Alien Breed 3 Descent im Test

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So... Endlich ist er da, der neueste Ableger der Alien Breed Reihe. Alle die, wie ich, sehnsüchtig auf coole Action mit blütrünstigen Aliens gelauert haben, können schon einmal die Flammenwerfer warmlaufen lassen. Denn jetzt gibt es Aliens satt!
Für alle Nachgeborenen, die vielleicht noch nie etwas von der berühmten Alien Breed-Reihe vernommen haben, zunächst ein schneller Crashkurs in Sachen Gamehistorie. Im schönen Jahre 1991 veröffentlichte Team 17 (vielen auch als die Macher von „Worms“ bekannt) das ursprüngliche Alien Breed auf Amiga und PC. Mit seiner für damalige Verhältnisse grandiosen Grafik, hervorragendem Sound, sowie einer wunderbar beklemmenden Stimmung, wurde das Spiel ein handfester Erfolg. Wie es den Gesetzen der Marktwirtschaft zufolge so ist, beglückten uns daraufhin diverse Sequels, die freudigerweise meistens auch das boten, was die Leute wollten: Aliens, Action und eine leichte Prise Survival Horror.

Der jüngste Spross der Serie und zugleich mein heutiger Testkandidat stellt dabei den direkten Nachfolger zu „Alien Breed: Evolution“ dar, welches ebenfalls auf Xbox Live Arcade erschienen ist. (Das selbe Spiel wurde übrigens für PSN und Steam in Alien Breed: Impact umbenannt)

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Alien Breed 3 : Decent schließt in diesem Fall nicht nur chronologisch an seinen Vorgänger an, sondern erzählt die Story um den havarierten Weltraumkreuzer Leopold und seine Besatzung genau an der Stelle weiter, an der „Alien Breed: Evolution“ endete. Wir schlüpfen demnach wieder einmal in die Rolle des kampferprobten Bordingenieurs Conrad und versuchen auf die eine oder andere Art mit einer Raumstation fertig zu werden, die von lauter schlecht gelaunten Mörder-Aliens und einem wahnsinnigen Zentralcomputer bewohnt wird. Kein sehr angenehmer Ort für den Sommerurlaub, soviel steht schon einmal fest.

Positiv ist übrigens, dass jeder Spieler, der mit der Story von Alien Breed: Evolution nicht vertraut ist, nach dem Start des Story-Modus mittels eines Comicvorspannes in die Geschehnisse des Vorgängers eingeweiht wird. Leider ist besagtes Intro jedoch sehr oberflächlich gehalten und lässt etliche Fragen offen. Zum Glück kann man die Story aber ausführlich und in Ruhe auf im Spiel verteilten Memos nachlesen, insofern wird dieser Kritikpunkt also wieder etwas kompensiert.

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Sobald man den Vorspann hinter sich gelassen hat, findet man sich auch schon mitten im Spiel wieder. Als Spieler betrachtet man die Vorgänge aus einer schrägen Vogelperspektive, die ein wenig an Diablo II erinnert. Direkt ins Auge fällt hierbei die wirklich grandiose Grafik des Spieles. Alien Breed 3 dürfte dank der verwendeten Unreal 3 Engine wohl einer der schönsten Arcade Titel überhaupt sein. Wirklich bewundernswert wie gut das Spiel aussieht. Die morbiden Texturen und düsteren Gänge saugen den Spieler förmlich ein und schaffen es doch tatsächlich, trotz der fehlenden Ego Perspektive, eine unheimlich bedrückende Stimmung und Bindung zu dem Spiel aufzubauen.

Hinzu kommt noch die Sound-Kulisse, die ohne jegliche Hintergrundmusik auskommt. Stattdessen sind nur die Schreie der angreifenden Aliens oder die verstörenden Geräusche der wahnsinnig gewordenen Elektronik des Schiffes zu hören. So knallen dicke Schott-Türen vor meiner Nase zu oder es explodieren ganze Energieleitungen direkt neben mir. Man kann sich, gerade auch während des ersten Kapitels, des Gefühles nicht erwehren, dass man permanent von dem Irren Zentralcomputer der Raumstation beobachtet wird. (Was übrigens auch in sofern kein Wunder ist, weil das wahnsinnige Stück Hardware sehr gerne durch die Bordlautsprecher mit uns parliert um die ein oder andere Drohung an den Bordingenieur zu bringen.) 
Wenn dann noch Aliens unerwartet und mit wüstem Gebrülle aus diversen Schächten direkt neben einem hervorbrechen, kann es durchaus passieren, dass man leicht zusammenzuckt. Für ein Spiel mit isometrischer Perspektive eine wahre Meisterleistung. Eine solch dichte Atmosphäre hätte ich niemals bei einem Arcade-Titel erwartet!! Daumen hoch kann ich nur sagen!

Die Steuerung zeigt sich ebenfalls erfreulich gut umgesetzt. Im Kern handelt es sich bei Alien Breed 3 : Descent um einen Zwei-Stick-Shooter. Mit dem linken Analog-Stick kann Conrad bewegt werden, mit dem rechten Stick dreht man ihn in alle Himmelsrichtungen um das Alien-Pack aufs Korn zu nehmen. Im Gegensatz zu anderen Shootern wie Geometric Wars eröffnet Conrad dabei aber nicht automatisch das Feuer in Richtung des rechten Sticks, zum Auslösen der Waffe ist vielmehr noch ein Druck auf die rechte Schultertaste erforderlich. Dieses Feature macht insofern Sinn, als dass wir gerade in dem hohen Schwierigkeitsgrad durchaus mit Munitionsmangel zu kämpfen haben. Da will jeder Schuss wohl platziert sein, zumal die mit unbegrenzt Munition versehene Pistole nicht gerade die Killerkanone himself ist. Das Konzept hat im Vergleich zu der klassischen Amiga-Ein-Stick-Steuerung außerdem noch den Vorteil, dass man sich unter Dauerfeuer auch rückwärts in schmalere Gänge zurückzuziehen kann.

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Leider birgt die Zwei-Stick-Shooter-Steuerung aber auch einen äußerst gravierenden Nachteil. Durch die schluchtenähnlich angelegten Gänge ist es häufig der Fall, dass man in der aktuellen Kameraeinstellung gerade einmal den Kopf von Conrad sehen kann. Dummerweise haben die Aliens aber bestenfalls Brusthöhe... man hört sie folglich brüllen, sieht sie aber nicht. Eine verdammt unbefriedigende Situation. Die passende Lösung für dieses Problem stellt bei fast allen modernen Spielen der zweite Analog-Stick dar, mit dem normalerweise der Kamera-Winkel frei justiert werden kann. Doch verdammt... Genau dieser Stick ist ja bereits mit der Dreh-Funktion belegt. Was zur Hölle kann man da nur tun?


Genau das werden sich auch die Spieldesigner von Alien Breed 3 gefragt haben. Die Lösung auf die sie gekommen sind, ist leider die Selbe, die zahlreichen Spielern auch schon im Vorgänger die letzten Nerven gekostet hat. Sollte man also wieder einmal in die Situation kommen, dass aufgrund der aktuellen Kamera-Position überhaupt nichts mehr zu sehen ist, (was dummerweise verdammt oft der Fall ist) lässt sich mittels der beiden Bumper die Kameraperspektive in 45 Grad Schritten nach links oder rechts drehen.

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Klingt ja in der Theorie ganz nett, zugegeben. In der Praxis stellt sich das Ganze jedoch leider als ein mittlerer Alptraum heraus. Problem Nummer Eins ist ganz klar die Position der Bumper am Pad. Ich frage mich bis heute, wer Microsoft eigentlich eingeflüstert hat, dass sich die Dinger bequem betätigen lassen. Ich habe jetzt wirklich keine kleinen Hände, aber wenn ich beide Analog-Sticks mit den Daumen bearbeiten muss, dann ist es einfach nicht drin, entspannt diese kleinen Tasten zu drücken. Dazu sind sie zu weit oben am Pad angebracht um in einer natürlichen Bewegung betätigt zu werden.

Problem Nummer zwei ist dagegen eher mathematischer Natur. Praktisch alle Kreuzungen des Spieles sind rechtwinklige Abzweigungen, oder mit anderen Worten 90 Grad Winkel. Ich muss also nicht nur einmal, sondern direkt zweimal auf meinen geliebten Bumpern herumtatschen um den Überblick zu behalten. Wenn ich jetzt noch unter Dauerangriffen einer ganzen Alien Horde stehe, dann ist es endgültig vorbei mit Kamerajustierung. Man hat schlichtweg keine Zeit dazu, nach den dämlichen Knöpfchen zu tasten, sondern holzt lieber blind in die Gänge... Was natürlich eine immense Munitionsverschwendung zur Folge hat (war da nicht mal was mit Munitionsmangel..?!)
  Ihr merkt schon.. die Kamera ist wirklich das große Manko des Spieles. Doch es geht leider noch schlimmer. In manchen Abschnitten zoomt die Ansicht nahe an Conrad heran und stellt ihn in einer Art Third-Person-Shooter Perspektive dar. Wäre ja ganz angenehm. Blöderweise haben die Designer aber beschlossen, dass es ziemlich toll ist, wenn man  seiner Figur nicht über die Schulter, sondern auf die Seite schauen kann. Folge davon: wir haben eine tolle Aussicht auf die Korridorwände hinter Conrad, die Sichtweite nach rechts und links (wohin wir uns meistens bewegen müssen) ist aber effektiv fast Null.

Und jetzt kommt die kleine Kontroll-Frage.. Wohin möchte man in einer feindlichen Umgebung schauen? Zur Seite auf hübsche, solide Wände oder nach vorne und hinten, wo die Gefahr herkommen wird? Die Antwort erübrigt sich. Das schlimmste an der Sache ist jedoch, dass es durchaus auch Abschnitte gibt, in denen wir mit einer klassische Über-die-Schulter Perspektive beglückt werden. Die Entwickler hätten also gekonnt. Warum sie nicht gewollt haben, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.

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So, jetzt aber genug der Kameraschelte und weiter zum nächsten Prüfungspunkt: Dem Gameplay. Wer hier weltbewegende neue Konzepte und unfassbare Innovationen erwartet  ist bei Alien Breed 3 : Descent definitiv falsch. Das Spiel ist mehr oder weniger das Remake eines Klassikers und darauf auch verdammt stolz. Wie anno dazumals laufen wir also Wegpunkten hinterher, drehen mal ein Rädchen hier, Sprengen mal einen Reaktor dort und metzeln Horden von Aliens. Das übliche Einmaleins also. Auch an der Waffenfront wird auf Altbekanntes gesetzt. Sturmgewehre, Pumpgun und Flammenwerfer sind die Waffen der Stunde. Zwar gibt es auch noch eine Elektro- und eine Experimental-Waffe zu entdecken, besondere Auswirkungen auf das Gameplay ergeben sich dadurch aber nicht.

Wer jetzt denkt, dass das Spiel durch diese, nennen wir es einmal „klassische“ Ausrichtung verstaubt und langweilig wirkt, der irrt jedoch gewaltig. Überall gilt es, nützliche Gegenstände wie Medi-Packs oder kostbare Munition zu entdecken. Mit gefundenem Geld lassen sich Waffen upgraden oder neue Munition kaufen und sogar manche Speicherpunkte müssen erst einmal gefunden werden. Dazu kommen noch Alienattacken, coole Endgegner, massig gescriptete Ereignisse und die tolle Atmosphäre. Am Ende steht die Erkenntnis, dass ein gutes Spielprinzip einfach immer noch ein gutes Spielprinzip ist, ganz egal wie viele Jahre es auf dem Buckel hat. Als eine Art Bonus existiert neben dem Story Modus übrigens noch ein Survivor Modus, indem immer neue Wellen von Aliens auf uns gehetzt werden. Umso länger wir überleben, um so mehr Punkte gibt es... Simpel aber eben auch wieder äußerst spaßig.

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Neben aller Oldschool-Lobhudelei, möchte ich zum Ende des Testes dann noch einmal die technische Seite des Spiels lobend herausstellen. Wer die Grafik des Titels betrachtet, der gerät, zumindest im Rahmen der Xbox Live Arcade, unweigerlich ins Schwärmen. Unfassbar lebendige Texturen erwecken die Raumstation zum Leben, überall flackert es und sprühen elektrische Kurzschlüsse. Eine absolute Glanzleistung kann ich nur sagen. Mit seinem Vorgänger zusammen wohl einer der grafisch stärksten Arcade-Titel überhaupt. Aber auch was die Soundkulisse anbelangt, ist Alien Breed 3: Descent mehr als eine Hausnummer. Tolle Soundeffekte lassen die Raumstation lebendig werden und führen erst zu dieser unheimlich starken Atmosphäre die das Spiel so auszeichnet. Hier hat Team17 wahrlich Großes geleistet. Respekt, meine Herren!

Wie bei vielen Spielen dieser Art läuft Alien Breed 3 übrigens im Multiplayer endgültig zur totalen Hochform auf. Sich zusammen mit einem Kumpel durch die Alien-Horden zu ballern ist einfach die absolute Wucht. Erstaunlicherweise stellt sich hier übrigens die Kameraproblematik nicht, stattdessen ist das virtuelle Schiel-Auge in einer konstanten Einstellung eingefroren.. Und was soll man sagen? Übersichtsprobleme gibt es kaum.. Warum nicht gleich so, Team17?

Andreas meint:

Andreas

Alien Breed 3: Descent ist ein absoluter Top-Titel im Arcade-Portfolio und begeistert mit herausragender Technik und einem zeitlosen Spielprinzip. Einziger wirklicher Schwachpunkt ist die nervige Kamera-Steuerung im Single-Player, die in hektischen Gefechten richtig nerven kann. Trotzdem ist das Spiel so gut, dass es einigen Vollpreis-Titeln in meiner persönlichen Bestenliste mal eben ganz locker den Rang abgelaufen hat. Deshalb gibts von mir eine unbedingte Anspiel-Empfehlung!!!

Positiv

  • Tolle Atmosphäre
  • Technisch für ein Arcade Spiel super
  • Cooler Coop Modus

Negativ

  • Zum Teil extrem nervige Kamera
Userwertung
8.1 2 Stimmen
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Alien Breed 3 Descent Daten
Genre -
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010
Vermarkter Team17
Wertung 8.2
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