Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde II im Test

Nach einer schicken Intro-Sequenz gelangen wir in das Hauptmenü und werfen dort erst einmal einen Blick auf die unterschiedlichen Spielmodi. Neben individuellen Gefechten, dem sogenannten Ringkrieg-Modus und einem umfangreichen Multiplayer steht euch hierbei natürlich ebenfalls eine Kampagne zur Verfügung, die ihr wahlweise auf Seite der guten oder bösen Mächte Mittelerdes bestreitet. Im Gegensatz zur Filmvorlage fokussieren sich die Kampagnen-Missionen jedoch nicht auf den Krieg der Menschenreiche im Süden, sondern stellen die unverbrauchten Geschehnisse im Norden der Fantasy-Welt in den Mittelpunkt...
So schmieden ausgerechnet die ehemals verfeindeten Elben und Zwerge ein Bündnis gegen das Unheil Saurons und kämpfen folglich Seite an Seite gegen das Böse. In der Rolle der Heerführer Glorfindel und Gloin bereist ihr dabei im Laufe der Kampagne illustre Schauplätze wie Bruchtal, den Düsterwald oder die Blauen Berge und führt dort den Krieg gegen dunkle Fürsten, Korsaren und nicht zuletzt Horden von Orks an. Alternativ dürft ihr allerdings auch die Mächte des Bösen kontrollieren und den Plänen der freien Völker Mittelerdes ein für alle Mal ein Ende machen.
Für eine ansprechende Präsentation der Geschichte sorgen hierbei Zwischensequenzen, die in einer hübschen Kombination aus malerischen Zeichnungen und dramatischen Rendervideos zur jeweils nächsten Mission überleiten. Die Levels selbst bieten folglich abwechslungsreiche Missionsziele und interessante Szenarien. Beispielsweise müsst ihr einen Drachen aus einer alten Zwergenmine vertreiben oder eine Seeblockade der Korsaren durchbrechen, um die Abkehr der Elben aus Mittelerde zu beschützen.
Nun wollen wir jedoch endlich in das Spielgeschehen einsteigen und starten daher eine Mission der Kampagne, in der wir unser Elben-Heer durch die Ettenöden führen sollen. Die Steuerung bietet RTS-Kennern dabei kaum Überraschungen, da ihr eure Batallione aus der typischen frei rotier- und zoombaren Vogelperspektive anwählt und ihnen per Mausklick Befehle zuweist. Wie schon im Vorgänger läuft ein Großteil der Bedienung weiterhin über das übersichtliche Palantir-Menü am unteren Bildschirmrand ab. So findet ihr in diesem stilvollen Interface eine Karte des Levels, diverse Fähigkeiten der angewählten Einheiten sowie wichtige Informationen zum Spielablauf vor. Die Steuerung gestaltet sich somit sehr zugänglich und läuft bereits nach kurzer Zeit sehr intuitiv von der Hand.
Da in den Levels Ork-Scharen, Spinnen, Trolle und zahllose andere Kreaturen des Bösen nicht lange auf sich warten lassen, werdet ihr unweigerlich in Schlachten versetzt, die den dramatischen Auseinandersetzungen der Filme kaum nachstehen. So durchbricht eure Kavallerie die Reihen der Gegner, während die Bogenschützen einen schallenden Pfeilhagel auf den Feind niederlassen und sich eure Schwertkämpfer tosend ins Gefecht stürzen. Echte Film-Atmosphäre kommt schließlich auf, wenn Katapult-Einschläge das Feld erschüttern und mächtige Kreaturen wie Ents oder Olifanten zum Einsatz kommen.
Durch ein cleveres Erfahrungspunkte-System erlangen die Kämpfe hierbei zusätzliche Tiefe. So sammelt jede eurer Einheiten für erledigte Gegner Erfahrungspunkte, die sich letztendlich in Stufenaufstiegen und somit auch verstärkten Fähigkeiten auszahlen. Da ihr eure elitären Batallione dank dieses Features oftmals über mehrere Missionen weiterführen könnt, entsteht selten der Eindruck des sinnlosen Einheitenverschleis, was sich natürlich auch auf eure Motivation auswirkt.
Um den unbarmherzigen Attacken des Feindes die Stirn bieten zu können, stehen euch weiterhin diverse Spezialfähigkeiten zur Verfügung, die ihr für gesammelte Erfahrungspunkte erwerben dürft. So heilt ihr mit Hilfe eines Zaubers alle verbündeten Einheiten im Umkreis, ruft für wenige Minuten eine schlagkräftige Gruppe Rohirrim herbei oder entfesselt schließlich die mächtige Geisterarmee. Diese Spezialkräfte können entscheidend für den Ausgang einer Schlacht sein und sollten daher zum richtigen Zeitpunkt von euch eingesetzt werden, da ihre Regeneration einige Zeit benötigt.
Abseits der Kämpfe bietet euch 'Die Schlacht um Mittelerde II' ebenfalls einen ausführlichen Teil an Aufbaustrategie. Dieses Feature wurde im Vorgänger wegen seiner Einschränkungen kritisiert, weshalb die Entwickler neue Möglichkeiten und Freiheiten in den Aufbaupart integriert haben. So dürft ihr mit Hilfe von Baumeistern eure Gebäude nun frei platzieren und die Errichtung einer Festung mitsamt zahlreicher Verteidigungsmaßnahmen vorantreiben.
Gehöfte sorgen hierbei für die Versorgung mit Ressourcen, während ihr in Kasernen und Schießständen neue Einheiten rekrutiert und in Schmieden bzw. Märkten neue Technologien erforscht (u.a. verstärkte Rüstungen). So stampft ihr mit der Zeit eine mächtige Siedlung aus dem Boden, die den Angriffen der Gegner dank Mauern und Türmen standhält und euch gleichzeitig als Basis für eigene Angriffe dient.
Dieses spannende Paket aus Gefechten und Aufbaustrategie weiß neben der linearen Kampagne auch im sogenannten Ringkrieg zu überzeugen. Hier führt ihr eure Armeen in rundenbasierten Spielen über eine Karte von Mittelerde und nehmt so verschiedene Ländereien ein, die euch wiederum als Bauplatz für Festungen, Gehöfte und Kasernen dienen. Sollte es nach dem Zug des Gegners zu einer Konfrontation kommen, habt ihr die Wahl, ob ihr den Kampf selbst austragen wollt, den Rückzug antretet, oder die KI die Schlacht führen lasst. Letztere Option lässt sich allerdings kaum empfehlen, da der Computer euch oftmals unnötig hohe Verluste einbringt.
Im Ringkrieg kommen zudem die bekannten Helden zum Einsatz, die sich hervorragend als Anführer einer Armee besetzen lassen und mit ihren einzigartigen Fähigkeiten einen Kampf entscheiden können. Der heroische Aragorn mäht sich beispielsweise als 'Schwertmeister' durch die feindlichen Linien, während König Theoden seine Reiter in die Schlacht führt und Gandalf mächtige Zauber entlädt. Nichtsdestotrotz greifen auch die Mächte des Bösen auf ihre (Anti-)Helden zurück und setzen euch somit Saruman, Schlangenzunge oder die Nazgul entgegen. Ein netter Zusatz ist dabei der Helden-Editor, in dem ihr aus einer Vielzahl an Äußerlichkeiten und Attributen einen eigenen Zauberer, Ork oder Heermeister erstellt und diesen letztendlich auch in Gefechten einsetzen dürft.
Schwächen sind in diesem Spiel auf den ersten Blick kaum auszumachen. Im Einzelspieler-Modus würde ich allerhöchstens die stellenweise etwas knifflige Wegfindung bemängeln, da die Einheiten gelegentlich merkwürdig auf eure Befehle reagieren. Im Mehrspieler-Modus häufen sich jedoch Ungereimtheiten, da man hier deutlich mit Bugs (u.a. Abstürze bei bestimmten Aktionen) und Balance-Problemen aufgrund der Helden zu kämpfen hat. EA hat mittlerweile zwar mit Patches nachgebessert, ein fader Nachgeschmack bleibt in dieser Hinsicht jedoch.
Die Grafik von 'Schlacht um Mittelerde II' weiß wirklich von der ersten Sekunde an zu begeistern. Die imposanten Landschaften (z.B. Minas Tirith) wurden sehr detailreich und lebendig umgesetzt, zudem bieten die Gebäude ein hohes Maß an Feinheiten und aufwändiger Architektur. Schließlich kommen in den Massenschlachten zahllose Effekte zum Einsatz, die zusammen mit den gelungenen Animationen der Einheiten ein hervorragendes Gesamtbild ergeben. Einen Haken hat die Sache jedoch, denn das Spiel hat einen recht hohen Hardware-Hunger, sodass es auf schwächeren Rechnern auch mal zu Rucklern kommen kann.
Der Sound trägt maßgeblich zur hervorragenden Atmosphäre des Titels bei. Die Schlachten wurden mit dramatischen Soundeffekten unterlegt, und wenn erst einmal die bekannten Herr der Ringe-Themen erklingen, gibt es für den Fan sowieso kein Halten mehr. Zudem darf man die originalgetreue deutsche Synchronisation der Helden und Einheiten als gelungen bezeichnen.
Minimale Systemvoraussetzungen
Windows XP
1,6 GHz Prozessorleistung
256 MB RAM Arbeitsspeicher
DirectX 9.0c
64 MB Grafikkarte
8x DVD-Laufwerk
5,5 GB freier Festplattenspeicher
Marcel meint:
Userwertung
Herr der Ringe: Schlacht um Mittelerde II ist schlicht und einfach ein sehr gutes Echtzeitstrategiespiel, das die epische Filmvorlage gelungen auf den heimischen PC umsetzt. Das Gameplay wurde gleichermaßen zugänglich und doch facettenreich gestaltet, sodass die Mischung aus imposanten Schlachten und cleverer Aufbaustrategie voll aufgeht. Nicht zuletzt dürfte ebenso die hervorragende Inszenierung vor den Bildschirm fesseln. Trotz kleinerer KI-Probleme und dem fehlerhaften Multiplayer hat sich der Titel den Award also voll und ganz verdient!