Cyberia im Test

Saturn
Mitte der Neunziger war sicherlich eine sehr interessante Zeit im Videospiel-Sektor. Hier machte man den Schritt aus der 2D-Welt ins räumliche 3D. Die meiste Hardware war hier entsprechend aber noch recht überfordert und so sahen viele InGame Szenen dann nun gar nicht mehr so gut aus, wie es das CD-Intro meist noch versprach. Hier bedienten sich einige Studios dann einem kleinen Trick, indem man die dreidimensionalen Hintergrüne vorberechnete und in diesem Räumlichkeiten nur noch wenige zusätzliche Dinge darstellen musste. So gelangte 1996 dann auch eine Portierung des ersten PC-Abenteuer „Cyberia“ auf den SEGA Saturn, obgleich man auf dem PC bereits den Nachfolger spielen konnte. Wie sich das Spiel via Gamepad machte, erfahrt Ihr in diesem Review (von 2008).
Die Story des Spiels ist im Jahre 2027 angesiedelt, einer Zeit kurz nach dem großen Weltwirtschaftskollaps. Dieser hatte natürlich in vielen Bereichen seine Auswirkungen hinterlassen, vor allem in der globalen Machtverteilung. Neben der „westlichen Allianz der freien Welt (AFW)" käbbeln sich viele kleine, verbrecherische Ostblock-Kartelle um die Vorherrschaft. Ihr übernehmt nun die Rolle von „Zak", einem gesetzlosen Computerhacker, welcher nun leider durch die AFW im Knast sitzt. Da Ihr aber über wichtige Fähigkeiten im Umgang mit den „Blades“ (Bi-optic Low Amplitude Displayed Energy System) seid, bietet Euch „William Devlin“, der Leiter der FWA, einen netten Deal an.



Im kalten Sibirien, genauer gesagt unter dessen Erde, hat man einen geheimen Komplex mit dem Namen „Cyberia“ ausgemacht, in dem sich Forschungslabore für Nanotechnologie und Kybernetik befinden sollen. Daneben werkelt man wohl auch noch an einer geheimen Waffe, was der AFW natürlich gar nicht gefällt. Von daher muss nun jemand dort eindringen, was wiederum Zak´s spezieller Blade–Fähigkeiten bedarf. Im Grunde habt Ihr ja keine Wahl und nehmt das Angebot natürlich an, was uns zum Beginn des Spiels bringt. Hier seht Ihr, wie Zak gerade mit einem Luftkissenboot zu einer Bohrinsel transportiert wird, auf der eine nette „TF-22“ wartet. Dieses Schmuckstück an Flugtechnik kann schon eine Menge alleine, wobei ein manueller Overdrive durch Euch natürlich auch nötig werden wird.

Auf der Bohrinsel sollt Ihr durch „Santos“, einen nicht ganz netten Söldner, eingewiesen werden. Hier kommt es sofort nach Eurer Ankunft aber zu einem Angriff, den Ihr erst einmal abwehren müsst. Je nach eingestellter Schwierigkeitsstufe ist dies dann schon einmal gar nicht so einfach. Glücklicherweise lässt sich zum Start des Spiels sowohl für den Arcade- als auch den Puzzlepart des Spiels der Schwierigkeitsgrad separat einstellen. Über die „Back-Taste“ könnt Ihr dann auch noch die Empfindlichkeit des Pads auf Eure Bedürfnisse anpassen. Während des ersten Action-Parts heißt es dann auch auf dem Saturn, einen dicken grafischen Gang runter schalten, da dieser Teil nun voll von der Hardware berechnet wird.



Habt Ihr den Angriff geschafft, fällt Euch etwas hirnlos sogleich Santos Freundin um den Hals, was dem bösen Söldner natürlich gar nicht gefällt. Kurz darauf (bzw. etwas Folter später) streiten sich die beiden Turteltauben, was mal eben den Tod beider zur Folge hat. Für Euch heißt es nun also, die Flucht anzutreten, den Flieger zu besteigen, heil in Sibiren anzukommen, dort das Geheimnis zu lüften und dann sogar noch.... mehr wird hier nicht verraten ,,,))

Ich habe oben ja bereits erwähnt, dass ich dieses Review heute im April 2008 schreibe. Ein Grund hierfür ist, dass mir der Titel immer mit dem Hintergedanken „Wow, what a Game“ in Erinnerung geblieben ist. Technisch zeigt sich der Titel auch heute noch von einer absolut passablen Seite, nur hat man so manche Mankos in den Jahren dazwischen doch verdrängt. Ich erinnere mich noch, dass mein Kumpel und ich damals auch schon an einer Stelle auf dem PC nicht weiter kamen, und ein bis zwei Jahre später noch einmal einen Anlauf gewagt hatten. Hier gab es dann den berühmten eigenen Schlag vor den Kopf, da man im Cyberia-Komplex an einer schweren Stelle eine Art „Superbombe über die rechte Maustaste aktivieren konnte, was wir „natürlich" in der Anleitung nicht gelesen hatten.



Was aber dennoch unter ging, war das extrem schwere (und nervige) Try & Error Prinzip, auf dem das Spiel grundlegend aufgebaut ist. Dass Ihr die Figur immer nur auf fest vorgegebenen Wegen steuert und hier quasi von Knotenpunkt zu Knotenpunkt agiert, ist ja noch O.K. Aber bei jeder „falschen Entscheidung“ bzw. teilweise sogar Bewegung ist es ohne Gnade Euer Ende und Ihr seht, wie aus dem Cyberia-Schriftzug die Worte „Game Over“ werden.

Zwar unterstützt Euch das recht anspruchsvolle, automatische und teilweise eng gesetzte Speichersystem so gut es geht, aber ich garantiere Euch, dass Ihr „1000 Tode“ sterben werdet, bevor Ihr das Ende des Spiel zu sehen bekommt. Vor allem im Cyberia-Komplex kommt es dann neben der richtigen Wegwahl vermehrt auch noch auf Eure Reaktion am Pad an, wobei selbst hier jede Bewegungsfolge ohne Fehler eingegeben werden muss. Da kann der sieben Level lange, von FMV-Sequenzen durchsetze Flug im TF-22 noch so genial aussehen und mit toller Mucke unterstützt sein, Eure Geduld wird hier auf eine sehr harte Probe gestellt, was sich dann hier auch klar im Endergebnis darstellen wird.

Sehr interessant (und vielleicht wussten das auch viele von Euch noch gar nicht, dass es diese Dinge alle gibt) ist die Tatsache, dass das Spiel auf dem SEGA Saturn satte fünf Eingabegeräte unterstützt. Neben dem „normalen Gamepad", könnt Ihr den Titel nämlich auch noch mit dem „Mission Stick, dem Virtua (Arcade) Stick und sogar der SEGA Maus“ spielen! Gerade letztere ist in den sieben Flugmissionen eine wesentliche Bereicherung, wobei ich persönlich niemanden kenne, der diese Hardware jemals zu Hause hatte. Steuertechnisch wird Euch also viel geboten, fraglich ist nur, wer dieses Angebot auch nutzen kann. Die Steuerung von ZAK über die Knotenpunkte klappt nach kurzer Zeit recht gut und wer einen „richtigen Weg“ einmal kennt, kann alsbald sogar recht flüssig mit Zak umher wandern.



Von der grafischen Seite her macht Cyberia natürlich sehr viel her, bringt auch heute noch kleine Wow-Momente mit sich und weiß einfach zu gefallen. Neben den vorgerenderten Hintergründen, können vor allem die FMV-Sequenzen überzeugen und das Fotogalerie-ähnliche Speichersystem rundet das Ganze gut ab. Lediglich bei den Action-Level inkl. eigener SATURN-Berechnung geht das Ganze natürlich eine Stufe runter. Alles in allem gehört der Titel aber sicherlich zu den Sahnestückchen, was die grafische Darbietung angeht. Vor allem die technische Umsetzung der „Blades“ macht hier aber auch noch etwas her, da Ihr durch diese „Brille“ Gegenstände in drei verschiedenen Modi betrachten könnt. Neben einem Infrarot-Wärmescan könnt Ihr auch noch eine magnetische Resonanzabtastung sowie einem Bioscan durchführen. Hierdurch könnt Ihr Dinge nicht nur von innen sehen, sondern auch Ihre Schaltfunktion erkennen.

Beim Sound peitscht Euch die Musik oftmals richtig an. Dagegen gibt es eine deutsche Synchronisation, die heutzutage keinen Preis mehr gewinnen würde. Platte Dialoge, die teilweise sogar noch an der Ernsthaftigkeit der Sprecher zweifeln lässt. Wem die deutsche Sprache nicht gefällt, hat glücklicherweise noch die Möglichkeit auf „Englisch + Französisch“ umzuschalten, was 1996 sicherlich noch keine allzu häufige Möglichkeit war.

YoutubeVideo


Cyberia (SEGA Saturn) - Trailer
(click play to start)

Stefan meint:

Stefan

Es fällt mir nicht leicht, hier in der Endwertung dermaßen nach unten zu gehen. Wir haben auf der einen Seite eine tolle Story, eine technische Umsetzung auf sehr hohem Level, gute Mucke und vielerlei Einstell- & Steuermöglichkeiten. Im Grunde alles was ein gutes Spiel so braucht. Nur haben die Macher wohl einfach zu viel „Dragon´s Lair“ oder ähnliches gezockt bzw. waren durch die vorgerenderte Grafik gezwungen, das komplette Spiel auf „Try & Error“ aufzubauen, was etliches an Nerven kosten wird. Dazu gesellen sich oftmals fiese Fallen (ich sag nur gleich mal in den Flieger einsteigen und abdüsen oder aber der erste Mannschaftsraum in Cyberia), welche das Abenteuer sehr in die Länge ziehen und extremen Frust auslösen, so dass selbst heute noch mein Pad plötzlich mal in der Ecke landete. Selbst eine Komplettlösung hilft Euch hier nur sehr bedingt weiter. Und trotz allem bin ich froh, diesen Titel nun in meiner Retro-Sammlung zu haben - und bei meinem Ehrgeiz werde ich es auch sicherlich wieder schaffen, irgendwann wieder einmal den Abspann von Cyberia zu erblicken.

Positiv

  • Erstes 3D-gerendertes Spiel!
  • Unterstützt massig Eingabegeräte
  • Umfassende Anpassungen möglich

Negativ

  • Try & Error Hölle
Userwertung
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Cyberia Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1996
Vermarkter Interplay
Wertung 4.8
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neXGam YouTube Channel
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