Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde II im Test

Xbox 360Xbox
Obwohl der große Herr der Ringe-Hype langsam aber sicher abklingt, entschloss sich Electronic Arts dazu den RTS-Knaller Die Schlacht um Mittelerde II vom PC auf die Xbox 360 zu bringen. Hobby-Strategen mit Xbox 360 unter dem Fernseher dürfen sich freuen, wurde ihr Lieblingsgenre von der Konsole doch bislang völlig vernachlässigt. Ob der Port gelungen ist und sich gut spielen lässt, erfahrt ihr im folgenden Review.
Electronic Arts besitzt bekanntmaßen nicht nur die Lizenzen zur Versoftung der Ereignisse aus den Filmen, sondern auch die Lizenzen der Tolkien-Bücher. So beschäftigt sich Die Schlacht um Mittelerde II mit den Geschehnissen, die sich im Norden von Mittelerde abspielen, während Frodo und seine Gefährten ihren Auftrag an anderer Stelle ausführen. Das hätte auch böse in die Hose gehen können, aber im aktuellen Fall funktioniert es wunderbar und man lernt einige neue Charaktere kennen, gemäß dem Fall dass man die Bücher nicht gelesen hat und nur Peter Jacksons Filme kennt. Das Herzstück des Spiels bildet der Kampagnenmodus, in dem ihr das Schicksal Mittelerdes entweder auf der Seite der Guten oder als Anhänger Saurons auf der bösen Seite besiegeln könnt. Beide Kapitel haben einen Umfang von acht Missionen und enden in einer wirklich atemberaubenden und gewaltigen Schlacht.

Der dritte Singleplayer Modus auf der Xbox 360 Disc ist der Gefechtsmodus, in dem ihr eine eigenständige Schlacht auf verschiedenen Maps inszenieren könnt. Die zur Verfügung stehenden Maps stammen dabei nicht nur aus dem aktuellen Spiel, sondern auch aus dem sehr erfolgreichen Vorgänger, den PC-Spieler kennen sollten. So könnt ihr auch noch an Orten wie Helms Klamm oder Minas Tirith kämpfen, die von der Kampagne nicht angesteuert werden. Die Singleplayer Modi von Schlacht um Mittelerde II überzeugen absolut. Die Kampagne versetzt euch wie gesagt in die nördlichen Regionen von Mittelerde, wo ihr je nach Szenario als Elben, Zwerge oder als Krieger aus Gondor und Rohan unterwegs seid. Oder eben als Teil der Armeen von Mordor, Truppen aus Isengard und Goblins.

Die Schlachten in der Kampagne sind gut strukturiert und damit sehr zugänglich gestaltet für Genre-Neulinge. Veteranen werden sich auf dem normalen Schwierigkeitsgrad stellenweise langweilen, aber mit der schweren Fassung sollten auch jene gut bedient sein. Die KI ist größtenteils recht vorhersehbar und verläuft nach einem klaren Schema von meist mehreren Angriffswellen. Die Pausen zwischen jenen nutzt ihr demnach um eure Verteidigung aufzubauen, potentielle Verluste zu kompensieren und euch für den nächsten Teil der Schlacht vorzubereiten. Wichtig ist dabei vor allem die Erforschung von Upgrades, denn der Unterschied zwischen einem ganz normalen Battalion von Kriegern und einem, welches auf Updates wie stärkere Rüstung oder modifizierte Waffen zurückgreifen kann, ist riesig groß und kann den Krieg entscheiden.

Für die Rekrutierung von neuen Einheiten stehen euch eine Reihe konventioneller Arten zur Verfügung, die alle im entsprechenden Verhältnis eingesetzt werden sollten. Sprich Schwertkämpfer gut gegen gegnerische Schwertkämpfer, Bogenschützen oder Axtwerfer allerdings reissen die gegnerischen Schwertkämpfer richtig effektiv auseinander. Jene sind dann jedoch im direkten Vergleich zu Kavallerie unterlegen. Darin, dieses System zu entschlüsseln und genau zu wissen mit welchen Truppen man gegen wen antreten sollte, liegt der Schlüssel zum Erfolg in Schlacht um Mittelerde II.

Neben den normalen Einheiten sind die Helden von elementarer Bedeutung. Die Helden sind markante Charaktere aus den Büchern und Filmen, die alle über ganz spezielle Fähigkeiten verfügen. So können sie z.B. Zauber aussprechen, die großen Schaden anrichten oder mit individuellen Angriffen ganze Battalione auslöschen. Auf der anderen Seite sind eure eigenen speziellen Fähigkeiten. Während ihr Erfahrung sammelt werden euch Punkte gutgeschrieben, die ihr in neue Fähigkeiten investieren könnt. Diese Zaubersprüche o.ä. können nach dem Erwerb immer wieder benutzt werden und helfen euch damit maßgeblich bei euren Aufträgen, auch wenn ihr nach einem Gebrauch eine kurze Aufladphase respektieren müsst. Wichtig sind z.B. Heilsprüche oder eine Magie in der guten Kampagne, die ein kreisförmiges Gebiet temporär in einen Elbenwald verwandelt, wo eure Helden immun gegen jegliche Angriffe sind und eure normalen Truppen verstärkte Angriffs- und Verteidigungswerte haben. Auf der bösen Seite lässt sich auch z.B. ein Balrog heraufbeschwören. Taktisch clever eingesetzt können diese Dinge den Verlauf einer Schlacht nachhaltig verändern und entscheiden.

Wo die Xbox 360 Fassung im Vergleich zum PC-Original richtig punkten kann ist der Multiplayer. Auf der Xbox 360 Disc findet ihr fünf Mehrspielermodi. Neben dem traditionellen Gefechtsmodus, wo alle Spieler um ihr eigenes Überleben kämpfen, gibt es weitere Variationen nach Capture the Flag- und Capture and Hold-Methoden. Alle Partien in diesen Modi können jedoch sehr schnell beendet werden, denn dadurch dass bestimmte Ziele erreicht werden müssen stürmen viele Spieler direkt los und verschwenden nicht viel Zeit damit, ein ausgeprägtes Lager zu errichten und erst danach gut vorbereitet in die Schlacht zu ziehen. Letztlich gibt es noch den Helden Modus, in dem die Spieler nur mit den Heldencharakteren gegeneinander antreten. Der Multiplayer Modus von Schlacht um Mittelerde II auf der Xbox 360 ist auf jeden Fall sehr gut ausgefallen und anhand der Einstellungsmöglichkeiten wird jeder fündig – egal ob schnelles Gemetzel oder eine ausgeprägte taktische und epische Schlacht. Durch die Tatsache, dass das Spiel der bis dato einzige RTS-Vertreter auf der Xbox 360 ist, kann ich mir vorstellen, dass der Titel über Xbox Live sehr populär wird. Auch wenn die hin und wieder auftretenden Framerate Einbrüche doch nerven können.

Bleibt die Frage aller Fragen – wie lässt sich das Spiel auf der Konsole steuern? Erstaunlicherweise sehr gut! Das traditionelle ‘solche Spiele kann man auf einer Konsole nicht spielen’-Geblubber könnt ihr also getrost ignorieren, die Entwickler haben die Steuerung wunderbar einfach auf das Xbox 360 Pad transportiert. In der Praxis heißt das, dass ihr für die Basissteuerung nur fünf Teile des Pads gebraucht: die beiden Analogsticks, die beiden Trigger sowie den A-Button. Während die Analogsticks den Cursor sowie die Kamera kontrollieren (inklusive Zoom und Drehung), liegt auf dem A-Button alles was mit Auswahl und Bestätigung zu tun hat. In Kombination mit den Triggern und Bumpern lassen sich so z.B. alle eure Einheiten, alle Einheiten einer bestimmten Kriegergruppe oder einfach nur alle momentan sichtbaren Einheiten auswählen und befehligen. Der rechte Trigger öffnet das einfache Menü für Neubauten, Rekrutierung, Fähigkeiten usw., in welchem ihr auch sehr einfach zurecht kommt. Nach spätestens 20 Minuten seid ihr absolut fit in Sachen Steuerung und ‚verdrückt’ euch nur noch höchst selten.

In Sachen Grafik muss auch bei diesem Spiel wieder zwischen den verschiedenen Gerätenormen unterschieden werden. Auf einem HD-Gerät, wofür die Xbox 360 Spiele ausgelegt werden, gleich es dem PC-Original sehr. Und das sah ja richtig gut aus. Eigentlich sieht es auf der 360 sogar noch ne Ecke besser aus, denn viele Interface Sachen von der PC-Fassung wurden hier rausgelassen, wodurch alles ein bischen sauberer wirkt. Die Gegenden von Mittelerde sind sehr liebevoll und detailliert dargestellt, genau wie die Gebäude oder die einzelnen Einheiten, die alle ihre ganz individuellen Besonderheiten mit sich bringen. Aber ein Problem hat Die Schlacht um Mittelerde II in technischer Hinsicht: sobald es zu richtig großen Schlachten kommt, bricht die Framerate regelmäßig dramatisch ein und zieht die Spielgeschwindigkeit in den Keller. Auf einem normalen Fernseher ist das Spiel zwar durchaus spielbar, aber alles verkommt in gewisser Weise zu einem großen Einheitsbrei. Die winzigen Einheiten lassen sich, insofern ihr nicht reinzoomt, nur schwer voneinander unterscheiden. Zudem fallen wieder die sehr kleinen Texte auf, die Xbox 360 Besitzer mit ‚normalem Fernseher’ schon aus einer Reihe anderer Spiele kennen.

Was den Sound angeht begeistert Schlacht um Mittelerde II fast nahtlos. Die deutschen Synchronstimmen von Hugo Weaving, Ian Mc Kellen, Christopher Lee und andere bekannte Stimmen begleiten euch durchs Spiel und geben so viel von der Herr der Ringe-Atmosphäre mit auf den Weg. Hinzu kommt ein epischer Soundtrack mit einigen Stücken, die man schon nach den Filmen nicht mehr aus dem Ohr bekommen hat.

Gregory meint:

Gregory


Abschließend kann man durchaus sagen, dass Die Schlacht um Mittelerde II auf der Xbox 360 Strategie-Liebhabern wirklich viel Gutes bietet. Dank verschiedener Varianten im Singleplayer gibt es einen recht hohen Wiederspielwert und im Multiplayer marschieren die Truppen über Xbox Live in den virtuellen Krieg. Technisch überzeugt das Spiel unterm Strich und alleine für die großartige Lösung der Steuerungsproblematik sollten die Entwickler einen Ehrenpreis kriegen. Was der Spieler vom Titel hält, hängt sehr viel mit der individuellen Spielweise zusammen. Ich empfehle, dass ihr euch von der Geschichte und der Stimmung voll in das Abenteuer reinziehen lasst und selbst zunächst einfach erscheinende Missionen anhand von exzessiver Planung und Verteidigung in lange und epische Gefechte verwandelt – dann wird dieses Stück Software zum Spiel mit dem definitiv passendsten Untertitel aller Zeiten!

Positiv

  • HdR-Flair
  • Wunderschöner Soundtrack
  • Sehr gelungene Steuerung

Negativ

  • Online ohne stabile Framerate
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Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde II Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 6
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 13.07.2006
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 8.5
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