Wir – das ist die junge, asiatisch angehauchte Runnerin Faith, deren Rolle der Spieler in Mirror‘s Edge übernimmt. Die Story dreht sich um Verrat, Hinterlistigkeit und einen totalitären Staat, der im Chaos zu versinken droht. Schon bald rennt Faith nicht mehr nur um Dokumente von A nach B zu bringen, sondern um eine Mordverschwörung aufzudecken und den Namen ihrer Schwester zu säubern.
Ja, der Plot ist recht flach und extrem vorhersehbar. Aber wie sich nach einiger Zeit herausstellt, legten die Entwickler aus gutem Grund nicht all zu viel Wert auf diesen Aspekt. Denn im Endeffekt geht in Mirror‘s Edge alles so verdammt schnell, dass man kaum was von den äußeren Umständen mitkriegt. Wer es nach rasanten Verfolgungsjagden irgendwie doch noch schafft, den im Comic-Look gehaltenen Zwischensequenzen inhaltlich zu folgen, wird damit belohnt, dass am Ende sämtliche eventuell offenen Fragen beantwortet werden. Bis nach einem auf ein Sequel deutender Cliffhanger endgültig Schluss ist.
Und so fangt ihr an zu rennen – über Dächer, durch Bahntunnel und entlang Wänden. Während dem Rennen steigert Faith, insofern sie nicht durch Hindernisse aufgehalten wird, ihr Tempo und so wird es möglich, die diversen Moves die die junge Dame auf dem Kasten hat, zu ansehnlichen Combos zu verknüpfen. Egal ob ihr unter Rohren hindurch rutscht, über eine Reling hüpft oder schier unüberwindbar scheinende Abgründe hinter euch lasst. Allerhand Bewegungen, die ihr eventuell aus coolen Parkour-Videos von YouTube kennt, sind auch im Spiel möglich. Dabei gestaltet sich das deutlich einfacher, als man es sich vielleicht vorstellte, denn für sämtliche Moves benötigt ihr nur die Kombination aus den beiden Bumpern und Triggern des Xbox 360 Pads. Das Bemerkenswerteste ist offensichtlich, dass ihr all das eher “unkonventionell” aus der Egoperspektive erlebt, wodurch ein besonderes “Mittendrin statt nur dabei”-Gefühl entsteht. Wenn es r zur Sache geht und ihr euch als Faith erneut in einer aussichtslosen Situation befindet, entsteht durch die Perspektive eine spezielle Anspannung, die der Atmosphäre von Mirror‘s Edge auf die Sprünge hilft.
Eine andere nett gemeinte, aber viel zu inkonsequent genutzte Hilfe kommt direkt aus dem Mirror‘s Edge Art Design. Das Spiel lebt von seinen Farbkontrasten, die Stadt strahlt euch in einem klinischen Weiss entgegen und kombiniert dieses mit grellen Blautönen, in Innenräumen kommen strahlendes Orange und fast schon beruhigendes Grün hinzu. Rot hingegen wird hauptsächlich für die soganannte Runner‘s Vision genutzt. Wichtige Rampen, Leitern, Rohe und andere Gegenstände strahlen euch in sattem Rot an und signalisieren euch so, dass sie einen möglichen Weg zum Voranschreiten in diesem Level darstellen. Das Problem dabei ist, dass in manchen Fällen die rote Umhüllung erst kurz bevor ihr fast schon direkt vor diesem Objekt steht, auftaucht. In der Praxis sorgt das nicht selten dafür, dass ihr kurz verwirrt stagniert und im blödesten Fall stoppt, wodurch anschließend z.B. nochmal erneut Anlauf genommen werden muss. Wer sich die volle Herausforderung geben will, kann die Runner‘s Vision in den Optionen komplett abstellen – ich persönlich rate davon aber zumindest beim ersten Durchspielen ab.
Weitere Gameplay Schwierigkeiten entstehen durch die bewaffneten Gegner in Form von Polizisten und Sonderkommandos. Die beste Taktik ist stets, sich einfach aus dem Staub zu machen und an ihnen vorbei zu laufen, doch die abgefeuerten Kugeln der Widersache haben die störende Angewohnheit, irgendwie von Faith angezogen zu werden. Nach ein paar Treffern sinkt Faith zu Boden und es geht wieder zum vorigen Checkpoint zurück. Besonders wenn viele Feinde auf einmal auftauchen, kommt hier Ärger und Frust auf, so z.B. in einem Abschnitt des letzten Levels, in dem euch gleich mehrere Scharfschützen auflauern. Hier wird das Spiel fast schon zum Splinter Cell und hat demnach nichts mehr mit dem Geschwindigkeitsgedanken zu tun. Ihr könnt den Gegnern zwar direkt gegenübertreten, um jedoch aus einer solchen Situation lebend rauszukommen, ist Planung und Timing gefragt. Faith hat ein paar Nahkampfangriffe auf dem Kasten. Doch diese wendet man auch am besten in “hit and run”-Manier an, sprich dem Gegner kurz eins auf den Kopf geben, ihn taumelnd zurücklassen und sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen.
Im Endeffekt habe ich persönlich von diesem ganzen Aspekt aber nach dem Tutorial keinmal Gebrauch gemacht beim Durchspielen. Nehmt ihr die Kanone an euch, könnt ihr sie auch noch abfeuern, bis das Magazin leer ist. Von den Battlefield Machern hätte man hier durchaus was erfüllenderes erwarten können. In Mirror‘s Edge ist das Gunplay extrem wackelig und kaum sinnvoll zu gebrauchen.
Wer die Gameplay Macken von Mirror‘s Edge verkraften kann und sich an den paar wirklich nervigen Stellen durchbeißt, wird belohnt. Denn wenn ihr ein gewisses Gefühl dafür bekommt, wie alles läuft, lohnt es sich einen Blick auf den Time Trial-Modus zu werfen. Hier werden euch bestimmte Abschnitte vorgesetzt und ihr müsst jene in möglichst kurzer Zeit bewältigen. Online Ranglisten sorgen dafür, dass ihr euch mit den besten Xbox Live-Runnern messen könnt – auch Ghosts von anderen Spielern lassen sich herunterladen. Dadurch entdeckt ihr Wege durch die Level, auf die ihr selber nicht mal im Traum gekommen wärt und so enthüllt sich erst hier der Möglichkeitenreichtum des Spiels – klasse.
Jeder Abschnitt der Story lässt sich nach dem Durchspielen ebenso nochmal einzeln starten, auch im Versuch einen Speedrun auf die Beine zu stellen – ebenfalls mit Online Ranglisten usw. Diese Möglichkeiten haben mir wirklich sehr viel Spaß bereitet. Durch diese beiden Elemente wird Mirror‘s Edge ebenso ein gewisser Wiederspielwert verliehen, den das Game mit seiner in +/- 8 Stunden durchgespielten Geschichte sonst kaum hätte.
Auch den Ohren wird einiges geboten: Schnelle Elektroklänge und Faiths schweres Atmen unterstreichen die Schnelligkeit und die Anspannung, was in Pluspunkten für die Atmosphäre resultiert. Gepaart mit ruhigeren Phasen und einem guten Titelsong, der längst zum Ohrwurm und Klingeltonkandidaten geworden ist, entsteht ein fabelhaftes Soundpaket.
Mirror's Edge im Test


Es ist ein heißer November, den uns die Publisher in diesem Jahr bescheren. Und während die meisten auf Fortsetzungen beliebter und erfolgreicher Spielereihen setzen, um im Weihnachtsgeschäft abzuräumen, macht ausgerechnet Electronic Arts mit einem neu erscheinenden Konzept auf sich aufmerksam. Die Rede ist von Mirror‘s Edge, welches auf der diesjährigen Games Convention mit dem “Best of GC”-Award in der Kategorie “Best Xbox 360 Game” ausgezeichnet wurde.
Gregory meint:
Positiv
- Interessantes neues Konzept
- Motivierender Time Trial-Modus mit herunterladbaren Ghosts
- Stylishe Präsentation und passender Soundtrack
Negativ
- Zuviel Trial & Error-Prinzip
- Oft sehr hektisch und stressig
- Schwacher Nahkampf und Waffengebrauch
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von Civilisation:
Da bald der Nachfolger in den Handel kommt ist hier jetzt nochmal Gregorys Originalreview von damals in angepasster Form. Mirror's Edge Es ist ein heißer November, den uns die Publisher in diesem Jahr bescheren. Und während die meisten auf Fortsetzungen beliebter und...
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von Mio Akiyama:
Original von Alexis Original von Alpha001 Das Spiel ist der letzte Dreck! Nicht nur das man meistens ohne Orientierung rumläuft, die Gegner hauen einem schon auf normal immer richtig eine rein... Die Entwickler hätten den Schrott mal testen sollen... ...
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von Darkshine:
Warum gibts die Bonus-Levels für die PS3 gratis und auf der 360 kosten die satte 800 Punkte? ...
Mirror‘s Edge ist erfrischend, vertrackt, faszinierend, oft unerfüllend und verwirrend – eben ein absolut klassisches zweischneidiges Schwert. Es ist definitiv nichts für jeden Spieler und für einen Titel, der so hohen Wert auf makellosen Spielfluss legen will, stottert es zu oft. Das liegt hauptsächlich am zu häufig vertretenen Trial & Error-Prinzip des Gameplays, welches bei ungeduldigen Gamern durchaus zu Frustattacken führen kann. Wer sich darauf einlässt und damit klar kommt steht vor erfrischenden Stunden. Mirror‘s Edge vollführt beeindruckende Sprünge – doch die perfekte Landung gelingt ihm leider nicht.