Es muss eine herbe Schlappe für Activision gewesen sein, als sie besagten Trailer veröffentlichten. Man wollte die Reihe einen Schritt weiter bewegen, da man doch eine gewisse Stagnation erkannte. Leider ging das anfangs nach hinten los. Da ich aber mit der Reihe bisher nur wenig am Hut hatte, konnte ich ziemlich gelassen an das Spiel herangehen, was wahrscheinlich eine gute Ausgangssituation sein mag.
Die Geschichte beginnt dabei nicht im Weltall, sondern auf einem Eisplaneten, auf dem ein Trupp eine Substanz sucht, die dort versteckt sein soll. Dies gilt gleichzeitig als Tutorial, um die Steuerung kennenzulernen. Auf dem Weg zum vermeintlichen Standort der Ressource treffen wir auf Gegenwehr der Marsianer, die die Gegenpartei in Call of Duty Infinite Warfare darstellen. Leider gerät der eigene Trupp kurz vorher in einen Hinterhalt und wird von den Gegenspielern dahingerafft. Das ist der Zeitpunkt in dem wir zu unserem eigentlichen Protagonisten hinüberwechseln.
Corporal Reyes ist gerade bei der Fleet Week in Genf zu Gast, als diese von der Settlement Defence Front, kurz SDF, angegriffen wird. Nun gilt es, die Erde gegen die Eindringlinge aus dem All zu verteidigen. Mit den Invasoren meine ich nun keine Alienrasse, sondern Menschen wie du und ich, angeführt von Salen Kotch, der verkörpert wird von Kit Harington, den viele bereits aus Game of Thrones kennen dürften. Ähnlich wie die Call of Duty Black Ops Reihe spielt Infinite Warfare in der Zukunft, allerdings eine Zukunft, die weit entfernt ist von der unseren. Es ist eine Zeit, in der man mit Raumschiffen auf fremde Planeten fliegt und so ergeben sich neue Spielelemente, die bisher in der Reihe einzigartig sind.
Es ist bereits kurz nach Beginn möglich, in manchen Sequenzen in einem Raumgleiter Platz zu nehmen und in Wing Commander Manier im Weltall heranfliegende Feinde zu vernichten. Diese Szenen lockern das klassische First Person Shooter Gameplay auf und machen durchaus Laune. Leider beschränkt man sich hier oft auf ein kleines Gebiet, so dass man sich einige größere Areale gewünscht hätte. Genauso ist auffällig dass das Rammen von Wrackteilen als weniger gefährlich erweist, als wirklich von den Feinden getroffen zu werden. Das kann aber auch nur an meiner Schwierigkeitsgradeinstellung gelegen haben, da ich auf mittlerer Stufe gespielt habe. Zwischen den intensiveren Kampfszenen werden auch oft Zwischensequenzen eingespielt, in denen man die Charaktere näher kennenlernt. Reyes der klassische Held, der keine Furcht kennt, der begleitet wird von drei Mitstreitern, von denen einer davon ein Androide ist.
In der knapp siebenstündigen Kampagne kämpfen wir uns kreuz und quer durch das Sonnensystem: Vom Beginn auf der Erde über eine Mondbasis auf einen Mond des Saturns bis hin zum Mars ist alles dabei. Alle Locations besitzen ihre eigenen optischen Reize und sind abwechslungsreich designt. Auch sonst gibt sich Call of Duty Infinite Warfare optisch keine Blöße. Der Spielverlauf ist serientypisch allerdings sehr schlauchartig und die Feinde, die sich meist aus einer Mischung aus menschlichen Gegnern und Robotern zusammensetzen, agieren meist nicht allzu intelligent. Dennoch ist es wichtig, stets in Deckung zu bleiben, sonst wird man schnell eines Besseren belehrt. Durch großzügige Checkpoints sollte aber nur selten Frust aufkommen.
Bei der Auswahl an Waffen gibt es die shootertypische Auswahl an Schnellfeuerwaffen und Schrotflinten. Vor mancher Mission lässt sich sogar das Loadout ändern, indem man der Waffenkammer einen kurzen Besuch abstattet. Beispielsweise sollte man die Waffen wechseln, wenn man feindlichen Robotern gegenübersteht, da diese effektiver sind gegen diese und umgekehrt. Neben der klassischen Bewaffnung gibt es auch besondere Gadgets, die im Kampf hilfreich sein können. Zum Beispiel könnt ihr mit der Hackingfunktion eben erwähnte Roboterfeinde übernehmen und eine Selbstzerstörung auslösen, die für größere Gruppen verheerende Folgen haben kann. Auch das Jetpack ist hilfreich, um höhergelegene Positionen zu erreichen. Dies funktioniert ähnlich wie in Titanfall, nur leider nicht ganz so intuitiv. Witzig sind auch die Abschnitte, in der man in völliger Schwerelosigkeit agiert. Ähnlich wie seinerzeit in Dead Space fliegt man langsam durch den Weltraum und kann an verschiedenen Oberflächen „andocken“. Leider verliert man hin und wieder etwas die Übersicht, wenn man sich selbst ausrichten möchte, gleichzeitig aber von mehreren Feinden beschossen wird. Das kann schon zum ein oder anderen Bildschirmtod führen.
Die generelle Präsentation der Kampagne ist getrieben vom Bombast, wie man es von der Serie her kennt. Allerdings waren es mir persönlich zu viele von diesen „in der letzten Sekunde“ Momente. Denn wenn man sich mehrmals hintereinander in der letzten Sekunde ins Raumschiff retten kann, bevor einem der lebenserhaltende Sauerstoff ausgeht, dann wird das Ganze unglaubwürdig. Aber gut, diese ähnliche Formel nutzen heutzutage viele Actionfilme, und wenn man sich darauf einlässt, funktioniert das Spiel genauso wie es soll. Überall rumst und kracht es, dass es eine wahre Freude ist. Dennoch gibt es hin und wieder Momente, in denen man es ruhiger angehen muss. Beispielsweise, wenn man sich in ein Lager voller Feinde schleichen muss.
Neben der Kampagne ist ein weiteres Herzstück von Call of Duty Infinite Warfare der Multiplayermodus. Neben klassischen Versus und Deathmatchspieltypen entpuppt sich der diesjährige Zombiemodus als eine wahre Perle. Durchtränkt von 80er Jahre B-Movie Klischees befinden wir uns in einem Freizeitpark, in dem wir zu viert mehrere Wellen an Feinden erledigen müssen. Passend zur Optik gibt es natürlich auch 80er Jahre Popmusik und Charakteroutfits, um dem Zeitalter gerecht zu werden. Für erledigte Feinde erhalten wir Kohle, die wir entweder in herumliegende Waffen und Munition investieren oder weitere Bereiche im Vergnügungspark freischalten können. Für mehr taktische Tiefe sorgen Tarotkarten, die kurzzeitig verschiedene Effekte freischalten wie etwa schnellere Regeneration.
Alles in allem kann man sagen, dass Call of Duty Infinite Warfare deutlich besser als sein Ruf ist. Es wird zwar bei mir nicht in die Annalen der First Person Shooter aufsteigen, allerdings ist es ein ordentlicher Vertreter seiner Zunft. Um lange im Gedächtnis zu bleiben, fehlen dem Spiel die denkwürdigen Momente in der Kampagne, jedoch ist man weit von einem Totalausfall entfernt. Ich denke, dass alle, die auch die Vorgänger mochten, erneut Spaß am Spiel haben werden. Vor allem am spaßigen Zombiemodus, der auf alle Fälle einen Blick wert ist.