
Ursprünglich war geplant, das Spiel mit der Konsole auszuliefern, doch da das Spiel nicht rechtzeitig fertig gestellt wurde, bekam Cybermorph den Vortritt. Eigentlich komisch, dass man den Entwicklern eines Jaguar Titels genügend Zeit gab, es fertig zu entwickeln. Allein schon in dieser Beziehung scheint das Projekt einzigartig zu sein. Ein gutes Omen?
Denn zu Beginn könnt ihr euren Charakter auswählen und je nachdem, welche Spielfigur ihr wählt, variiert auch euer Missionsziel. Da gibt es als erstes den Colonial Marine. Wegen einer Tätlichkeit gegenüber einem Offizier wurde Private Lance J. Lewis (übrigens benannt nach einem der Atari-Tester von AvP) ins Gefängnis des Trainingslagers gesteckt und sitzt dort seine Strafe ab. Doch irgendetwas stimmt nicht, denn bei Spielbeginn öffnet sich seine Zellentür ohne jeglichen Widerstand. Bereits beim Öffnen der Tür sieht man schon eine Leiche auf dem Boden liegen, deren Waffe wir uns gleich schnappen, da wir uns scheinbar zur Wehr setzen müssen. Was zur Hölle ist hier nur geschehen?
Nach einiger Zeit findet man ein Computerterminal, welches sich für den Marine noch als wichtig herausstellen soll. Hier können wir uns die Karte vom derzeitigen Stockwerk anschauen oder das Logbuch lesen. Vor allem das Durchlesen dieses Logbuchs erweist sich als nützlich, da man hier erfährt, was hier eigentlich passiert ist und was wir tun müssen. So irren wir durch die verlassene Raumstation und versuchen einen Ausgang zu finden. Verlassen? Weit gefehlt!
Spätestens jetzt ist eure Mission klar: Ihr müsst so schnell wie nur möglich raus aus diesem „Trainingslager“. Doch davor müssen wir noch den Selbstzerstörungsmechanismus aktivieren, um diese Brut in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Dumm ist allerdings nur, dass die Tür zum Kommando-Raum die Sicherheitsstufe 10 hat und wir anfangs noch auf Stufe 0 sind. Um unseren Security Level zu erhöhen, müssen wir Security Cards finden, die im gesamten Komplex verstreut und auch nicht allzu leicht zu finden sind. Hinweise zu den Standorten dieser Sicherheitskarten werden oftmals von den vorher angesprochenen Computerterminals preisgegeben und so begeben wir uns auf die Suche.
Falls einem natürlich das Spielen mit einem Menschen zu suchlastig ist und man eher auf gnadenlose und rasante Action steht, dann wird man sich wohl für das Alien entscheiden. Kaum hat unser Schiff an die Station angedockt, schon wird unsere Queen entführt und das lässt das Hive wohl kaum auf sich sitzen. So machen wir uns auf sie zurückzuholen. Mit allen nur erdenklichen Mitteln. Aber natürlich heißt es erst mal die Queen überhaupt zu finden.
So bewegen wir uns anfangs durch das Alienschiff, auf dem schon einige Marines herumlaufen, die von uns ausgeschaltet werden wollen. Da sie oftmals in kleinen Grüppchen von 3 Leuten umherwandern, ist es allerdings gar nicht so leicht, sie aufzumischen. Das können wir entweder mit unseren messerscharfen Klauen, unserem betäubenden Schwanz oder mit unserem tödlichen, ausfahrbarem zweiten Gebiss. Diese Bewaffnung und unsere Geschwindigkeit sollten wir nutzen, um unsere Gegner möglichst schnell zu beseitigen, da wir doch recht schwach auf der Brust sind. Allerdings haben wir noch ein Ass im Ärmel..
Mit dieser Methode können wir bis zu drei Kokons produzieren, die uns im Spiel praktisch als Speicherpunkt dienen. Falls unser Alien getötet wird, schlüpft das nächste aus und wir können an der Stelle des Kokons weiterspielen. Allerdings nur, wenn mindestens ein Alien schon voll entwickelt ist! Ansonsten heißt es auch hier „Game Over“.
Nun kommen wir zum Dritten im Bunde der spielbaren Charaktere. Dem König der Jäger – Der Predator. Er hat sich nach den Aliens auch mit seinem Raumgleiter an die Station angedockt, um für seine Ehre zu kämpfen und schon kommen wir zu einem sehr innovativen System.
Dabei lohnt es sich ehrenhaft zu kämpfen. Denn von Spielbeginn an sind wir nur mit unserer, aus den Filmen bekannten, Armklinge bewaffnet. Erst wenn wir genug Ehre (also Punkte) angesammelt haben, bekommen wir neue Waffen. Allerdings hört sich das jetzt schlimmer an als es ist, denn der Predator ist ein ziemlich zähes Biest und kann einigen Angriffen standhalten. Außerdem kann man oft auch von toten Medizinern, die ab und zu herumliegen, Medipaks einsammeln, die man dann auf Knopfdruck einsetzen kann.
Das Waffenarsenal ist dabei auch sehenswert. Zuerst kämpfen wir mit unserer Armklinge. Bei genügend Punkten stehen dann der Combistick, die Disc und die Schulterkanone zur Verfügung. Allerdings sind zu jeder neuen Waffenstufe eben die entsprechenden Punkte notwendig. Diese Waffen werden wir allerdings brauchen, um unseren ganz großen Preis abzuholen. Der Kopf der Alien Königin!
Da fragt man sich, wie die Programmierer all die Daten auf ein 32MBit Modul quetschen konnten. Der Clou war, dass sie ein spezielles Kompressionsverfahren namens JagPak benutzt haben, damit sie die ganzen Daten packen konnten. Allerdings trägt dieses Kompressionsverfahren dazu bei, dass die Grafiken etwas verschwimmen und zur Artefaktbildung neigen. Die Ladezeiten während des Spiels werden als Dekomprimierungsphase getarnt, wenn ihr euch in der Luftschleuse befindet bzw. wenn ihr im Fahrstuhl in ein anderes Stockwerk fahren wollt. Nicht nur eine sehr gute Lösung, sondern auch ein Aspekt, der den Realismus etwas fördert.
Auch die Grafik in Alien vs. Predator ist allererste Sahne. Für das Jahr 1994 scrollte das Bild butterweich über den Fernseher, man merkt nur kleine Ruckler, wenn man sich um die eigene Achse dreht. Die Texturen wirken sehr plastisch und die Gegneranimationen sind flüssig und sehr gut in Szene gesetzt. Wenn man bedenkt, dass damals noch Doom die Referenz für 3D Ego-Shooter stellte, wurden in AvP völlig neue Maßstäbe gesetzt. Sozusagen eine Offenbarung für alle Fans des Genres.
Zum Sound kann man nur sagen, dass dieser sehr dezent eingesetzt wurde. Hintergrundmusik existiert nur beim Startbildschirm, wobei hier eher düstere Klänge angestimmt werden, die den Spieler schon perfekt auf das kommende Spielgeschehen einstimmen. Während des eigentlichen Spiels beschränkt man sich auf die Sound FX, die sehr gut in Szene gesetzt worden sind. Sie sind vor allem aus den Filmen entnommen. So hört man das Knurren des Predators oder das Kreischen der Aliens, während man durch die Gänge streift.
Sehr positiv fällt auch auf, dass man die Deckkraft des HUD einstellen kann. Man kann es nach Belieben sogar ganz ausschalten. Im Spiel erleichtert uns auch eine automatisch mitzeichnende Karte die Orientierung, allerdings muss man sie neu erkunden, sobald man von einem anderen Areal wieder zurückwechselt. Eigentlich ein unnötiger Stolperstein, denn das Spiel ist eh schon anspruchsvoll genug. Zum Glück darf man das Spiel zu jeder Zeit speichern, denn Platz sind auf dem Modul für 3 verschiedene Spielstände. Beim Laden eines Spielstandes sind aber wieder alle Gegenstände und Gegner zurück, also heißt es auf der Hut sein!
Auch die Steuerung des Spiels ist sehr gelungen. Manch einem mag sie anfangs etwas schwerfällig und träge vorkommen, allerdings gewöhnt man sich sehr schnell daran und sie macht keine Probleme. Damit einem die Steuerung nicht schwer fällt, liegen der Verpackung 3 Overlays bei, also eins für jede spielbare Rasse.
Am meisten Spaß macht wohl die Marine-Kampagne. Die gruselige Atmosphäre, die in diesem Szenario aufgebaut wird, ist sensationell. Man bewegt sich durch die Gänge und schießt auf ein Alien, nur um mit Schrecken festzustellen, dass schon von links ein weiteres zähnefletschend auf uns wartet. Das soll sicherlich nicht heißen, dass die Missionen der anderen beiden Charaktere weniger interessant sind. Man fühlt sich sofort von Beginn an in das Spielgeschehen hineingezogen und ehe man sich versieht, sitzt man einige Stunden vor der Konsole. Dafür sorgt schon der knackige Schwierigkeitsgrad. Auch ein wiederholtes Durchspielen wird gefördert, da die Gegner zufällig platziert sind und so immer wieder für Überraschungen sorgen.
Es soll ja Spiele geben, die einzig und allein den Kauf einer Konsole rechtfertigen. Alien vs. Predator gehört definitiv zu diesen Spielen! Was die Entwickler hier aus dem Jaguar herausgeholt haben, ist zwar noch lange nicht alles, was die Raubkatze kann - allerdings ist es schon verdammt nah dran. Allein der gewaltige Umfang durch die riesigen Karten und den drei spielbaren Charakteren mit unterschiedlichen Storylines geben Stoff für wochenlanges Zocken. Als Jaguarbesitzer heißt es also zugreifen. Wer bis jetzt noch keinen hat - jetzt wird es Zeit!