Ihr merkt wohl schon: der eigentliche Star von Shellshock ist nicht etwa der gesichtslose Holmes, sondern euer M13. Überhaupt ist es schwierig, sich mit den Hauptcharakteren zu identifizieren. Zwar hat jeder so seine Wiedererkennungsmerkmale, doch durch die extrem dünnflüssigen Dialoge wird jeder Ernst durchgehend vernichtet und ein Hineinversetzen in das Geschehen fällt etwas schwer. Übrigens ist das ganze Spiel mit einer deutschen Synchro ausgestattet. Zwar wirken die Stimmen eher kitschig als cool, aber immerhin.
Überhaupt strahlt Shellshock keine todernste Kriegsatmosphäre aus. Lockere Sprüche am Band und lässige Musik lassen einen schnell vergessen, dass man mitten auf dem Schlachtfeld ist. Das tut der Atmosphäre aber auf jeden Fall gut - selten habe ich einen so ernsten Hintergrund so pfiffig verpackt gesehen. Zwischen den Missionen wird die Story übrigens in ansehnlichen (vorgerenderten) Zwischensequenzen weitergesponnen, so dass ihr die trockene Handlung auch visuell ansprechend mit verfolgen könnt.
Kommen wir zum Gameplay. In 25 teils bockschweren Missionen ballert ihr aus allen Rohren und legt alles in Schutt und Asche. Meistens müsst ihr alle Gegner (Panzer, Helikopter, stationäre Geschütze) in ihre Einzelteile zerlegen. Manchmal gilt es aber auch, Freunde zu eskortieren oder Geiseln zu befreien. Und somit wären wir beim wahrscheinlich größten Schwachpunkt des Titels angekommen: dem relativ geringen Abwechslungsreichtum. Zwar bemühen sich die Entwickler stets aufs Neue, die altbekannten Ablaufsmuster in frische Gewänder zu packen, die Taktik und die Missionsziele bleiben aber immer dieselben. Dafür sind die Schauplätze aber variantenreich ausgefallen. Von actiongeladenen Nahkämpfen in Stadtgebieten bis hin zu abgelegenen Landflächen ist alles dabei.
Das Spiel an sich ist simpel: ihr könnt mit eurem M13 auf relativ offenen Schlachtfeldern fahren und ballern was das Zeug hält. Ihr dürft euch dabei jederzeit um volle 360° drehen und völlig frei auf dem 3D-Gelände bewegen. Das Zielen ist recht einfach, da ihr euch zwar um die eigene Achse drehen, den Turm aber nicht nach oben und unten bewegen könnt. Sehr lobenswert: ein Großteil der Umgebung ist zerstörbar. Das gilt für Bäume, Hütten und andere Objekte. Dennoch gibt es auch viele Modelle, die fest in die Spielwelt integriert sind.
Ihr könnt vor oder nach einer Mission außerdem jederzeit ins Lager zurückkehren. Dort gibt’s nämlich einerseits die Missionsbesprechnungen, andrerseits dürft ihr euch darin auch bewegen und somit eure Kameraden bei einem Gespräch näher kennenlernen. Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber durchaus ganz lustig. Wichtiger ist es, dem Panzer einen Besuch abzustatten. Dort könnt ihr nämlich euer verdientes Geld (durch den Abschluss von Missionen zu ergattern) in neue Waffen oder bessere Motorleistung eintauschen. Und das ist auch ratsam, da der Schwierigkeitsgrad im letzten Drittel ordentlich in die Höhe geht.
Wenn es einen Punkt gibt, bei dem Shellshock punkten kann, dann ist das die Technik. Die vollwertige 3D-Umgebung lädt zum verweilen ein, während kein einziger Ruckler den Gesamteindruck trübt. Auch die Modelle wissen zu überzeugen, wenn sich auch viele nur als geschickt platzierte Sprites entpuppen. Einziger Wehrmutstropfen ist der kleine Bildausschnitt, da ein Großteil des Displays vom HUD bedeckt wird. Übrigens fallen bei der PS1-Version aufploppende Details nicht so auf. Die sind zwar leider in beiden Fassungen vorhanden, auf der Sony-Konsole aber weniger auffallend. Der Soundtrack ist gut und passt zum Spiel, genauso wie die Soundeffekte. Lediglich die Soundabmischung beim Dolby Surround-Modus hätte besser ausfallen können.
Shellshock macht zwar nicht alles richtig, aber dafür viel richtig gut. Selten zuvor hab ich so wild in einem Panzer rumballern dürfen und das alles in einer derart detaillierten Grafik. Die interessanten Schauplätze und die einzigartige trockene Kriegsatmosphäre lassen mich dabei teilweise sogar vergessen, dass sich die immer gleichen spielerischen Ansätze stets aufs Neue wiederholen. Zum Abschluss möchte ich noch auf den teils sehr happigen Schwierigkeitsgrad hinweisen, dabei aber nicht den Motivationsfaktor beim Upgraden des Panzers unter den Tisch kehren. Was letztendlich bleibt, ist ein gutes, wenn auch nicht perfektes Actionspiel, das es auf jeden Fall verdient hat, einmal angespielt zu werden.