Jaguar VR Hands On im Test

Jaguar

Der Samstag (24.11.2007) war für alle deutschen Atari Jaguar Fans ein denkwürdiger Tag. An diesem Tag feierte der Prototyp des nie veröffentlichten Jaguar VR Headsets Premiere auf deutschem Boden. Im Rahmen des E-Jagfestes 2007 in Kaarst durfte dann der Normalsterbliche selber Hand anlegen. Ob das Versprechen von „Virtual Reality“ tatsächlich wahr wurde, lest ihr in unserem Hands on...

Jaguar-VR-Hands-on-1Nachdem das Jag VR Headset aufgebaut und verkabelt wurde, was einige Zeit in Anspruch nahm, durfte der begeisterte Jaguar Fan selbst Hand anlegen. Zu spielen gab es nur Missile Command, da dies bekanntlich das einzige Game ist, welches das VR Headset unterstützt. Gaztee, der stolze Besitzer des VR Headsets, hat neben der normalen Version von Missile Command 3D auch die spezielle VR Version dabei gehabt. Diese bot neben dem normalen Spiel noch eine Kalibrierungsoption, in der man in einem virtuellen grau-grünen Raum das Headset nach x und y Achsen ausrichten kann. Sowie eine Auswahlmöglichkeit mit dem Headset zu steuern.
 

Interessanterweise bietet das VR Headset die Möglichkeit das Bild gleichzeitig über das Headset und den TV ausgeben zu lassen, da die Bildausgabe durch den Empfänger durchgeschliffen wird. Das ist natürlich ganz nett, denn so haben auch die Zuschauer etwas davon.


Dann war es Zeit für mich. Helm auf und in Ataris Traum von Virtual Reality eingetaucht. Auf dem Kopf wird das Headset erstmal über die hinten befindliche Schraube festgezogen. Es fällt dabei sofort auf, wie schwer das Headset ist. In der vorliegenden Version wäre es auf keinen Fall serienreif gewesen, da mir bereits nach wenigen Minuten der Nacken extrem schmerzte. Das Headset brachte für mich locker gefühlte 3 kg auf die Waage, die aufgrund eines fehlenden Bügels über dem Kopf nur auf Nase und Stirn lagerten. So passierte es im Betrieb immer mal, dass das Headset leicht nach unten rutschte und man mit den Augenbrauen dagegen halten musste, was natürlich auch nicht gerade komfortfördernd war.
 

Jaguar-VR-Hands-on-2Wenigstens hat Atari an die Brillenträger gedacht, so war im Inneren genug Platz, damit Betroffene ihre Sehhilfe anbehalten durften. Im Inneren befindet sich ein LCD Bildschirm, der eine ordentliche Sicht garantieren soll. Leider merkt man hier besonders das bereits stolze Alter von 16 Jahren, denn die Bildqualität des Screens kommt nicht über die eines Game Gear oder Atari Lynx hinaus. Eine leicht schwammige Bildqualität war zu erkennen, sowie eine etwas dunkle Darstellung. Letzteres resultierte überwiegend aus der Tatsache, dass das Headset immer nach unten rutschte und so das Bild verdunkelte. Leider waren im Prototyp die Lautsprecher noch nicht integriert, so dass der Sound nur über den TV genossen werden konnte, was dem Spaß aber keinen Abbruch tat.
 

Kommen wir zum wichtigsten, der Steuerung. Diese klappte überraschend tadellos. Die Reaktionszeiten waren hervorragend und auch bei schnelleren Kopfbewegungen folge die Darstellung korrekt und flott. Hier wurden meine persönlichen Erwartungen übertroffen. War ich doch anfänglich davon ausgegangen, dass hier mit Abstrichen zu rechnen ist, da die Technik damals noch in den Kinderschuhen steckte. Ihr könnt euch problemlos in einem fast 180° Winkel umsehen, ebenfalls nach oben und unten. Nur Drehungen über die Schulter sind logischerweise nicht möglich, da das Headset immer Kontakt mit dem Infrarot Empfänger halten muss. Bei einem Gespräch mit einem anwesenden Besucher kam zur Sprache, dass sich das Headset ähnlich wie eine Wiimote steuern lässt. Nur dass man halt mit dem Kopf und nicht mit der Hand steuert. Hier kann ich nur nochmal meine absolute Begeisterung zum Ausdruck bringen. Einziger Nachteil war die Infrarot Technik. Sollte etwas Störendes zwischen Headset und Empfänger kommen, so verliert das Gerät schon mal die Anbindung und die Steuerung klappt nicht mehr richtig. Da es sich hier aber um einen Prototypen handelt, tut dies nicht wirklich was zur Sache.
 

Jaguar-VR-Hands-on-3Leider war mit dem Gerät doch eine gewisse Anstrengung verbunden. Als sich der Ansturm gegen frühen Abend gelegt hatte, habe ich eine längere Sitzung hinter mich gebracht. Dabei fielen mir viele Gründe auf, warum Atari gut daran tat, das Gerät nicht zu veröffentlichen. Da wäre zum einen das viel zu hohe Gewicht. Um marktreif zu sein, hätte das Gerät locker 50% seines Gewichtes verlieren müssen. Zum anderen war da die schwache Qualität des LCD-Bildschirmes, die damals wohl nicht besser waren. Aufgrund einer gesunden Unschärfe und den ständigen Kopfbewegungen musste ich die Sitzung nach ca. 20 Minuten abbrechen, da es einfach zu belastend für Hals und Augen war. Da ich für gewöhnlich ohne Probleme 2 Stunden am Virtual Boy spielen kann, war ich doch überrascht, dass mein Körper beim Jaguar VR Headset streikte. Von daher wage ich die Prognose, dass bei einem angepeilten Verkaufspreis von 300 US-Dollar einige Käufer aufgrund der häufig nötigen Erholungspausen enttäuscht gewesen wären. So wäre das Jaguar VR Headset wohl ein Flop geworden. Man merkt deutlich, dass Atari es zu eilig hatte und die Technik noch nicht so weit war, um ein körperlich verträgliches Spielvergnügen zu ermöglichen. Die technische Umsetzung und Steuerung klappte hingegen tadellos.
 

So bleibt mir zum Schluss nur zu sagen, dass ich es als Atari Fan schade finde, dass das VR-Headset nie erschien. Es hätte Atari aber auch nicht (wie teilweise gemutmaßt) retten können. So bleibt nur das elitäre Gefühl und die Befriedigung endlich mal mit diesem Gerät spielen zu können, von dem ich als 12-Jähriger träumte. Allein diese wenigen Minuten wären mir es wert gewesen, quer durch Deutschland zu reisen. So bleibt mir nur nochmal einen herzlichen Dank an Gaztee dafür zu richten, dass er den Atari Fans in Deutschland die Möglichkeit gab, dieses einzigartige Stück Hardware auszuprobieren.

 

Hier ein Video von mir, wie ich das VR-Headsets anspiele:

 

 

 

Hier noch einige Fotos vom Event und dem Headset im Detail:

 

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Forum
  • von CD-i:

    Nope. Nur die vr demos

  • von Nognir:

    Doch, weil da gibt's bestimm Alien Isolation ...

  • von CD-i:

    Aber cool, Micha. Dann brauchste ja nicht mit zu Sony um Morpheus anzutesten ...

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