Super Soccer im Test

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr beginne ich zu verstehen, was ich an Super Soccer so mochte. Und heute vermisse: Die japanische Aufmachung. Das gesamte Spiel bot fröhlich dudelnde Musik und eine comichaft bunte Optik. Es besaß diese „hier-bin-ich-und-verbreite-gute-Laune“ Grundidee, die mich an das Control Pad fesselte. Spielerisch war Super Soccer schon damals durchwachsen. Wobei sowohl Einzelspiel als auch Weltmeisterschaften (K.O. Runden gegen immer stärkere Gegner) kooperativ zu zweit bewältigt werden durften. Was damals wie heute am meisten Spaß bereitet.

An Mannschaften stehen die seinerzeit gängigsten zur Auswahl, wobei der japanische Entwickler Human Inc. recht erfinderisch bei der Spielstärke war. Frankreich ist beispielsweise wesentlich schwächer als z. B. Kamerun oder Rumänien. Außerdem besitzt Super Soccer keine Lizenz, kaschiert das aber durch landestypische Spielernamen. Rein zufällig finden sich in der deutschen Nationalmannschaft auf diese Weise ein „Rudi“ und ein „Lotar“, während für Argentinien ein „Diego“ über den Platz läuft. Na sowas ...

Nachdem Aufstellung, Spielsystem und Torwartkontrolle (automatisch oder spielgesteuert) festgelegt sind, geht es auf den Platz. Super Soccer überraschte mit einer ungewohnten Darstellungsperspektive, die das Spielfeld im 3D-Look zeigt. Ja, in Zeiten von Fußballspielen mit 2D-Look aus der Vogelperspektive (á la Kick-off, Sensible Soccer) war das ein echter Hingucker.

 Wenn auch die Proportionen jenseits von Gut und Böse liegen und die Ballphysik ein Witz ist.

Je eine Halbzeit spielt ihr von oben nach unten bzw. umgekehrt.  Die Kamera folgt stets dem ballführenden Kicker und kommt manchmal einen Tick zu langsam mit, wenn es flott geht. Gerade wenn ihr auf das untere Tor spielt, ist die Reaktionszeit bei Flanken und Pässen kurz. Zumal der Gegner nicht lange fackelt und den Ellbogen ausfährt oder grätscht. Selten wagt sich nach einem Foul mal ein Moppel-Schiedsrichter aufs Feld und verteilt willkürlich gelbe und rote Karten, bevor er wieder unsichtbar wird. Sogar Elfmeter gibt es, wobei das Spiel dann in eine hübsche Nahansicht umschaltet und eine dramatische Sound Jingle die Spannung hochtreibt. Diese Elfmeter-Duelle sind äußerst unterhaltsam und auch über das Hauptmenü separat anzuwählen. Auch hier oute ich mich als Fan dieses japanischen Looks. Tja, wie sagt mein Opa immer? „Sowas stellen sie heute nicht mehr her!“. Jetzt weiß ich, wie Opa sich fühlt.

Auch nach Jahren sind mir einige der Melodien aus Super Soccer im Gedächtnis geblieben. Jede Mannschaft im Spiel besitzt eine eigene Melodie, mitunter recht fetzig, die trotz ihrer Simplizität im Ohr hängen bleiben. In Japan erschienen übrigens noch vier weitere Sequels unter dem Namen Super Formation Soccer, mit überarbeiteter Optik und Teams. 2002 erschien mit Formation Soccer 2002 wiederum exklusiv in Japan ein neuer Teil für den GBA, der aber enttäuschte.