Shin Megami Tensei: Persona 3 im Test

PlayStation2
Shin Megami Tensei scheint so langsam auch in Europa ein Standbein neben Genregröße Final Fantasy aufbauen zu können. Wo vor Shin Megami Tensei: Lucifer’s Call noch kein Zocker daran geglaubt hat, dass jemals ein „Megaten“-Teil nach Europa kommen wird, steht mit Shin Megami Tensei: Persona 3 nach Shin Megami Tensei: Digital Devil Saga 2 bereits der zweite Nachfolger für unsere heimischen Gefilde in den Startlöchern. Aber einen Vergleich mit den anderen Shin Megami Tensei-Spielen, kann man nicht wirklich anstellen, denn hier haben wir es mit einer abgespeckten Schul-Simulation inklusive Rollenspiel-Elementen typischer Japano-RPGs zu tun. Ob dieses Spielkonzept etwas kann, lest ihr im Review der US-Version! Die PAL-Variante wird ab dem 29. Februar 2008 über THQ vertrieben.

Ihr werdet Teil des "Specialized Extracurricular Execution Squad" (SEES), einer Gruppierung genau der Menschen, deren besondere Macht ebenfalls erwacht ist, und stellt euch dem Kampf gegen die Schatten und das Böse, welches die Welt zerstören will. Shin Megami Tensei: Persona 3 hat somit prinzipiell wieder das Schema „Gut gegen Böse“ als Thematik, das Gameplay kommt aber unverbraucht, weil eben absolut neu daher. Statt einer nahtlosen Story zu folgen, ist der Handlungszeitraum mit einem Spieljahr genau abgesteckt und der Spieltag immer wieder gleich aufgebaut. Tagsüber geht man dem normalen Leben eines Schülers nach, geht zur Schule, bestreitet Prüfungen, baut soziale Kontakte aus… Eben alles was man so im Schulalltag erledigt!
Allerdings ist man zeitlich sehr eingespannt am Tag. So dauert die Schule automatisch von morgens bis nachmittags, wo man am Unterricht manchmal sogar aktiv teilhaben kann um Fragen zum Lernstoff zu beantworten. Leider hat man es versäumt, die Fragen dem amerikanischen oder europäischen Markt anzupassen und nimmt dem Spieler, sollte er nicht umfassende Kenntnisse japanischer Künstler und Autoren sein Eigen nennen, die Möglichkeit diese Fragen, außer durch Raten, richtig zu beantworten. Das Spiel hätte aber keinen Anspruch auf die Genrebeschreibung „Simulation“, wenn man nicht auch einfach im Unterricht schlafen könnte… Aber hey, wer von uns schläft schon im Unterricht ein?

Durch Lernen und Treffen mit anderen Schülern frischt ihr immer wieder eure Statuswerte auf, welche vor allem für den anderen Teil von Shin Megami Tensei: Persona 3 von Nöten sind. Abends könnt bzw. solltet ihr nämlich die anderen Mitglieder des SEES zusammentrommeln und mit vier von neun Charakteren in ein riesiges Dungeon, namens Tartarus, losziehen. Dort wimmelt es nur so von Schattenmonstern und deren Ursache muss behoben werden. Ihr wisst nur eins: Ganz oben ist der Grund für die Dark Hour und da ihr den weißen Ritter spielt um die Menschheit zu retten, zieht es euch wie die Scheißhausfliege zum Dixiklo, in die höchste Etage. Bis dahin dauert es allerdings noch einige Spielmonate, während man zu jedem Vollmond im Spiel mit weiteren Storyfetzen versorgt wird.


Tartarus ist tagsüber eure Schule, während es nachts einfach nur ein riesiger Dungeon mit 250 Stockwerken ist. Alle paar Stockwerke muss man gegen stärkere Bosse kämpfen, in der Zwischenzeit aber vergnügt man sich mit puren Levelorgien um seine Persona zu verbessern. Euer Held ist der einzige Charakter, dessen Persona austauschbar ist, denn Orpheus ist nicht lange stark genug um gegen die Schattenmonster anzukommen. Im Velvet Room trifft man dann auf den aus Persona 1 und Persona 2 bekannten Igor, der einem dann unter den passenden Voraussetzungen eine neue Persona erschafft. Und hier spielen die sozialen Kontakte eine große Rolle, denn je nach dem wie gut die so genannten „Social Links“ ausgebildet sind umso stärkere Personas kann man bekommen.

Die Schatten laufen innerhalb Tartarus offen rum und können durchaus vermieden werden, was sehr praktisch ist, denn oft muss man im Dungeon von einem Warppunkt zum nächsten rennen, damit man nicht immer wieder von Etage 1 an aufsteigen muss. Die Kämpfe selbst verlaufen typisch rundenbasiert, aber wenn ein Gegner zu Boden fällt, kann man eine „All-Out-Attack“ ausführen, mit der alle Charaktere zusammen massiven Schaden anrichten können. Allerdings kann man im Kampf nur seinen eigenen Helden steuern, während die anderen Mitstreiter alle selbstständig handeln. Gott sei Dank stellen diese sich meistens klug an und können durch bestimmte Strategieeinstellungen auf den eigenen Kampfstil angepasst werden. Nach einigen Endgegnerkämpfen gewinnt man außerdem neue Strategien, wie zum Beispiel, dass die Charaktere vorzugsweise Heilung anwenden sollen oder sie aggressiv auf die Gegner einstürmen.

Da die Kämpfe mitten in der Nacht stattfinden, beeinflussen sie natürlich auch die körperliche Verfassung der Charaktere. Wer jede Nacht bis in die Puppen in Tartarus verbringt, ist dementsprechend übermüdet am nächsten Tag, was Folgen für eure Gesundheit hat. Mit einem kranken Charakter könnt ihr nicht in Tartarus trainieren, deswegen ist es ratsam auch mal ein paar Tage im Mondzyklus Pause zu machen und lieber mal einen Abend zu lernen oder einfach nur zu schlafen. Genauso wie euer Charakter müde oder krank wird, können auch die anderen Charaktere ihren Dienst für den Abend verweigern und bevor ihr euch versieht, steht ihr ganz alleine da. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Verbringt ihr eure Zeit nachts zu lange in Tartarus, werden eure Charaktere müde und flüchten mitten aus dem Kampfgeschehen. Alleine hat euer Charakter gegen mehrere Gegner meist keine Chance, da der Schwierigkeitsgrad, typisch für Shin Megami Tensei-Spiele, schon recht happig ist. Genreeinsteiger können zwar auch den einfach Schwierigkeitsgrad auswählen, aber die passenden Personas zu erstellen erfordert schon etwas Fingerspitzengefühl.


Ebenfalls „Megaten“-typisch ist die eher zweckmäßige Grafik, welche dafür aber mit ihrem ganz eigenen Stil begeistern kann. Manche Charaktere haben teilweise etwas Düsteres an sich und die ganzen Sequenzen sind oftmals dermaßen überdreht, dass man sich wirklich fragt, welches Zeug die Entwickler geraucht haben. Während die selten eingestreuten Animesequenzen vollends überzeugen können in ihrer Aufmachung, kann man Tartarus als Einöde bezeichnen. Die Etagen sind alle fast identisch aufgebaut und enthalten bis auf einige Items und einen Aufgang zur nächsten Etage nichts außer Monster und purer Eintönigkeit. Das Spiel kann aus dem Grund zur langweiligen Routine werden, aber wer kennt das nicht? „Ein Stockwerk geht noch… eins nur noch!“
Im starken Kontrast zu den vorherigen Shin Megami Tensei-Spielen steht der Soundtrack von Persona 3. Obwohl sich auch hier wieder Shoji Meguro verantwortlich gezeigt hat, wechseln sich fröhliche J-Pop-Songs mit eher seichten Japano-Hiphop-Tracks und starkem Synthesizergebrauch ab. Es klingt zwar eher ungewohnt im Gegensatz zu vorherigen Megaten-Teilen, aber trotzdem ist der Soundtrack stark ohrwurmlastig. In der amerikanischen Special Edition von Shin Megami Tensei: Persona 3 liegt erfreulicherweise eine Soundtrack-CD bei, wo ein paar der Songs enthalten sind. Sogar die Synchronisation ist gut gelungen, aber leider ist die japanische Tonspur nicht mehr auf der DVD enthalten. Ebenfalls typisch Atlus: Eine Anpassung an 16:9-Fernseher oder gar einen 480p-Modus sucht man vergebens.

Julia meint:

Julia

Zugegeben, Shin Megami Tensei: Persona 3 ist ganz anders als seine Genrekollegen, aber macht auf seine spezielle Art und Weise einfach nur süchtig. Wer Persona 3 in die PS2 einlegt, muss alle Verabredung des Tages abblasen um erst einmal ein oder zwei Mondzyklen zu spielen. Die Technik des Spiels ist Atlus-typisch leider etwas unausgegoren, aber alleine das Intro ist so herrlich abgedreht, dass man direkt nach den nächsten Sequenzen giert.

written by Julia Bitu, © neXGam.de

Positiv

  • Mindf***ing Zwischensequenzen
  • Viele verschiedene Personas
  • Abwechslungsreicher Soundtrack

Negativ

  • Eintönige Dungeons
  • Eingeschränkte Handlungsweise
Userwertung
10 1 Stimmen
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Shin Megami Tensei: Persona 3 Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC-US
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 14. August 2007
Vermarkter Atlus
Wertung 8.3
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