Battletoads in Battlemaniacs im Test
Die Geschichte ist genretypisch schnell erzählt. Die böse Dark Queen kidnappt sowohl das hübsche Mädchen als auch euren Bruder Zits und ihr müsst in der Rolle der 2 Kröten mit den wohlklingenden Namen Pimple und Rash die Kastanien aus dem Feuer holen. Das die 3 Brüder nach Hautkrankheiten benannt sind lässt erahnen, dass es mit der Grazie und Eleganz nicht allzu weit her ist. Folglich prügelt, boxt und stiefelt ihr euch wahlweise zu zweit oder allein durch die Gegnerhorden mit einer geradezu cartoonhaften Übertreibung. Markenzeichen für die Serie sind dabei die riesigen Gliedmaßen bei den Finishing Moves, dank denen ihr eure Widersacher Marke Schwein im engen Spandexanzug (was hatte ich vorhin über Grazie gesagt?) mit geballter Krötenpower auf die letzte Reise schickt. Immer mit dabei: die Gewissheit, dass ihr die Nächsten seid.
Nur um dass mal klar zu stellen – das Modul hat einen Schwierigkeitsgrad ohne Umwege direkt aus der Videospielhölle spendiert bekommen und ich rede nicht von extrem schwer. Extrem schwer ist es, meiner Katze beizubringen, mir am morgen die Zeitung vorzulesen und einen Kaffee zu kochen. Dabei schaffe ich es nicht einmal, die böswillige Zerstörungswut an meinen Möbeln zu unterbinden. Nein, hier rede ich von „die meisten werden wenn überhaupt kaum mehr als die Hälfte vom Spiel sehen“-schwer!
Geizt der erste Level schon nicht mit fiesen Fallen, wie rapide weg brechenden Levelelementen, nimmt der Schwierigkeitsgrade mit jeder weiteren Stufe sehr schnell zu. Erfreulicherweise spielt sich dabei keines der insgesamt Sechs Spielabschnitte wie der andere. Einen masochistischen Hang zur Selbstgeißelung solltet ihr allerdings für alle Level im Gepäck haben. Schon in der 2. Welt werdet ihr euch bereits die Gegebenheiten der ersten zurück wünschen. Hier seilt ihr euch vertikal einen Baumstumpf hinab, während der Tod wortwörtlich an jeder Ecke lauert.
Die darauf folgende Bonusrunde lässt etwas auf Besserung hoffen, könnt ihr hier schließlich die notwendigen Leben für die kommenden Herausforderungen dazu gewinnen. Doch ab Level drei trennt sich die Spreu vom Weizen wie in kaum einem anderen Titel. Per Hoverbike geht es durch eine Art organischen Tunnel, während ihr entgegenkommenden Hindernissen ausweicht und Sprungschanzen nutzt. Dabei habt ihr stets das Wissen im Hinterkopf, dass der kleinste Fehler das sichere Ableben und die Rücksetzung an den letzten Checkpoint bedeutet. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten und wir verbleiben mit dem freundlichen Hinweis, dass alles noch viel härter wird.
Seid ihr allerdings gewillt, euch auf den Titel einzulassen und die kniffligen Passagen auswendig zu lernen, erhöht sich eure Chance die 6 Welten zu bezwingen immens. So sehr das Spiel unvorsichtige und ungeübte Spieler bestraft, umso mehr kann man sich am Ende des Tages selber auf die Schulter Klopfen, wenn eine Passage gemeistert wurde. Allzu oft werden aber selbst hart gesottene Zocker nicht in den Genuss des Selbstlobes kommen. Den Entwicklern von Rare war der Umstand wohl bewusst und so verbinden die Level die stets wohl gemeinten Ratschlägen und Erniedrigungen der Dark Queen. So bietet sie euch den Bonuslevel mit dem Wissen an, dass ihr es eh nicht viel weiter schaffen werdet. Und in den meisten Fällen wird sie Recht behalten.
Wer den Schwierigkeitsgrad noch mehr exorbitant steigern möchte, schnappt sich dazu dann noch einen Freund. Wenn ihr jemals einen Beweis für das Sprichwort „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ gesucht habt: Hier findet ihr ihn bestimmt nicht! Sicher kommt ihr etwas unbeschwerter durch den ersten Level, aber danach ist der Vorteil des 2 Spieler-Modus auch schon vorbei.
Im Bonuslevel klaut ihr euch gegenseitig die wertvollen Punkte und sollte sich in den späteren Levels einer von beiden einen Fehler erlauben, bedeutet dies, dass beide dann wieder zurück an den letzten Checkpoint müssen. Alleine ist das Modul schon ein Fall für die Härtesten unter den Harten. Zu Zweit wird es zum wahren Höllenritt und eure Freundschaft auf eine ausgesprochen harte Probe stellen. Wer dann immer noch nicht genug hat – als letzte Alternative gibt es noch einen Modus, in dem ihr euch auch gegenseitig verletzen könnt. Vor allem im 2.Level kommt zweifelhafte Schadenfreude auf, wenn ihr mal wieder euren Mitspieler statt den Gegner vom Bildschirm fegt.
Mehr Einigkeit mit dem Mitspieler besteht aber sicher über die Präsentation des Titels. Die großen und hübsch gezeichneten Sprites sorgen mit ihren witzigen Animationen und comichafter Übertreibung für einige Lacher. Diese bleiben euch dank des knüppelharten Schwierigkeitsgrades aber schnell im Halse stecken. Die Levels scrollen selbst bei höchster Geschwindigkeit butterweich an euch vorbei. Die unterschiedlichen Themen verleihen dabei jedem Level einen ganz eigenen, tödlichen Charme. Getoppt wird die grafische Seite aber zweifelsohne von der genialen musikalischen Untermalung. Der fetzige Rocksoundtrack geht direkt ins Ohr und begleitet euch durch euer Martyrium. Die Soundeffekte fallen hingegen etwas dünn aus und bleiben hinter den krachenden Musikstücken zurück. Genießt sie also...solange ihr noch die Riesenstiefel schwingen könnt.
Mario meint:
Positiv
- Krachender Soundtrack
- 2 Spieler-Modus....
- Jede Welt spielt sich anders
Negativ
- Masochistischer Schwierigkeitsgrad
- ...der das Spiel noch schwerer macht
- Ganz nah an der Grenze zum unfair sein
Userwertung
Battletoads in Battlemaniacs ist in jeder Beziehung ein Hammergame – eine für damalige Verhältnisse Hammergrafik samt hammerrockiger Musik und einem Hammer von Schwierigkeitsgrad. Hier kommen wirklich nur die ganz Harten in den Garten. Dabei könnt ihr euch dank eBay und Flohmärkten den Action-Kracher bereits für ein paar Kröten ins Haus holen. Aber nur zugreifen, wenn ihr euch wirklich traut. Dazu solltet ihr euch Genitalien aus Stahl anschaffen, denn der Titel tritt zu jeder Zeit genau dahin, wo es wirklich weh tut. Eine wirklich gelungene Alternative zu den 4 Schildkrötenbrüdern und ihrer Zeitreise ist es aber trotzdem, allerdings nur für extrem frustresistente Naturen. Eine größere Herausforderung in Sachen Action werdet ihr auf dem Super Nintendo nicht so schnell finden- versprochen!