Auf den folgenden Zeilen erfahrt ihr, liebe Leser, wie es einem renommierten Entwicklerstudio gelingt, ein ideenreiches Konzept total zu vermiesen. Schauen wir uns erst das Scriptboard an: ein Tanzspiel für Kinect, wo (fast) alle Zeichentrickhelden des Senders Nickelodeon einen Auftritt und viele ihrer bekannten Kinderlieder im Gepäck haben. Klingt doch toll, oder? Dora the Explorer, Diego und die Backyardigans verheißen erwartungsvolle Blicke der kleinen Fans, die jeden Tag die Glotze anmachen. Als ich klein war, waren Donald Duck, Aladdin und die Gummibären Bande meine ständigen Begleiter im Nachmittagsprogramm. Bekam ich damals ein körpergesteuertes Tanzspiel mit all meinen Helden? Nein ...
Gott sei Dank! Denn was High Voltage Software hier abgeliefert hat, grenzt schon an die totale Katastrophe. Und das sage ich nicht nur, weil ich die Zeichentrickfiguren nicht mag. Obwohl, wenn ich Dora und Co. nicht kennen und das erste Mal in Nickelodeon Dance sehen würde - ich wäre bedient für's ganze Leben.
Woran das liegt? Ich weiß es nicht! Zeitdruck bei den Entwicklern? Geldmacherei nach dem "Ah, hauen wir schnell ein Lizenzspiel raus!"-Prinzip? Der wahre Grund wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Fakt ist, dass 2Ks Tanzspiel absolut grottige Kinect Erkennung und zusammengewürfelte, bzw. völlig belanglose Modi bietet. Egal, welchen Modus (es sind vier an der Zahl) ihr startet: es geht ums tanzen. Dabei sucht ihr eine Geschichte, die das Konzept zusammen- und die Kids unterhält, vergebens. Sofort startet das Lied. Zumindest werden wir von Dora begrüßt - auf Englisch!
Ich meine, ich verstehe die Weltsprache ja, aber die Zielgruppe geht in die Grundschule, liebe Entwickler. Wieso keine deutsche Sprachausgabe integriert wurde, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Doch kommen wir zum Tanzen. Programmiert man ein Spiel für kleine Kinder, steht der Spielspaß im Vordergrund. Der Frustfaktor muss so gering wie möglich gehalten werden. Diesen werdet ihr hier gar nicht finden. Kinect erkennt alle eure Bewegungen und belohnt euch mit Punkten. Dabei ist es egal, ob ihr die - wirklich - leichten Moves nachmacht oder wie ein Affe auf Bananenjagd umherspringt. Dem System ist das völlig latte.
Bevor wir uns der technischen Seite widmen und es erneut Kritik hagelt, möchte ich ein paar positive Worte über das Spiel verlieren. Die Trackliste bietet 30 originale Songs, die den Charm der Zeichentrickserien widerspiegeln und jedes Kind zum Mitschaukeln bewegen. Ältere Semester werden mit den Titelsongs wohl weniger anfangen können und sie sogar als nervtötend bezeichnen. Alle Fans von Diego und seinen Freunden bekommen aber die volle Ladung spendiert. Schön ist ebenfalls, dass euer Sprößling gleich einen Freund auf die "Tanzfläche" nehmen kann. Das Spiel erkennt zwei Spieler, was den Spielspaß ein wenig anhebt. Mehr als nur gemeinsam zu tanzen, bietet Nickelodeon Dance aber nicht.
Die Serienstars tanzen dabei alles vor und wollen nachgeahmt werden. Leider sind die Animationen weitaus weniger gelungen. Wie Schaufensterpuppen bewegen sie sich absolut steif und eher unpassend für ein Tanzspiel. Dazu kommen langweilige Hintergründe, denen es an Details, Abwechslung und Dynamik mangelt.
Sesamstrasse, Disneyland Adventures, Rabbids: Alive and Kicking - alles gelungene Kinect Spiele, die mit der Familie am meisten Spaß machen. Vor allem Kinder kommen ganz auf ihre Kosten. Leider ist dies bei Nickelodeon Dance nicht der Fall. Zu lieb- und belanglos gestaltet sich das Gameplay. Kinect Erkennung und Grafik sind ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei - schade, 2K!