Doch die Siege waren von kurzer Dauer. Die Bydos ließen in ihren Angriffen nicht nach, bis man zum Rückzug gezwungen war. Den Bydos gelang es, das Sonnensystem zu erreichen, die Menschheit spaltete sich in zwei Lager: Eine Gruppe wollte die Bydos bekämpfen und das Sonnensystem befreien. Die andere gab ihre Heimat auf und suchte nach Unterschlupf in einer anderen, bewohnbaren Welt. Inmitten des Chaos wandte sich das Weltraumkorps an einen einzelnen Kommandeur und gab einen unmöglichen Befehl aus: "Sammeln Sie ihre verbleibenden Truppen und jagen sie die Bydos…!"
Zu eurem Bedauern seid ihr der auserkorene Kommandeur des Weltraumkorps. Weil ihr aber nicht genau wisst, wo sich die Invasoren aufhalten, müsst ihr Planet für Planet abfliegen. Auf der strategischen Übersichtskarte wechselt ihr von Szenario zu Szenario, wo ihr unter anderem Jupiter oder Saturn einen Besuch abstattet. Ist der Feind erspäht, geht es zur Aufstellung der Armada.
Zuerst solltet ihr dem Kommandoschiff einen Platz zuweisen. Danach den Jägern, Versorgungsdrohnen und den R-Type typischen Satelliten. Besitzer von R-Type Final werden beim Anblick der Weltraumjäger viele alte Bekannte wiedersehen, mit denen man so einige Highscores geknackt hat. Jetzt hat sich das Setting ein bisschen geändert. Jeder Gleiter verfügt über seine eigene Bewaffnung sowie einen Beam. Hinzu kommt, dass nur spezielle Force-Drohnen an den Gleiter montiert werden können.
Um ein paar Beispiele aufzugreifen: Der Standard-R-9-Kampfjäger (Codename Pfeilspitze) verfügt über eine Wellenkanone und Suchraketen. Der R-E1 Mitternachtsauge hingegen nur über eine einfache Vulkankanone. Der R-9B1 Läufer ist mit seinem Barrikadenschild und starken Raketen für harte Einsätze geschaffen. Die Unterschiede sind zuweilen recht groß. Die Raumgleiter unterscheiden sich in Kundschafter, leichter Angriff sowie schwerer Angriff usw. Die Force-Drohnen sind auch nach Typen gegliedert. Eine Mission läuft wie folgt ab: Habt ihr die Aufstellungsphase hinter euch gelassen, bewegt ihr eure Einheiten in einer 2D-Seitenansicht rundenweise durchs All. Hierbei ist die Formation der richtigen Schiffe ein Muss, um Offensiven abzuwehren. Also Jäger mit Force-Satelliten nach vorne, während Bomber von rücklings angreifen und die Unterstützungseinheiten (z.B. R-20-3 oder TP-O2C) eure Gleiter auftanken oder reparieren.
Ist ein Kampfjäger zu schwer beschädigt, könnt ihr jederzeit auf dem eigene Mutterschiff notlanden und Reparaturen vornehmen. Das dauert meistens eine Runde. Danach wählt ihr den Hangar aus und entlasst den Gleiter ins Freie. Das Ziel jeder Mission ist immer recht deutlich: Information oder Ressourcen sammeln, Gegner ausspähen und vernichten. Das Bydo-Imperium verfügt ebenso über ein Kommandoschiff, das ihr immer Zerstören müsst, um den Auftrag zu erfüllen. Ferner verfügen die Aliens über eine Hand voll verschiedener Schiffsgattungen sowie Force-Drohnen. Im Mehrspielermodus ist das Bydo-Imperium zusätzlich eine wählbare Partei.
Um euch noch mehr mit den taktischen Finessen von R-Type Tactics vertraut zu machen, solltet ihr das Terrain gründlichst studieren. Anomalien oder Nebelschwaden können die Sicht oder das Fortbewegen einschränken. Auch das Koppeln der Force-Drohnen an der Vorder- bzw. Rückseite ist extrem wichtig. Hier sind die Satelliten genau wie im Shooter euer Schutzschild. Während eurer rundenbasierten Züge lädt sich der Beam eures R-9-Gleiter langsam auf, welcher beim Abschuss gleich mehre Gegner hintereinander grillt. Rohstoffe sammeln (mit Hilfe von einem Fahrzeugmodul) ist von großer Bedeutung, weil das Ausbauen eurer Armee nach jedem Fight auf der Tagesliste steht. Hierzu wählt ihr den Kader in der Übersichtskarte und sucht einen Zerstörer oder Raumgleiter. Sind genug Ressourcen vorhanden, wird dieser gebaut und eurer Armada zugefügt. Eben noch einen Piloten abgestellt und fertig! Apropos Piloten: Diese sammeln in den Missionen Erfahrung und lassen sich in andere Schiffe packen. Cooles Feature!
Seid ihr erfolgreich, steigt ihr Ränge nach oben, wodurch neue Raumgleiter verfügbar werden. Sollte ein Mitglied eurer Streitkraft im Kampf sterben, müsst ihr keine Angst haben, diesen nie mehr wiederzusehen: Nach Missionsende ist dieser aufs Neue im Kader vorhanden. Durch den späteren Ausbau der eigenen Armee kontrolliert ihr während eurer Schlachten an die 30 Schiffe mit Force-Satelliten usw. Das kann schnell zeitintensiv werden, denn jede Einheit müsst ihr selbst bewegen. Greift ihr einen Feind an, dürft ihr eine nette Sequenz bewundern, die euch die Feuergefechte präsentiert. Leider muss die PSP hierbei immer wieder von der UMD neu laden. Diese Funktion kann aber im Optionsmenü ausgeschaltet werden. Dann wirken die Kämpfe nicht mehr so lang. R-Type Tactics ist ein echter Strategiebrocken, der mit Optionen und Einstellungsmöglichkeiten nicht geizt.
Ein richtiges Tutorial, das jede Funktion erklärt, gibt es nicht. Ein Regelwerk im Hauptmenü, sowie in der Gebrauchsanweisung geben Grundkenntnisse mit auf den Weg, doch einsteigerfreundlich ist das nicht. Käufer der UMD müssen die Zähne anfangs fest zusammenbeißen, um mit der Materie klarzukommen. Habt ihr dann die Spielregeln verstanden und kennt die Stärken und Schwächen eurer Armee, ist der Titel unglaublich tiefgründig und spannend. Auch die Präsentation ist eine der Stärken von R-Type Tactics. Die hübsche und übersichtliche Optik mit vielen Details gefiel mir wirklich gut. Auch die Filmsequenzen wirken stimmig. Der Soundtrack erinnert frappierend an R-Type Final. Habt ihr einen Kollegen, der über dieselbe UMD verfügt, könnt ihr euch im Mehrspielermodus gegenseitig die Raketen um die Ohren werfen. Dieser ist auch extrem Zeit intensiv. Bedauerlich fand ich nur, dass R-Type Tactics nicht onlinefähig ist.
Mein lieber Scholli! Waren die R-Type Shooter schon harte Brocken, bleibt der Strategietitel dieser Tradition treu. Anfangs zweifelte ich, dass die Entwickler von Rising Star Games es schaffen würden, ein Ballerspiel in ein Rundenstrategie-Korsett zu zwängen. Das Endprodukt ist (abgesehen vom schweren Einstieg) gelungen und weiß mit verdammt viel Tiefgang zu fesseln. Für den Nachfolger wünsche ich mir einen Onlinemodus sowie eine Malfunktion, um meine eigenen gebauten Schiffe selbst zu bepinseln!