Malice im Test

Xbox
Eigentlich sollte sich Argonauts gross angekündigter Hüpfer Malice schon zum Xbox Launch gegen Mario & Co. bewähren. Nach vielen Schwierigkeiten während der Produktionsphase, die u.A. zur Einstellung des Projektes durch Geldgeber Vivendi Universal führten, wurde es jedoch erst mal still um das als Jump n Run Hoffnung gepriesene Werk der Engländer. Im Frühjahr 2004 fand sich mit Bethesda Softworks/Evolved Games überraschenderweise doch noch ein Publisher, der bereit war Geld in das Projekt zu pumpen und die Fertigstellung war gesichert. So konnte Malice schlussendlich doch noch das Licht der Welt erblicken und wurde von Koch Media sogar in Deutschland veröffentlicht. Ob sich die vierjährige Wartezeit gelohnt hat oder ob das Spiel auch ruhig auf den Entwicklerfestplatten hätte verstauben können, soll nun der Test klären.


Gleich zu Beginn des Spiels geht es euch an den Kragen. Auf dem Weg zu ihrem Erzfeind Dog God (dessen Name übrigens ein Palindrom ist ,,,) ) wird die kleine Möchtegerngöttin Malice auf dem falschen Fuss erwischt und landet nach einem ungesunden Kontakt mit dessen Schnauze etwas kopflos in der Unterwelt bei Gevatter Tod. Da dieser aber partout keine Göttinnen in sein Reich lässt, wird Malice jedoch wieder in die Welt der Lebenden geschickt und landet prompt im Planetarium des Metall- Wächters, der sich sogleich als Bewahrer des Universums vorstellt.

Darüber hinaus unterrichtet er Malice von der Vernichtung ihrer Welt durch den Dog God und seine Schergen und fordert sie auf ihm bei der Verteidigung des restlichen Universums zu helfen, dem das gleiche Schicksal droht, wenn nichts unternommen wird. Ohne seine vom Dog God entwendeten Logik Schlüssel, hat der riesige Rechner, der wie ein überdimensioniertes Uhrwerk anmutet, keine Chance das nahende Unheil aufzuhalten und so zieht die kleine Göttin aus, um die Schlüssel zu finden und das Universum zu retten.



Ausgerüstet mit einer Keule hüpft ihr dafür durch 22 bunte Level, die ihr zum Teil mehrmals besuchen müsst, um das Abenteuer zu lösen. Von Waldleveln über Fabrikanlagen bis hin zu Kasernen, erwarten euch auf eurem Weg zum Finale in der Festung des Dog Gods zahlreiche Settings, die mit durchgehend gedämpfter Farbgebung, eine ganz eigene Stimmung erzeugen, die man so noch in keinem anderen Jump n Run erlebt hat. Damit ihr den Schergen des Dog Gods ordentlich zusetzen zu können, stehen euch drei verschiedene Schlegel zur Verfügung, die sich in ihrer Handhabung aber kaum voneinander unterscheiden. Die Steuerung ist sehr einfach zu erlernen, per B und X führt ihr verschiedene Moves aus, u.a. Sprungattacken und Rundumschläge, per A Taste springt ihr, fertig. Habt ihr eines der Powerups gefunden könnt ihr zusätzlich eine von Malice Spezialfähigkeiten nutzen, so könnt ihr z.B. über eine gewisse Distanz schweben, oder kräftiger zuschlagen. In jedem Level sind zudem fünf Herzteile versteckt, die euch einen zusätzlichen Lebensbonus geben.

Müsst ihr trotz aller Pick- und Powerups trotzdem mal das zeitliche segnen, ist das Spiel jedoch nicht sofort vorbei , sondern landet bei eurem alten "Kumpel" Gevatter Tod , der in ähnlich deformiertem Design daherkommt, wie sein Kollege aus Rare Conquers Bad Fur Day und euch immer wieder in Reich der Lebenden zurückkehren lässt. Generell scheint man sich sehr stark an Rares orangefarbenem Anti Helden orientiert zu haben, was das Design von Gegnern, Leveln und NPCs betrifft. Unterwegs trefft ihr auf die verschiedensten Freunde und Helfer, die euch zum einen beim Kampf gegen den Dog God unterstützen, zum anderen in zahlreichen Dialogen unterhalten sollen.

Diese sind sehr humoristisch gehalten und scheinen ebenfalls aus Conquers Bad Fur entliehen zu sein. Mit ähnlich rauher Sprache , wird auch in Malice versucht, Stimmung zu erzeugen, so rastet der Tod beim Anblick von Malice immer wieder von neuem aus, da er keine Göttinen in seinem Reich akzeptiert und generell sind alle Charaktere am Fluchen, was das Zeug hält. Sprachlich und inhaltlich kann Rare s Edelhüpfer aber zu keinem Zeitpunkt erreicht werden.



Das Malice nicht kontinuierlich produziert werden konnte, merkt man dem Spiel leider zu jeder Zeit an. Das ganze Spiel wirkt so, als ob sich die Entwickler nicht sicher waren, was sie wirklich mit ihrem Spiel machen wollten und es schlussendlich nur noch schnell zusammengeschustert haben, um es veröffentlichen zu können. So gibt es im ersten Level noch mehrere Levelausgänge, die auf ein komplexes Abenteuer schließen lassen, nach und nach werden die Level aber immer eindimensionaler und reihen sich ohne große Überleitungen aneinander.

Auch die "Unterwelt" wirkt so, als ob Argonaut eigentlich mehr mit ihr vorgehabt hatte, so gilt es anfangs auch hier Aufgaben und Jump n Run Passagen zu lösen, später im Spiel ist keine Rede mehr davon, schade. Bei den Levelaufgaben sieht es ähnlich aus. Sind die ersten Level noch üppig an Details und einfallsreichen Aufgaben, wiederholen sich diese im Verlauf des Spiels doch zunehmend und lassen immer mehr an Witz vermissen. Das Gameplay ist ebenfalls nur Durchschnittskost: Es gibt ein paar, nicht sonderlich nützliche, Powerups, die Pickups sind so augenscheinlich verteilt, dass Sammellustige und Perfektionisten kaum etwas zu tun haben und die limitierte Gegnervielfalt lässt ebenfalls zu wünschen übrig.





Leider verkommen die Missionsziele zudem aufgrund des kinderleichten Schwierigkeitsgrades des öfteren zur Farce, die Lösungsansätze werden einem praktisch auf dem Tablett geliefert und fordern nur selten eure grauen Zellen. Keine komplexen Rätsel, intelligenter Einsatz der Spezialfähigkeiten unspektakuläre kämpfe gegen Endgegner und Auch die Hüpfpassagen gehen ins anspruchslose, Casualgamer wirds freuen, Profis können über den Schwierigkeitsgrad nur müde lächeln. Das grösste Gameplayübel sind aber die Bosskämpfe, die weder grafisch noch spielerisch überzeugen können und aufgrund von Kameraproblemen fast ein Totalausfall sind. Da haben es selbst die 3D Hüpfer der ersten Generation auf PSX und N64 besser gemacht.

Doch trotz all den Fehlern im Gameplay, muss man eingestehen, dass Malice viele gute Ansätze, wie die stimmige Atmosphäre oder das weiterspielen nach dem Ableben erkennen lässt, die die ursprünglichen Ambition der Entwickler, einen großen Titel für die Xbox zu produzieren, hier und da erkennen lassen. Dank dem netten Humor, der während der zahlreichen Dialoge immer wieder aufblitzt, wird man stellenweise gut unterhalten. Lästige Frustmomente, die das kurzweilige Abenteuer während der recht kurzen Gesamtspielzeit von 6-8 Stunden trüben könnten, gibt es dank fairem Leveldesign nicht, dennoch können die wenigen guten Momente nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Spiel während der gesamten Spielzeit vor sich hinplätschert, ohne das man mit Charakteren, Gegnern oder Leveldesign wirklich warm wird.




Auch wenn die spielerische Seite eher unspektakulär aussieht, kann Malice im technischen Bereich dafür umso mehr punkten. Grafisch ist Malice einer der besten Titel auf der Xbox, massiver Einsatz von Bump Mapping, Phong Shading, überwiegend hübsche, hochauflösende Texturen und tolle Licht/Schatteneffekte sichern Malice einen Platz im Grafikolymp der Microsoft Konsole. Lediglich die limitierten Animationen der Gegner und die generell niedrige Framerate machen der Höchstwertung einen Strich durch die Rechnung. Auch beim 64 Kanal- 3D Sound wurde hochklassige Arbeit abgeliefert, orchestrale Klänge und volle Soundeffekte lassen eure 5.1 Anlage aufblühen. Leider gibt es nur englische Sprachausgabe, die größtenteils deutsch untertitelt wurde. Die Übersetzung ist gut, aber nicht perfekt, so haben sich an einigen Stellen, kleine Übersetzungsfehler eingeschlichen.

Philipp meint:

Philipp

Technisch hui, spielerisch pfui. Trotz Bombastgrafik ist Malice nicht der angekündigte Toptitel geworden. Man wird zwar durchgehend "gut" unterhalten, insgesamt fehlt es dem Argonaut Titel aber an Umfang und Spielwitz um ernsthaft in Konkurrenz mit der Genrespitze zu treten. Was bleibt ist ein durchschnittliches Jump n Run, dass letztendlich zu wenig eigenständiges bietet, um nicht im riesigen Xbox Spieleportfolio unterzugehen.

Positiv

  • Top Grafik
  • Top Sound

Negativ

  • spielerisch Durchschnittskost
  • zu kurz
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  • von gruenfarmer_:

    Text von Kochmedia (dem Publisher) Erscheinungsdatum (unverbindlich): 04.06.2004 Voll parametrisches Phong-Shading mit durchgehendem Bump-Mapping Unglaublich detaillierte Charaktere mit gewichtetem Soft-Skinning 3D-Surround-Sound in Echtzeit mit 64 Stimmen gleichzeitig Extrem hoch...

  • von crazy_jb*:

    War am 7 . April da und ratet mal was die wieder gemacht haben. RIchtig haben es wieder verschoben und diesesmal soll es 2 Monate später erscheinen am 2. Juni.:kopf:...

  • von crazy_jb*:

    So es ist ja bald soweit am 7. April soll ja endlich für um die 40 EUro erscheinen. WOllte nun noch einermal nachfragen ob wer das Spiel auch holt. Ich denke es bekommt trotz angestaubter Grafik ähnlich gute Reviews bzw. Previews wie Galleon. BTW Ich deenke nicht das das Spiel ne Gurke ist ...

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Malice Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 07.04.2004
Vermarkter KochMedia
Wertung 7.2
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