Risen im Test

Xbox 360

Wir erinnern uns an Gothic 3. Lange erwartet, hatte zu Release aber unzählige Bugs und… HALT! Die Geschichte kennt jeder. Mit Risen liegt ein neues Spiel der Gothic-Macher Piranha Bytes vor. Zwar immer noch ein klassisches West-RPG, doch lassen wir die Vergangenheit ruhen und betrachten es als eigenständiges Produkt, ohne wiederholt Verflossenes aufzuwühlen.

Risen_11Tabula Rasa, so beginnt auch Risen. Euer namenloser Held strandet schiffbrüchig an einem gottverlassenen Strand der Insel Faranga. Sich besinnend sucht man in stockfinsterer Nacht zunächst nach Überlebenden und findet diese mit der Frau Sara. Sie stellt einen Tutorial-Charakter dar, der seine Aufgabe aber eher schlecht als recht erfüllt. Denn der Titel ist ein RPG der alten Schule: Menü-Tutorials? Fehlanzeige. Steuerungs-Hinweise? Großteils Fehlanzeige.

Man fühlt sich planlos, es ist stockfinster, man hat keine Möglichkeit die Helligkeit zu justieren, das Optionsmenü gibt sich spärlich. Man irrt im Dunkeln durch den Wald, sammelt planlos Kräuter und sonstiges Strandgut, während man sich an wenigen Fackeln den Weg sucht. Zudem bereitet die Steuerung größte Probleme, da der rechte Analogstick der Kamerasteuerung dient. Bisher nichts Ungewöhnliches, doch die Empfindlichkeit ist äußerst hoch und die Sensibilität lässt sich nicht regulieren. Grobschlächtige Naturen drehen so die Kamera wild wie ein Kreisel um sich. Nachdem man Sara in einer gottverlassenen Hütte abgesetzt hat, sich ein paar Heringe gebraten hat und mit den Menüs bei Tageslicht auseinandersetzte, kann das Spiel starten.

Der Bandit an der Weggabelung lässt sich von uns bereitwillig die Hütte leer räumen und bietet an, uns zum Lager der Ganoven oder zur Hauptstadt zu führen. Hier entscheidet sich der Weg unseres Helden, welchen Weg er gehen möchte. Schließt er sich in der Hafenstadt der Inquisition an und lernt mächtige Zaubersprüche, oder lässt er sich mit den Gesetzlosen ein? Auch die Story wird langsam klar: Ständige Erdbeben erschüttern Faranga, überall auf der Insel schießen Tempel aus dem Boden die widerliche Kreaturen ausspucken, die euch immer und überall ans Leder wollen.

Risen_30Im Camp der Banditen angekommen fängt Risen an, seine Klasse auszuspielen. In den Sümpfen schlugen die Geächteten ein Lager auf und plündern die Kirchen und häufen Gold an. Doch der Krieg mit der Inquisition belastet die Lebensqualität und es ist natürlich an uns, das zu ändern. Die Interaktion mit Personen in Risen ist schlichtweg phantastisch: Alle Figuren geben sich natürlich, jeder hat Sorgen und kleine Aufgaben. Euer Held nutzt jede Gelegenheit sich zu profilieren, und durch das Erfüllen von Quests Erfahrung zu sammeln oder eben auch die Ausrüstung aufzustocken.

Faszinierend an Risen ist die Art der Charakterentwicklung. So bekommt ihr wie aus West-RPGs bekannt, für das Töten von Gegnern oder das Erfüllen von Quests Erfahrung die euch Levelaufstiege ermöglichen. Doch seine Fähigkeiten und Attributspunkte selber zu verteilen, muss man erst mal einen Lehrmeister finden, der euch gegen Gold und Erfahrungspunkte in die Kunst des Schwertkampfes, Taschendiebstahls, etc. einführt. So gestaltet sich das Levelsystem deutlich abwechslungsreicher als bei der Konkurrenz.

Auch die Dialoge in Risen sind hervorragend gelungen. Durch die gelungene Synchronisation zieht euch die Story und ihre Charaktere in ihren Bann. Man hört dem betrunkenen Arbeiter gerne zu und besticht ihn mit ein paar Bieren, um an wertvolle Informationen zu kommen, wie man den Lagertyrannen Brogar ein Schnippchen schlagen kann. So bereist man Faranga kreuz und quer, erledigt in klassischer West-RPG-Traditions Aufgaben, plättet Monster und fleddert deren Leichen nach Gold oder anderen nützlichen Ausrüstungsgegenständen. Vom Umfang kann Faranga nicht annähernd mit einem Tamriel mithalten, aber so fühlt sich alles in sich schlüssig an. Insbesondere der Ideenreichtum und die Abwechslung bei Quests gehen über das typische „hole Item X und bringe es Y“ hinaus. Sehr erfreulich und sorgt dafür, dass die Zeit im Fluge vergeht.

Was man Risen von der ersten Minute an anmerkt ist der Ursprung. Dass das Spiel durch und durch ein PC-Spiel ist, merkt man an der Benutzerführung und dem Menüaufbau. Leider hat sich Wizarbox, welche sich für die Portierung verantwortlich zeigen, nicht wirklich Mühe gegeben. Die Optionen sind mangelhaft, der rechte Analogstick übersensibel und bei Kämpfen wünscht man sich sehnlichst eine Maus, um die tänzelnden Gegner vernünftig anzuvisieren. Denn einen Auto-Aim hat man dem Spiel nicht spendiert, so dass man immer während der Feindbegegnung noch mit dem rechten Stick nachjustieren muss. Bei den eh schon zähen Feinden führt das nicht selten zum Ableben. Apropos: Das häufige Speichern wird vom Game empfohlen, denn Autosaves sind relativ selten und häufig stirbt man unvermittelt und darf dann eine halbe Stunde nachholen, Frust inklusive.

Risen_9Ein ebenfalls dramatischer Negativpunkt ist die Menünavigation und das Interface. Über das Steuerkreuz erhält man Zugriff auf Charakter, Inventar, Karte und Questlog. Leider gibt es nur eine kleine Questkarte, die die Questgeber anzeigt und diese ist auch nicht interaktiv. Wenn ihr 5 Personen ansprechen müsst, werden die bereits Angesprochenen nicht von der Map gelöscht, so dass sich der Spieler noch merken muss, mit wem bereits gesprochen wurde. Bei einer Unmenge an parallel laufenden Quests ist das öfters eine Qual.

Zudem findet sich im gesamten Game keine kleine Map in einer Bildschirmecke oder wenigstens ein Kompass, der den Weg zum nächsten Questziel zeigt. Ein Kompass ist vorhanden, dieser beschränkt sich aber auf das Nötigste: Er zeigt die Himmelsrichtung an, den Rest hat sich der Gamer bitteschön selbst aus den Menüs zu suchen. Die Hauptmap lässt sich zwar einblenden, jedoch nimmt diese 40% des Bildschirms ein, ist nicht transparent und ermöglicht nicht mehr zu kämpfen, während die Map geöffnet ist. Ebenfalls ist die Verwaltung des Questlogs eine Qual und äußerst umständlich, wie der Rest der Menüverwaltung. So werden gelöste Missionen immer noch in der Gesamtübersicht der Quests gezeigt, anstatt diese zu löschen. Alles in Allem muss gesagt werden, dass hier beim Port wesentlich Feinarbeit angebracht gewesen wäre, um Risen angenehm spielbar zu gestalten.

Faranga ist abwechslungsreich modelliert und bietet viel Abwechslung in den Gebieten. Leider ist das mit der einzige Punkt, der bei der grafischen Performance von Risen anzumerken ist. Die Texturen sind niedrig aufgelöst und verwaschen, die Weitsicht als ausreichend zu bezeichnen und die genutzten Filter lassen das Bild zudem unscharf wirken. Ebenfalls sind die Charaktermodelle äußerst spärlich, was insbesondere bei Frauen auffällt. Es gibt bei den NPCs genau einen Typ weibliches Wesen, der sich nur durch die Kleidung unterscheidet. Die Männer „glänzen“ zwar noch mit Bart und Haarvariationen, sehen aber im Gesicht ebenso fast alle gleich aus. Hier hätte etwas mehr Aufwand nicht geschadet. Besonders die miesen Texturen lassen einen in manchen Höhlen oder Randgebieten erschaudern, so dass man sich fragt, ob man wirklich ein Xbox 360 Spiel spielt.

Risen_4Wurde die technische Seite von Risen noch mit Kritik überschüttet, so verhält sich das beim Sound gänzlich anders herum. Die Vertonung ist schlichtweg hervorragend. Alle Sprecher wirken auf Deutsch authentisch, und da es sich um eine hiesige Produktion handelt, ist nur zu empfehlen, das Game auch auf Deutsch zu genießen. Der dämliche Oger vermittelt ebenso Atmosphäre wie der betrunkene Arbeiter, welcher sogar mit „betrunkenen“ Untertiteln zu kämpfen hat. Zudem nimmt sich das Spiel selber nicht zu ernst und euer namenloser Held ist ein spitzzüngiger Zyniker, der für mehr als einen Lacher gut ist. Außenwelt sowie Gegner machen ebenfalls ein außerordentlich gutes Bild: Die Hintergrundmusik ist dezent und vermittelt das Flair eines Fantasy-Streifens und die Gegner geben sich alle Mühe bedrohlich zu klingen.




Heiko meint:

Heiko

Risen ist grafisch schwach, die Steuerung bestenfalls suboptimal, die Vertonung hervorragend. Doch wie ist das Spiel? Anfangs geschockt dank des benutzerunfreundlichen Einstiegs und der holprigen Steuerung hatte ich die schlimmsten Befürchtungen. Doch das Game ist wie ein guter Wein, der sich erst mit der Zeit entfaltet. Fast-Food-Gamer lassen jedoch tunlichst die Finger vom RPG aus deutschen Landen. Fans von West-RPGs mit einem gesunden Sinn für Humor schlagen aber bedenkenlos zu. Beim nächsten Teil bitte etwas mehr Mühe beim Konsolenport, danke!

Positiv

  • tolles Setting und Story
  • hervorragende Synchronsprecher
  • akustisch sehr stimmig

Negativ

  • hässliche Texturen und Gesichter
  • umständliches Interface
Userwertung
9 4 Stimmen
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Forum
  • von Captnkuesel:

    Ich will halt auch mal was retro mäßiges gespielt haben Ich überlege ob ich Risen 2 angehe aber glaube das war mir zu viel Piraten Unsinn mit Voodoo und so. Aber mal gucken. Muss eigentlich erstmal die zweite Hälfte von Persona 3 spielen ...

  • von Maniac555:

    Captnkuesel schrieb: Maniac555 schrieb: ok, mir reichts. Ich habe dieses gottverdammte Machwerk jetzt durchgespielt und habe mich allen ernstes durch diese nervigen dämlichen Höhlen...

  • von CD-i:

    Bis zur Höhle ein mega Spiel. Danach kommt einem nur noch das blanke kotzen xD

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Risen Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2009-10-02
Vermarkter Deep Silver
Wertung 7.5
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