SEGA History - Wonder Boy im Test

Game GearMaster SystemMega Drive

Bei SEGA scheint man die spezielle Gabe zu besitzen eine Spielreihe, beziehungsweise Spielfigur, auf dem Markt zu etablieren, um sie anschließend auf dem Höhepunkt der Popularität wieder in die Vergessenheit fallen zu lassen. Da schießen einem doch prompt einige Beispiele wie Alex Kidd, Streets of Rage oder Golden Axe durch den Kopf. So auch der hier besprochene Held, übrigens einer der ersten für die damals noch junge SEGA Master System Konsole. Die Rede ist von Wonder Boy, dem Wunderjungen, der kurz nach seiner Premiere in der Spielhalle 1987 auf SEGA‘s 8-Bitter seinen Einstand feierte.

Wonder-Boy_01Erstmals trat Wonder Boy 1986 in den Arcade Hallen auf. Entwickelt wurde der Action-Plattformer von Escape, die sich später in WestOne Bit Entertainment umbenannten und furchtbaren Software-Müll wie Jaws für das NES, aber auch in Zusammenarbeit mit Hudson Klassiker wie Dungeon Explorer erschufen.

 

Das Spiel handelte von einem Höhlenmenschen namens Tom-Tom, der sich durch Wälder, Berge, Höhlen und Eis-Paläste auf der Suche nach seiner vermissten Freundin Tanya kämpft. In den sieben Welten, die jeweils in vier Abschnitte unterteilt wurden, stehen ihm Power-Ups wie Tomahawks und Skateboards zur Verfügung, um seine Widersacher zur Strecke zu bringen. Wonder Boy war weder technisch noch spielerisch ein Meilenstein, doch konnte es durch seine spaßige Aufmachung viele Fans für sich gewinnen. Daraufhin bekam der Wunderjunge einige Portierungen spendiert, die Erste für SEGA‘s SG-1000.

 

Wegen der limitierten Technik der Konsole wurde das gesamte Spiel umgekrempelt, angefangen beim Level- und Gegnerdesign bis hin zum kultigen Skateboard. Eine aufpolierte Version, die dem Arcade-Titel deutlich ähnlicher sah, erschien später für das SEGA Mark III unter dem Namen Super Wonder Boy mit zusätzlichen Leveln. Diese Fassung wurde 1987 schließlich auf das Master System portiert, allerdings mit dem simplen Namen Wonder Boy. Auch SEGA‘s Handheld bekam einen Port serviert. Dieser trug den Titel Revenge of Drancon.

 

Wonder-Boy_Adventure-Island



Die Franchise befand sich zwar im Besitz des Entwicklers WestOne, doch besaß SEGA die Rechte vom Titel, Held und Bösewicht des Spiels. Um Wonder Boy also auf anderen Konsolen anbieten zu können, änderte man kurzerhand die drei genannten Punkte. Heraus kam der neue Hauptakteur Master Higgins, der auf Adventure Island seine Freundin Tina aus den gierigen Händen von King Quiller befreit.



Wonder-Boy-Monster-LandDer zweite Ableger namens Wonder Boy: Monster Island stand 1987 in den Arcade-Hallen. Wie auch bei Alex Kidd wurde hier bereits an der Formel herumexperimentiert. Aus dem Action-Sidescroller entstand ein Action-RPG mit Mittelalter-Setting.

 

Elf Jahre sind nach Ereignissen des Erstlings verstrichen, doch eine neue Bedrohung steht schon mit einem Fuß in der Türschwelle. Ein feuerspeiender Drache namens MEKA trudelt im Wonder Land ein und verbreitet mit seinen Mitstreitern Angst und Schrecken. Es liegt abermals am Wunderjungen den Tag zu retten.

 

Dafür durchquert er zwölf Level, schneidet mit seinem Schwert diverse Monster in kleine Stücke und gibt das dadurch verdiente Geld in Shops aus. Diese bieten ein reichhaltiges Angebot an Waffen, Rüstungen und Zaubersprüchen wie Feuerbälle und Tornados. Ähnlich wie in The Adventure of Link: Zelda 2 besteht die Möglichkeit Örtlichkeiten zu betreten, um verschiedene hilfreiche Informationen zu Endgegnern zu erhalten, einen Shop zu entdecken oder in einen Hinterhalt zu geraten. Wonder Boy: Monster World war zwar sehr kurz und großteils linear gestrickt, doch hatte es einen enormen Schwierigkeitsgrad, der mit dem Fehlen eines Passwort- oder Speichersystem noch unterstrichen wurde.

Auch das zweite Abenteuer von Wonder Boy bekam etliche Ports spendiert. SEGA kümmerte sich um die Arcade- sowie um die Master System Version, während Activision besonders weit ausholte und den Atari ST, Commodore 64, Amstad CPC, ZX Spectrum und den Amiga mit einer Fassung versorgte. Die Activision-Ports litten allesamt an technischen Schwierigkeiten, wie mangelhafter Soundqualität und den langen Ladezeiten, während man bei den SEGA Produktionen über die bunte und charmante Grafik, den eingängigen Melodien und der perfekten Bedienbarkeit schwärmte. Nicht umsonst stellt Wonder Boy: Monster Land eines der Besten Master System Titel dar.

Wonder-Boy-Monster-LairMit Wonder Boy III: Monster Lair erschien ein Jahr später das letzte Arcade-Spiel des Wunderjungen, welches auch auf SEGA‘s 16-Bitter, dem Mega Drive, portiert wurde. Tom Tom ersetzte man durch den grünhaarigen Leo, der zusammen mit Princess Purapril eine Horde Kreaturen aus dem Land prügelt.

 

Das hoch gelobte RPG-System kam dem Rotstift zum Opfer, stattdessen bekamen die Levels einen Plattform- und einen Shooter-Abschnitt inklusive Auto-Scrolling spendiert. Somit lässt sich das dritte Wonder Boy Abenteuer wie ein Shoot em Up spielen und fällt damit deutlich actionreicher als seine Vorgänger raus. Erstmals wurde sogar ein simultaner Zweispieler-Modus implementiert. Ein Jahr später erschien kurioserweise ein weiterer dritter Ableger der Serie. Wonder Boy III: Dragon‘s Trap stand 1989 für das Master System in den Händlerregalen, stellte allerdings ein komplett anderes Spiel dar. In Japan bekam es den Namen Monster World II: Dragon no Wana spendiert. Da es allerdings der dritte Wonder Boy Ableger für das Master System war, wurde für den West-Release eine Namensänderung durchgezogen.

 

Wonder-Boy-Dragons-TrapUm die Sache noch komplizierter zu machen, erschien Dragon‘s Trap ebenso für die PC Engine unter dem Namen Adventure Island, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Spiel für das NES, welches bekanntlich die Nintendo-Version vom ersten Wonder Boy darstellt.

 

Dragon‘s Trap erwies sich erneut als klassisches Action Jump‘n‘Run und setzte die Geschichte von Monster Land fort. Unser Held erlegt den MEKA-Dragon, wird dabei allerdings von einem fiesen Fluch belegt, der ihn zum Lizard-Man verwandelt. Der Spieler muss sich erneut durch Monster Land prügeln, stets auf der Suche nach dem Vampire Dragon, der das einzige Gegenmittel gegen diese schwarze Magie besitzt - das Salamander Cross. Der Nachfolger zum hoch gelobten zweiten Ableger der Serie konnte trotz der neuen Spielmechanik Fans und Kritiker begeistern und stellt einen würdigen Serienableger dar.

Wonder-Boy-5-Monster-World-3Kurios ging es 1991 weiter, denn da erschien Wonder Boy V: Monster World III für das Mega Drive, anschließend für das TurboGrafx-16 und dem europäischen Master System. Obwohl es namentlich keinen vierten Teil der Franchise gab, war dies der fünfte Ableger der Serie und die dritte Geschichte innerhalb der Monster Land Storyline.

 

Die Entwickler kehrten zum altbekannten RPG-System zurück. So musste sich der neue Held Shion durch Gespräche mit Dorfbewohnern Quests ergattern, mit deren Erfahrungspunkten er sich bessere Angriffs- und Verteidigungswerte verdienen kann. Mit den gesammelten Goldmünzen können abermals neue Rüstungen gekauft werden. Auch Zaubersprüche waren wieder mit von der Parte.

 

Erstmals wurde ein Wonder Boy Ableger mit einer internen Batterie zum Speichern ausgestattet. Die Master System Version hatte dies nicht, dafür ein 40-stelliges Passwort-System und deutlich kleinere Levelabschnitte. Zu empfehlen war diese Fassung also nicht. Eigentlich sollte Wonder Boy V: Monster World III den Abschluss der Serie darstellen, doch drei Jahre später erschien Monster World IV exklusiv in Japan.

 

Monster-World-4Die Rolle des Wunderjungen wurde durch die neue Heldin Arsha gestrichen, die mit Hilfe ihres Geenies Pepe erneut die Welt vor fiesen Kreaturen retten muss. 2002 erschien eine englische Fan-Übersetzung des Action-Rollenspiels, auch wurde bereits eine Version für Wii‘s Virtual Console, PlayStation Network und Xbox Live Arcade angekündigt.

Offiziell wird Monster World IV nicht als Teil der Wonder Boy Serie angesehen, was Wonder Box V: Monster World III zum letzten Ableger macht. Seitdem ist es still um SEGAs Action-Rollenspiel Franchise geworden. So reiht er sich neben Alex Kidd trotz vieler hervorragender Spiele in die traurige Halle der vergessenen Videospiel-Helden ein. Einzig allein verschiedene Collections und diverse Online-Releases halten den Wunderknaben am Leben. Manchmal wünsche ich mir einen neuen, schicken 3D-Ableger der Serie, doch dann erinnere ich mich an das Reboot von Golden Axe und bin froh, dass SEGA manche lieb gewonnenen Videospiel-Charaktere in Frieden ruhen lässt.

 

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8.4 1 Stimmen
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Forum
  • von Omnibot2000:

    trikerider schrieb: müsste ich wohl nach obigem beitrag mal wieder probieren... Sag mal bitte Bescheid wenn du's probiert hast. Es geht mir mit vielen alten Spielen so. Vielleicht setzt schon die Alterslangsamkeit ein, vielleicht...

  • von Slainte:

    Alex Kidd in Miracle World war bei mir so ziemlich der richtige Anfang meiner bisherigen Zockerlaufbahn.Hab das Spiel damals etliche male durchgrspielt und gehört noch immer zu meinen Lieblingsspielen ever. ...

  • von bmX:

    Das wäre ja mal was. ...

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