The Matrix: Path of Neo im Test

Xbox
Erinnert ihr euch noch an Enter the Matrix? Falls nein, Glückwunsch. Falls ja, nun... wir wissen, dass manche Erinnerungen sehr schmerzhaft sein können. Daher kam auch nicht gerade wenig Skepsis auf, als Shiny Entertainment mit Path of Neo einen weiteren Titel im Matrix-Universum ankündigte. Enter the Matrix verkaufte sich zwar wie frisch gebratene Reibekuchen, ließ jedoch auf technischer sowie spielerischer Ebene Einiges zu wünschen übrig. Sehr früh war jedoch bereits eins klar: Shinys nächster Titel würde eins der (zahlreichen) Mankos von Enter the Matrix ausbügeln. Man prügelt sich diesmal nicht mehr mit uninteressanten Nebencharakteren aus den Filmen durch das Geschehen, sondern mit Neo selbst. Trinity wäre zwar auch nicht schlecht gewesen, aber gut, man kann ja nicht alles haben. Ob Shiny auch an den weiteren Macken ihres ersten Matrix-Spiels gefeilt hat, verraten wir euch in diesem Test der Xbox-Version. Doch es sei vorab erwähnt, dass ihr eure Hoffnung nicht allzu hoch schrauben solltet.

Neo ist zurück, so wie wir ihn kennen...


Spielerisch bleibt The Matrix: Path of Neo seinen Wurzeln treu und bietet allerhand gekonnte Zeitlupenaction, nur diesmal eben mit Matrix-Übermensch Neo. Beim Spielablauf bleibt aber der unveränderte Einheitsbrei bestehen: Auflockernde Autoschiessereien oder sonstige, etwas Abwechslung verschaffende Elemente aus dem Vorgänger sucht man gar vergebens. Ihr lauft von A nach B und verprügelt dabei allerhand Schergen, die sich euch in den Weg stellen, bis ihr irgendwann die Mission geschafft habt. Zur Verfügung stehen dabei allerhand durchschlagskräftige Waffen, wie Maschinengewehre, Schrottflinten etc. Solltet ihr einmal keine Munition mehr zur Hand haben, bleiben euch immer noch Neos Kampfkünste, um euren Gegnern den rechten Weg zu weisen: Den auf den Boden (muahaha, tolles Wortspiel, oder?). Der Einsatz von Martial Arts macht ohnehin weitaus mehr Spaß, als mit einem Gewehr und der sehr fummeligen Analog Stick-Steuerung euren Widersachern ein Ende zu setzen. Auf letzteres kann man allerdings im Verlauf des Spiels auch nicht vollkommen verzichten.


Die Steuerung wirkt anfangs insgesamt vollkommen überladen und unübersichtlich. Ist man mit Neo aber erstmal ein paar Level unterwegs gewesen und hat den ein oder anderen Gegner mit seiner Handkante Bekanntschaft machen lassen, bekommt man schnell mit, dass man längst nicht alle Tasten benötigt, um Path of Neo sinnvoll zu spielen. Die Interaktivität in den Kämpfen hält sich nämlich eher in Grenzen,,, anstatt gekonnt mit Schlag- und Trittkombinationen auf die Gegner einzuprügeln, beschränkt sich der Kampf auf Knöpfchendrücken im richtigen Augenblick. Das hat zwar den Vorteil, dass sich die stylischen Matrix-Moves mit wenig Aufwand ausführen lassen und so auch Einsteiger schnell hübsch aussehende Erfolgserlebnisse beschert bekommen, allerdings ist man so auch relativ schnell von diesen gelangweilt, da einfach die Herausforderung fehlt. Dazu kommt, dass Neo recht träge auf Eingabebefehle per Pad reagiert und sich so das Gefühl, wirklich Kontrolle über den "Auserwählten" zu haben, nicht wirklich einstellt.


Zu aller erst braucht Neo Training, und das nicht zu wenig...


Nach einer gewissen Zeit im Spielverlauf kann man als Spieler entscheiden, welchen Level man als nächstes wählen will. Die Aufgaben hören sich dabei anfangs sehr unterschiedlich an, sind aber im Endeffekt immer das gleiche, d.h. man prügelt und schießt sich mit Neo in bester Matrixmanier durch die Gegnerhorden und hofft irgendwann die vorgegebene Aufgabe erfüllt zu haben.

Ganz so unbesiegbar wie im Film ist der gute "Mr. Anderson" in Path of Neo übrigens nicht. Er hat nur begrenzte Lebensenergie und muss zusätzlich auch mit einem begrenzten Fokus-Balken auskommen, der ihm, sobald aufgebraucht, jeglicher übernatürlicher Fähigkeiten beraubt. Wieder aufgeladen wird der Fokus durch das Ausschalten von Gegnern, vorzugsweise mit Hand und Fuss. Ist der Fokus-Balken gut gefüllt, kann Neo in bester Matrix-Manier ganze Heerscharen in der durch die Filme institutionalisierte "Bullet Time" auseinander nehmen, ohne seinem Mantel auch nur eine Falte hinzuzufügen. Zwischen den Leveln ist es sogar möglich Neo mit neuen Moves oder anderen besondern Fähigkeiten auszurüsten.


Große Wummen sind immer dabei...


Was David Perry und seinen Jungs von Shiny Entertainment trotz diverser Kritikpunkte zu Gute halten muss: Der Spielfluss stimmt und man ist die ganze Zeit motiviert, einfach noch einen Level weiter zu spielen, obwohl es von der technischen und spielerischen Seite keinen Grund dafür gibt. Auf der einen Seite bleibt das Spielerlebnis vollkommen belanglos, auf der anderen denkt man sich "Hey, noch ein Level tut auch nicht weh." So ist es mir jedenfalls ergangen, denn ich habe Path of Neo komplett durchgespielt, selbst wenn mich das Spiel nie wirklich in seinen Bann zu ziehen vermochte. Das unnötig lang geratene Tutorial am Anfang nagt jedoch stark an den Nerven und ich war zeitweise versucht, das Pad wegzulegen und "F*ck you, Shiny!" in Richtung TV zu schreien, schließlich wollte ich endlich mit der "richtigen" Story loslegen.

Ein großes Problem von Path of Neo ist allerdings, dass die Story der Filme nur indirekt nachgespielt wird. Wurden doch einfach nur Schnipsel aus dem Film zusammengebastelt und ohne groß erkennbaren Storyzusammenhang zum Durchspielen zusammengefügt. Man sollte also schon die Filme gesehen haben, um zu verstehen, was da jetzt im Spiel überhaupt passiert. Zwischen den einzelnen Leveln versuchen Videosequenzen aus der Kinotrilogie, sowas wie einen Zusammenhang zwischen den Leveln herzustellen, was ihnen aber auch nur in begrenztem Maße gelingt. Als wirklich gelungener Abschnitt sei hier noch die Befreiungsaktion von Morpheus zu erwähnen, wo man an Bord eines Hubschraubers einen ganzen Wolkenkratzer in Schutt und Asche legen kann.


Mit der "Bullet Time" auf Gegnerfang...


Grafisch kann der Titel schon auf den ersten Blick leider nicht überzeugen, denn wie die Matrix selber hat auch das Spiel dazu mit allerhand unfertigen Algorithmen und unbeendeten Gleichungen zu kämpfen. Gerade grafisch wäre deutlich mehr Feintuning dringend nötig gewesen, an machen Stellen kann man über die groben Grafikschnitzer und Polygonplopper einfach nicht mehr hinwegsehen. Bei genauerer Betrachtung der Animationen des Heroen im hautengen, schwarzen Mantel mag man auch nicht so recht glauben, dass DAS wirklich der Auserwählte sein soll. Abhängig von den Moves, die man Neo ausführen lässt, wirkt der Star des Spiels eher wie ein unfreiwillig komisch anmutendes Gummimännchen als wie die coole Sau, die man aus den Filmen gewohnt ist. Zwei der entscheidenden Aspekte der Filme, der "Style" und die Ästhetik, gehen im Spiel leider größtenteils flöten.. Hier hat Path of Neo mit deutlichem Atmosphäre-Verlust zu kämpfen.
Was die einzelnen Level angeht, so scheinen diese von verschiedenen Programmierertruppen erstellt worden zu sein, denn im Endeffekt gibt es total grottige, aber auch wirklich gute Level, wie z.B. die Chinatown-Stage, die mit fantastischen Lichteffekten und einer tollen Atmosphäre überzeugen kann. Insgesamt fällt es wirklich schwer, sich ein Gesamtbild zu machen.

Auch soundtechnisch vermittelt Shinys neueste Arbeit einen gemischten Eindruck. Zwar kracht der Sound in THX und Dolby Pro Logic II bei entsprechender Ausstattung aus euren Boxen, viele Sounds, gerade beim Schlagen und Treten, kommen aber zu dumpf rüber als dass man das Gefühl bekäme, seinem Widersacher gerade so richtig eine reingehauen zu haben. Die Samples der Waffen kommen jedoch im Vergleich dazu ungleich besser rüber und geben keinen Grund zu Beanstandung. Aber wie bereits angedeutet, wer will schon mit Waffen kämpfen, wenn er Neo, der Über "ich kann Kung Fu" Pimp ist? Die original deutsche Kino-Synchronisation bei den Filmschnipseln trägt allerdings dazu bei, dass der Sound einen insgesamt besseren Eindruck hinterlässt als die Grafik...


Der große Showdown gegen Agent Smith...

Dominik meint:

Dominik

The Matrix Path of Neo ist wie schon sein Vorgänger ein Spiel mit hoch gesteckten Zielen, die es aber leider nichtmal ansatzweise erreichen kann. Zwar merkt man dem Spiel an, dass man sich dafür etwas mehr Zeit gelassen hat als noch für Enter the Matrix, allerdings scheitert auch Path of Neo daran, die Matrix von einem faszinierenden Film in ein ebenso beeindruckendes, interaktives Erlebnis zu verwandeln. Das Spiel hat zwar durchaus seine unterhaltsamen Seiten und man kann es sicherlich auch durchspielen, ohne mit Folgeschäden rechnen zu müssen. Aber ich bin dennoch kein Vertreter der oft geäußerten Meinung, dass Path of Neo für Matrix-Fans einen Kauf wert ist (wenn schon für sonst niemanden). Denn gerade Fans werden von dem Titel enttäuscht sein, da er nichts von dem enthält, was die Filme ausgemacht hat: Atmosphäre, Ästhetik und technische Perfektion. Ach ja, und Trinity.

Negativ

  • Was ist die Matrix ? Auf jeden Fall kein gutes Spiel
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The Matrix: Path of Neo Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 09.11.2005
Vermarkter Atari
Wertung 5.5
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