Man braucht nicht viel, um den typischen männlichen Zocker dazu zu bringen, sehnsüchtig auf ein bestimmtes Spiel zu warten. Eigentlich reichen eklige Zombies, feurige Kämpfe und dementsprechend dicke Wummen schon aus. Wenn eine eine bildhübsche junge Frau dann auch noch die Hauptrolle im Spiel übernimmt, kann quasi nichts mehr schief gehen. Das zumindest glaubt man scheinbar beim japanischen Entwicklerteam Cavia. 9 Monate nach dem japanischen Release von Bullet Witch hat der Titel nun auch den Weg nach Europa gefunden. Wir lassen euch wissen, ob die oben aufgeführte Rechnung aufgeht.
Wir schreiben das Jahr 2013, die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben. Naturkatastrophen, Hungersnöte, Kriege und Seuchen haben dafür gesorgt, dass die Weltbevölkerung auf weniger als eine Milliarde geschrumpft ist. Und nun taucht auch noch die Armee des Bösen auf um dem ganzen die Krone aufzusetzen. Doch gerade, als die wenigen Überlebenden das Ende der Zivilisation mutlos akzeptiert haben, erscheint eine schöne Frau, gekleidet in schwarz und ausgestattet mit den magischen Kräften einer Hexe sowie einer mächtigen Waffe, geformt wie ein Besen. Ihr Name ist Alicia und sie ist die Hauptfigur in der Story von Bullet Witch. Als Alicia habt ihr nur ein Ziel: die Dämonenbrut muss lückenlos ausgerottet werden! Dabei hilft euch stellenweise eine Gruppe von Soldaten, die den Kampf noch nicht aufgegeben haben und sich freuen, auf eine tatkräftige Waffe wie Alicia eine ist zu treffen.
So beginnt euer Abenteuer an der amerikanischen Ostküste. Sechs Level warten auf euch – und viele Dämonen, bei deren Design sich die Entwickler leider nicht viel haben einfallen lassen. Während der rund 7-8 Stunden, die ihr beim ersten Durchgang brauchen werdet, kommt ihr durch eine Stadt, über das Kanalsystem an eine ausgediente Militärbasis, in den Wald in dem das ganze Schlamasel seinen Ursprung hat und schlussendlich wieder zurück in die Metropole, wo das Spiel im ultimativen Showdown gegen den Obermotz beendet wird. Sämtliche Schauplätze sind sehr linear aufgebaut – Planlosigkeit kommt nur dann auf, wenn ihr aufgrund der Dunkelheit im Spiel mal wieder eine Türe oder Seitenstraße übersehen habt.
Das Spielprinzip von Bullet Witch ist sehr einfach gestrikt. In der Praxis sieht es so aus, dass ihr die linearen Wege entlang lauft und immer wieder auf große Gruppen von Gegnern trefft. Diese gilt es dann zurück in die Hölle zu schicken. Dabei hilft euch der etwas andere ‚Besen’ von Alicia, der zur Multifunktionswaffe umgebaut wurde. Die Kämpfe sind größtenteils recht anspruchslos, was in erster Linie an der ziemlich ärmlichen KI der Gegner liegt. Diese steigt zwar im späteren Spielverlauf nochmal ein bisschen an, doch letztlich werdet ihr in Bullet Witch durch die normalen Gegner nicht vor erwähnenswerte Probleme gestellt. Der typische Dämon aus Bullet Witch erscheint zunächst humanoid, doch bei näherer Betrachtung wird klar, dass irgendwas nicht stimmt. Einzelne Körperteile der vom Dämon getöteten Menschen haben sich an ihre Körpern geklebt, so dass es hin und wieder richtig abgefahren wird. Da endet die Ideenvielfalt beim Design aber auch schon, denn diese Gegnerart folgt euch bis ans Ende des Spiels und irgendwann wird es dann doch recht langweilig, immer wieder die gleichen Jungs in ihre Schranken zu weisen.
Für ein wenig Abwechslung sorgen die sogenannten ‚Gigas’ und ‚Walnussköpfe’. Besonders die Gigas wirken beim ersten Aufeinandertreffen ziemlich beeindruckend, doch schon bald stellt sich heraus, dass auch sie recht einfaches Kanonenfutter sind – nur eben etwas größer. Die Walnussköpfe, mit ihrem riesigen freiliegenden Hirn, verfügen immerhin über spezielle mentale Kräfte, durch die sie Autos usw. nur per Gedankenkraft auf euch schleudern können. Oft müsst ihr einen Walnusskopf erledigen, damit eine magische Barriere aufgelöst wird und ihr im Level weiter vorrücken könnt.
Sämtliche Action im Spiel basiert auf dem Gebrauch eurer Waffe, Alicias Hexenbesen. Das lange und detailliert dekorierte ‚Etwas’ ist mit einem durchschlagenden Maschinengewehr versehen, welches euch gut durch die ersten Kämpfe im Spiel begleitet. Nach dem Beenden eines Levels wird eure Leistung anhand diverser Faktoren (gebrauchte Zeit, erledigte Gegner usw.) bewertet und ihr erhaltet entsprechend viele Fähigkeitspunkte. Mit diesen Fähigkeitspunkten könnt ihr vor dem Start des nächsten Abschnitts Alicia aufstufen. So erhaltet ihr auch neue Waffen: neben dem Maschinengewehr gibt es noch eine Schrotflinte, eine Kanone sowie eine Gatling Gun. Jede dieser Waffen lässt sich aufleveln bis zur Maximalstufe 3, wodurch sich vor allem die Durchschlagskraft erhöht. Sobald ihr mehrere Waffen in eurem Arsenal habt, wird mit dem B-Button gewechselt.
Um Munition müsst ihr euch in Bullet Witch keine Sorgen machen. Wenn ihr nachladen wollt, wird eine kleine Menge von eurer Magieleiste abgezogen. Selbige füllt sich automatisch, die Höchstgrenze wird durch das Erledigen von Gegnern mit den diversen Schusswaffen gesteigert. Über der Magieleiste findet ihr am oberen rechten Bildschirmrand übrigens eure Gesundheit, die ihr besser gut im Auge behaltet.
Neben dem feurigen Besen kann Alicia, wie es sich für eine ordentliche Hexe gehört, auf ein schönes Repertoire bestehend aus magischen Attacken zurückgreifen. Insgesamt gibt es neun solcher Sprüche, die wie die Schusswaffen ebenfalls mit Fähigkeitspunkten aufgelevelt werden können. Das Dumme ist, dass nur etwa vier der Sprüche wirklich nützlich sind und hin und wieder angewendet werden sollten, der Rest ist komplett überflüssig. Es hilft auch nicht, dass das Aussprechen der Zaubersprüche viel zu umständlich auf das Pad gelegt wurde. Per Druck auf den linken oder rechten Bumper des Xbox 360-Pads wird ein Ring mit je drei Zaubersprüchen eingeblendet. Wenn ihr also einen Spruch anwenden wollt, müsst ihr erst den Bumper ein- bis dreimal drücken (je nachdem in welchem Ring der gewünschte Spruch gelistet ist) und anschließend noch den entsprechenden Button für den jeweiligen Spruch betätigen. Das hätte man sicher einfacher lösen können.
Das alles ändert aber nichts daran, dass durch die Zaubersprüche und deren Wirkung eine tolle Atmosphäre aufgebaut wird. Vor allem die Donner-, Meteor- und Tornado-Attacken sind großartig in Szene gesetzt und machen einfach nur Spaß. Diese großen Attacken brauchen allerdings auch die komplette Magieleiste auf, sprich ihr könnt sie nicht im Minutentakt ausführen und solltet den richtigen Moment abwarten.
Technisch bewegt sich Bullet Witch im Mittelfeld, denn abgesehen von den Auswirkungen der Zaubersprüche und beeindruckenden Explosionen wird nicht viel Next Gen würdiges fürs Auge geboten. Bei der Ausführung mancher starker Sprüche kommt es sogar vor, dass die Framerate drastisch in den Keller sinkt und es für die ein oder andere Sekunde nur Daumenkino zu sehen gibt. Die Texturen der Gebäude sind recht einfallslos und auch die Pop Ups in der Entfernung lassen keinen Jubel aufkommen. Beim Charakterdesign gibt es zwar viele Details, aber wie bereits angesprochen ist die Riege an gegnerischen Modellen nur sehr klein und somit nicht sonderlich abwechslungsreich. Trotz allem schafft es Bullet Witch vor allem durch farbliche Spielereien mit dem Himmel großartig, eine richtige Endzeitstimmung aufkommen zu lassen, was dem Spiel auf jeden Fall sehr gut tut.
In Sachen Sound bietet Bullet Witch einen passenden Soundtrack mit verschiedenen Musikrichtungen. Die deutsche PAL-Fassung kommt mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln. Während die Synchronisation der meisten Charaktere eher in die Abteilung ‚grausig’ gehört, hat mir die Stimme von Alicia sehr gut gefallen. Sie passt prima zum Charakter, lässt die innere Ruhe der Hexe erahnen und ist zudem passenderweise noch richtig sexy! ;-)
Gregory meint:
Potential hat Bullet Witch ohne Ende, doch leider haben die Entwickler die Trümpfe nur halbherzig ausgespielt, so dass der Titel lediglich als leicht überdurchschnittlicher 3rd Person Shooter auftritt. Kritikpunkte wie mangelnde Abwechslung, eine recht stumpfe KI in weiten Teilen des Spiels sowie die doch ziemlich kurze Spieldauer kosten ordentlich Punkte. Und doch hat Bullet Witch etwas Unbeschreibliches, was mir die Stunden über versüßt hat und mich mit einem guten Gefühl auf die Spielzeit zurückblicken lässt. Fans von 3rd Person Shootern würde ich daher raten, dem Titel trotz der vielen kleinen Mängel eine Chance zu geben – sobald man nicht mehr zum Vollpreis zugreifen muss.
Potential hat Bullet Witch ohne Ende, doch leider haben die Entwickler die Trümpfe nur halbherzig ausgespielt, so dass der Titel lediglich als leicht überdurchschnittlicher 3rd Person Shooter auftritt. Kritikpunkte wie mangelnde Abwechslung, eine recht stumpfe KI in weiten Teilen des Spiels sowie die doch ziemlich kurze Spieldauer kosten ordentlich Punkte. Und doch hat Bullet Witch etwas Unbeschreibliches, was mir die Stunden über versüßt hat und mich mit einem guten Gefühl auf die Spielzeit zurückblicken lässt. Fans von 3rd Person Shootern würde ich daher raten, dem Titel trotz der vielen kleinen Mängel eine Chance zu geben – sobald man nicht mehr zum Vollpreis zugreifen muss.