig werden.

Neben den normalen Rennen integriert Need for Speed SHIFT außerdem Drift Events in die Karriere und die Online Multiplayer Modi. In diesen Veranstaltungen geht es, wie der Name schon vermuten lässt, darum, möglichst sauber durch die Kurven einer bestimmten abgesteckten Strecke zu driften. Dafür kommen natürlich nicht alle Fahrzeuge in Frage. Und so stehen euch hier nur 11 spezifische Gefährte zur Auswahl, von denen jedes so abgestimmt wurde, dass bereits ein harter Tritt auf das Gaspedal reicht, um es zu Ausscheren zu bringen. Hier muss man als Spieler Zeit investieren, um erstens einen Wagen unter den 11 verfügbaren zu finden, der einem auch zusagt und zweitens das saubere Driften zu erlernen. Wer tricksen will, darf gleich richtig zulangen, denn die Drift Events sind nicht an ein Zeitlimit gebunden und daher langt es theoretisch aus, einfach von Seite zu Seite zu schwingen, um Punkte zu sammeln. Das Nachreichen eines Zeitlimits für diesen Modus wäre sicherlich keine schlechte Idee für ein Update in näherer Zukunft.

Für alle, die künstlerisch veranlagt sind, bietet Need for Speed SHIFT ebenso die Möglichkeit, seine Fahrzeuge zu individualisieren. Rund 55 Vehikel lassen sich sammeln, welche lackiert und mit diversen Vinyl Mustern beklebt werden können. Performance Upgrades sind natürlich ebenfalls ein großes Thema, mit feschem Body Kit, besseren Reifen und verringertem Gewicht sorgt ihr dafür, dass eure Autos länger konkurrenzfähig bleiben. Hier bleibt aber anzumerken, dass das Spiel, wie auch in anderen Bereichen, nur an der Oberfläche kratzt und niemals einen Detailreichtum bietet wie ihn einige Racer vorher mit sich brachten.

In technischer Hinsicht kann Need for Speed SHIFT vollends überzeugen. Es ist nicht so, dass euch die Kinnlade z. B. wegen besonders detaillierter Fahrzeuge herunterfällt, aber durch eine flüssige Framerate entsteht ein vorzügliches Geschwindigkeitsgefühl im Rennen, das seinesgleichen sucht. Da kann einen die Angst überkommen, wenn man mit einem sehr schnellen Auto länger auf einer Geraden unterwegs ist und am Ende dieser Geraden eine 90° Kurve erblickt ... Die unterschiedlichen Strecken aus aller Welt sind alle gut und sauber umgesetzt worden, hier muss sich SHIFT nicht vor der Konkurrenz verstecken.

Beim Sound gilt ebenfalls: Mittendrin statt nur dabei! Die Motorengeräusche der verschiedenen Fahrzeuge krachen euch bei entsprechender Dolby Digital Anlage nur so um die Ohren und ihr werdet dadurch leicht vom Bleifußvirus infiziert. Verseht ihr euren fahrbaren Untersatz mit Upgrades wie Sportauspuff oder Ähnlichem, macht sich das auch beim Sound im Rennen bemerkbar – sehr, sehr fein.