Top Hunter: Roddy & Cathy im Test

Jump 'n Runs sind auf dem Neo Geo eher rar gesäht. Der jüngste - und nach Meinung vieler Fans auch beste - Genrevertreter trägt den bezeichnenden Namen „Top Hunter: Roddy & Cathy“. Die Story des 1994 erschienenen Titels ist schnell erzählt: Eine Gruppe garstiger Weltraumpiraten reißt sich, vermutlich in Ermangelung attraktiver, enterbarer Raumschiffe, vier wehrlose Planeten unter den Nagel. Piratentypisch wird die hiesige Bevölkerung unterworfen und sämtliche Ressourcen geplündert.

Diese eher unschönen Vorfälle rufen die berühmten Kopfgeldjäger Roddy und Cathy auf den Plan. Mit erstklassigen Sprungfertigkeiten sowie der Fähigkeit, ihre oberen Extremitäten (Arme, für die Nicht-Biologen unter uns) auf das Doppelte ihrer Ursprungslänge zu dehnen ausgestattet, sind die beiden Haudegen bestens für diese schwere Aufgabe gerüstet. Im Gegensatz zu den meisten Spielehelden, handeln unsere Jäger allerdings nicht aus Edelmut und Nächstenliebe. Vielmehr lockt sie der schnöde Mammon; sind auf die Anführer der Besatzer doch hohe Kopfgelder ausgesetzt!

Zu Beginn des Spiels dürft ihr wählen, auf welchem der vier höchst unterschiedlichen Planeten eure Reise beginnt. Darf es ein Spaziergang im arktischen Klima der Eiswelt sein? Oder zieht ihr die wohlige Wärme des Feuerplaneten vor? Einmal entschieden, kann die waghalsige Kopfjagd auch schon beginnen. Spieler 1 schlüpft in die Rolle des schlachtgegerbten Roddy und Spieler 2 darf den Augenklappenträgern mit der zierlichen Cathy einheizen. Als Söldner von Welt sind unsere Protagonisten natürlich mit den unterschiedlichsten Anti-Piraten-Kampftechniken vertraut. Zunächst ist es ihnen genretypisch möglich, den Widersachern mit einem beherzten Sprung auf die Denkmurmel zuzusetzen.

Es geht jedoch auch raffinierter: Per „Dehnwurf“ wird das Opf... äh, der Gegner beispielsweise herangezogen und sprichwörtlich unangespitzt in den Boden gerammt. Sogar waschechte Beat ‚em Up-„Spezialtechniken“, wie beispielsweise den klassischen Feuerball (identische Eingabe!), beherrschen die Top Hunter. Nicht zuletzt aufgrund dieser überragenden Fähigkeiten, verzichten Roddy und Cathy auf Waffen jeglicher Art. Wo bliebe sonst auch die Herausforderung? In unregelmäßigen Abständen trennt sich, selbstverständlich unfreiwillig, allerdings der eine oder andere Pirat von seinem (mit äußerst begrenzter Munition versehenem) Schießeisen. Und schlussendlich darf in einem Cabrio-Mech (sprich, eine Plattform auf zwei Beinen) Platz genommen werden. Diesem ist es nicht nur möglich, mit ganzen Horden von Holzbeinträgern den Boden zu wischen – er ist ebenfalls befähigt, lästige Barrieren, welche unsere Helden am Fortkommen hindern, zu beseitigen.

Die diversen Stages gestalten sich abwechslungreich, was in erster Linie dem 2-Ebenen-System geschuldet ist. Per Druck auf den (C)-Button, hechtet euer Charakter in den Levelhinter- bzw. -vordergrund – Fatal Fury lässt grüßen. Seid ihr bestrebt, sämtliche Bonusitems abzugreifen, muss dieses Feature auch regelmäßig genutzt werden, wodurch sich das Gameplay allgemein sehr rasant gestaltet. Langeweile kommt hier keine auf.

Apropos Bonusgegenstände: Derer gibt es viele, vom simplen Punkte-Goldbarren in verschiedensten Größen bis hin zum obligatorischen HP-Recover-Item. Ganz recht, unsere Protagonisten verfügen, im Gegensatz zu den meisten anderen Jump  ‚n Run- Helden, über eine waschechte Healthbar. Aber hey, bei jenen handelt es sich schließlich auch nicht um intergalaktische Kopfgeldjäger!

Stolpert ihr während eures Abenteuers über einen Teleporter, darf zudem eine Bonusstage absolviert werden. Bei jener findet ihr euch punktesammelnd auf einem Skateboard wieder. Nicht sonderlich fordernd, aber zum Durchatmen ganz hervorragend geeignet.

Eine weitere Besonderheit sind die Ringe, welche, dem gleichnamigen Sportgerät nicht unähnlich, im Großteil der Level von diversen erhöhten Positionen herabhängen. Ein Ziehen an besagten Reifen kann unterschiedlichste Folgen haben. Möglicherweise findet ihr euch kurz darauf in einem Bomben- bzw. Goldbarrenregen wieder, oder macht lästige Säbelschwinger (und bei Unachtsamkeit euch selbst) mit einem überdimensionalen, vormals im Hintergrund befindlichen, Felsbrocken unschädlich.

Grafisch besticht Top Hunter durch einen zeitlosen Comic-Zeichenstil, garniert mit überaus satten Farben. Auch die Animationen sind zumindest noch als annehmbar zu bezeichnen. Sound und BGM kommen hingegen eher durchschnittlich daher, auch fehlt hier etwas die Abwechslung. So bekommt ihr in sämtlichen Abschnitten eines Planeten die immer gleiche Hintergrundmusik zu hören.