Ghost of Tsushima Director's Cut im Test

PlayStation 4PlayStation 5

Ich verliere mich in der Landschaft. Ich beobachte die Wolken im Hintergrund und sehe, wie die Tiere durch die Wälder laufen. Ich bin bereits in Ghost of Tsushima angekommen, kaum, dass ich das Spiel gestartet habe. Und irgendwie will ich es auch nicht mehr verlassen.

Ghost of Tsushima neXGam 9Manchmal kann ich ein regelrechter Trottel sein. Als Ghost of Tsushima 2020 herauskam, hatte ich extra einen Bogen um das Game gemacht. Ohne mich mit ihm näher zu beschäftigen, ging ich einfach davon aus, dass das Spiel Soulslike wäre. Sprich, dass es, wie beispielsweise Sekiro, welches ja ebenfalls eine vom japanischen Mittelalter entlehnte Spielewelt besaß, herausfordernd sein würde. Erst nach und nach, als ich unter anderem live sah, wie jemand es spielte, ging mir auf, dass ich mit damit komplett daneben lag und mir deshalb ein augenscheinlich geniales Spiel entgangen war.

Zum Glück ist jetzt die Director’s Cut-Version herausgekommen. Es handelt sich dabei um eine Art Game of the Year-Edition, wo das Grundspiel mit allen Verbesserungen und DLCs enthalten ist. Also in diesem Fall inklusive des Iki-Island-DLCs. Diese Fassung des Spiels ist für PS4 und PS5 erschienen. Getestet wurde auf Sonys neuster Konsole.

Etwas, was ich absolut faszinierend finde, ist, das Ghost of Tsushima von Sucker Punch-Studios programmiert wurde. Die sind ja vor allem für die inFamous-Reihe bekannt. Es handelt sich hierbei also um ein amerikanisches Studio, dass ein Game auf den Markt gebracht hat, dass durch und durch japanisch ist, ohne, dass man das Gefühl hat, dass es klischeehaft wirkt. Stattdessen wird das Land mit seinen Leuten und seiner Historie mit einem großartigen Respekt dargestellt.

Die Geschichte handelt von dem Fürsten und Samurai Jin Sakai. Er, sein Onkel Lord Shimura und einige andere Samurai leben auf der japanischen Insel Tsushima. Gemeinsam versuchen sie eine Invasion der Mongolen unter dem Kommando von Khotun Khan aufzuhalten, scheitern jedoch, so dass am Ende nur unser Protagonist und sein Verwandter überleben. Letzterer gerät in die Gefangenschaft des mongolischen Kriegsherr, derweil Jin versucht, Verbündete zu gewinnen, um die Invasoren doch noch zurückzuschlagen.

Was mir an der Story von Ghost of Tsushima besonders gefällt, ist, dass sie verschiedene Spannungsfelder aufbaut. Die Hauptspannung entsteht natürlich aus der Invasion der Mongolen, durch deren Angriff die gesellschaftliche Ordnung auf der Insel aus den Fugen gerät. Doch es gibt auch noch andere Konfliktfelder. Da ist vor allem der Konflikt zu nennen, in dem sich Jin befindet. Einerseits wurde er in dem Kriegerkodex der Samurai ausgebildet, aber andererseits muss er im Laufe des Spiels immer mehr und mehr auf Methoden zurückgreifen, die sich mit damit beißen. Anstatt einen Feind ehrenvoll von vorne anzugreifen, tötet er sie heimlich von hinten. Doch auch die Nebenfiguren haben großartige Stories mit ihren jeweiligen Problemen. Als Beispiel sei der Bogenschützenmeister Sadanobu Ishikawa genannt, der einst eine Schülerin aus einfachen Verhältnissen aufnahm, die jetzt jedoch seine Lehren an die Mongolen weitergibt.

Ghost of Tsushima neXGam 38All dies wird meisterhaft und spannend erzählt. Die Charaktere wirken alle glaubwürdig und lebendig. Der Gewissenskonflikt, den Protagonist Jin durchlebt, wird ebenso fantastisch dargestellt, wie Antagonist Khotun Kahn. Bei diesem wird seine Intelligenz und Ruchlosigkeit betont, wodurch er einer der besten Gegenspieler ist, die die Videospielwelt in den letzten Jahren hatte.

Vom Gameplay her ist Ghost of Tsushima ein Action-Adventure mit einer klassischen offenen Welt. Du steuerst Jin, der auf der Insel herumreist und seinen Ruf aufbaut. Je mehr Missionen du erledigst, je mehr Feinde du besiegst, desto größer wird dieser. Und so bald du bestimmte Grenzwerte innerhalb eines Rufes überschreitest, kriegst du Talentpunkte, die du in diverse Fähigkeiten investieren kannst. Weitere Abilities kriegst du, wenn du deinen Ruf weiter gesteigert hast. 

Das Prinzip Sandbox-Welt und Action-Adventure erinnert natürlich sofort an die Assassin’s Creed-Reihe, die ja lange Zeit Genre-Standard war. Und in der Tat gibt es gewisse Parallelen, wie beispielsweise, dass du auf der Karte viele Symbole siehst und der Nebel, der diese bedeckt, sich arealsweise lichtet, wenn du ein bestimmtes Gebäude von den Mongolen befreit hast. Doch Ghost of Tsushima geht die Dinge anders an. Du wirst ermutigt, nicht nur auf die Gebäude zu setzen, um Kartenklarheit zu erhalten. Sondern du sollst selber frei durch die Gegend zu laufen, um so Missionen zu begegnen, die dir so nicht angezeigt werden. Außerdem ist der Radius der Nebellichtung auf ein verhältnismäßig kleines Areal begrenzt.

Es gibt jede Menge Dinge, die du in der Welt von Ghost of Tsushima entdecken kannst: Schreine, mit denen du Talismane erhältst, die dir Boni geben, die oben erwähnten Festungen oder kleine Flüchtlingscamps, in denen du weitere Missionen kriegen kannst. Zwischendurch triffst du auch zufällig auf Gegner, wie Banditen oder frei umherziehende Mongolentruppen. Du findest heiße Bäder, mit denen du deine Lebensenergie erhöhen kannst oder Bambusstäbe, die du schnell mit bestimmten Tastenkombinationen zerschlagen musst, um so mehr Entschlossenheit zu erhalten. Diese benötigst du, um deine Lebensenergie zu regenerieren. Es macht wirklich Spaß, jeden Winkel zu erforschen, weil du nie weißt, was dich erwartet. Und du kannst sogar Füchse streicheln!

Allerdings nutzt sich ein Element schnell ab: Nämlich die Tatsache, dass bestimmte Areale, wie Festungen oder kleinere Schreine, mit Gegnern besetzt sind, die du erst besiegen musst, um weiterzukommen. So spaßig das Game auch sonst ist, in diesem Aspekt wurde übertrieben. Es führt jedoch kein Weg daran vorbei, diesen Feinden den gar auszumachen, da vor allem die Anführer mit dazu beitragen, dass du neue Angriffsarten freischaltest.

Ghost of Tsushima neXGam 15Was wiederum auch für das Spiel spricht. Denn das Kampfsystem beeindruckt durch seine Vielfältigkeit und gleichzeitig Zugänglichkeit. Es gibt für jeden Feindtypus eine bestimmte Art, zu attackieren oder auszuweichen. Und bestimmte Typen erfordern spezielle Angriffsarten, um sie besser zu töten. Bei Schildträgern empfiehlt es sich übrigens, in die Wasserhaltung zu wechseln, wodurch du sie besser besiegen kannst. Falls du diesen Stance noch nicht freigeschaltet hast, ist etwas mühseliger, weiterzukommen. Zum Glück kannst du jederzeit problemlos zwischen den diversen Haltungen hin- und herschalten. Ein Highlight dieses ganzen Kampfthemenkomplexes sind die Duellherausforderungen, die du unter gewissen Umständen aussprechen kannst. Damit lassen sich die ersten Feinde schnell erledigen, vorausgesetzt, du reagierst schnell genug. Und da du diese Fähigkeit ebenfalls ausbauen kannst, lassen sich so schnell Angriffsketten aufbauen, mit denen die Gegner eliminiert werden können.

Leider kann die KI der Gegner nicht überzeugen. So lassen sich beispielsweise die Bogenschützen der Festungen leicht austricksen. Genau, wie auch die Fußtruppen manchmal nicht durch Intelligenz glänzen. Das ist schade, da dies doch ein kräftiger negativer Eindruck ist, der auf Ghost of Tushima zurückfällt.

Grafisch ist das Spiel umwerfend. Wiederholt stößt du auf Szenen oder Momente, die wie gemalt aussehen. Wo die Farben förmlich knallen und der Unterkiefer auf den Boden fällt. Auch das Characterdesign kann sich sehen lassen, da man es hier nicht mit Überhelden zu tun hat, sondern mit realistisch erscheinenden Figuren. Allgemein merkt man dem Spiel an, dass die Entwickler viel Zeit und Liebe darauf verbracht haben, dass mittelalterliche Japan so real wie möglich wiederzugeben, mit, aus Laiensicht, vollem Erfolg.

Auch akustisch kann das Game überzeugen. Vor allem die Tatsache, dass du hier ebenfalls eine japanische Sprachausgabe hast, ist fantastisch . Du kannst sie jederzeit aktivieren, was ich übrigens sehr empfehle. Denn dies trägt ebenso mit zu der enormen Atmosphäre von Ghost of Tsusihima bei.

Übrigens, was den Iki-Insel-DLC angeht? Der ist nicht schlecht. Von der Story her wird hier Handlungsfaden aufgegriffen, der im Maingame kurzfristig aufkam und nicht weiter entwickelt wurde. Die Sache ist nur die, dass der DLC vom Gameplay her nichts Neues hinzufügt. Das ist nichts Verkehrtes, nur könnte es sein, dass es zu hohe Erwartungen gibt, die sich wegen etwaigem „Innovationsmangel“ enttäuscht sein könnten. Was in meinen Augen absolut nicht nachvollziehbar ist.

 

Götz meint:

Götz

Die Director’s Cut Edition des Spiels ist definitiv jeden Cent wert. Vor allem als PS5-Besitzer lohnt sich der Kauf, da vor allem die Grafik fantastisch ist. Es macht Spaß, Tsushima und Iki zu erforschen, all die vielen Missionen aufzufinden und zu erledigen. Die Story ist großartig und voller kleiner Geschichten und Figuren, die hervorragend dargestellt werden. Schade nur, dass die Gegneransammlungen bei den Festungen oder anderen wichtigen Punkten sich schnell abnutzen und die KI nicht überzeugen kann.

Positiv

  • Großartige Geschichte
  • Umwerfende Grafik
  • Fantastisches Kampfsystem

Negativ

  • Gegnerische KI lässt zu wünschen übrig
  • Befreien von Festungen und ähnlichen Orten auf Dauer eintönig
Userwertung
8.8 2 Stimmen
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Forum
  • von bbstevieb:

    PC Release confirmed: [/url] Xbox??? ...

  • von ring-geist:

    Bin jetzt über 40h drin! Echt ein super Game,da bin ich froh das ich so lange gewartet habe und nun den dir.cut auf PS5 spielen kann Das Kampfsystem macht so viel Spaß,Grafik eine Augenweide.Wie in jedem Spiel gibts auch hier ein bisschen was zu mäkeln (zu viele Füchse z.B.) kann aber den...

  • von Yamazaki:

    Gestern auf PS5 beendet. ein grandioses Game was immer wieder überzeugen konnte! sei es durch die genialen japanischen Synchronsprecher, die abwechslungsreichen Missionen und natürlich das tolle Ende das gepasst hat! Spoiler anzeigen Habe Lord Shimura getötet btw - hat...

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Ghost of Tsushima Director's Cut Daten
Genre Actionadventure
Spieleranzahl -
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 4k
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2021-08-20 23:24:48
Vermarkter Sony
Wertung 9.1
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