Captain America and the Avengers im Test

Unsere heutige Geschichte handelt von einer Gruppe Individuen, die alle ihre Probleme haben. Da wäre Captain America, der zwar ein dufter Typ ist, aber einen ungemein blöden Tick hat: Egal wo er geht und steht, hat er sein Schild dabei. Welches nebenbei erwähnt aus dem fiktiven Metal »Vibranium« besteht. Das wäre so gesehen kein Problem, aber weil öffentliche Toiletten oft recht klein sind, stößt der amerikanische Patriot schnell an seine Grenzen.

Die nächste Gestalt ist der Multimillionär Tony Stark aka Iron Man, der bei heftigem Regenfall schnell zu rosten beginnen dürfte. An seiner Seite steht der Android Vision, der mit seinem Cape oft im Fahrstuhl oder anderen mechanischen Geräten stecken bleibt. Der Letzte in der Truppe ist der Lehrling von Captain America, welcher auf den Namen Hawkeye hört. Der Bogenschütze stand lange im Schatten anderer Superhelden, was aus ihm nicht gerade einen Gute-Laune-Menschen machte. Gemeinsam formen diese Individuen (mit anderen Helden wie z.B. Spiderman oder Thor) die Avengers, eine Gruppierung von Mutanten mit dem Ziel das Böse zu bekämpfen.

Ganz oben auf der Tagesordnung von Data Easts Sidescroll-Beat‘em‘up steht die Einhaltung von Red Skulls Meisterplan die Welt zu erobern. Dazu hat der Erzfeind von Captain America einige Superschurken wie den Juggernaut, Ultron oder Mandarin mittels Gedankenkontrolle gezwungen, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Das ruft natürlich die Avengers auf dem Plan, wobei ihr zu Beginn Captain America, Hawkeye, Ironman und Vision im Auswahlmenü wählen könnt.

Solltet ihr über einen zweiten Controller verfügen und einen leidensfähigen Kumpel an eurer Seite haben, darf der sich auch an dem Actionspektakel versuchen. Den ersten Lacher des Abends spendiert das SNES Captain America bereits während der Intro-Sequenz, bei eine erbärmliche Stimme auffordert, Amerika vor seinen Feinde zu schützen. Gefolgt von einem ’’OK goooo!’’ aus den Boxen des Fernsehers geht es auf die Straßen, wo schreiende Zivilisten um ihr Leben rennen.

Ab hier tritt euer vorher gewählter Held in Aktion, lässt einen coolen Spruch (wie »Villians like you must be crushed«) ab und rennt dem Unheil entgegen. Die Action orientiert sich eindeutig am spaßigen Turtles IV - Turtles in Time. Egal ob ihr euch auf dem Boden  von links nach rechts bewegt oder später in Fluglevels herumdüst, immer kommt eine Handvoll Gegner, der ihr mit Schlagkombos / Specials auf die Glocke gebt.

Um Unterschiede zwischen den vier wählbaren Charakteren zu gewährleisten, verfügt jeder Held über Spezialaktionen. Somit wirft Captain America sein Schild oder Ironman feuert Laserstrahlen aus seinen Handflächen. Wie bei Games dieses Genres üblich, könnt ihr Gegenstände wie Steine vom Boden aufnehmen und sie den Feinden entgegen werfen. Dieses Feature wird aber viel zu wenig in Anspruch genommen. Die Kämpfe sind besonders allein unfair, was zum Teil am hohen Schwierigkeitsgrad liegt - sowie der Unfähigkeit zu blocken. Schlagt ihr auf einen Gegner ein, so steht dieser schnell wieder auf und verpasst euch im Gegenzug einen Haken, der euren Helden schreiend zu Boden wirft.

Somit gibt es nur eine erfolgsversprechende Taktik: Ihr schlagt den Gegner und sucht sofort das Weite, denn sonst ist ein schnelles Game Over vorprogrammiert! Die Steuerung ist minimalistisch ausgefallen: Ein Knopf zum Schlagen, einen für die Spezialattacke und einen wiederum zum Springen. Auf dem Streifzug durch die uninspirierten Abschnitte werdet ihr auf viele Marvel-Charaktere treffen, die euch entweder eines auf die Schnauze geben oder euch mit Power-ups versorgen.

Ist das Levelende schließlich erreicht, knallt ihr dem Endgegner eins vor dem Latz. Hier solltet ihr erst seine Bewegungen studieren und dann zuschlagen, denn das Stück Software geizt mit Continues.

Abgesehen von den frustigen Kämpfen und der lächerlichen Aktionsvielfalt der Charaktere ist Captain America and the Avengers soundtechnisch eine echte Vergewaltigung der Gehörmuschel. Ob es der Soundtrack mit seinem billigen B-Movie-Flair oder die dämliche Sprachausgabe mit den entsetzlichen Schreien ist - man fühlt sich beim Zocken zurück in die Zeit versetzt, als »Videospiele« noch ausschließlich vom CIA benutzt wurden, um Kommunisten zu jagen. Die Grafik gewinnt auch keinen Preis: Die Animationen sind wenig, die Charaktere klein, das Leveldesign unspektakulär und alle Superhelden - wie auch Schurken - sehen aus, als kämen sie gerade aus einer 60er Jahre Soap.