Ich als Tabletop-Neuling freue mich über die zahlreichen, aber auch komplexen Tutorials, die mir den Einstieg erleichtern sollen. Das bei einem derart umfangreichen Spiel einige Details verheimlicht werden, sollte klar sein. Doch werden die grundlegenden Begriffe allesamt erklärt. So weit, so gut. Ich verzichte erstmal auf das lange Turnierspiel, versteckt hinter dem Menüpunkt »Kampagne«, und starte lieber ein schnelles Spiel. Mal schauen, ob ich auf Anhieb einer der weltbesten Blood Bowl Spieler werde.
Der Erste rennt auf den gegnerischen Verteidiger zu. Nun wird wie im Original-Tabletop-Spiel gewürfelt. Je nachdem, wie die Würfel fallen, stehen verschiedene Aktionen zur Auswahl, wie schieben oder den Gegner zu Boden werfen. Allerdings kann auch die eigene Spielfigur dabei ins Gras beißen. Die Würfel sind gefallen. Ich entscheide mich dazu den Gegner auf die Seite zu schieben, um meinem Läufer einen Weg in die gegnerische Endzone zu verschaffen.
Glücklicherweise schaffe ich es zu meinem Kontrahenten. Ha! Vom Tutorial scheint wohl etwas hängengeblieben zu sein! Eine Sache vergaß ich jedoch - Die Charaktereigenschaften des gegnerischen Verteidigers, die sich am unteren Bildschirmrand befinden. Mein orkischer Widersacher, der mehr Ähnlichkeit mit einem XXL-Kleiderschrank besitzt, war deutlich öfter als mein agiler Feldspieler in der Muckibude. Bevor ich "Oh schei..." sagen kann, liegt der hoffnungsvolle Knabe nach einem Hieb ins Gesicht am Boden. Ende meines Zuges! Der Gegner ist dran...
Einer haut ihn um, der andere tritt nach. Das ist zwar sogar bei Blood Bowl verpöhnt, doch wenn der Schiedsrichter nichts sieht, geht das in Ordnung. Mein Läufer liegt nun schwerverletzt am Boden und kann nur von einem Medic wieder auf die Beine gebracht werden. Glücklicherweise wurde meinem Team nicht nur ein solcher serviert, sondern auch einige Cheerleader die die Mannschaft mit ihren Parolen und Tanzeinlagen mit Boni unterstützen. Wie sich mittlerweile herausstellt, sind die Mädels in meiner Lage absolut überflüssig. Aber schön zu sehen, dass in meinem Team überhaupt irgendjemand seine Arbeit richtig macht.
Das Spielfeld ist in kleine Felder eingeteilt, wobei die Felder um meiner Spielfigur herum Angriffsflächen darstellen, in denen ich prügeln und den Gegner am Vorbeilaufen hindern kann. Hoffnungsvoll beende ich meinen Zug. Der gegnerische Läufer stürmt auf die Endzone los. An meinem ersten Abwehrspieler vorbei. Es wird gewürfelt, der Läufer schafft es! Weiter zu meiner zweiten menschlichen Blockade. Es wird gewürfelt, der Läufer schafft es! Touchdown!
In Blood Bowl muss man sich reinarbeiten, um das Regelwerk in seiner ganzen Komplexität zu verstehen. Somit ist das Fantasy-Footballspiel nichts für jedermann. Wer allerdings die Hürde auf sich nimmt, wird mit einem sehr unterhaltsamen Strategiespiel belohnt, welches sogar mit kleinen Simulationselementen aufwarten kann. In der bereits erwähnten Kampagne hat der Spieler die Möglichkeit ein Team individuell zusammen zu kaufen und zu trainieren. Schade, dass man auf einen Online-Multiplayer verzichtete, denn hier hätte das Feature erst so richtig aufblühen können. Lediglich ein Hotseat, sowie ein Wireless-Modus für zwei Spieler stehen zur Verfügung.
Blood Bowl ist nicht leicht zu erlernen und bedarf einer nicht zu unterschätzenden Einspielzeit. Doch das macht die Freude nur größer, wenn dann endlich der erste Touchdown fällt. Das motiviert und lässt den Spieler über die peinlichen ersten Versuche hinwegsehen. Ich stand dem Spiel sehr skeptisch gegenüber, hatte ich weder von Blood Bowl, noch von Football viel Ahnung. Doch Blood Bowl erklärt sich praktisch von selbst, wenn man eine Weile spielt. Technisch begeistert das Fantasy-Footballspiel keineswegs, doch die Spielmechanik ist tiefgründig genug, um davon abzusehen. Fans von Blood Bowl, die unterwegs auf ihr Lieblingsspiel nicht verzichten können, dürfen auf jeden Fall zu schlagen. Neulinge sollten lieber erst mal reinschnuppern.