inFAMOUS im Test

Bevor es losgeht, wird man zu einem ca. 8MB großen Patch Download aufgefordert mit der Version 1.02. Damit wird die auf der Disc befindliche, jedoch nicht verfügbare englische Sprachausgabe aktiviert. Danke, Sucker Punch! Auch wenn die deutsche Synchro gelungen ausfällt, ist es doch schön zu sehen, dass man sich selbst aussuchen darf, in welcher Sprache man spielen möchte. Warum Sony hier die Anforderungen stellte, auf der EU-Fassung den englischen Ton wegzulassen, ist ein anderes Thema.

Zur Story: Eine gewaltige Explosion verwandelt die fiktive Stadt Empire City zum großen Teil in einen Trümmerhaufen. Und mittendrin war Cole McGrath, seinerzeit Fahrradkurier in der Metropole. Viele Mitbürger raffte es dahin, doch er überlebte. Und nicht nur das: Seit dem Ereigniss verfügt er über Superkräfte, so wie sie nur ein Held besitzen kann. Dass er selbst diese durch eines seiner Pakete, die er ausliefern sollte, auslöste, mag er anfangs so recht nicht glauben. Seine (Ex-)Freundin Trish Dailey wendet sich von ihm ab, sie glaubt, er hätte ihre Schwester getötet. Zeke, sein bester Kumpel, hält zu ihm, geheuer ist ihm sein Freund nach der Verwandlung aber auch nicht immer.

Dafür tritt eine neue Frau in das Leben unseres Helden: Moya Jones, FBI Agentin. Mit ihr kommuniziert Cole das gesamte Spiel über, sie leitet ihn und gibt ihm Tipps. Dies geschieht natürlich nicht aus reiner Selbstlosigkeit. Ihr Ehemann John ist seit der Explosion verschwunden und er soll ihr helfen, ihn zu finden. Von nun an ist man also immer mit der Stimme von Moya im Ohr unterwegs und erledigt Haupt- und Nebenmissionen.

Die Hauptmissionen treiben die Story voran, das sollte klar sein. In den Side-Missions erledigt man diverse Gefälligkeiten für die Bürger von Empire City. Dabei werden Reaper (die Bösewichte) vertrieben, Häuser von Überwachungssendern befreit u.ä. Als Dank hagelt es XP, also Erfahrungspunkte und das Gebiet, in dem die Aufgabe erledigt wurde, bleibt Feindfrei. Stück für Stück kann die Stadt so sicherer werden und man erhält dadurch neue Zufluchtspunkte, in denen man sich ungehindert bewegen kann ohne Angst haben zu müssen, hinter der nächsten Ecke umgenietet zu werden. Teilweise werden auch Krankenstationen in dem befreiten Arealen freigespielt. Es lohnt deshalb durchaus, sich den Nebenaufgaben anzunehmen!

Nur wird es leider nie möglich sein, alle Nebenmissionen zu absolvieren. Für manche benötigt man gutes Karma (hierzu später mehr). Hat man dies nicht, bleibt die Mission gesperrt. Ebenso werden beispielsweise Aufträge, die gutes Karma erfordern gesperrt, wenn man sich für die böse Herangehensweise entschied. Das macht den Titel hier so besonders, finde ich.

Das man bei inFAMOUS an Superhelden denken soll, ist beabsichtigt und wird dem Spieler in diversen Zwischensequenzen auch deutlich gezeigt. So darf man sich über Einblendungen im Comicstil freuen, die zur Erzählung der Geschichte mit beitragen. Sehr schön gemacht!

Doch zurück zu unserer Hauptfigur. Dank der Explosion - sofern man dafür dankbar sein kann - hat Cole die Fähigkeit Blitzschläge aus seinen Händen zu entsenden. Dadurch ist es ihm möglich Gegner zu erledigen, Gegenstände wie zum Beispiel Autos zu zerstören oder aber Maschinen einzuschalten. Mit einer Schockwelle lassen sich ebenfalls Menschen und Objekte beseitigen, welche auf Grund dessen in hohem Bogen durch die Luft fliegen. Springt er von einem Gebäude - das ist für ihn jetzt ebenfalls problemlos möglich - kann er nach Belieben eine elektrische Stoßwelle - den Donnerschlag - ausführen. Auch hier fliegt alles in einem bestimmten Radius durch die Lüfte. Doch vernichten ist nicht alles. Durch einen kurzen Energiestoß aus Coles Händen auf den Brustkorb eines Verwundeten kann er diesen wieder heilen.

Das Cole sich in seiner Stadt perfekt auskennt, ist dank seines ehemaligen Fahrradkurier Jobs verständlich. In seiner Freizeit ging er oft dem Free Running nach, also klettern und springen quer durch die Metropole. Gepaart mit seinen neuen Kräften ist es ihm jetzt möglich in ganz Empire City nahezu mühelos alles zu erklimmen, was man sieht. Von einer einfachen Laterne über eine Tankstelle bis hin zu allen Gebäuden. Es existiert nichts, wo er nicht dran oder drauf kommt. Schön zu sehen ist hierbei, dass keine festen Wege vorgeschrieben sind. Es gibt etliche Wege auf ein Dach oder einen Vorsprung zu gelangen, das rechne ich hier hoch an!

Im weiteren Verlauf des Spiels erlernt man immer neue Attacken und Fähigkeiten. Das ganze funktioniert mittels den bereits erwähnten Erfahrungspunkten, die man beim Daddeln erhält. Diese fallen unterschiedlich aus, je nachdem wer zur Strecke gebracht bzw. wem geholfen wurde oder aber was für Missionen man beendete. Mit brandneuen Gaben wie dem Surfen auf Bahnschienen, dem Werfen von Strom-Granaten oder einem Präzisionsschuss muss der Spieler in inFAMOUS lernen, mit seiner Energie zu haushalten. Wo normale Blitze oder Surfeinlagen keine Leistung fordern, sind Spezialschüsse oder Attacken sehr leistungshungrig.

Seine Energie bezieht Cole aus der Infrastruktur der Stadt. Autobatterien, heruntergerissene Stromleitungen, Straßenlampen usw. sind seine Lieferanten. Sind keine offensichtlichen Stromquellen in Sicht, kann er über sein Sonar Energielieferanten um sich herum orten. Es ist wichtig sich regelmäßig aufzuladen, andernfalls nimmt seine Verwundbarkeit schlagartig zu und das währe verheerend. Denn nicht nur unser Fahrradkurier hat zu neuen Kräften gefunden. Die Polizei wurde durch eine Menge an Schurken, Dieben und sonstigen Verbrechern vertrieben, so dass es sich gegen sie zu behaupten gilt. Die Tatsache, dass die Stadt von der US-Bundesregierung unter Quarantäne gestellt wurde und jeder Einwohner für sich selbst sorgen muss, trägt hierbei nicht unbedingt zur Besserung der Situation bei.

Befindet man sich in einem Gebiet, wo der Strom abgestellt ist, geht es unserem Held deutlich schlechter. Die Sicht verschwimmt und die Energie wird knapp. Mit Glück erhascht man ein vorbeifahrendes Auto oder findet einen Generator. Telefonzellen und Bahngleise sind tot, deshalb sollte man aufpassen, mit wem man sich anlegt. Ein kleiner Tipp: Zur Strecke gebrachte Feinde oder Passanten sind prima Energielieferanten, die eure Leiste komplett füllen. Diese kann im Verlauf des Spiels erweitert werden. Sogenannte Explosionsscherben sind nach dem Unglück in der ganzen Stadt verteilt. Sammelt man eine bestimmte Anzahl davon ein, erweitert sich eure Energieleiste um einen Punkt. Es macht also Sinn diese auf der Karte zu suchen und einzusammeln, zumal später erlernte Kräfte deutlich mehr an Leistung benötigen.

Kommen wir zu dem, was inFAMOUS so besonders machen soll: Das Karma System. In der oberen linken Ecke gibt es eine rot/blaue Karma-Anzeige. Tut man Gutes, wechselt sie ins Blaue. Begeht man Verbrechen oder schadet unschuldigen Leuten, changiert sie ins Rote. Entsprechend verändert sich auch die Farbe der verschossenen Blitze. Die Optik von Cole ändert sich von heldenhaft glänzend und freundlich zu böse, blass und gemein dreinblickend und die Bewohner reagieren teilweise mit Angst, wenn sie ihn begegnen. Es existieren insgesamt drei gute und drei böse Karmastufen. Als strahlender Heroe helfen einem die Mitbürger stellenweise und applaudieren, wenn man ihnen begegnet. Als gemeiner Anti-Held wird man mit Blicken, Steinen und Angst gestraft.

Die Karma-Events, bei denen es sich zu entscheiden gilt, was Cole tun oder lassen soll, werden immer in einer kleinen Sequenz eingeleitet, in der er sich selbst die Frage über sein Tun stellt. Während es nur leichte Auswirkungen hat, wenn man beispielsweise auf öffentlicher Straße die Einwohner vermöbelt oder ihnen hilft, haben die Karma-Ereignisse eine viel größere Wirkung auf die Story und Coles Gesinnung. Es wird einem nicht immer leicht fallen das Richtige zu tun, denn oftmals hat der Spieler hierdurch temporäre Nachteile wie schlechte Sicht und weniger Power. Warum also nicht einen Passanten zwingen und die Drecksarbeit erledigen lassen..? Aber was ist schon richtig und was falsch? Die Frage wird dem Spieler bei inFAMOUS noch so einige Male durch den Kopf gehen.

Man muss sich jedoch nicht zwingend festlegen, ob man ein Heroe oder ein Anti-Held sein will. Durch beispielsweise gute Taten rückt die Karma-Anzeige wieder in den blauen Bereich, umgekehrt natürlich ebenso. So hat man immer die Möglichkeit von Fall zu Fall anders zu entscheiden, so wie es in der jeweiligen Situation für den Spieler am besten ist.

Die meiste Zeit im Game verbringt man mit der Erledigung der Hauptmissionen, sofern man keinen Wert auf das Drumherum legt. Hier muss man häufig ausgefallene Stromgeneratoren in toten Stadtteilen wieder in Betrieb nehmen. Zwei Vorteile hat das Ganze: Das Viertel hat wieder Strom, ist für Cole so attraktiver und ungefährlicher und eine neue Fähigkeit gibt‘s zur Belohnung ebenfalls. So arbeitet man sich Stück für Stück vorwärts. Einerseits auf der Suche nach John, dem Mann der FBI Agentin Moya Jones, auf der anderen Seite kommt man eventuell auch hinter sein eigenes Geheimnis. Was war in dem Paket, welches Cole ausliefern sollte? Warum überlebte er? Wer sind „Die Erstgeborenen“. Mehr soll an dieser Stelle über die umfangreiche Story nicht verraten werden.

Und genau deshalb kommen wir jetzt zum technischen Teil von inFAMOUS. Musikalisch wird das Rad sicherlich nicht neu erfunden, die Untermalung geriet aber immer passend zur Situation, und weiß zu gefallen. Grafisch macht der Titel für ein Sandbox Game im GTA-Stil eine sehr gute Figur, man bewegt sich gern in Empire City. Selten sind mir aufpoppende Gegenstände aufgefallen, das hält sich hier alles im Rahmen. Die Framerate ist flüssig und auch bei viel Action, Blitzen und Explosionen macht das Spielen noch Spaß. Letztere sehen im Übrigen bemerkenswert gut aus und die ganze Stromnummer ist ebenfalls super umgesetzt worden. Lustig mit anzusehen ist es, wenn Cole in einer Pfütze steht und ein Passant in seine Nähe kommt, nur um kurz darauf geschockt und unter Strom stehend umzufallen. Das er nicht komplett baden gehen darf, dürfte sich von selbst verstehen.