„Kreativität bezeichnet die Fähigkeit neue Problemstellungen durch die Anwendung erworbener Fähigkeiten zu lösen“, sagte einmal eine bekannte Online-Enzyklopädie - und genau so lässt sich auch die Spielmechanik von Create beschreiben. Auf ein Hauptmenü wurde gänzlich verzichtet, so startet der Titelbildschirm gleich mit der ersten Aufgabe, nämlich mit dem Dekorieren des selbigen.
Schnell wird die Steuerung erklärt und anschließend anhand eines Kreismenüs die Gestaltungs-Tools ausgewählt. Nun wird der Weg neu gepflastert, die übrigen Grünflächen mit Blümchen verziert, eine Parkbank für die besondere Stimmung platziert, sowie der Himmel und die Hintergrundmusik für das passende Ambiente auserwählt. Dies sind natürlich nur ein paar wenige Möglichkeiten, die Create dem Spieler beim Dekorieren zur Verfügung stellt. Hat das auch einen tieferen Sinn? Natürlich, denn in jedem Level sollen sogenannte Funken durch Erfüllung der Missionsziele gesammelt werden. In diesem Fall geht es um das Gestalten des Titelbildschirms und der Freischaltung erster Objekte, sowie Zugang zur ersten Spielwelt. Erfahrene Spieler sollten dort einen „Aha!“-Effekt erleben, denn das Spielprinzip ist ganz und gar nicht unbekannt.
Die zunächst trostlose Zirkuswelt setzt den Spieler vor die ersten kreativen Aufgaben. Unter anderem soll ein kleines ferngesteuertes Auto über eine Klippe springen, gleichzeitig aber auch die teils in der Luft schwebenden Funken einsammeln. Dem Spieler stehen dabei alle Gegenstände zur Verfügung, die bereits freigeschaltet wurden.
Schnurstracks wird an dem kleinen Gefährt ein Luftballon befestigt, welcher den roten Flitzer mit einem separat erstellten Ventilator in die luftige Höhe der Funken bringen soll. Schnell noch ein Nagelbrett in der Luft platzieren, welches den Ballon platzen lässt, sowie eine Rampe, um anschließend über die oben erwähnte Klippe zu kommen. Per Knopfdruck startet unser erster und glücklicherweise auch erfolgreicher Versuch das markierte Ziel mit allen Funken im Gepäck zu erreichen.
Wer sich bereits Anfang der Neunziger mit Videospielen beschäftigt hat, wird hier sofort an Sierra's The Incredible Machine, beziehungsweise das neuere Crazy Machines denken, welches dieselbe Spielmechanik bot: Mit vorgegebenen Objekten ein bestimmtes Ziel erreichen.
Wie auch beim Klassiker steigt der Schwierigkeitsgrad bei Create schnell an und bringt die grauen Zellen ordentlich auf Trab. Das Experimentieren mit den verschiedenen Objekten und das Suchen der perfekten Lösung machen unheimlich viel Spaß und motiviert trotz diverser Frustanfälle. Der erforderliche Gehirnschmalz steht in keiner Relation zur Optik des Spiels, die offensichtlich eher an Kinder gerichtet ist. Alles ist bunt und strahlt in hellen Farben, auch akustisch hat man es eher mit einem kindgerechten Hörspiel zu tun.
Zu guter Letzt zeugt ebenso das ständige und völlig unnötige Dekorieren der Spielwelt eher von einem Spiel für Sprösslinge, obwohl manche Rätsel wohl über deren Horizont gehen werden. Hervorzuheben ist noch die optionale PlayStation Move Steuerung. Durch den Einsatz des Leucht-Controllers macht Create um einiges mehr Spaß. Leider wird Microsoft's Kinect nicht von Create unterstützt, so dass die PlayStation 3 Fassung hier die bessere Wahl ist.
Wer einmal mit dem Hauptspiel durch ist, hat weiterhin die Möglichkeit die kreativen Ergüsse anderer Spieler auszuprobieren. Das große Feature von Create besteht darin, eigene Spielwelten mitsamt kniffligen Rätseln zu erstellen und für die Community hochzuladen. Diese kann anschließend das Meisterwerk spielen, sowie bewerten. Das lassen sich die kreativen Köpfe der Gaming-Welt natürlich nicht zweimal sagen, so dass bereits eine beeindruckende Anzahl an Rätseln herunter geladen werden können. Für Langzeitmotivation sollte somit gesorgt sein.
Create versetzt mich, dank der Ähnlichkeit zu The Incredible Machine, zurück in meine Schulzeit. Etliche, natürlich schulfreie, Stunden gingen für das Experimentieren und Testen der verschiedenen Objekte drauf, bis schlussendlich das Rätsel gelöst werden konnte. Das hat Anfang der Neunziger Spaß gemacht und das tut es auch heute noch. Dank schnell erlernbarer, sowie optionaler PlayStation Move Steuerung ist die Handhabung schnell gelernt und nach kurzer Zeit die ersten Aufgaben gemeistert. Schon relativ früh werden die Rätsel richtig knackig, so dass die kindliche Aufmachung des Titels für großes Stirnrunzeln sorgen wird. Ist Create nun ein kindlicher Experimentierkasten oder anspruchsvolle Knobelei für Erwachsene? Scheinbar beides, nur werden Kinder sich an manchen Aufgaben die Zähne ausbeißen, während die Erwachsenen sich über das völlig unnötige Dekorieren der Landschaft ärgern werden. Nichtsdestotrotz macht Create viel Spaß und kann dank der fleißigen Community, welche immer wieder neue Levels zum Download bereit stellt, über lange Zeit begeistern.