Over G Fighters im Test

Xbox 360Xbox
Seit dem guten Commodore Plus 4 mit „ACE“ zieht es mich immer wieder hinter den Steuerknüppel von virtuellen Flugzeugen. Mit F/A 18 Interceptor auf dem Amiga kam dann die erste richtige Steigerung. So nahm die Geschichte ihren Lauf und mit der neuen Generation an Hardware sehnten sich viele nach einer guten Flugsimulation für den heimischen TV. Bis dato hatten hier PC-Daddler durch die viel größere Power immer die Nase vorn, was Detailgrad und Realismus anging. Mit der Xbox 360 ist dieser Punkt nun endlich auf Augenhöhe gezogen und somit für die Entwickler ein neuer Markt entstanden. Taito hat hier die Zeichen schnell erkannt und möchte uns nun mit Over G Fighters packende, realitätsnahe Action verkaufen. Ob es das Spiel schafft den Nachbrenner einzuschalten oder wir nur laue Segelfliegerkost bekommen wird Euch der folgende Test erklären.
Dann stürzen wir uns einmal ins Abenteuer und beginnen mit der „ok recht dünnen“ Story des Spiels. Die Welt hat nach jahrelangen Kriegen anscheinend endlich den Verstand eingeschaltet und sich darauf geeinigt ein „Gründungskomitee des Globalen Föderationsrates“ zu schaffen. Klingt nett, aber es muss ja immer jemanden geben, dem das nicht passt und schwups kommen ein paar Militante Gruppen um den schönen Traum platzen zu lassen. Aktion -> Reaktion: Die „guten“ rufen die Special Peace Corps als Wächter der neuen Einheit aus, damit wir irgendwann mal endlich auf den Weltfrieden trinken können. Keine leichte Aufgabe, die da vor Euch liegt.

Ihr übernehmt nun die Rolle eines EAF (Energy Air Force) Piloten und müsst Euch durch acht Operationsgebiete arbeiten, die weltweit verteilt sind. Zur Lösung Euerer Aufgaben stehen Euch im Laufe des Spiels über 30 (freischaltbare) Flugmaschinen zur Verfügung. Angefangen von der nicht mehr wegzudenkenden F-14A Tomcat über die F-15E Strike Eagle, F-16 Falcon, F/A 18C Hornet, F-117 A Nighthawk bis hin zur modernen F-22A Raptor. Natürlich gibt es auch eine Mig 29 und eine SU-27 Flanker. Ein bunt gemischter Flugpark also, bei denen alle Maschinen mit einem originalgetreuen und komplett funktionierenden Cockpit glänzen. Vorbei die Zeiten steriler, (neben dem HUD) nicht bewegender Anzeigen vor dem Auge :) Neben der Cockpit-Perspektive könnt Ihr dann auf Wunsch dann in zwei weitere Ansichten schalten (freie Sicht und Verfolgerkamera).

Neben Euren Arbeitsmitteln stellt Taito satte 90 Gegnermodelle in die Luft bzw. auf den Boden. Vom Flugzeug über Hubschrauber, Panzer & Geschützen bis hin zu verschienenden Schiffen wird hier alles aufgefahren. Natürlich darf hier ein Flugzeugträger nicht fehlen auf den Ihr Starts und Landungen vollführen könnt/müsst. Damit Ihr nicht alleine im Regen steht (oh sorry - Wetterwechsel gibt es ja leider nicht) könnt Ihr Euch für jede Mission einen passenden Flügelmann aussuchen derer da in fünffacher Ausfertigung zur Verfügung stehen. Jeder dieser Piloten hat hier spezielle Fähigkeiten/Kenntnisse für die entsprechenden Missionen. Interessant ist hier, dass man für jede Mission in verschiedenen Kategorien Punkte bekommen kann (auch die Flügelmänner), so dass die gesamte Truppe im Laufe des Spiels besser wird. Im Grunde also ein kleiner RPG-Touch der Euch z.B. die Auftretenden G-Kräfte besser aushalten lässt oder Eure Reaktion / Genauigkeit verbessert. Die G-Kräfte werdet Ihr zu Anfang sicherlich schnell kennen lernen, da hier je nach Blutfluss Euer Bildschirm rot oder grau wird.

Vor dem ersten Spiel könnt Ihr zwischen Anfänger und Experte wählen. Schafft Ihr es „Experte“ zu meistern, kommen hier bis zu zwei weitere Auswahlmöglichkeiten hinzu. Vor jeder Mission gibt es ein kleines Briefing, welches Euch über die aktuelle Situation aufklärt. Anschließend sucht Ihr Euren Flügelmann und Euer gewünschtes Flugzeug aus (müssen im Laufe des Spiels frei geschaltet werden) und bewaffnet separat beide Flieger. Für Einsteiger steht hier eine automatische Auswahl zur Verfügung. Je nach Aufgabe beginnt das Spiel nun entweder gleich in der Luft oder Ihr müsst vom Boden bzw. Flugzeugträger aus starten. Im Grunde hat man die Missionsarten recht gut gemischt, wobei Ihr in den acht vorhandenen Szenarien zuerst zwischen verschiedene Untermissionen wählen könnt, welche nach erfolgreicher Absolvierung die finale Szenario-Mission frei schaltet. In dieser müsst Ihr dann mehrere Aufgaben hintereinander erledigen, wobei man Euch hier leider keine Checkpoints gönnt was im Verlauf beim stetig ansteigenden Schwierigkeitsgrad dann doch mal zu Frustmomenten führen kann.

In den Einstellungen des Spiels solltet Ihr die Steuerung am besten gleich zu Beginn von „Arcade“ auf „Simulation“ umstellen, da Ihr hierdurch viel bessere Kontrolle und mehr Gefühl für die Flugzeuge bekommt. Im „Arcade“-Modus lässt sich z.B. Euer Gerät nur in die 90° Kurve legen. Ein „rollen“ ist hier nicht möglich was Euch im Gefecht viel Reaktionsfreiheit nimmt. Taito hätte fast gut daran getan diese Auswahl komplett heraus zu lassen. Über die „Back“-Taste in Kombination den Triggern könnt Ihr dem Flügelmann jederzeit Befehle zukommen lassen, die Euch im Kampf etwas entlasten bzw. wenn’s mal eng wird auch Euren Hintern retten kann. Die fast 80 Missionen gehen hier gerade zu Anfang recht schnell von Statten. Oftmals reicht es aus, einen Gegner aus großer Entfernung ins Vizir zu nehmen und dann eine Rakete auf ihn abzufeuern. Lange wird dieser Zustand aber nicht anhalten, denn dann müsst Ihr die immer stärker agierenden Gegner nämlich öfter mal aus Eurem Dunst abschütteln um selbst in Schussposition zu kommen. Dank Nachbrenner (der mächtig Durst hat, also immer schön den Tank im Auge halten) und Bremsklappen lassen sich hier zwar gute Wendemanöver einleiten, aber dies will erst einmal erlernt werden. Vorsicht auch bei Flugmanöver durch Trümmerstücke! – Wie es sich für eine Simulation gehört, nimmt Euer Flieger hier schnell Schaden und kann teils gar abstürzen.

Viel Übung bedarf es im Kampf dann, wenn sich eine gegnerische Rakete auf Euch aufgeschaltet hat. Im HUD könnt und müsst Ihr nun blitzschnell ablesen, um was für eine Rakete es sich handelt. Ist es eine Radargesteuerte Rakete könnt Ihr über die B-Taste einen Täuschkörper abwerfen und anschließend zügig die Flugbahn ändern. Kommt eine Infrarot-Rakete kommt (bei automatischer Einstellung) ein Leuchttäuschkörper aus dem Heck. Beim Ausweichmanöver solltet Ihr dann aber auf den Nachbrenner verzichten, da Ihr sonst für die Rakete leuchtet wie ein Christbaum der besucht werden möchte. In beiden Fällen müsst Ihr durch Übung aber hier das richtige Timing für den Abwurf der Gegenmaßnahmen entwickeln, wobei Ihr selbst dann nie ganz sicher sein könnt, dass es auch funktioniert.

Im stetigen Wechsel heißt es nun andere Flieger vom Himmel zu holen, verschiedene Bodenziele zu eliminieren, Begleitschutz zu fliegen, Konvois zu Wasser und an Land anzugreifen oder Objekte zu beschützen. Absolviert ihr die Mission erfolgreich, gibt es eine kleine Nachbesprechung, in der Ihr und Euer Flügelmann dann auch Punkte erhaltet, was wiederum neue Ereignisse bzw. Flugzeuge frei schalten kann. Natürlich gibt es auch einen hübsch anzuguckender Replay-Modus, welcher gerade beim Scheitern einer Mission oftmals Eure Fehler aufdeckt. Wer hier gut Acht gibt, sollte sich im Grunde stetig verbessern können.

Neben dem „Szenario-Modus“ wartet als nächstes der Challange-Modus mit verschiedenen Herausforderungen in zwei Kategorien auf Euch. Im Punkt „Arena“ könnt Ihr gleich zu Beginn auf die volle Auswahl an Flugzeugen zurückgreifen. Des Weiteren bekommt ihr hier zwei Flügelmänner gestellt und müsst immer vom Boden aus starten um permanent weiter erscheinende Gegnerscharen zu erledigen. Hier verbraucht sich im Gegensatz zu den Szenarien dann auch Euer Vorrat an Munition, sprich Ihr müsst zwischendurch immer wieder landen um aufzutanken, neue Waffen zu bestücken und Schäden reparieren zu lassen. Zwischendurch speichert das System stetig Euren Fortschritt, so dass Euch keine Zahlen verloren gehen. Je besser Ihr hier seid, desto mehr Sachen schalten sich für den Rest des Spiels frei. Unter dem Punkt „Angriff“ stellt Ihr Euch manuell eine Herausforderung zusammen, welche dann gelöst werden muss.

Natürlich bietet das Spiel auch einen Multiplayer-Modus via Xbox-Live, in dem es dann mit bis zu acht Teilnehmern zur Sache geht. Leider hat man es hier nicht auf die reihe bekommen eine „Lobby“ zu integrieren, so dass Ihr nach jedem Spiel Eure Freunde erneut einladen müsst :( Ihr habt hier die Wahl zwischen dem „Areana-Modus“ in dem ihr in vier zweier Teams versuchen müsst die gegnerische Festung (Basis, Schiff o.a.) zu erledigen. Fehlende Spieler übernimmt der CPU. Auch hier gehen Euch Treibstoff und Munition aus, was Euch recht zügig zur Landung auf Eurem Flughafen zwingt. Netterweise gibt es hier einen „neutralen“ Landeplatz in der Mitte des Gebiets, in dem Ihr natürlich recht oft auf Gegner trefft. Im „Duell“-Modus geht es im Grunde in ein „Team-Deathmatch“ ohne Friendly-Fire, also cool bleiben am Abzug ,,,) Natürlich gibt es für Statistikfans auch online Ranglisten zum einsehen.

Nach all den vielen, recht positiven Aufzählungen kommen wir nun leider zum wohl größten Manko des Spiels, der Grafik. Freut man sich zu Beginn noch über die sehr detaillierten Flugzeuge, holt einen die Umgebungsgrafik dann sehr schnell runter. Zwar gibt es einige 3D-Gebäude aber der größte Teil der Bodentexturen ist ein unwürdiger Brei. Dies hätte man im Grunde noch locker auf der Xbox schaffen können. Auch schockt einen gerade in Mission 1 noch das grüne Wasser der Sequenz. In den nächsten Missionen erkennt man hier aber richtige Wellen, welche beim Auftreffen von Sonnenlicht etwas blinken. Dazu fallen die Menüs recht trist aus wobei die Briefings hier lediglich mit eingeblendeten Figuren daher kommen. Auch die Explosionen können (gerade in den Replays) nicht gut überzeugen. Für Xbox 360 Verhältnisse ist das gebotene leider viel zu wenig, zeigt im Briefing aber klar die Herkunft des Titels auf.

Bei der Steuerung hat man dann glücklicherweise sehr viel richtig gemacht, was sich aber auch erst beim Umstellen von „Arcade“ auf „Real“ richtig bemerkbar macht. Wie oben bereits beschreiben solltet Ihr diesen „Switch“ am besten gleich zu Anfang machen, da Euch das Spiel sonst vielleicht nicht gefallen könnte. Erst danach merkt kann man die Millionen Dollar teuren Geräte gut in die gewünschte Lage bringen, um die Situation zu meistern. Auch erkennt man hier erst so richtig das unterschiedliche Flugverhalten der Maschinen. Soundmaßig habe ich für meinen Teil die zur Verfügung gestellt Musik schnellstens abgeschaltet und durch eigene Mucke vom Rechner ersetzt. Die verschiednen Flugzeugtypen kommen aber mit differenzierten, überzeugenden Klängen über die 5.1 Anlage daher. Die englische Sprachausgabe geht in Ordnung, kommt an eine „Top-Gun“ Kulisse aber nicht ran.

Stefan meint:

Stefan

Zu Anfang hatte ich wirklich meine Probleme mit dem Titel. Arcade-Einstellung sowie die schlechte Umgebungsgrafik turnten mich ziemlich ab und ich zog schon fast eine voreilige Beurteilung. Lasst Euch aber nicht von dem recht einfachen Einstieg und den anderen Punkten blenden, denn hier könnte schnell der Eindruck aufkommen, dass es sich bei Over G Fighters nur um kurze, lieblose Action im Schafpelz handelt. Wer sich auf das Spiel einlässt wird recht bald merken, dass hier eine richtig gute Simulation vergraben liegt, die Euch immer weiter fordern wird. Um alles im Spiel frei zu schalten, muss gar vier Mal einen kompletten Durchgang wagen (Hell-Schwierigkeitssgrad), wobei hier sicherlich nur „Hardcore Asse“ eine Chance haben werden.

Leider verhindert die trüben Umgebungsgrafik, die simplen Briefings sowie die fehlende Lobby beim „Live“ zocken den Gesamteindruck des Spiels dann doch sehr stark, so dass man es im Grunde nur einem beschränkten Kreis an Flugzeugfans empfehlen kann, die hier auf eine fordernde Simulation warten. Wer diese Herausforderung sucht ist bei „Over G Fighters“ letzten Endes genau richtig. Für diese Käufer steht dann auch meine Benotung des Spielspaß und des Gesamturteils!

Positiv

  • Lange Spielzeit

Negativ

  • Fehlende Online Lobby
  • Technisch nicht zufriedenstellend
Userwertung
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Over G Fighters Daten
Genre Flugsimulation
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 29.06.2006
Vermarkter Ubisoft
Wertung 6.9
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neXGam YouTube Channel
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