God of War (2018) - Göttlich! im Test

PlayStation 4

Kratos ist zurück! Nach acht Jahren, wo mit God of War III die Story um den Rachefeldzug des Spartaners zu Ende gegangen ist, erlebt er jetzt neue Abenteuer, in einer neuen Umgebung. Der Name des Spiels? God of War!

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Mit der God of War-Reihe erschuf Sony Santa Monica eine Spielereihe, die seit der PS2-Ära jede Sony-Konsole beglückte. Die Geschichte um den Rachefeldzug Kratos, der auf Grund der Manipulationen des griechischen Kriegsgottes Ares zuerst seine Familie ermordet hatte, später selber Kriegsgott wurde und dann später nahezu das gesamte hellenistische Pantheon tötete, war in seiner epischen Erzählweise unübertroffen. Das Ende von Teil III war dann einerseits endgültig, ließ allerdings noch einen kleinen Spalt für eine etwaige Fortsetzung offen. God of War: Ascension erschien zwar nach God of War III, war aber ein Prequel.
 
Die Fortsetzung wurde anschließend 2016 nach vielen Gerüchten angekündigt. Man lernte im Laufe der Zeit viel über das, was einen erwarten würde. Das Setting würde in der nordischen Mythologie stattfinden, Kratos würde mit seinem Sohn unterwegs sein und dieser würde ihn im Gameplay tatkräftig unterstützen. Jetzt schreiben wir Mai 2018 und seit Ende April ist das Game endlich käuflich zu erwerben.
 

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Dabei war etwas Interessantes bei den Reaktionen der Spieler zu beobachten. Die einen feierten das Spiel, die anderen mochten es nicht so sehr. Der Unterschied zwischen beiden Gruppierungen war vor allem, dass die einen, wie ich zum Beispiel, die God of War-Reihe, nicht  bzw. nicht ausführlich gespielt haben. Die anderen hingegen kennen und lieben vor allem die Trilogie, die sie bis ins kleinste Detail erkundet haben und die Reihe mitsamt der Antiheld-Darstellung Kratos lieben gelernt.
 
Der neue Kratos ist in vielerlei Hinsicht ein Bruch mit der Vergangenheit. Optisch wirkt Kratos mit dem Vollbart und den einzelnen Grauen Haaren darin deutlich älter. Inhaltlich setzt die Geschichte nicht erneut auf einen Rachefeldzug, als vielmehr auf eine Art Roadmovie, wo Vater und Sohn die wichtigsten Figuren sind. Dabei ist die Story das Beste, was dem Spiel passieren konnte.
 

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Sie handelt davon, dass Kratos nach seinem Rachefeldzug im kalten Norden, in der Welt der Asen und Jotunen, eine neue Heimat gefunden hat. Er hatte eine neue Frau gefunden und mit ihr einen Sohn namens Atreus gezeugt. Doch jetzt ist seine Ehefrau gestorben und ihr letzter Wunsch ist es, dass ihre Asche vom höchsten Berg aller neun Welten verstreut werden soll. Zunächst ist Kratos zurückhaltend und skeptisch, ob sein Sohn für die Reise überhaupt bereit ist. Doch nachdem ein mysteriöser Fremder auftaucht, Antworten auf eine Frage erwartet, von der Kratos nichts weiß und in einem blutigen Gefecht getötet wird, ändert der Spartaner seine Meinung. So macht er sich gemeinsam mit seinem Spross auf den Weg.
 
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die schwierige Beziehung zwischen Vater und Sohn. Atreus wurde überwiegend von seiner Mutter großgezogen, derweil Kratos eher abwesend war und häufig auf Jagd war. Wodurch er nicht weiß, wie er mit seinem Spross umgehen soll, wie sich in mehreren kleineren Momenten zeigt, etwa wenn er zögerlich seine Hand tröstend nach Atreus ausstreckt, nur um sie dann wieder zurückzuziehen. Der Sohn hat ebenfalls Probleme mit seinem Vater und dessen distanzierter, mürrischer und gefühlskalter Art. Es ist sehr schön zu sehen, wie die beiden versuchen, miteinander klarzukommen, was nicht so einfach ist.
 

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Eingebettet ist diese Vater und Sohn-Geschichte um das Rätsel, was der Fremde wollte. Erst nach und nach stellt sich heraus, wer er war und was seine Verbindung zu Odin, dem obersten Gott der nordischen Götter ist. Gleichzeitig sorgen Nebenfiguren wie die Waldhexe oder die Zwergenschmiede Brok und Sindri für weitere Abwechslung.
 
Die Vergangenheit von Kratos wird im Spiel nicht verschwiegen, um das zu betonen. Es gibt im Laufe des Games immer wieder Hinweise auf das, was der ehemalige Kriegsgott getan und erlebt hat, worüber er jetzt gegenüber seinem Sohn verschwiegen bleibt. Erst ab dem letzten Drittel des Spiels wird das frühere Leben des Titelhelden deutlich angesprochen und sogar Teil des Gameplays! Dieser Moment, wo diese Veränderung eintritt, ist erstklassig inszeniert!
 

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Der interessanteste Aspekt an God of War ist die Tatsache, dass man sich im Spiel komplett nahtlos durch die Spielewelt bewegt. So gibt es genauso wenig zwischen Cutscenes und normalen Gameplay Pausen oder Cuts, wie auch zwischen neuen Gebieten, die man das erste Mal betritt. Hier zeigt das Spiel wirklich Vorbildfunktion, was ebenfalls für das minimalistische User Interface gilt, dass außerhalb von Kämpfen bis auf den Hexenkompass, nicht angezeigt wird. Den Kompass braucht man nur, um sich zu orientieren. 
 
God of War ist dabei kein modernes Open World-Spiel! Es ist linear, bietet jedoch ebenso die Möglichkeit, wiederholt an Orte zurückzugehen, wo man schon zuvor war. Meistens bewegt sich man sich durch geschickt designte Tunnel, die entweder Gebiete mit mehreren Abzweigen oder größere Raume miteinander verbinden. Hinzu kommt auch noch, dass man links und rechts des Weges immer wieder kleinere Nischen vorfindet, wo man entweder Sarkophage oder Kisten entdecken kann, oder Stelen, die die Hintergrundgeschichte der Spielewelt erweitern. So mancher Ort lässt sich sogar erst dann erreichen, wenn man bestimmte Objekte besitzt. Metroid lässt grüßen!
 

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Die Spielewelt selbst wurde anscheinend nach einem Krieg vor über 100 Jahren fast vollständig leergefegt. Nur selten findet man Tiere vor, häufiger hingegen eher Gegner, Feinde, die man bekämpfen muss. Was genau zu jener Zeit vorgefallen ist, wird nie ganz deutlich gemacht. Das Spiel belässt es bei Andeutungen, was für die Atmosphäre des Games die richtige Entscheidung war.
 
Der Kampf gegen die Feinde ist gelungen inszeniert. Hier kommt es vor allem auf das Zusammenspiel zwischen Vater und Sohn an, beziehungsweise die Auswahl der richtigen Angriffsmethode. So gibt es Gegner, die man erst durch einen Pfeil für einen kurzen Moment stillstehen lässt, so dass sie dann durch einen Angriff von Kratos Axt Leviathan getroffen werden können. Jene kann auf Gegner geworfen werden und per simplen Knopfdruck jederzeit wieder zurückgeholt werden, wobei sie auf dem Rückweg ebenfalls Schaden verursachen. Der Hammer eines gewissen Donnergottes lässt dabei grüßen!
 

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Ebenso spielt Kratos Schild eine Rolle im Gefecht. Mit dem perfekten Timing kann man nämlich Angriffe parieren und so einen Feind für einen kurzen Moment zum Taumeln bringen, was man sofort nutzen sollte, um ihn anzugreifen. Später kann man dann auch die Fähigkeit freischalten, dass man Energieangriffe, wie Feuerbälle, absorbieren und wieder auf den Angreifer zurückwerfen kann. Zu den Fähigkeiten später übrigens mehr.
 
Allerdings mangelt es dem Spiel an Gegnervarianz. Im Laufe des Spiels hat man es zwar mit vielen verschiedenen Feinden zu tun. Doch nach einer Weile merkt man, dass bestimmte Gegnerformen sich immer wiederholen und der einzige Unterschied nur die Körperfarbe und etwaige Angriffsvarianzen sind. Spätestens, wenn man erneut einem Troll begegnet, der nur etwas anders aussieht, als seine Kollegen, ansonsten aber dasselbe Verhaltensmuster aufweist, dürfte das einem zu denken geben.
 

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Allerdings muss man auch betonen, dass die Kämpfe trotzdem Spaß machen. Vor allem die Finishing-Moves sind packend und episch inszeniert. Da zerreißt man den Körper eines Gegners mit bloßen Händen, lässt mit der Leviathanaxt die steinerne Waffe eines Trolls auf dessen Kopf fallen oder sorgt dafür, dass ein Drache explodiert. 
 
Was hingegen nicht so gelungen ist, sind die diversen Nebenmissionen, die zu 90% auf ein und dasselbe hinauslaufen: Töte Menge X von Gegner Y oder vollführe Z Anzahl an bestimmten Manövern. Auch die Gefallen, die man einigen Figuren tun kann, laufen darauf hinaus, dass man häufig nach Ort A muss und dort dann Feinde killen darf.
 

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Interessant ist dabei das Levelsystem. Anstatt das man sich über Erfahrungspunkte verstärkt, benutzt God of War ein Levelup-System, dass etwas an Destiny erinnert. Die einzelnen Grunddaten, wie Stärke oder Runen, kann man durch bessere Ausrüstung verbessern. Man kann bei den Zwergenschmieden nämlich sowohl neue Rüstungen oder Waffenbestandteile kaufen, als ebenso bereits vorhandene Rüstung verbessern. Das kostet natürlich etwas, nämlich Hacksilber und andere Elemente, wie die Überreste bestimmter Feinde. Wofür man sich entscheidet, hängt ebenfalls von einem selbst ab. Das Schöne an dieser Sache ist, dass das Game einem jedes Mal anzeigt, ob und was man verbessern oder neu kaufen kann.
 
Die verbesserte Ausrüstung spielt auch beim Upgrade der Fähigkeiten eine wichtige Funktion. So manch neues Manöver kann man erst dann freischalten, falls man einen gewissen Grundwert erreicht hat, zum Beispiel bei der Stärke. Das wird allerdings erst ab der zweiten Hälfte des Spiels der Fall sein, da man nur dann die richtig guten Upgrades erstellen kann. Andere Fähigkeiten kann man wiederum erst ab dem Augenblick aktivieren, wenn die entsprechenden In-Game Voraussetzungen, wie neue Munitionsarten bei Atreus, erfüllt sind.
 

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Doch bereits schon vorher lohnt sich ein Blick ins Fähigkeitenmenü, da man auch so neue Fähigkeiten freischalten kann. Wie wäre es damit, dass man nach einer heftigen Frostattacke direkt eine zweite auslösen kann? Oder dass man sich mit der Leviathanaxt im Kreise dreht und dabei Feinde trifft? Das alles kostet Erfahrungspunkte, die man für erfolgreiche Kampfauseinandersetzungen oder bestandene Quests erhält.
 
Noch ein paar Worte zu Grafik: Die ist grandios! Das Spiel ist opulent designt und bietet eine atemberaubende Spielwelt. Alles läuft flüssig und nichts wird nachgeladen. 
 
Doch auch die Musik ist einfach nur sagenhaft! Jeder einzelne Track geht ins Ohr und bleibt dort. Dabei setzt der Score weniger auf griechische oder nordische Elemente, sondern ist, wenn man es so sagen will, sehr modern und gleichzeitig trotzdem grandios! Über die deutsche Synchro brauche ich bloss eins zu sagen: Sehr gut!
 
God of War ist das Maß aller Dinge, was Spiele auf der PS4 angeht. Ein Must Have für all diejenigen, die noch nie Kratos gespielt haben. Und durchaus einen Blick ebenso für die wert, die ihn bereits von früher her kennen und ihm eine Chance geben. Denn das Game ist einfach nur göttlich!
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Forum
  • von Phill XVII:

    Ich werde auch nie wieder den alten Kratos akzeptieren können. Midgard Kratos ist einfach ein so viel besserer Charakter....

  • von ChaosQu33n:

    Männe und ich spielen es auch gerade. Sieht immer noch wahnsinnig gut aus, obwohl es ja "nur" einen Patch und kein Remaster bekommen hat.

  • von Phill XVII:

    Ah das Süße Geräusch eines Spoiler anzeigen brechenden Genicks. Freya tut mir aber echt leid. Der letzte Baldur Kampf war echt gut inszeniert. // Edit: Ah lustig dass man am Ende gezielt nach Hause gehen muss um die Cliffhanger Sequenz zu sehen. Erinnert...

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