
"Right in your Face!"
Bevor ich mit dem Test fortfahre, muss ich mehrere Mängel ansprechen. Nicht nur das dem Spiel eine der lächerlichsten Spielanleitung beiliegt, die ich je gesehen habe (es wird in fast keiner Weise auf wichtige Gameplayelemente eingegangen), nein auch die Informationen auf dem Cover stimmen nicht. Hier ist von deutschen Bildschirmtexten und einer englischen Sprachausgabe die Rede. Jedoch ist alles in Englisch, im Prinzip habe ich kein Problem damit, es gibt aber sicherlich Gamer die fast kein Englisch können und schon gar kein Hip Hop Slang.
Wenigstens deutsche Untertitel hätte man dem Spiel gönnen können. Nun gut, weiter im Test. Im Hauptmenü befindet sich eine große Auswahl an Modi. Der Battlemode hat es dabei richtig in sich. Ohne relevante Story könnt ihr gleich drauf losknüppeln, bei einigen äußerst ungewöhnlichen Matcharten. One on One (1 gegen 1), Team Match (2 gegen 2), Subway Match (Ziel ist es den Gegner vor eine U-Bahn zu schubsen!!!!), Ringout Match (Befördert den Gegner aus dem Ring), Cage Match (Kampf im Käfig, jedoch nicht in der Art von Wrestlingmatches. Man kann nicht rausklettern, sondern die Arena ist einfach kleiner und beschränkt), Window Match ( Ziel ist es den Gegner aus dem Fenster zu stoßen!!!), Inferno Match (Der Gegner muss in einen Ring aus Feuer gestoßen werden, solange bis er verbrennt!), Demolition Match (zerstört das Auto des Gegners) und zu guter Letzt noch den Free for All Modi (bis zu 2 Spieler und 2 NPCs gegeneinander).

"Immer schön drauf, wenn einer am Boden liegt"
Das Hauptaugenmerk des Spiels ist jedoch der sehr lineare Story Mode. Die Story ist auch schnell erklärt. Am Ende des ersten Teils wurde der Gangsterboss D-Mob von der Polizei gefasst, genau hier setzt die Story wieder an. Auf dem Weg zum Revier wird der Streifenwagen von der Straße gedrängt. Mehrere finstere Gestalten steigen aus einem Wagen und versuchen D-Mob nach dem Leben zu trachten, doch plötzlich verhilft ein Unbekannter dem Gangsterboss zur Flucht. Dieser ist natürlich sehr dankbar für die ganze Aktion und scheißt nachdem er in seinem Heim angekommen ist erstmal seine Gefolgsleute zusammen. Zitat: „…….you´re playing stupid Videogames“. Den Part des unbekannten Helfers übernehmt natürlich ihr. Vorher könnt ihr noch eurer Alter Ego per „Sketch Artist“ zusammenstellen. Dort hat man die Möglichkeit auf mehrere vorgefertigte Figuren zurück zu greifen oder einen komplett eigenen zu erstellen. Die Möglichkeiten sind allerdings arg begrenzt!

"Das Subway Match
Jetzt befindet sich euer aufstrebender Star in seinem Appartement, praktisch die Schaltzentrale eueres Handels. Im unteren Bildschirmrand befindet sich eine Leiste mit verschiedenen Menüpunkten wie dem Message Center, dort bekommt ihr neue Text oder Voice Nachrichten auf euren MDA, das Ding scheint aber leicht buggy zu sein. Denn es erscheint wirklich jedes Mal, wenn man in seine Behausung zurückkehrt, egal ob eine neue Nachricht vorhanden ist oder nicht. In der "Wardrobe" könnt ihr eure Klamotten wechseln. Unter "Trophies" findet man seine Trophäen für bestimmte im Spiel erreichte Ziele.. Der wichtigste Punkt ist jedoch die "Map". Von dort auf startet ihr in Matches oder unternehmt eine Shoppingtour im "Shop District".
Um dort Einkaufen zu können müsst ihr natürlich erstmal Matches gewinnen und Kohle sowie Development Points (Entwicklungspunkte) zu bekommen. Im Shop District findet man: Den Schmuckhändler "Jacob & Co" (dort kann man sich mit allerlei „Bling Bling“ ausstatten), "Syndicate Urban Streetwear" (die coolsten Outfits in Town), "Manny´s Tats" (was wäre ein echter Plastikgangster ohne Tattoos?), "Stingrays Barbershop" (ihr wollt eure Kopf- oder Barthaarpracht verändern? No problem!) und zu guter letzt "Stapleton Athletics". Hier kann man mit seinen Entwicklungspunkten den Nobody zum echten Pimp trainieren. Verschiedene Punkte wollen aufgelevelt werden. Außerdem kann man von den 5 vorhandenen Kampfstilen (Martial Arts, Street Fighting, Wrestling, Kickboxing und Submission) noch 2 dazu dazulernen. Aber aufgepasst - habt ihr euch für einen 2ten entschieden und wollt später noch mal aufrüsten, ist der vorher gewählte einfach weg! Eigentlich SOLLEN sich die Stile kombinieren, davon habe ich in der Praxis aber nicht sonderlich viel gemerkt.

"Gibt er endlich auf oder nicht?"
In den Matches geht es ganz schön ruppig zur Sache. Vor dem Kampf kommt es zu dem obligatorischen Stare down, jeder Fighter gibt seinen Kommentar z. B. in Form von du „bist ein A….“ etc. zum Besten. Danach geht es auch schon rund. Normale Kampfaktionen wären auf die Dauer ja etwas eintönig. So kann man seinen Gegner gegen allerlei Sachen Schleudern oder Hilfsmittel wie Glasflaschen, Baseballschläger, Electroschocker, Eisenträger u.s.w. zu Hilfe nehmen.
Auch das Publikum kann in die Matches eingreifen, so halten schon mal unbeteiligte euch oder euren Gegner fest und greifen so ins Geschehen ein.
Der Höhepunkt ist jedoch der schon aus dem Vorgänger bekannte "Blazin Mode". Je nachdem wie gut man sich schlägt füllt sich eine Leiste. Ist die ganz voll kann man diese auslösen. Jetzt verfällt der Fighter in pure Aggression und kann spektakuläre Aktionen ausführen, die oft einen K.O zufolge haben. Der Mode kann in jedem Match beliebig oft ausgelöst werden, vorausgesetzt eben nur das man gut kämpft.
Und das ist gar nicht so einfach, anfangs ist das Spiel richtig schwer und man hat Mühe überhaupt die ersten Matches zu gewinnen. Hat man den Dreh allerdings raus geht es besser von der Hand, leider fällt dann im Laufe des Spiels der Schwierigkeitsgrad rapide ab und ist schon fast zu leicht gegen Ende. Nach einem gewonnen Match bekommt man die oben schon angesprochnen Punkte (Geld etc.) aber auch Kämpfer, Musikstücke und andere Goodies werden freigeschaltet. Leider muss man wirklich ALLES freispielen, dazu zählen auch die insgesamt 72 Kämpfer (Bekannte und weniger bekannte Hip Hop Größen. Unter anderem auch Frauen z. B.: Carmen Elektra) und teile der 40 Musiktracks. Also lieber erstmal den Storymode spielen bevor man sich dem Battle Mode widemt.

"Das berüchtigte Inferno Match"
Steuerung:
Die Steuerung ist nahezu perfekt an das Spiel angepasst. Gab es im ersten Teil noch heftige Probleme, gehören diese nun der Vergangenheit an. Mit dem rechten Analog-Stick bewegt man den Charakter, mit dem linken wird der Blazin Mode und die darauffolgenden Aktionen ausgelöst. Mit Quadrat wird getreten, X ist zum Greifen, Werfen und zum Aufheben da. Mit Kreis läuft euer Alter Ego und mit Dreieck haut ihr dem NPCs auf die Nüsse. R1 steht für Blocken und L1 für den Angriffsmodifikator was meist stärke Aktion hervorruft. Geht es gegen oder mit mehreren Personen zur Sache sollte man die R2 Taste nicht vergessen, die ist zum anvisieren verschiedener Gegner.
Grafik:
Grafisch hat sich zum ersten Teil einiges getan. Die Kämpfer kommen sehr detailliert daher, davon könnten sich einige Spiele mal eine Scheibe abschneiden. Selbst die Zuschauer bestehen aus Polygonen und sind jedenfalls in den vorderen Reihen gut zu erkennen. Die Umgebungsgrafiken wurden alle sehr schön gestaltet und passen absolut in das vorhandene Setting. Gleiches gilt für die Texturen, schleudert ihr z. B. einen NPCs gegen einen Holzverschlag und dieser zerbricht seht ihr alles wirklich sehr detailgenau. Einziges Manko ist jedoch, dass es wieder einmal leichte Pal Balken gibt und die Grafik insgesamt etwas verschwommen wirkt, so als ob ein Blur Effekt o. ä. drüber gelegt wurde.
Sound:
In Sachen Sound hat man auch alles richtig gemacht, nicht nur das das Game THX zertifiziert ist und satten Dolby Pro Logic II Sound bietet, nein es kommen auch über 40 lizensierte Tracks, die jedem Hip Hopper das Herz hoher schlagen lassen. Allerdings sind diese teilweise ohne Gesang und auch in der geschnittenen Fassung. Sprich ohne irgendwelche Kraftausdrücke. Apropos Kraftausdrücke, die Kämpfer schmeißen verbal nur so um sich. Einige der Rapper scheinen auch original synchronisiert zu sein, wie z. B.: Mr. Pimp my Ride „Xzibit“, ich bin mir da aber nicht 100% sicher. Anzumerken sei noch das während den Matches neues Songs geladen werden es zu kurzen Rucklern kommen kann. Das hat wohl mit der Übertragung in den PS2 Speicher zu tun, obwohl das Laufwerk der Konsole die ganze Zeit über am arbeiten ist, was einem schon Angst macht.
Def Jam ist definitiv ein gutes Spiel keine Frage. Jedoch hätte man es in vielen kleinen Punkten verbessern können und einige Ungereimtheiten ausmerzen können (siehe Sound). Jeder Schulhofrapper wird sich einen Ast freuen wenn er das Spiel spielt. Jedoch sollten auch jeder reinschauen der kein Hip Hop mag. Da das Spiel sich nicht mehr auf Wrestling beschränkt kann es man es nicht in die Kategorie einordnen. Zum Schluss muss ich noch sagen, dass die Spielzeit von ca. 5 Stunden etwas kurz ist, und ich nicht die Motivation hätte es noch mal durchzuspielen, zumal man beim ersten Durchspielen noch nicht alles freigeschaltet hat.