Der jüngste Spross der Serie und zugleich mein heutiger Testkandidat stellt dabei den direkten Nachfolger zu „Alien Breed: Evolution“ dar, welches ebenfalls auf Xbox Live Arcade erschienen ist. (Das selbe Spiel wurde übrigens für PSN und Steam in Alien Breed: Impact umbenannt)
Positiv ist übrigens, dass jeder Spieler, der mit der Story von Alien Breed: Evolution nicht vertraut ist, nach dem Start des Story-Modus mittels eines Comicvorspannes in die Geschehnisse des Vorgängers eingeweiht wird. Leider ist besagtes Intro jedoch sehr oberflächlich gehalten und lässt etliche Fragen offen. Zum Glück kann man die Story aber ausführlich und in Ruhe auf im Spiel verteilten Memos nachlesen, insofern wird dieser Kritikpunkt also wieder etwas kompensiert.
Hinzu kommt noch die Sound-Kulisse, die ohne jegliche Hintergrundmusik auskommt. Stattdessen sind nur die Schreie der angreifenden Aliens oder die verstörenden Geräusche der wahnsinnig gewordenen Elektronik des Schiffes zu hören. So knallen dicke Schott-Türen vor meiner Nase zu oder es explodieren ganze Energieleitungen direkt neben mir. Man kann sich, gerade auch während des ersten Kapitels, des Gefühles nicht erwehren, dass man permanent von dem Irren Zentralcomputer der Raumstation beobachtet wird. (Was übrigens auch in sofern kein Wunder ist, weil das wahnsinnige Stück Hardware sehr gerne durch die Bordlautsprecher mit uns parliert um die ein oder andere Drohung an den Bordingenieur zu bringen.)
Wenn dann noch Aliens unerwartet und mit wüstem Gebrülle aus diversen Schächten direkt neben einem hervorbrechen, kann es durchaus passieren, dass man leicht zusammenzuckt. Für ein Spiel mit isometrischer Perspektive eine wahre Meisterleistung. Eine solch dichte Atmosphäre hätte ich niemals bei einem Arcade-Titel erwartet!! Daumen hoch kann ich nur sagen!
Die Steuerung zeigt sich ebenfalls erfreulich gut umgesetzt. Im Kern handelt es sich bei Alien Breed 3 : Descent um einen Zwei-Stick-Shooter. Mit dem linken Analog-Stick kann Conrad bewegt werden, mit dem rechten Stick dreht man ihn in alle Himmelsrichtungen um das Alien-Pack aufs Korn zu nehmen. Im Gegensatz zu anderen Shootern wie Geometric Wars eröffnet Conrad dabei aber nicht automatisch das Feuer in Richtung des rechten Sticks, zum Auslösen der Waffe ist vielmehr noch ein Druck auf die rechte Schultertaste erforderlich. Dieses Feature macht insofern Sinn, als dass wir gerade in dem hohen Schwierigkeitsgrad durchaus mit Munitionsmangel zu kämpfen haben. Da will jeder Schuss wohl platziert sein, zumal die mit unbegrenzt Munition versehene Pistole nicht gerade die Killerkanone himself ist. Das Konzept hat im Vergleich zu der klassischen Amiga-Ein-Stick-Steuerung außerdem noch den Vorteil, dass man sich unter Dauerfeuer auch rückwärts in schmalere Gänge zurückzuziehen kann.
Genau das werden sich auch die Spieldesigner von Alien Breed 3 gefragt haben. Die Lösung auf die sie gekommen sind, ist leider die Selbe, die zahlreichen Spielern auch schon im Vorgänger die letzten Nerven gekostet hat. Sollte man also wieder einmal in die Situation kommen, dass aufgrund der aktuellen Kamera-Position überhaupt nichts mehr zu sehen ist, (was dummerweise verdammt oft der Fall ist) lässt sich mittels der beiden Bumper die Kameraperspektive in 45 Grad Schritten nach links oder rechts drehen.
Problem Nummer zwei ist dagegen eher mathematischer Natur. Praktisch alle Kreuzungen des Spieles sind rechtwinklige Abzweigungen, oder mit anderen Worten 90 Grad Winkel. Ich muss also nicht nur einmal, sondern direkt zweimal auf meinen geliebten Bumpern herumtatschen um den Überblick zu behalten. Wenn ich jetzt noch unter Dauerangriffen einer ganzen Alien Horde stehe, dann ist es endgültig vorbei mit Kamerajustierung. Man hat schlichtweg keine Zeit dazu, nach den dämlichen Knöpfchen zu tasten, sondern holzt lieber blind in die Gänge... Was natürlich eine immense Munitionsverschwendung zur Folge hat (war da nicht mal was mit Munitionsmangel..?!)
Ihr merkt schon.. die Kamera ist wirklich das große Manko des Spieles. Doch es geht leider noch schlimmer. In manchen Abschnitten zoomt die Ansicht nahe an Conrad heran und stellt ihn in einer Art Third-Person-Shooter Perspektive dar. Wäre ja ganz angenehm. Blöderweise haben die Designer aber beschlossen, dass es ziemlich toll ist, wenn man seiner Figur nicht über die Schulter, sondern auf die Seite schauen kann. Folge davon: wir haben eine tolle Aussicht auf die Korridorwände hinter Conrad, die Sichtweite nach rechts und links (wohin wir uns meistens bewegen müssen) ist aber effektiv fast Null.
Und jetzt kommt die kleine Kontroll-Frage.. Wohin möchte man in einer feindlichen Umgebung schauen? Zur Seite auf hübsche, solide Wände oder nach vorne und hinten, wo die Gefahr herkommen wird? Die Antwort erübrigt sich. Das schlimmste an der Sache ist jedoch, dass es durchaus auch Abschnitte gibt, in denen wir mit einer klassische Über-die-Schulter Perspektive beglückt werden. Die Entwickler hätten also gekonnt. Warum sie nicht gewollt haben, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.
Wer jetzt denkt, dass das Spiel durch diese, nennen wir es einmal „klassische“ Ausrichtung verstaubt und langweilig wirkt, der irrt jedoch gewaltig. Überall gilt es, nützliche Gegenstände wie Medi-Packs oder kostbare Munition zu entdecken. Mit gefundenem Geld lassen sich Waffen upgraden oder neue Munition kaufen und sogar manche Speicherpunkte müssen erst einmal gefunden werden. Dazu kommen noch Alienattacken, coole Endgegner, massig gescriptete Ereignisse und die tolle Atmosphäre. Am Ende steht die Erkenntnis, dass ein gutes Spielprinzip einfach immer noch ein gutes Spielprinzip ist, ganz egal wie viele Jahre es auf dem Buckel hat. Als eine Art Bonus existiert neben dem Story Modus übrigens noch ein Survivor Modus, indem immer neue Wellen von Aliens auf uns gehetzt werden. Umso länger wir überleben, um so mehr Punkte gibt es... Simpel aber eben auch wieder äußerst spaßig.
Wie bei vielen Spielen dieser Art läuft Alien Breed 3 übrigens im Multiplayer endgültig zur totalen Hochform auf. Sich zusammen mit einem Kumpel durch die Alien-Horden zu ballern ist einfach die absolute Wucht. Erstaunlicherweise stellt sich hier übrigens die Kameraproblematik nicht, stattdessen ist das virtuelle Schiel-Auge in einer konstanten Einstellung eingefroren.. Und was soll man sagen? Übersichtsprobleme gibt es kaum.. Warum nicht gleich so, Team17?
Alien Breed 3: Descent ist ein absoluter Top-Titel im Arcade-Portfolio und begeistert mit herausragender Technik und einem zeitlosen Spielprinzip. Einziger wirklicher Schwachpunkt ist die nervige Kamera-Steuerung im Single-Player, die in hektischen Gefechten richtig nerven kann. Trotzdem ist das Spiel so gut, dass es einigen Vollpreis-Titeln in meiner persönlichen Bestenliste mal eben ganz locker den Rang abgelaufen hat. Deshalb gibts von mir eine unbedingte Anspiel-Empfehlung!!!