Zumindest von der Handlung her hebt sich God Wars: Future Past vom Großteil anderer Genrevertreter wie Final Fantasy Tactics oder Disgaea ab. Die Geschichte spielt in einer fiktionalen Version des altertümlichen Japan und basiert stark auf dortigen Mythen und Kultur. Das Mizuho genannte Land war einst geprägt vom Einklang mit der Natur und der Verehrung für Ahnen und Gottheiten. All das änderte sich als die Menschen anfingen Kriege zu führen, das Land zu bebauen und umzuformen und Metall zu nutzen. Der Frieden war dahin, Menschen töteten sich gegenseitig und Wälder mussten dem Fortschritt weichen. Die Götter waren nicht erfreut, und Naturkatastrophen begannen die Leute in Angst und Schrecken zu versetzen. Der Königin blieb nur eines: Ihr geliebtes Kind zu opfern und sie in den Schlund des Fujiyama zu werfen, um die zornigen Naturgeister milde zu stimmen. Für den Fall, dass ein zweites Menschenopfer benötigt werden sollte, sperrte sie zudem ihre andere Tochter ein. Daraufhin verschwand die Monarchin.
13 Jahre sind nun vergangen, und mit Hilfe ihres Kindheitsfreundes Kintaro fasst Prinzessin Kaguya den Entschluss sich ihrem Schicksal entgegenzustellen und die Wahrheit über ihre Mutter und die Probleme des Landes zu erforschen.
Die Erkundung der Spielwelt findet in Form typischer Taktik-RPG-Schlachten statt. Auf einer stilisierten Oberweltkarte wird der nächste Handlungsort gewählt, und dort befindet sich entweder ein Kampfplatz, ein Geschäft oder ein Schrein zur Annahme von Nebenaufgaben.
Die Kämpfe sind jedem, der einen Genrevertreter gespielt hat, vertraut. Die Einheiten werden platziert und nacheinander können die Kampfteilnehmer im Rahmen ihrer Reichweite ein Mal pro Runde bewegt werden. Vor oder nach der Bewegung darf noch eine Aktion ausgeführt werden, sei es ein Angriff, eine Fähigkeit oder die Nutzung eines Objektes. Eine Zeitleiste gibt die Reihenfolge der Charaktere an, und zur besseren Übersicht ist die Karte frei drehbar. Verschiedene Arten von Terrains, Höhen- und Tiefenunterschiede ... alles bekannt, alles solide. Versehentliches Friendly Fire gibt es nicht.
Der wirklich interessante Teil für Tüftler liegt im Jobsystem. Über 30 Jobs laden zum Herumexperimentieren ein; neben Standards wie Krieger, Magier oder Priester gibt es auch exotische Klassen wie den Shintoisten oder Daredevil. Neue Berufungen schalten sich aus Fortschritten in anderen frei. Ein Job kann bis Level 10 aufgestuft werden. Damit das bei so vielen Möglichkeiten nicht ewig dauert, verfügt jeder Charakter über zwei normale Jobs gleichzeitig, plus einer exklusiven Klasse, die nur ihm zur Verfügung steht. Zu jedem Job gehört eine entsprechender Skill-Tree. Leider können Fähigkeiten nur so lange benutzt werden, wie eine Klasse aktuell genutzt wird. Hat man also den Krieger ausgelernt und will eine weitere Profession erlernen, muss man auf alles als Krieger erlernte verzichten.
Insgesamt ist das Spiel einsteigerfreundlicher als die großen Klassiker des Genres, und zu jedem neuen Spielelement wird ein kurzer, leicht verständlicher Tutorialtext eingeblendet. Hier gibt es nicht direkt einen Feature-Overkill wie bei manch einem Disgaea und keinen Permadeath Marke Tactics Ogre.
Technisch stellt sich God Wars durchwachsen dar. Ungewöhnlich fürs Genre werden in diesem Game keine Sprites verwendet, sondern spärlich animierte Polygoncharaktere. Positiv daran ist, dass Beleuchtungseffekte aus der Umgebung teils schön auf die Figuren wirken. Zwischensequenzen bestehen in der Regel aus großformatigen Charakter-Artworks, allerdings gibt es auch die ein oder andere schicke Anime Sequenz zu bestaunen. Die Musik ist stimmungsvoll asiatisch. Speziell auf der PlayStation Vita gibt es aber ein Problem: Die langen und häufigen Ladezeiten. Bereits das Laden des Titelscreens dauert locker 1 1/2 Minuten. Vor einer Cutscene darf man auch gerne 40 Sekunden bis hin zu einer Minute warten, Wenns danach zum Kampf kommt erwartet einen ein weiterer Ladebildschirm. Hier ist durchaus Geduld gefordert; mitunter bemerkt man gar, wie das Spiel im Gefecht nachlädt, wenn sich 1 oder 2 Sekunden nichts tut. Das ist alles kein Beinbruch, aber eben auch nicht optimal, gerade bei einem Handheld-Spiel und dem häufigen Wechsel von Cutscenes zur Schlacht.
God Wars: Future Past ist ein gutes Spiel und dürfte Genrefreunde eine ganze Weile beschäftigen. Besonders die in japanischer Mythologie verwurzelte Handlung ist positiv hervorzuheben. Spielerisch gibt es sich wenig originell, aber durchweg solide. Letzten Endes kann der Titel aber nicht mit den Genregrößen wie Final Fantasy Tactics, Tactics Ogre oder der Disgaea-Serie mithalten.