Le Tour de France 2011 kommt mit allen 21 offiziellen Etappen daher. Dabei ist fest vorgegeben, welche Abschnitte gefahren und welche simuliert werden. Die offizielle Lizenz ist mit an Bord, einigen Teams und Fahrern wurde dennoch ein Fantasie-Namen verpasst. Eine Editierfunktion wäre hier von Vorteil gewesen. Die Präsentation ist zweckmäßig. Im Hauptmenü angelangt, wartet neben der namensgebenden Tour de France noch der Modus Schnelletappe (kurzes Spiel) auf die Gunst der Spieler. Auch an ein Tutorial - kosteneffektiv in Bilder- und Textform dargestellt - haben die Cyanide Studios gedacht. Generell hätten wir uns ein Ingame-Tutorial gewünscht, das langsam in die Spielmechanik einführt.
Gewöhnungsbedürftig in Le Tour de France 2011 ist die Tatsache, dass euer Sportler von alleine in die Pedale tritt; auch sämtliche Lenkmanöver werden automatisch ausgeführt. Die Fahrersteuerung beschränkt sich auf eine Handvoll Befehle (Tempo erhöhen, Tempo verringern oder Tempo halten), die ihr allesamt über die Aktionsknöpfe des Controllers auslöst. Drosselt ihr beispielsweise bei einer Abfahrt oder vor scharfen Kurven nicht ordnungsgemäß die Geschwindigkeit des Fahrers, ist ein Sturz oftmals unvermeidlich. Mit dem eingeblendeten Risikobalken lässt sich die Gefahr besser einschätzen und je nach Situation ein kleiner Zeitbonus herauskitzlen.
Zusätzlich dürft ihr manuell kleine Ausweichmanöver starten, um etwa im Pelaton nach vorne zu kommen. Ein regelmäßiger Blick auf das Head-up-Display, das Informationen über die Strecke sowie über den Energievorrat eures Sportlers liefert, ist in Le Tour de France 2011 Pflicht. Ferner versorgt euch der Teamwagen mit weiteren Renninfos via Funk. Darüber hinaus gebt ihr eurem Team Instruktionen wie 'Führungsarbeit vortäuschen', 'Beschützen' oder 'Angreifen' über das (virtuelle) Headset. Dessen ungeachtet haben Mehrspieler-Fans in Le Tour de France 2011 definitiv das Nachsehen: Das Spiel bietet weder einen Splitscreen- noch einen Online-Modus.
Der Ursprung direkt aus dem 08/15-Levelbaukasten ist Le Tour de France 2011 deutlich anzusehen. Teilweise fällt es schwer, die jeweiligen Abschnitte innerhalb einer Etappe voneinander zu unterscheiden. Dass die modellierten Strecken nur entfernt den realen Vorbildern entsprechen, ist ein weiterer Nachteil. Ein klares Atmosphäre-Plus stellen hingegen die am Wegrand positionierten Passanten (leider auf PSone-Niveau) dar. Die Bikes und Fahrer wurden schick in Szene gesetzt; ein Wiedererkennungswert mit den echten Athleten ist dennoch nicht gegeben. Soundtechnisch enttäuscht Le Tour de France 2011 auf ganzer Linie: Der Boxenfunk ist schlecht abgemischt, die Soundeffekte sind mager und die Musik - ein Synthie-Pop-Gedudel im Stil von Eurythmics - ist einfach nur billig.
Le Tour de France 2011 kann in der vorliegenden Fassung ausschließlich Hardcore-Radrennspiel-Fans begeistern - und das nur bedingt. Die negativen Punkte (Umsetzung, Spielmechanik, Präsentation, fehlender Multiplayer-Part sowie Lizenzen) lassen sich nicht ohne Weiteres unter den Teppich kehren. Die indirekte Fahrersteuerung - ihr müsst nicht mal selbst lenken - ist ein guter Ansatz, kann in der vorliegenden Fassung aber noch nicht hundertprozentig überzeugen. Etliche Spieler dürfte dieses Spielkonzept sogar langweilen, zumal erst im letzten Drittel einer Etappe Spannung aufkommt. Auch das automatisierte Simulieren einiger Streckenabschnitte (nicht abbrechbar) stößt bitter auf.