Wobei das vermutlich schon fast eine Untertreibung ist. Denn Witcher 3 ist nicht nur »großartig«, es ist phänomenal, fantastisch, unglaublich. Es ist bereits jetzt ein voller Erfolg für den Entwickler CD Project RED und hat eine Marke gesetzt, an der sich andere AAA-Spiele messen müssen. Zu Recht, meiner Meinung nach.
Die Geschichte handelt davon, das Geralt von Riva, der titelgebende Hexer, auf der Suche nach Cira ist. Diese ist seine Pflegetochter und gleichzeitig eine mächtige Magierin und wird von der Wilden Jagd verfolgt. Wieso und weshalb, muss man jetzt selber herausfinden.
Es gibt in Witcher 3 viel zu tun. Nicht nur an Haupt- und Nebenquests, sondern man kann Schätze suchen, Hexeraufträge erledigen oder sich von selbst aufmachen, die Karte zu erkunden. Man wird auf Monsternester stoßen, verborgene Schätze, Banditenlager und, und, und finden. Bis man wirklich jeden Winkel der abwechslungsreich gestalteten Landschaft durchforstet hat, wird viel Zeit vergehen. Und man wird diese freiwillig investieren!
Woran liegt das? Eventuell daran, dass die Entwickler von CD Project RED eine bunte und lebendige Welt erschufen, die so verdammt realistisch aussieht. Man befindet sich in einer Welt, in der sich zwei große Reiche im Krieg befinden und viele einfache Menschen darunter leiden müssen. Oft genug wird man durch Dörfer laufen, in denen entweder Häuser zerstört sind, sich Soldaten breitgemacht haben oder die Bewohner Hunger leiden, wie man aus den Gesprächen entnehmen kann, die sich nebenbei belauschen lassen.
Und es ist eine graue Welt. Grau in dem Sinne, als dass es in ihr kein eindeutiges Gut, aber auch kein eindeutiges Böse gibt. Das lernt man bei den diversen Missionen ständig. Man hilft zum Beispiel einem Zwerg, den Brandstifter seiner Schmiede zu finden. Es handelt sich dabei um einen Trunkenbold, einen Bekannten eures Auftragsgebers. Trotz Bekanntschaft wird keine Gnade gezeigt, sondern der Schuldige sofort an das Militär ausgeliefert, die ihn am nächsten Baum aufknöpfen (womit er eine von vielen Leichen ist, die diese Bäume »dekorieren«). Man ist geneigt, einen früheren Spielstand neu zu laden, um dieses Ereignis ungeschehen zu machen. Als ich das allerdings machte, war die Schmiede später niedergebrannt und der Schmied tot. Was für ein Schock!
Und dennoch so symptomatisch für diese Welt. Es gibt zwar gute Momente, doch diese sind meistens mit einem Ausbruch an Gewalt verbunden. Geralt, der Titelheld von Witcher 3, trifft auf einen Deserteur, der von einigen Dorfbewohnern am nächsten Baum aufgehängt werden soll. Man versucht zu vermitteln, die passenden Worte zu finden, nur um am Ende die Klinge zücken zu müssen und die Bewohner zu töten. Eine blutige Tat und doch Standard in diesem Spiel.
Geralt von Riva, der titelgebende Hexer, ist mit zwei Schwertern bewaffnet. Ein Stahlschwert um Wölfe und Menschen beizukommen, und eine Silberklinge um übernatürliche Kreaturen wie Ertrunkenen oder Greifen Schaden zufügen zu können. Zusätzlich kann er ebenfalls Alchemie anwenden, um zum Beispiel ein Öl für die Klinge anzufertigen, mit dem man Geister für eine bestimmte Zeit besser bekämpfen kann.
Wenn man die Gelegenheit hat, ist die strategische Vorausplanung das A und O, um den Kampf zu überleben. Habe ich die richtigen Tränke, Öle und Bomben? Was weiß ich über die Stärken und Schwächen des Gegners? Nicht immer hat man die passenden Mittel dazu, manchmal muss man sich auf das verlassen, was man bereits besitzt. Zum Glück werden aufgebrauchte, alchemistische Tränke und Öle während einer Meditation erneut aufgefüllt. Was besonders bei Donner und Schwalbe, zwei Tränken, großartig ist, da man sie oft benutzen muss. Allerdings muss man bei der Einnahme vorsichtig sein, denn Geralt vergiftet sich bei der Anwendung jedes Mal ein wenig und muss anschließend warten, bis die Vergiftung abgebaut ist. Weshalb es gut ist, dass normale Getränke und Speisen ebenfalls Leben regenerieren, wenn auch nicht so viel wie die Tränke.
Und wie ist die Story? Sehr gut! Geralt wird als ein sarkastischer, vielgereister Mann präsentiert, der jedoch weiblichen Reizen nicht abgeneigt ist. Man kann die Geschichte perfekt verstehen, auch wenn man die beiden Vorgängerteile nicht gezockt hat.
Grafik und Sound sind dabei absolut phantastisch. Die deutsche Synchro ist super und dürfte eine weitere Marke setzen, an der sich andere Spiele messen werden. Die Darstellung überzeugt vor allem durch kleine Details, wie zum Beispiel Falten oder Hautunreinheiten in den Gesichtern der Leute. Daran merkt man, dass man sich in der neuen Konsolengeneration befindet.
Jedoch ist das Spiel nicht frei von Mankos. Es sind vor allem kleinere Bugs, die einem auffallen. Geralts Haar, das sich selbst dann bewegt, wenn er sich in einem Innenraum befindet. Oder Figuren, die deutlich verglitcht sind. Auch gibt es einige Quests, die sich aus unerfindlichen Gründen nicht abschließen lassen, weil der nächste Schritt nicht getriggert wird. Man wird diese Fehler oft vorfinden, aber trotzdem ist das Game damit kein Bugfest, wie man eventuell meinen könnte.
Was soll ich sagen? Kauft euch Witcher 3 und versinkt für 100 Stunden in dieser Welt. Es lohnt sich!