Just Dance 4 für Nintendos aktuelle Konsole ist genau wie Just Dance 3 für Nintendos alte Konsole. Lediglich anhand der neuen Songs und der HD-Optik lässt sich erkennen, dass wir es mit einem neuen Produkt zu tun haben. So, das war auch schon alles! Mehr ist zu dem Thema nicht zu sagen! Gibt es einen Preis für das kürzeste Review aller Zeiten? Immer her damit!

Verdammt... Meine Redakteursehre verbietet es mir leider, einfach auf meinen Testbericht zum Vorgänger zu verweisen und an dieser Stelle Schluss zu machen. Tagelang würde mich mein schlechtes Gewissen quälen, wenn ich mir nicht wenigstens zwei Seiten in Schriftgröße 12 rausquäle. Also gut, es folgen ein paar sehr persönliche Gedanken zu Ubisofts Tanzspektakel und den Gefühlen, die es bei mir ausgelöst hat.

Games wie Just Dance sorgen dafür, dass ich mich mindestens so alt fühle, wie ich bin. Das Spiel lässt mich erkennen, dass ich bestimmte kulturelle Phänomene einfach nicht mehr nachvollziehen kann. Beim Zocken von Teil 4 fühlte ich mich ständig an den schrecklichen Tag erinnert, als ich den ersten Teil der Twilight-Saga im Fernsehen sah. Jetzt gehen mir wieder die gleichen Fragen durch den Kopf wie damals: „Wer zieht sich sowas nur freiwillig rein? Gibt es wirklich Menschen, die dafür bezahlen?“ Die Teenie-Vampir-Schnulze und die Tanzspiel-Quadrilogie (es werden sicher noch mehr) verbindet eine extreme Oberflächlichkeit. Innovationen und Überraschungen sind Mangelware.

Ich mag Casual Games. Obwohl ich mir gern ordentliche Online-Ballerduelle liefere und auch vor harten Einzelspieler-Actiontiteln nicht zurückschrecke, haben viele Games mit simplem Gameplay ihren Weg in meine Sammlung gefunden. Wenn Besuch da ist, rotieren immer wieder Wii Sports, Singstar oder Rock Band in den Laufwerken meiner Konsolen. Alle Anwesenden verstehen innerhalb von Sekunden was zu tun ist und haben ihren Spaß.

Selbst vor Tanzspielen habe ich, trotz der Tatsache, dass ich kein sonderlich graziles Wesen bin, keine Angst. Dance Central ist ein geniales Party-Game, das stundenlang für beste Stimmung sorgen kann. Woher kommt also meine Abneigung gegenüber Just Dance? Die Antwort ist relativ einfach. Im Gegensatz zu allen anderen bisher genannten Casual-Titeln ist Just Dance meiner Meinung nach kein Videospiel. Die Bezeichnung Tanzprogramm oder Workout-Software würde hier deutlich besser passen.

Die Wii U hat viele Vorzüge. Die Bewegungssteuerung revolutioniert das Gerät allerdings nicht. Ubisoft kann nichts dafür, dass Nintendo uns erneut die bewährten aber veralteten Wiimotes in die Hand drückt, um uns zu körperlichen Aktivitäten zu ermuntern. Trotzdem wäre es selbst mit diesen Controller-Antiquitäten möglich gewesen, die vielen Dance-Moves zumindest ordentlich zu erfassen.

Dummerweise darf auch im vierten Teil der Just Dance Saga wieder nur eine Fernbedienung pro Person benutzt werden. Das bedeutet, dass nur die Aktionen der rechten Hand einen Einfluss auf die Punktzahl haben. Im Vergleich zu diversen Konkurrenzprodukten wirkt diese Art der Bewegungsabfrage hoffnungslos veraltet.

So dumm es auch klingen mag... Ich nehme Spiele ernst! Selbstverständlich zocke ich in erster Linie um Spaß zu haben, aber damit dieses Gefühl aufkommt müssen einige Kriterien erfüllt werden. Ein Game muss fordernd sein, das pure Glück darf nicht über Sieg oder Niederlage entscheiden und, ganz besonders wichtig, meine Leistungen müssen fair und nachvollziehbar bewertet werden.

Just Dance 4 und seine Vorgänger verstoßen vor allem gegen die letzte dieser goldenen Regeln. Da es nicht wirklich darauf ankommt, die Aktionen der virtuellen Vortänzerinnen und Vortänzer genau nachzuahmen, handelt es sich bei diesen Produkten eher um Tanzvideos, die zum Mitmachen animieren sollen, als um vollwertige interaktive Unterhaltung.

Meckermodus aus. Es gibt Menschen, die gar nicht genug von Just Dance bekommen können. Ich kenne einige dieser Individuen persönlich und halte sie weder für dumm noch für oberflächlich. Sie haben jedoch eine absolut andere Grundeinstellung gegenüber Videospielen als ich. Während sich das Zynismuszentrum und der Kritiksektor meines Hirns durch den jahrelangen zügellosen Konsum interaktiver Entertainmentprodukte gefährlich vergrößert haben, können einige meiner Bekannten völlig unvoreingenommen vor die Konsole treten. Diese beneidenswerten Geschöpfe haben nicht hunderte von Games gezockt und sie hören auch nicht diese nörgelnde Stimme in ihren Köpfen, die mich ständig dazu zwingt, jedes neue Spiel mit sämtlichen ähnlichen Produkten zu vergleichen. Wer sich einfach gern zur Musik bewegt und kein ausgereiftes Gameplay braucht um Spaß zu haben, wird vom ersten Wii U-Spiel der Endlosreihe bestens bedient.

Wie immer dürfen bis zu vier Spieler an den Start gehen und sich beim Kampf um Highscores verausgaben. Was die Choreografien angeht, hat die Just Dance Serie inzwischen nahezu Perfektion erreicht. Auch bei den einfachen Songs werden passende und erstaunlich komplexe Bewegungen auf dem Bildschirm vorgeführt. Die Aufgabe des Publikums ist es, alles möglichst zeitnah zu imitieren. Dank der vielen unterschiedlichen Tanzstile und der Tatsache, dass oft unterschiedliche Aktionen von den anwesenden Wiimotehalterinnen und -haltern gefordert werden, bleibt das schweißtreibende Game lange abwechslungsreich. Wenn genug sportlicher Ehrgeiz vorhanden ist, fällt es eventuell gar nicht auf, dass Just Dance 4 nur mit mickrigen zwei Haupt-Modi, die außerdem nahezu identisch sind, ausgestattet ist.

Es gibt tatsächlich ein Exklusiv-Feature der Wii U-Fassung des Spiels. Das Gamepad darf verwendet werden, um die Puppen bzw. die versammelten Freunde tanzen zu lassen. Durch die Auswahl kurzer Videosequenzen können die nächsten Moves für einzelne Teilnehmende festgelegt werden. Auch das Einfordern bekloppter Posen und die Vergabe von Bonus-Punkten für prompte Lieferung sind möglich. Diese Kleinigkeiten sorgen selbstverständlich nicht für ein völlig neues Spielerlebnis, aber immerhin ist es jetzt auch faulen Menschen erlaubt mitzumachen und eventuell vorhandene sadistische Neigungen auszuleben.

Die Musikauswahl und die Präsentation sind erneut wirklich gut gelungen. 47 Songs sind auf der Disc enthalten und es wurde darauf geachtet, dass sowohl die aktuelle Teenie-Generation als auch Menschen im fortgeschrittenen Alter zum Tanzen motiviert werden. Auch wenn aktuelle Chartstürmer wie Justin Bieber, One Direction und Rihanna den Großteil des Soundtracks beigesteuert haben, finden sich genug Hits vergangener Jahrzehnte auf dem Datenträger. Von Elvis über die B-52´S bis hin zum allseits beliebten Internet-Running-Gag Rick Astley (bitte hier klicken, um zu sehen, wie ein Elefant von einer Rakete getroffen wird) ist alles vertreten, was die Beine in Bewegung versetzt. Bei einer solchen Auswahl lässt es sich verschmerzen, dass aktuell nur fünf Download-Tracks zur Verfügung stehen, die mit einem Preis von 3 Euro pro Stück recht teuer sind.

Wie immer handelt es sich bei dem Geschehen auf dem Bildschirm um Aufnahmen von professionellen Tänzerinnen und Tänzern, die stark nachbearbeitet wurden. Die grellen Neonfiguren, die übertriebenen Effekte und die oft skurrilen Szenarien sind nicht gerade künstlerisch wertvoll, schaffen es aber problemlos, das Publikum in eine leicht hysterische Party-Stimmung zu versetzen. Hier haben sich alle am Entwicklungsprozess Beteiligten wirklich Mühe gegeben. Die vielen unterschiedlichen Kostüme sind beeindruckend. Vom typischen 80er-Jahre-Outfit bis hin zu aufwändigen mittelalterlichen Gewändern werden die Vorturner immer wieder neu präsentiert. Der Großteil der Videos wurde mit viel Liebe zum Detail produziert und einige der umgesetzten Ideen sind so charmant verrückt, dass sich auch die größten Kritiker der Serie ein Lächeln nicht mehr verkneifen können.