Dragon Quest Builders im Test

PC WindowsPSVitaPlayStation 4NintendoSwitch

Minecraft ist ein Phänomen. Mojangs Indie-Game hat die Spielewelt im Sturm erobert und ist auch auf Konsolen zum Hit geworden. Was manchen fehlte, war die Zielsetzung. Mit Dragon Quest Builders bedient sich Square Enix beim beliebten Vorbild, und verbindet es mit RPG-Elementen, um die geschätzten Aspekte mit klarer Zielführung zu verbinden.

Dragon_Quest_Builders_Vita_neXGam_01Minecraft gehört zu jener seltenen Gattung westlicher Games, die selbst in Japan zum Hit werden. So ist das global meistverkaufte PlayStation-Vita-Spiel vor allem dank der dortigen Verkäufe bspw. die portable Umsetzung des Hits. Die Mechanik des Weltenbauens auf Basis einer blockigen Voxel-Engine ist weltweit mit Spielern kompatibel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Nachahmer kommen würden.
Mit Dragon Quest nimmt sich ausgerechnet eine ihrerseits revolutionäre Marke des Minecraft-Konzepts an. So hat Yuji Horiis Fantasy-Reihe 1986 den Weg für alle kommenden japanischen Rollenspiele geebnet. Square Enix verbindet nun diese beiden großen Marken in einem bemerkenswerten Projekt.

Dragon_Quest_Builders_PS4_neXGam_06Dragon Quest Builders spielt in der Welt des allerersten Dragon Quest, allerdings nach den Ereignissen jener Geschichte. Es handelt sich dabei um eine Art »Was wäre wenn«-Geschichte. Im 1986er MSX-Spiel wird dem Helden ein Angebot vom bösen Drachenfürst gemacht: Die Hälfte der Welt möge er erhalten, wenn er sich nicht gegen den Finsterling stellt. Wo freilich nach Serienkanon Rotos Nachfahre die Offerte ausschlug, so geht Builders davon aus, dass der unheilige Pakt geschlossen wurde.

Das Ergebnis: Der Drachenfürst hat die Menschheit beinahe mit seinen Monsterhorden ausgerottet. Von Städten, Burgen und Zivilisationen sind lediglich Ruinen übrig. Die Welt ist von Düsternis überzogen. In dieser Dystopie erwacht der Spielercharakter, angeleitet von den Worten der Göttin. Die geschwächte Weltenherrin hat ihren jungen Boten erweckt und mit der Macht der Kreativität ausgestattet, mit der Macht des Schaffens. Wo die verstreuten Reste der Menschen diese Fähigkeiten eingebüßt haben, kann der Held bauen und erfinden. Kaum aus seinem finsteren Grab entstiegen, leitet ihn ein Lichtstrahl zu einem Ort ganz in der Nähe, den Überbleibsel eines Dorfes. Als er in der Mitte der Ruinen die Standarte der Göttin aufstellt, wird das Gebiet von Licht überflutet und dem Einfluss des Drachenfürsten entzogen. Es ist nur eine kleine Fläche inmitten der monsterverseuchten Lande, aber hier kann ein Anfang gemacht werden. Der Wiederaufbau beginnt.

Dragon_Quest_Builders_PS4_neXGam_05Die grundsätzliche Spielmechanik orientiert sich, wie bereits erwähnt, sehr stark an Minecraft. Die gesamte Welt ist aus Blöcken gestaltet. Mit Hilfe seiner angelegten Waffe kann der Spieler diese kurz und klein hauen, um sie als Rohstoff ins Inventar aufzunehmen. Diese Materialien können dann Block für Block beliebig wieder aufgestellt werden. Das geht überall auf der Welt, vorzugsweise aber nutzt man das jedoch, um auf dem Gebiet der Dorfruine das Städtchen wieder aufzubauen. Baupläne helfen einem dabei, bestimmte Gebäude und Strukturen zu bauen, die für das Vorankommen notwendig sind. Aber auch Freigeister dürfen sich austoben. Vier Wände, Tür und Beleuchtung, und ein Gebäude ist fertig.
Das Fertigstellen gewisser Bauten und Annehmlichkeiten erhöht den Level der Siedlung. Und mit deren Wachsen finden sich immer weitere Menschen, angezogen vom Licht ein, um dort ein neues Leben zu beginnen. Diese Leute haben wiederum Wünsche, die es zu erfüllen gilt ... neue Dinge, die gebaut werden sollen. Der Großteil der Quests, notwendig oder optional, besteht aus dem Beherzigen solcher Bedürfnisse. Fängt es schlicht mit Strohmatratzen an, folgen irgendwann Aufträge, um Bibliotheken und Badehäuser zu errichten.
Dragon_Quest_Builders_Vita_neXGam_02Der Bau all dieser Objekte wiederum erfordert verschiedenste Materialien. Um diese zu erhalten, muß man sich bald weiter von der Heimatbasis entfernen. Reicht es anfangs noch aus, einfache Hütten aus Erde zusammenzuschustern, so bietet es sich an, diese später aus Holz oder Stein neu zu errichten. Denn regelmäßig greifen Monster die Stadt an und zerlegen nur allzu leicht eine Erdhütte in ihre Einzelteile. Um aber Stein abzubauen reicht ein Stock oder hölzerner Hammer nicht aus ... also muß man Metall bearbeiten und braucht eine Schmiede ... und diese muß auch erstmal gebaut werden. So führt eins zum anderen, eine Verbesserung bedingt die Nächste, und eh man sich versieht ist man fleißig dabei, an allen Ecken Upgrades vorzunehmen.

Dragon_Quest_Builders_PS4_neXGam_03Hat die Stadt dann irgendwann die Höchststufe erreicht und sind alle Quests und Storymissionen erfüllt, holt der Drachenfürst zum Vernichtungsschlag aus: Er schickt eins seiner Obermonster mit einer Armee los, um alles zu vernichten. Dieser Bosskampf markiert dann das Ende des Kapitels und die endgültige Befreiung des Landes. Aber Vorsicht: Schauplatz ist das eigene Dorf, und so einiges kann zu Bruch gehen. Nach dem Kampf kann man zwar unmittelbar ins neue Kapitel in einem anderen Land voranschreiten, aber in der Regel will man doch sein Werk erst noch wieder Instandsetzen.

Das Spiel ist dabei in vier strikt unterteile Gebiete gegliedert. Sprich, wer nach dem Sieg über einen Boss in neue Gefilde aufbricht, lässt das gerettete Land dauerhaft hinter sich. Und im neuen Areal gilt es dann, ganz von vorne anzufangen. Auch das Wissen um den Bau der Objekte muß neu erlernt werden. Die Regionen unterscheiden sich aber so stark voneinander, dass das der Motivation keinen Abbruch tut. Umfasst das Startareal noch grüne Hügel, Wälder und eine Wüste, so ist das der Standort vom zweiten Dorf inmitten einer Giftlandschaft zu finden. Dort muß man schon lange suchen, um überhaupt erst einmal essbare Nahrungsmittel zu finden. Die Abwechslung ist groß.

 


Dragon_Quest_Builders_PS4_neXGam_04Besonders schön für Fans: Square-Enix hat sich eng an die 8-Bit-Vorlage gehalten. Die Landschaften und besonders die Dorfruinen orientieren sich sehr stark am Layout der Pixel-Maps des 30 Jahre alten Originals. Das ist dank der blockartigen Bausteine auch gut umsetzbar gewesen. Sogar NPCs spielen gerne auf das erste Dragon Quest an.

Die Monster wurden bereits erwähnt. Gekämpft wird Dragon-Quest-untypisch mit einem einfachen Action-Kampfsystem. Ein Druck auf den Button: Schlag. Waffen und Rüstungen nutzen sich mit Gebrauch schnell ab, und müssen ebenso wie Bauwerke aus gesammelten Materialien neu hergestellt werden. Auch Bomben können im Gefecht sehr nützlich sein, zerlegen sie doch neben dem Gegner noch die Landschaft und hinterlassen weite Krater. Erfahrungspunkte für das Kämpfen gibt es nicht, allerdings lassen besiegte Viecher verwertbare Objekte fallen. Die Charakterwerte erhöhen sich durch bessere Ausrüstung, das Verzehren von HP-steigernden Samen und den Ausbau des Dorfes. Die Rollenspielelemente sind also sehr simpel gestrickt, und geben dem Blockbau-Konzept lediglich etwas mehr Würze.

 Dragon_Quest_Builders_PS4_neXGam_01

Hat man die Story hinter sich, winkt noch ein freier Baumodus, in dem man Gebäude auf einem kleinen Gelände auch online mit anderen teilen darf.


Audiovisuell ist Dragon Quest Builders plattformübergreifend sehr hübsch. Akira Toriyamas ikonische Designs funktionieren hier wunderbar und haben zeitlosen Charme. Das Spiel reißt, was den Detailgrad angeht, für PlayStation-4-Verhältnisse keine Bäume aus, ist aber nett anzusehen und jederzeit flüssig. Besteigt man einen hohen Turm, so kann man weit in die Ferne blicken.

Auf der PlaystationDragon_Quest_Builders_Vita_neXGam_03 Vita musste der Detailgrad erwartungsgemäß etwas zurückgeschraubt werden. Die Weitsicht ist nicht ganz so groß. Für die Standards des Handhelds jedoch ist sie sehr eindrucksvoll. Die grundlegenden Strukturen und Gegner sind aus der Ferne sichtbar, lediglich dezent erhöht sich die Anzahl und der Detailgrad von Bäumen und sonstigen Feinheiten beim Näherkommen. Das ist so gut gemacht, dass es kaum auffällt. Dabei ist das Spiel äußerst flüssig und hält fast immer die 30fps, und das trotz all der Variablen im Aufbau der Welt. Insgesamt sieht Dragon Quest Builders zwar auf der Vita nicht ganz so hübsch aus wie auf der PS4, ist aber technisch aufgrund der schwächeren Hardware eindrucksvoller. Ich würde es jederzeit als eines der grafisch besten und aufwändigsten Spiele für die portable Konsole bezeichnen.

 

Dragon_Quest_Builders_Switch_neXGam_01Auf Nintendos Switch erscheint nun über zwei Jahre nach den anderen Fassungen eine eigene Umsetzung. Nach dem ziemlich enttäuschenden Port der Dragon-Quest-Heroes-Spiele für Nintendos Plattform, welcher japanischen Spielern vorbehalten blieb, liefert Square Enix diesmal saubere Arbeit hat. So toll die Vita-Version auch ist, die modernere Hardware der Switch ermöglicht ein portables Erlebnis, welches sehr nah an der PlayStation-4-Fassung ist. Detailgrad und Weitsicht scheinen praktisch 1:1 der großen Version zu entsprechen. Und das auch im portablen Modus. Einbußen müssen gemacht durch die niedrigere Auflösung von nur 720p (auch im stationären Betrieb) werden und eine etwas weniger stabile, aber insgesamt immer noch wirklich gute Framerate. Zudem werden die Echtzeitschatten nicht in so weiter Entfernung dargestellt. Insgesamt aber sehr geringe Downgrades und näher an der PlayStation 4 als an der Vita.


Die Musik besteht aus Koichi Sugiyamas ikonischen Dragon-Quest-Stücken. Wirklich neu ist sie nicht, aber die vertrauten Themes sind hochwertig eingespielt und haben Ohrwurm-Qualität.

Das ganze Game ist serientypisch hervorragend ins Deutsche übersetzt. Kaum eine Reihe kann mit solch charmanten, augenzwinkernden deutschen Lokalisierungen aufwarten, wie Dragon Quest, und Builders ist da keine Ausnahme.

 

 

 

 

 

Daniel meint:

Daniel

Dragon Quest Builders ist viel mehr, als es den Anschein hat. Im Vorfeld und auch heute noch von vielen als dreister Minecraft-Klon abgetan, ist das Action-RPG viel mehr. Es ist ein Meisterwerk für sich. Das Bauelement von Minecraft wurde geschickt mit Elementen von Rollenspielen und Kämpfen im Stil klassischer Zelda-Titel verbunden, um ein absolut stimmiges Gesamtwerk zu bieten. Selbst Leute, die mit Mojangs Bauklotzsimulation nichts anfangen können, könnten mit Dragon Quest Builders sehr glücklich werden. Einzig die strikte Trennung der Weltteile und ein fehlender Mehrspielermodus haben mir nicht gefallen.

Positiv

  • Technisch sehr gut
  • Charmante Welt
  • Motivierendes Spielkonzept

Negativ

  • Welt in vier getrennte Kapitel unterteilt
  • Online Komponente ermöglicht nur das Teilen spezieller Gebäude
  • Kein Multiplayer-Modus
Userwertung
9.5 5 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Azazel:

    Daniel hat sich erneut in die Dragon Quest Welt begeben! Daniel schrieb: Minecraft ist ein Phänomen. Mojangs Indie-Game hat die Spielewelt im Sturm erobert und ist auch auf Konsolen zum Hit geworden. Was manchen fehlte, war die...

  • von TommyKaira:

    108 Sterne schrieb: Teil 1 kommt auch für Switch! twitter.com/NintendoAmerica/status/908098132126429184 Hervorragend!...

  • von 108 Sterne:

    Teil 1 kommt auch für Switch! twitter.com/NintendoAmerica/status/908098132126429184...

Insgesamt 101 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Dragon Quest Builders Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2016
Vermarkter Square Enix
Wertung 9
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen