Whacked! im Test

Xbox

Cartoon-Gewalt ist ein interessantes Phänomen. Heutzutage sorgen Serien wie South Park oder Family Guy regelmäßig für hitzige Diskussionen unter besorgten Eltern oder geltungssüchtgen Medienwächtern. Erstaunlich ist, dass die semiprofessionelle Empörung über den moralischen Verfall der Gesellschaft eine lange Tradition hat. Schon Tom & Jerry, die sich über mehrere Jahrzehnte mit Bomben, Äxten und anderen Vernichtungswerkzeugen bearbeiteten, zogen den Zorn der Hobbypazifisten auf sich. Die Kritik ändert nichts daran, dass sich die meisten Zuschauer ein breites Grinsen nicht verkneifen können, wenn knuddelige Zeichentrickfiguren körperlichen Schaden erleiden. Müssen wir uns Sorgen um unsere Psyche machen, wenn wir darüber lachen, dass Kenny von Ratten gefressen wird oder Stewie Griffin seinen ungewollten Halbbruder mit einem Messer attackiert? Vielleicht nicht, denn angeblich ist Lachen ja extrem gesund. Whacked!, eines der ersten Xbox Live Games, ermöglicht einen Ausflug in die Welt der Zeichentrick-Gewalt und setzt dabei voll auf den Schadenfreude-Faktor. Ob das reicht, um stundenlange gute Laune zu garantieren oder ob es schnell langweilig wird, erfahrt ihr im neXGam-Review.

Whacked_7In Whacked! schlüpft ihr in die Rolle eines durchgeknallten und gewaltbereiten Einwohners einer knallbunten Cartoon-Welt. Der Protagonist kann laufen, springen und Attacken ausführen. Viel mehr gibt es nicht zu tun und sobald die einfache Steuerung verinnerlicht wurde, kann die erste Runde starten.

Whacked! ist trotz des oberflächlichen Grundprinzips recht abwechslungsreich, was an der großen Anzahl unterschiedlicher Waffen und Extras liegt. Rund 20 Erzeugnisse der Rüstungsindustrie lassen kaum Wünsche offen. Neben Klassikern wie Fernlenkraketen und Minen überrascht das Spiel mit vielen originellen Ideen. Da gibt es zum Beispiel die Gummientengranate, den Eierwerfer oder einen tollwütigen Hund mit Dynamit im Maul, den man seinen Gegnern auf den Hals hetzen darf. Die Waffen unterscheiden sich hauptsächlich in Reichweite und Stärke, doch leider wird ein Großteil von ihnen auf die gleiche Art und Weise benutzt. Ob dies nun ein Manko oder ein Vorteil ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Freunde einfacher Spielideen kommen jedenfalls eher auf ihre Kosten als Fans taktischer Attacken.

Für Dynamik sorgen die restlichen Extras, von denen sich einige nur auf die eigene Figur auswirken, andere das komplette Spiel verändern. Eine Rüstung oder kurzzeitige Unsichtbarkeit können sehr hilfreich sein, aber wesentlich lustiger ist es, wenn plötzlich die ganze Arena auf den Kopf gestellt wird, man das Geschehen nur noch aus der “Fischaugen-Perspektive“ sieht oder für ein paar Sekunden den Charakter mit einem anderen Spieler tauscht.

 

Whacked_6Das Spiel bietet neben einem kurzen und relativ überflüssigen Training zwei Hauptmodi, von denen einer für den Einzelspieler gedacht ist und der andere für heiße Multiplayer-Schlachten sorgen soll. Entscheidet man sich im Hauptmenü für die Gameshow, wird man von einem verrückten Moderator begrüßt und muss in einer ganzen Reihe verschiedener Herausforderungen zeigen, ob man gegen die computergesteuerten Charaktere, von denen immer drei antreten, eine Chance hat.

Es gibt sechs unterschiedliche Spielvarianten, die alle ein eigenes Regelwerk haben. Manchmal geht es darum, eine bestimmte Anzahl von Sternen aufzusammeln. Ein Teil dieser Symbole lässt sich problemlos einsammeln, aber wer diese Herausforderung meistern will, muss die Widersacher mit Waffengewalt dazu bringen, ihre wertvolle Fracht zu verlieren, um sich dann alles selbst unter den Nagel zu reißen.

 

Auch in den restlichen Herausforderungen ist der direkte Kampf gegen andere Cartoon-Figuren praktisch immer einer der wichtigsten Bestandteile. Mal muss man möglichst lange auf einer eingefärbten Fläche stehen bleiben, um zu gewinnen, ein anderes Mal geht es darum, eine Krone an sich zu reißen und sie zu verteidigen. Eine Besonderheit stellt das Chicken-Mini-Game dar. Hier muss eine Horde wildgewordener Hühner in die ewigen Jagdgründe geschickt werdem. Das Federvieh ist allerdings äußerst aggressiv und bewegungsfaule Zocker werden innerhalb weniger Sekunden von dem verrückten Federvieh attackiert.

 

Der Gameshow-Modus bietet insgesamt 36 Levels. Obwohl diese Zahl vermuten lässt, dass eine ganze Weile vor dem Bildschirm verbracht werden darf, bevor die Endsequenz über den Bildschirm flimmert, ist das Spiel erstaunlich schnell vorbei. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad, lassen sich die meisten Herausforderungen beim ersten Versuch meistern. Erst kurz vor Schluss stößt man auf ernsthaften Widerstand. Praktisch nach jedem Wettkampf werden neue Waffen und Extras freigeschaltet.

Whacked_5Eine Reihe von Zwischensequenzen und witzigen Werbespots lockern das Kampfgeschehen auf. Nach dem ersten Durchgang hat Whacked! fast all seine Geheimnisse offenbart, was die Motivation für eine neue Runde mit höherem Schwierigkeitsgrad erheblich einschränkt. Die sieben Charaktere sind extrem witzig und wurden abwechslungsreich in Szene gesetzt. Trotzdem wäre auf der DVD sicherlich Platz für wesentlich mehr verrückte Zeichentrick-Helden gewesen.

 

Der Battle-Modus ist voll und ganz auf Multiplayer-Action ausgelegt. Im Split-Screen können sich vier Freunde bekriegen. Dank der guten Auswahl an Modi und 13 Arenen mit eigenen Besonderheiten ist das Spiel eine echte Bereicherung für jede lange Zocknacht. Whacked! gehörte zur ersten Welle der Xbox Live Titel, wodurch gewährleistet werden sollte, dass wirklich zu jeder Zeit ein Duell mit bis zu drei menschlichen Gegnern gestartet werden konnte.

Auch wenn der Service für die alte Xbox inzwischen nicht mehr zur Verfügung steht, ist es dank System-Link-Funktionen weiterhin möglich, den Battle-Modus zu genießen. Diese Tatsache entschädigt für viele der Schwächen des Games und bewahrt es vor einer absolut mittelmäßigen Wertung. Auch wenn dem Einzelspieler-Modus schon lange die Luft ausgegangen ist, legt man die DVD immer wieder gern ins Laufwerk, um an einer Multiplayer-Schlacht teilzunehmen. Wer einen Freundeskreis sein Eigen nennt, in dem gleich mehrere Xboxen vorhanden sind, darf sich also freuen.

 

Whacked_1Wie so häufig bei Spielen dieser Art ist das Glück manchmal der entscheidende Faktor. Nicht immer gewinnt tatsächlich der Spieler, der während einer Runde die beste Leistung gezeigt hat. Vor allem im Combat-Modus ärgert man sich immer wieder über unerwartete Wendungen kurz vor dem Ende einer Schlacht. Die Anzahl an Sternen, die den Besitzer wechseln, wenn Treffer mit bestimmten Waffen erzielt werden, ist extrem hoch und so ist ein Abrutschen vom ersten auf den letzten Platz leider keine Seltenheit.

 

Grafisch gehört Whacked! eindeutig zu den schwächeren Xbox-Spielen. Die Figuren sehen zwar alle lustig aus, sind aber eher simpel konstruiert. Auch die Animationen sind mittelmäßig und man hätte sich eine größere Anzahl unterschiedlicher Bewegungsabläufe gewünscht. Zu den optischen Vorzügen gehören eine gute Weitsicht, eine Framerate, die selbst im Split-Screen stabil bleibt und einige schöne Explosionen. Die Levels sind farbenfroh und wirken dank einiger animierter Objekte recht lebendig.

 

Deutlich besser als die Grafik ist der Sound. Die genretypischen simplen Melodien werden von jeder Menge witziger Kommentare und gelungener Effekte begleitet. Die englische Sprachausgabe glänzt durch witzige Stimmen. Vor allem der Moderator sorgt mit seiner übertriebenen Art für Lacher, aber auch die Cartoon-Figuren haben ein paar lustige Sprüche drauf. Die Explosionen sind zwar nicht bombastisch, aber da es fast sekündlich knallt, war es sicherlich eine weise Entscheidung, hier die Notbremse zu ziehen, um nicht vom eigentlichen Spiel abzulenken.




Tim meint:

Tim

Viel hätte nicht gefehlt und Whacked! hätte eine Lücke im Spieleangebot der Xbox auf eindrucksvolle Art und Weise geschlossen. Doch ein etwas zu hoher Glücksanteil, ein zu kurzer Einzelspieler-Modus und eine mittelmäßige Grafik verhindern, dass dieses Game ein weiterer Pflichttitel für Microsofts Konsolenerstling ist. Freunde von einfachen Multiplayer-Schlachten sollten aber dennoch einen Blick riskieren. Fusion Frenzy, den einzigen entfernten Genreverwandten auf der Microsoft-Konsole, schlägt Whacked! nämlich vor allem dank dem gelungenen Multiplayer-Modus um Längen. An echte Party-Meilensteine wie Bomberman kommt das Spiel allerdings nicht heran.

Positiv

  • Klasse Multiplayer

Negativ

  • Mittelmäßige Optik
  • Alleine schnell langweilig
Userwertung
10 1 Stimmen
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  • von Civilisation:

    Es lebe die Cartoon-Gewalt. Denn Tim hat Whacked! getestet. Whacked! Cartoon-Gewalt ist ein interessantes Phänomen. Heutzutage sorgen Serien wie South Park oder Family Guy regelmäßig für hitzige Diskussionen unter besorgten Eltern oder geltungssüchtgen Medienwächtern....

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Whacked! Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 28.11.2002
Vermarkter Microsoft
Wertung 6.3
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neXGam YouTube Channel
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