Tomb Raider Definitive Edition - von objektiver Subjektivität im Test

PlayStation 4Xbox One

Über Laras letztjährige Neuausrichtung lässt sich bekanntlich streiten. Fakt ist, dass das Spiel bei Presse und vielen Fans sehr gut ankam und für Publisher Square-Enix erfolgsversprechende Verkaufszahlen bot. Doch nicht wenige fanden den Reboot zu Action lastig und von Sonys Uncharted inspiriert. Seit dem Ableger auf PS3 und Xbox 360 ist jetzt fast ein Jahr vergangen. In dieser Zeit arbeiteten die Entwickler fleißig am Action-Adventure, um PS4 und Xbox One Besitzern Ende Januar diesen Jahres die Definitive Edition zu spendieren. Was die Next Gen Variante vom Original unterscheidet, lest ihr hier.

Ich hab die Haare schön!

Natürlich fällt die bessere Technik als Erstes ins Auge, wenn man die Next Gen Fassung in die jeweilige neue Konsole legt. Für meinen Artikel bekamen wir die Xbox One Variante gestellt, die spürbar seinem Last Gen Pendant voraus ist. Besonders macht sich die stärkere Hardware an Laras Haaren bemerkbar. War ihre Haarpracht letztes Jahr nur Besitzern von High End PCs vorenthalten, konnte ich mich jetzt auch auf Microsofts System von realistischeren Haaranimationen überzeugen. Und wirklich: Laras Pferdeschwanz sieht fantastisch aus, bewegt sich realitätsnah im Spielgeschehen und trägt so zu einem besseren Gesamtbild bei. Vor allem in den Nahaufnahmen wurde ich Zeuge, wie einzelne Haarsträhnen der Heldin ins Gesicht fielen oder sich glaubhaft im Wind bewegten. Einige Clipping Fehler nervten aber trotzdem. Wenn Haare im Nacken verschwinden, obwohl sie am Körper abprallen sollen, bewirkt das einen stetigen Bruch der ansonsten famos gelungenen Animation.

Doch die Entwickler beschränkten sich nicht nur auf Frau Crofts braune Mähne. Auch das gesamte Charaktermodell der Ikone wurde kräftig überarbeitet. So wirkt das Gesicht dezent geändert und realitätsgetreuer. Ebenso wurden die Texturen von Laras Kleidung entsprechend aufgehübscht und Dreck, Schweiß, Nässe oder Blut wirken jetzt ebenfalls plastischer, wenn sie am Körper der Protagonisten haften. Laras neues »Face Lifting« ist in der Tat das Erste, was in der Definitve Edition auffällt. Blöd nur, dass die anderen Charaktere diese Behandlung nicht bekamen. Zwar sehen Sam, Mathias und Co. ebenso ein wenig frischer, doch hält sich hier die Nachbearbeitung in Grenzen und erzeugt einen nicht minder großen Kontrast der Hauptfigur zu den eh schon blassen Nebendarstellern.


Yamatai 2.0

Selbstverständlich feilten die Entwickler auch an der Spielwelt, ließen sie inhaltlich dennoch unverändert. Einzig ein neuer optionaler Tempel darf erkundet werden, vorausgesetzt ihr findet ihn. Ansonsten spendierte man der Definitve Edition eine native 1080p Full HD Auflösung, hochaufgelöste Texturen und viele kleine aber feine Details, die im Spielverlauf auffallen. So wurden hier und dort ein paar Büsche und Bäume hinzugefügt, die sich jetzt mit dem Rest der Vegetation im Wind bewegen. Dieser Umstand ist nicht zu verachten, da raschelnde Bäume und Sträucher die Insel weitaus lebendiger wirken lassen, als es noch im Original der Fall war. Das durften wir bereits in der Next Gen Version von Assassin's Creed IV feststellen. Doch damit nicht genug. An den Partikeleffekten wurde ebenfalls kräftig geschraubt, sodass jetzt Hunderte Funken mehr auffliegen, wenn etwas in die Luft geht. Holz splittert in merklich mehr Stückchen, Wind und Regen wurden überarbeitet und verschaffen dem Spiel eine dichtere Atmosphäre, ebenso wie die Schatten der Gegner. Ich könnte ein Dutzend und mehr Details aufzählen, die mir beim erneuten Durchspielen aufgefallen sind, aber ich möchte diesen Artikel nicht unnötig in die Länge ziehen.

Fakt ist, dass Tomb Raider Definitive Edition deutlich besser aussieht, als man anfangs glauben mag. Ich selbst war in der ersten Stunde ernüchtert. Doch als ich die erste virtuelle Nacht hinter mich brachte und die Sonne über Yamatai aufging, merkte ich den Unterschied zu der technisch bereits einwandfreien Xbox 360 Version. Lasst euch also vom ersten Eindruck nicht täuschen. In den Außenarealen und Tagabschnitten zeigt die Definitve Edition deutlich, dass es sich hier um eine überarbeitete Next Gen Variante handelt, in die die Entwickler viel Zeit investiert haben mussten.
 

Vollpreis-Make-Up oder doch mehr?

Die Frage, die ich mir beim Testen stellte, war, ob die Definitive Edition den dafür verlangten Vollpreis wert war. Und auch nach erfolgreichem Beenden des Abenteuers fand ich keine endgültige Antwort darauf. Meiner Meinung muss jeder selbst entscheiden, ob er 60 Euro für ein optisch überarbeitetes Spiel auf den Tisch legen will, dass nur wenig neuen Content bietet. Neben dem bereits angesprochenen Tempel in der Kampagne befinden sich alle bis dato erschienenen Multiplayer DLCs auf der Disc. Da ich Tomb Raider aber als reines Solo Abenteuer ansehe und noch keine einzige Minute im Mehrspieler Modus zubrachte, musste ich mich auf die neue Ruine beschränken. Diese war zwar toll inszeniert, doch mehr Bonus Inhalt hätte es sein können.

Und trotzdem denke ich, dass man der Definitve Edition auch als Besitzer der Xbox 360 oder PS3 Version eine Chance geben sollte. Anders als beispielsweise bei Call of Duty Ghosts oder Need for Speed Rivals sieht man hier einen deutlichen Grafiksprung, der vor allem für ein besseres Spielgefühl sorgt. Jetzt kann man sich über diese Aussage streiten, aber ich finde, dass eine realistischere dargestellte Spielwelt und Figur weitaus mehr Atmosphäre verschaffen und so den Spielspaß steigern. Neulinge, die bis heute einen Bogen um das Spiel machten, sollten sowieso zugreifen. Dass Tomb Raider ein grandioses Stück Software ist, dürfte mittlerweile bekannt sein und darf in unserem Test gerne nochmal nachgelesen werden.


Xbox One oder Playstation 4?

Im Vorfeld gab es hitzige Diskussionen über die beiden Next Gen Versionen des Spiels. Man werfe einfach einmal einen Blick in unser Diskussionsforum. Fakt ist, dass beide Versionen in nativen 1080p laufen und das flüssig! Laut offiziellen Angaben schafft die PS4 Version 60 fps, wobei der Xbox One Ableger mit 30 Bildern pro Sekunde daherkommt. Jetzt muss ich betonen, dass ich die Playstation 4 Fassung noch nicht in Bewegung gesehen habe und daher keinen direkten Vergleich ziehen kann. Was ich euch aber versichern kann, ist, dass die Xbox One Variante absolut butterweich läuft und bei mir nur ein Paar Mal in zwei Zwischensequenzen stotterte. Im Spielgeschehen hielt Microsofts All in One Gerät die 30 Bilder pro Sekunde in der gesamten Testphase und glänzte mit einem flüssigen Spielvergnügen. Ich kann der Xbox One Version deshalb nichts Schlechtes abgewinnen, weshalb es von mir eine klare Kaufempfehlung gibt, auch wenn die PS4 Fassung vermutlich einen Funken mehr Performance hinzaubert.




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Forum
  • von Mistercinema:

    Am WE Zeit gefunden weiter zu machen und man.... macht das wieder Spaß! Die Definitive sieht auch heute noch verdammt gut aus und ich könnt glatt Teil2 im Anschluss dann auch nochmal angehen. M.C....

  • von lumpi3:

    Kann man seit einer Weile auf ein weiteres System erweitern. Gibts seit glaub rund 2 Monaten auch für Nvidia Shield TV...

  • von Mistercinema:

    Derzeit irgendwie keine Lust auf aktuelle Sachen. Eben vor dem Bildschirm gesessen und dann gesehen, das s ich 2015 ja die definitive gebucht habe. Kurz rein geschaut und glaube, ich werde nun nach der 360 den zweiten Durchgang auf der One machen. Bis dahin kommt sicher Rime oder ich mache das...

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