Assassin's Creed Origins: Licht und Schatten im Test

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Die Assassin’s Creed-Reihe war lange das Markenzeichen von Ubisoft. Doch die Serie nahm im Laufe der Zeit qualitativ ab, wobei Unity den Tiefpunkt markierte. Mit Syndicate erschien der vorerst letzte Teil und es wurde verkündet, dass die Videospielreihe pausieren würde. Mit dem Erscheinen von Origins ist diese vorbei.

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Natürlich muss man auch erwähnen, dass es keine wirkliche Pause war. Im Gegenteil: Mit den Assassin’s Creed Chronicles-Spielen wurde eine Trilogie von drei kleineren Titeln herausgebracht, die allerdings qualitativ nicht überzeugen konnten. Und mit der Ezio Collection konnte man ein HD-Update der Teile 2Brotherhood und Revelations auf einer Disc gesammelt käuflich erwerben. Außerdem kam ein Kinofilm heraus, den man jedoch getrost vergessen darf.
 
Origins soll eine Art Neustart markieren. Man will sich von dem Ballast der letzten Episoden lösen, sowohl gameplaytechnisch als auch storymäßig. Zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe findet die Story nicht in der Zeit nach Christi Geburt, sondern davor statt. Genauer gesagt, spielt man die Erlebnisse von Bayek nach, einem Medjay, einer Art Sherriff. Es ist das Jahr 49 vor Christi Geburt. Er befindet sich auf einem Rachefeldzug, nachdem eine Gruppe von maskierter Männer seinen Sohn tötete. Unterstützt wird er von seiner Frau Aya und Adler Senu.
 
Dabei bricht das Spiel mit vielen Angewohnheiten der Reihe. So verfügt Bayek nicht mehr über den Adlerblick seiner Vorgänger/Nachfolger. Beziehungsweise hat er den schon, nur eben nicht so, wie man es gewohnt ist. Denn auf Knopfdruck wechselt ihr die Perspektive und seht das Geschehen aus den Augen eures gefiederten Begleiters. Auf diese Weise kann man Feinde, NPCs und Schätze erkennen und automatisch markieren.
 

Assassin_s_Creed_Origins_neXGam_2Auch die Rolle der Ausgucke wurde verändert. Sie dienen nicht mehr dazu, die Karte mitsamt Missionen nach und nach aufzudecken. Stattdessen kann man die Sicht von Senu erweitern. Danach sieht er mehr und entdeckt weiter entfernte Bereiche.


Die Map selbst ist zwar immer noch in Abschnitte aufgeteilt, von denen einige im Spielverlauf gesperrt sind. Doch man braucht bloß den Nächsten zu betreten und sieht dann sofort, wo sich was befindet, bzw. wo Quests oder Händler aufzufinden sind.

 
Denn das ist die vielleicht größte Neuerung. Assassin’s Creed Origins ist RPG-lastiger geworden. Es gibt Quests sowie einen Skilltree, in dem ihr unterschiedliche Fähigkeiten freischaltet und aufwertet. Ebenfalls kann man viele verschiedene Objekte, wie zum Beispiel Waffen finden und ausrüsten. Letztere werden natürlich im Laufe des Spiels stärker.
 
Auch das Kampfsystem machte eine Änderung durch, mal wieder. Dieses Mal nutzt man auf der PS4 die Schultertasten. Mit L1 verteidigt man, während man mit R1 einen leichten und R2 einen schweren Angriff durchführt. L2 ist dann für den Bogen zuständig, den man zusätzlich mit R2 spannen und so mehr Schaden austeilen kann.
 
Das sind jede Menge Neuerungen, die teilweise sogar für Assassin’s Creed-Verhältnisse radikal sind. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. So manche Innovation wirkt auf dem Papier grandios, nur um dann im Gameplay nicht so gut wegzukommen.
 

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Das vielleicht größte Manko, dass man dem Spiel vorwerfen muss, ist das vielleicht heftigste: Langeweile! Es ist das übliche Problem eines Open World-Games, dass die Hauptstory bei weitem nicht ausrreicht, um narrativ den Spieler dazu zu bewegen, weiterzumachen. Auch in Origins ist dem der Fall. So schön gestaltet die Landschaft ist und so interessant die Hauptquests auch sein mögen, der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Missionen ist zu groß. 
 
Denn um teilweise weiter zu kommen, muss man im Level aufsteigen. Das geht nur, indem man sich Sidequests widmet oder andere Seitenaktiväten nachgeht. Was wiederrum zur Folge hat, dass das Game immer wieder ein einziges Grinden ist, bis man endlich den nötigen Level erreicht hat, um weitermachen zu können.
 
Hinzu kommt, dass viele Sidequests nach ein und demselben Schema ablaufen. Du erfährst, dass Person A sich an Ort B aufhält. Du näherst dich diesem Ort, rufst Senu herbei und siehst, dass der gesuchte Charakter sich in einem fortähnlichen Gebiet befindet. Bei Entdeckung wirst du sofort angegriffen. Ergo musst du dich da unbemerkt reinschleichen, die Feinde heimlich erledigen, um am Ende den gesuchten NPC zu befreien.
 
Ebenso stört auch, dass man immer und immer wieder Senu herbeirufen muss, um vorab zu scouten. Klar, es ist eine nette Idee, mal eine andere Adlersicht zu benutzen. Allerdings wird man durch den ständigen Perspektivwechsel aus dem Gameplay geworfen, was auf Dauer doch ziemlich nervig ist.
 

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Gleichwohl sind nicht alle Seitenaktivitäten negativ zu sehen. Es gibt einige schöne Rätsel, in welchen man herausfinden muss, wo sich ein bestimmter Ort befindet, der wiederum in einem Papyrus beschrieben wird. Es gilt Gräber zu erforschen und Steinkreise zu finden, bei denen man Sternzeichen im Himmel einsortiert. Man kann jagen, Schätze finden und berühmte Stätte, wie die Cheops-Pyramiden, erklimmen. Assassin’s Creed at its best, weil man hier wirklich Zeit verlieren kann, was man am Ende nicht bereuen wird.
 
Gleichzeitig gibt es eine Storyline, die in der Gegenwart der Assassin’s Creed-Reihe spielt. Und auch hier wagen die Entwickler neue Wege. Juno und der Weise, die die spieleübergreifende Story in den letzten Teilen so dominiert haben, sind nicht dabei. Ebenso wenig ist der namenslosen Protagonisten, aus dessen Sicht man in diesen Passagen spielte, zu finden. Stattdessen heißt die Heldin der Gegenwart Layla Hassan, eine Mitarbeiterin von Abstergo, die sich unbedingt beweisen möchte. Ubisoft scheint einen Charakter aufbauen zu wollen, der die Funktion von Desmond Miles, aus der Ezio Trillogie, ausfüllen soll. Was jedoch vielversprechend anfängt, endet verhältnismäßig lau, da aus dieser Storyline nur wenig gemacht wird.
 
Grafisch ist das Spiel unglaublich. Erneut ist es den vielen Ubisoft-Entwicklern gelungen, eine lebendige, vielfältige und beeindruckende Welt zu erschaffen. Es gibt sogar einen rudimentären Tag/Nacht-Zyklus, den man selber ausnutzen kann. Zum Beispiel um Wachen im Schlaf zu eliminieren. Man sieht, wie die Leute herumlaufen, wie Händler mit ihren Eseln durch die Straßen gehen oder herrenlose Katzen die Gegend erkunden. Aber auch hier sind Dinge zu bemängeln, da die KI stellenweise Grütze ist. Beispielsweise läuft ein NPC vor einem aggressiven Nilpferd weg. Allerdings schafft er es nicht weit, da er non stop gegen seinen eigenen Pferdekarren rennt. Dass er dabei nicht von der Stelle kommt, scheint ihm egal zu sein. Feuer hat ebenfalls merkwürdige Eigenschaften. Große Feuer fügen einem Brandschaden zu, während man gleichzeitig auf kleinen Fackeln stehen kann, ohne dass man sich verbrennt.
 

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Gespielt wurde mit deutscher Synchronisation, die man sich vor Spielbeginn extra runterladen muss. Dafür ist sie gut geworden. Die Sprecher machen einen tollen Job und fallen nicht negativ auf. Was auch für die Musik gilt, die, Assassin’s Creed-typisch, sehr gut ist.
 
Man muss Ubisoft zu Gute halten, dass sie viel Neues gewagt haben und so mancher alte Zopf abgeschnitten wurde. Die ein oder andere Änderung hat jedoch deutliche Schattenseiten. Jetzt muss man abwarten, wie es mit der Reihe weitergeht. Wird wieder der alte Jahresrhythmus eingenommen? Oder wird sich Zeit gelassen? Wir werden es sehen.

Stefan Meinung zur Xbox One / Xbox One X Version:
Assassin_s_Creed_Origins_neXGam_26Ich kann meinem Kollegen nicht in allen Punkten folgen. Das neue, frische Konzept von Assassin´s Creed: Origins gefällt mir, trotz erheblicher Skepsis im Vorfeld, verdammt gut. Seit Black Flag, habe ich kein Assassin´s Creed mehr zu Ende gespielt, teils die Serie sogar umgangen. Auf der Xbox sieht das Spiel bereits in der Basis sehr gut aus, seit dem Launch der Xbox One X, bekommt das Spiel einen zusätzlichen Wow-Effekt, der es in sich hat. Die Framerate ist deutlich konstanter, die Grafik eine Augenweide und die Ladezeiten nach dem Start des Spiels gefühlt doppelt so schnell. Aber ja, auch mit der Xbox One X werdet ihr vereinzelt Popups erleben - diese aber in weiterer Entfernung, wo sie kaum noch auffallen. Positiv empfinde ich auch, dass die Basisversion des Spiels in englischer Sprache mit UT ist und man euch die Wahl gibt, bis zu fünf verschiedene Sprachpakete separat herunterzuladen. Auf diese Weise kann das Spiel jeder so genießen, wie er es gerne möchte.

Assassin_s_Creed_Origins_neXGam_22Die neue Kampfmechanik über RB+RT ist nach wenigen Minuten verinnerlicht. Obgleich der Foto-Modus für häufige „gelungene“ Ablenkung sorgt, kann es hier passieren, dass dieser in hektischen Kampfszenen, ausversehen aktiviert wird. Dies passiert über das Drücken der beiden analogen Sticks. Die Option kann man zwar deaktivieren, aber dafür ist dieser Modus einfach viel zu gut. Vor allem aber das Klettern geht nun für jedermann so fluffig von der Hand, wie noch nie in dieser Serie. Ja es wurde sehr viel aus Far Cry übernommen und gerade der Einsatz des Vogels (Primal lässt grüßen), ist für mich deutlich besser zu erklären, als der Radarblick der letzten Teile. Vor allem aber die zahlreichen taktischen Möglichkeiten des eigenen Vorgehens wissen zu gefallen. Ich habe hier einmal ein Fort inklusive der Hauptmänner und Generäle mit einer Leiche eingenommen. Diese kurzerhand mit Verwesungsgift überschüttet, an die angrenzende Wand gesprungen, so dass man mich sehen konnte und dabei hin und her geklettert. Nach kurzer Zeit, fiel der Nächste um und die Verwesungswolke wurde größer und größer. Ja, schnell ist anders, aber alleine das Ergebnis zählt und entlockte mir ein breites Grinsen.
 
Das Menü ist mit vielen Open World Spielen fast 1:1 austauschbar, ob nun Far Cry oder Horizon Zero Dawn auf der PS4. All dies sind aber Titel, die mich gut und gerne 80 Stunden und mehr an den Bildschirm fesselten und nur darauf kommt es an. Ich bin gespannt, ob Origins den bisherigen Rekord von 106 Stunden in Black Flag am Ende schlägt. Die Voraussetzungen dafür stehen sehr gut! 
 
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Forum
  • von BlackLion:

    Bei Ubisoft steht bei mir auch 124 Stunden und bei Time Tracker 143

  • von Mistercinema:

    Mistercinema schrieb: Und mit 1500GS nach 148h abgeschlossen Mistercinema schrieb: Diese Angabe kam vom Vergleich zu Teamandromeda auf der Xbox. Der Timer des Spielstand könnte...

  • von Mistercinema:

    Diese Angabe kam vom Vergleich zu Teamandromeda auf der Xbox. Der Timer des Spielstand könnte aber tatsächlich 10h weniger haben. Das Spiel ist aber bereits deinstalliert, so dass ich es auf die schnelle nicht mehr überprüfen kann....

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