Rugby 15 im Test

Zunächst aber mal wieder eine kleine Einleitung zu dieser in Deutschland nicht so bekannten Ballsportart. Wie bei den meistens anderen Mannschaftssportarten ist es auch bei Rugby das Ziel, Punkte zu erzielen. Wer die höhere Wertung erzielt, gewinnt das Spiel. Zählbares erhält man, wenn der Ball in der Endzone abgelegt wird, was man einen Versuch nennt und fünf Punkte einbringt. Nach einem erfolgreichen Try, was das englische Wort dafür ist, darf man das Ei durch die Torstangen treten, wodurch man auf zwei Punkte aufstocken kann. Zudem kann man die Pille aus dem Spiel heraus durch das Tor kicken. Falls das gelingt, bekommt man drei Zähler mehr auf der Anzeigentafel.

Fangen wir jetzt mit dem eigentlichen Videospiel an. Nachdem man eine Taste gedrückt hat, befindet man sich im Hauptmenü, in dem einige Ligen und Cups zur Auswahl stehen. Diese sind:

• Friendly Match – ein normales Freundschaftsspiel
• Custom Cup – hier wird ein selbsterstelltes Turnier ausgefochten
• 4 Nations – die vier besten internationalen Teams der südlichen Hemisphäre spielen hier
• 6 Countries – es spielen die besten europäischen Mannschaften, den Europameister aus.
• European Trophy – Ist quasi die Champions League der besten europäischen Clubmannschaften
• Southen IS – die besten Clubteams der südlichen Hemisphäre stehen hier zur Wahl
• AVIVA Cup – englische Rugby-Liga
• Top 14 – Erste französische Rugby-Liga
• Pro D2 – Zweite französische Rugby-Liga
• Pro 12 – die stärksten Teams aus Wales, Irland, Schottland und Italien

Optionen:
Hier kann man sich einen eigenen Spieler per Editor erstellen sowie ein komplettes Team. Auch ein Tutorial ist auswählbar, allerdings nur in knappen Erklärungen ohne bewegte Bilder. Es wäre wünschenswert gewesen, dass man die einzelnen Bewegungen ebenfalls nachspielen kann. Genau dasselbe gilt für die Steuerung. Ansonsten kann man noch diverse Gameplay- und Audioeinstellungen vornehmen und ebenso die Kamera zwischen einer horizontalen und einer Seitenansicht umstellen.

Wenn man sich jetzt einen Spielmodus ausgesucht hat, geht es auch schon langsam los. Zuvor wählt man ein Team aus, stellt den Schwierigkeitsgrad und Spielzeit ein und nun geht es auf den digitalen grünen Rasen.

Das Spiel beginnt mit einem Kickoff, der fast automatisch ausgeführt wird. Nur die grobe Richtung kann anvisiert werden. Ein anschließendes Fangen des Balles ist Wunschdenken. Die eigene Mannschaft wird kaum selbst gesteuert und man hat auch nur bedingt Selbstkontrolle über das eigene Team.

Zu den Basics:
Nach einem Tackle entsteht ein offenes Gedränge. Der Kampf um den Ball wird hier in einer Art Minispiel ausgefochten, in dem man mit dem rechten Controllstick anhand der Vibration des Controllers den richtigen Moment der Eroberung finden muss. Solange der Balken noch grün leuchtet, ist alles gut, und wenn er gelb wird, riskiert man eine Strafe bzw. den Ballverlust. Was einfach und innovativ klingt, ist umständlich. Sobald der Balken grün leuchtet und die Vibration stark genug ist, drückt man eine Schultertaste um den Ball auf seine Seite rollen zu lassen. Ein weiteres Betätigen der Taste, bringt den Ball erneut ins Spiel. Mit etwas Übung kann man jederzeit das Ei stehlen, was unrealistisch ist.

Will man nach gewonnenem Ballgewinn ihn für mehr Raumgewinn wegschießen, ist das kaum möglich. Die eigenen Gamer sind zu nah dran und man hat so gut wie keine Zeit, da der Gegner unmittelbar in der Nähe ist. Schüsse mit ruhendem Ei funktionieren ganz gut, aber auch hier wird ein gutes Timing verlangt. Man lädt den Schuss mit dem rechten Stick nach hinten auf und drückt im richtigen Moment nach vorne. Allerdings ist das nur wenig herausfordernd, da egal bei welcher Mannschaft die Kicker alle gleich und Unterschiede kaum spürbar sind.

Es gibt noch mehr Sachen, die nicht genau passen. Das einfache Werfen des Balles zum Mitspieler ist hier komplexer als bei allen Vorgängern, da hier nur mit einer Taste geworfen wird und gleichzeitig mit dem Stick die Richtung des Balles und des Läufers bestimmt werden muss. Warum nicht rechte Schultertaste nach rechts und linke Schultertaste nach Links abwerfen, wie bei dem jedem anderen Vorgängerspiel?

Das Ablegen des Balles in der Endzone muss mit dem Drücken des Controllsticks ausgelöst werden. Nur doof, dass man damit genauso die Figuren bewegen muss, was die Sache eindeutig erschwert. Ein schlichtes Tackling ist auch nicht drin. Das wird von der CPU automatisch ausgeführt, was sich anfühlt, als ob die Spielkontrolle jemand anderes führt. Nach einer Abwehraktion entsteht ein offenes Gedränge, wodurch dieser zuvor beschrieben Minispielmodus erscheint. Gewinnt man das, kullert der Ball, wie durch Geisterhand, einfach hinter die eigenen Spieler ohne jegliche Animation. Dasselbe gilt für die angeordneten Gedränge. Hier schieben jeweils acht Spieler pro Team um das Ei. Gewinnt man das Vibrationsspiel, rollt der Ball, ohne optische Einwirkungen, zu einem.

Auch eine Standardsituation ist der Einwurf, wenn der Ball die Seitenlinie des Spielfeldes verlassen hat. Hier wird eine sogenannte Gasse gebildet, in der sich jeweils sieben Gegner gegenüberstehen, um den Ball zu gewinnen. Als angreifendes Team braucht man eine Taste zum Werfen und eine für den Fänger zum Springen. Als einwerfende Mannschaft hat man den Einwurf so gut wie gewonnen, wenn beide Tasten gleichzeitig betätigt werden. Als Verteidiger wird es schwerer. Bis man merkt, dass geworfen wird, ist es schon zu spät, da man einige Zeit benötigt, bis die Aktion ausgeführt wird. Multiplayermatches sind möglich, sind aber durch das herrschende Chaos kaum spielbar, was einfach keinen Spaß macht. Realistisches Rugby ist was anderes.

Kommen wir mal zum Onlinemodus. Der ist auch schnell erklärt, weil er schlicht nicht vorhanden ist. In der heutigen Zeit gehört das im Prinzip dazu! Jedes Rugbyspiel der letzten Konsolengenerationen hatte einen, hier sucht man ihn vergeblich.

Ein paar Worte zur Grafik:
Sie ist für heutige Verhältnisse schlecht. Ich spielte mehrere Rugbyspiele zu PS2- und Xbox-Zeiten und diese sahen teilweise besser aus. Die Spieler haben kaum Animationen und Zwischensequenzen vor, während und nach dem Spiel sucht man vergeblich, da einfach keine vorhanden sind.

Zum auditiven Teil:
Die Kommentatoren haben ihre Standardsprüche, die sie stets wiederholen. Man hört ein Rauschen der Zuschauer ohne jegliche Fangesänge. Das eigentliche Pfeifen des Schiedsrichters wird allerdings nicht bei allen Unterbrechungen durchgeführt. Im Endeffekt soll hier ein realistisches Rugbyspiel verkauft werden, ist aber zu arcadelastig geworden, da der Realismus auf der Strecke bleibt. Rugby auf Konsolen hat man schon besser gesehen.