Schon der Beginn ist stark: Man steuert Maxine, auch Max genannt, die sich inmitten eines Sturms wiederfindet. Sie sieht, wie ein Tornado auf ihre Heimatstadt zusteuert und diese zerstört, als sie auf ein Mal im College-Unterricht aufwacht. Dort stellt sie fest, dass sie die Zeit zurückdrehen kann. Verstört geht sie nach Unterrichtsschluss ins Mädchen-WC und erlebt mit, wie ein unbekanntes Mädchen vor ihren Augen umgebracht wird. Erneut dreht sie die Zeit zurück und verhindert das Verbrechen. Was ist geschehen, was ist da los?
Das sind nur ein paar Fragen, die einem im Laufe des Spiels wiederholt durch den Kopf schießen. Andere sind zum Beispiel, was es mit dem verschwundenen Mädchen zu tun hat, dessen Plakate überall aushängen. Oder welche Konsequenzen die eigenen Entscheidungen haben.
Ein Beispiel: Man hat kurz nach der Toilettenszene die Möglichkeit, den versuchten Täter beim Direktor zu melden. Doch da es sich hierbei um ein Mitglied einer reichen Familie handelt, scheint er geneigt zu sein, den Fall unter den Teppich zu kehren. Oder man verschweigt ihm das Geschehen, woraufhin er das Stipendium von Max in Zweifel zieht. Solche Entscheidungen wird man im Laufe des Spiels öfters zu treffen haben und nicht immer fällt es einem leicht, sich einen Weg auszusuchen, vor allem da die Konsequenzen nicht immer absehbar sind.
Manchmal verpasst man auch Entscheidungsmöglichkeiten, weil man nicht gründlich die Gegend durchsucht hat. So kann man später einen Vogel vor einer Katze retten, falls man denn überhaupt daran denkt, in einen Garten zu gehen und sich umzusehen. Und so muss man mit offenen Augen durchs Spiel gehen und wirklich jede Interaktionsmöglichkeit nutzen.
Oft genug hat man dabei Hemmungen. Man fühlt sich wie ein Voyeur, wenn man in den privaten Sachen anderer Studentinnen stöbert und so zum Beispiel einen Schwangerschaftstest entdeckt. Doch man kann Fehler wieder dadurch gut machen, in em man die Zeit zurückspult. Allerdings geht das nicht unendlich oft, sondern man kann nur 15 Sekunden zurückspulen. Und damit muss man auch planen.
Das Spiel hat allerdings deutliche Macken. Die Sprachausgabe, die nur auf Englisch vorliegt, ist nicht lippensynchron. Es irritiert auch, dass sich die Figuren in manchen Szenen nicht gegenseitig angucken, wenn sie miteinander reden.
Doch das sind Kinkerlitzchen im Vergleich zu einer Story, die einen von Beginn an in ihren Bann zieht. Max ist ein schüchternes, zurückhaltendes Mädchen, das jedoch manchmal, bedingt durch die Zeitreisemöglichkeiten, Stärke beweist. Dann steht sie für eine gemobbte Kommilitonin ein oder zahlt es der Oberzicke ihres Colleges heim.
Ungefähr ab der Hälfte des Kapitels lernt man Chloe kennen, ihre frühere Freundin, die sich stark gewandelt hat. Sie ist der krasse Gegensatz. Groß gewachsen und selbstbewusst, allerdings auch mit familiären Problemen behaftet. Ein Punk, dem alles egal ist und der Gras raucht.
Doch es gibt ebenfalls Momente der Stille, des Innehaltens. Wenn man in Max Zimmer Gitarre spielt und einfach nur der Musik zuhört. Oder man auf dem Brunnen ihres Colleges die Idylle genießt.
Das alles kombiniert mit einem sensationellen Soundtrack, der zu den besten dieses Jahres gehört! Es existiert zu jeder Situation eine passende Musik und manche Tracks muss man auch so hören, abseits des Spiels.
Auf jeden Fall ist die erste Episode von Life Is Strange gelungen. Ich werde am Ball bleiben und freue mich schon auf die Fortsetzungen, über die ich selbstverständlich hier auf neXGam berichten werde.